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  #1  
Alt 12.03.2011, 23:18
ulphin ulphin ist offline
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Beiträge: 140
Standard AW: Mein Papa hat Suizidgedanken

p { margin-bottom: 0.21cm; } Liebe Sandra,


In Deinem Posting schreibst Du, dass Dein Papa nicht mehr leben wolle und daher einen Suizidversuch unternommen habe, dieser aber gescheitert sei.


Grundsätzlich kann ich mich den Überlegungen von Thea, die sich mit Suizidgendanken unserer lieben Betroffenen beschäftigen, anschließen. Dennoch geht jeder von ihnen seinen eigenen Weg, der eine versucht es, so wie Dein Papa, gezielt, seinem Leben ein Ende zu setzen, der andere akzeptiert ihn so wie er ist. Dabei ist dies absolut nicht resignativ gemeint, im Gegenteil als konstruktive Auseinandersetzung mit dem unweigerlich zum Leben gehörenden Sterben und Tod.


Etwas anderes ist es, als Angehöriger etwas zu tun oder zu unterlassen, dies insbesondere vor dem Hintergrund des gescheiterten Suizidversuchs.


Worin kann eine Unterstützung bestehen? Solange jemand körperlich noch in der Lage ist, sich das Leben zu nehmen, wird niemand diesen Schritt letztlich verhindern können. Aber kann es nicht helfen, dem lieben Menschen zu sagen „Ich liebe Dich sehr, ich respektiere Deinen Wunsch, diese Erde zu verlassen, gehe hin in Frieden, ich kann Dich loslassen, nimm auf mich keine Rücksicht, lass mich auch los, wir sehen uns in einer anderen Welt wieder?


Letztlich, so glaube ich, hängt die Art der Unterstützung immer von den Wünschen des geliebten Kranken ab. Und hieran möchte ich, ausdrücklich ohne Dir zu nahe treten zu wollen, aus dem was Du schriebst, die Frage anschließen, ob Ihr bisher in Eurer Familie über die Krankheit Deines Papas und die möglichen Konsequenzen in Ruhe und Liebe habt reden können?


Herzlich


ulphin
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  #2  
Alt 13.03.2011, 00:05
undine undine ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat Suizidgedanken

Liebe Sandra,

es tut mir unendlich leid, dass dein Papa so leidet und nun auch dieses emotionale Chaos entsteht, weil er an Suizid denkt.

Meine Ma will unbedingt leben, aber ich habe mir auch schon Gedanken darüber gemacht, was ich tun / sagen würde, wenn es anderes wäre.
Meine Schwiegermutter war viele Jahre ein Pflegefall, die letzten Monate muss es unterträglich für sie sein. Da sie (trotz jungen Lebensalter) eine Demenzerkrankung hatte, zog das Thema Sterbehilfe bei uns ein und begleitete uns mit jedem Tag, an dem wir sie leiden sahen, auch wenn sie, oder Gott, oder wer auch immer, uns diese Entscheidung letzt endlich abgenommen hat.

Ich denke, für uns als Angehörige ist es nicht begreiflich, wie es sein muss, mit der Diagnose LK im Stadium IV zu leben. Abgesehen von den Schmerzen muss es eine ungeheure psychische Belastung sein, mit dem Bewusstsein zu leben, gegen die Zeit zu kämpfen. Wenn ein Mensch dann entscheidet vorher aus eigener Hand sterben zu wollen, ist das sein Recht. Aber ich würde unbedingt auch versuchen kompetente Hilfe zu holen! Einen Onkopsychologen, vielleicht einen Pfarrer, jemand, der nicht zur nächsten Familie gehört, aber der geschult ist und mit dem dein Vater seine Entscheidung besprechen kann, ohne das die eigene Gefühlswelt von Tochter oder Ehefrau einbezogen ist.
Und, ich würde meinem Vater einen Brief schreiben, ihm darin sagen, wie sehr ich ihn liebe, was es mit mir machen würde, wenn er sterben wird. Und dass ich seine Entscheidung, egal wie sie wäre, respektieren würde.
Und dann würde ich versuchen, mit dem Onko-Arzt zu besprechen, ob es nicht Alternativen gibt; eine bessere Schmerztherapie vielleicht, mehr Hilfe zum Schlafen, damit dein Papa sich erholen und die Suizidgedanken überdenken kann.

Liebe Sandra, dies ist nur als kleine Anregung gedacht, nicht als Belehrung usw. Ich wünsche Euch alles Liebe und hoffe wirklich sehr, dass Ihr Hilfe bekommt, damit dein Papa sich besser fühlen kann.
__________________
_________________________

Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
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  #3  
Alt 13.03.2011, 10:16
irmchen irmchen ist offline
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Beiträge: 54
Standard AW: Mein Papa hat Suizidgedanken

Hallo Sandra,
ich kenne diese Situation nur zu gut. Mein Vater bat mich um Erlösung;allerdings zu einem Zeitpunkt wo es ihm noch ganz gut ging.Er sagte mir eindringlich dass wenn der Fall des "Dahinsiechens" eintritt ich ihn sofort davon erlösen sollte. Es gab in den 3 Tagen und Nächten vor seinem Tod so viele Situationen wo ich ihm statt der vereinbarten Dosis gerne eine Überdosis gespritzt hätte; letztendlich habe ich mich an die Dosis gehalten, war Tag und Nacht an seiner Seite und sprach mit ihm übers loslassen..es ging dann sehr schnell.
Die andere Variante ist wie schon erwähnt eine fremde Person zu Hilfe zu holen. Entscheide das aus dem Bauch heraus, ich weiß das ist schwer. Wir haben uns am Anfang auch nicht getraut mit meinem Vater zu sprechen:dann haben wir uns einen Ruck gegeben...und es war auch für ihn gut.
Ich wünsche Dir viel Kraft Lg Irmchen
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  #4  
Alt 13.03.2011, 21:54
mrs.krabappel mrs.krabappel ist offline
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Beiträge: 10
Standard AW: Mein Papa hat Suizidgedanken

Hallo,

ich danke euch allen für eure Antworten.

Wir haben in den letzten Wochen einige intensive Gespräche mit meinem Vater geführt (meine Schwester, meine Mama und ich) und es ging natürlich oft um den Tod und das Sterben, aber auch um unser bisheriges Leben und was wir gerne noch miteinander erleben würden/ erlebt hätten.
Mein Vater war nie ein "gefühlvoller" Mensch, früher hätte es niemals so tiefschürfende Gespräche zwischen mir und ihm gegeben. Meist ging es um praktische Dinge; die Kinder oder den Job, das kaputte Auto etc.
Seit ihm klar ist, dass er bald sterben wird, hat er sich komplett geändert und ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie gut man mit ihm reden kann und wie klar er seine Wünsche und Vorstellungen äussert. Ich habe ihn immer für einen Atheisten gehalten (Gott war nie ein Thema für ihn und er hat sich früher eher über meine Schwester und mich - wir waren begeisterte Messdienerinnen - amüsiert), aber in der letzten Woche hat er sich sogar in die Kirche geschleppt und heute sprach er davon, ob er wohl mal mit unserem Pastor sprechen solle.

Er ist inzwischen im Krankenhaus; meine Mutter hat gestern abend den Notdienst gerufen. Er wurde immer schlapper und hatte er eine solche Unruhe und Angst vor der Nacht...
Laut KH-Arzt hat er Wasser in der Lunge, kann im Moment aber nicht punktiert werden, da die Gerinnungswerte so schlecht sind.

Meine Schwester und ich waren heute bei ihm, da hat er sich ziemlich zusammengerissen und sich eigentlich ganz "normal" verhalten. Meine Mutter war später dann noch bei ihm und war geschockt, weil er so schlecht zurecht war. (Er bekommt jetzt Tabletten gegen die Unruhe, etwas gegen Depressionen und zur Nacht starke Schlaftabletten.)
Mama meint, sie hat Angst, dass er heute nacht stirbt. Er hätte so anders ausgesehen, die Augenlider so blau und um den Mund hätte er einen weissen Ring gehabt...
Eigentlich wünsche ich mir ja, dass er es bald "geschafft" hat, aber alleine im Krankenhaus zu sterben war immer eine Horrorvorstellung für ihn. Ihn jetzt noch schnell nach Hause zu holen, scheint mir schwierig; ohne Pflegedienst (oder zumindest irgendwelchen Hilfsmitteln wie einen Toilettenstuhl etc.) würde meine Mutter - auch mit unserer Hilfe - es wohl nicht schaffen, ihn zu versorgen.

Ich fürchte, ich hab jetzt hier ziemlich wirr geschrieben, aber meine Gedanken sind im Moment so ungeordnet und ich bin einfach so traurig.

Liebe Grüße

Sandra
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  #5  
Alt 13.03.2011, 22:33
undine undine ist offline
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Beiträge: 899
Standard AW: Mein Papa hat Suizidgedanken

Liebe Sandra,

es tut mir sehr leid. Fühle dich bitte einfach in den Arm genommen

Ich weiß nicht, was ich sagen kann, außer, dass ich Euch alles Liebe und viel Kraft wünsche...
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Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
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  #6  
Alt 14.03.2011, 07:39
KleineSüssenenntsiemich KleineSüssenenntsiemich ist offline
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Registriert seit: 03.03.2011
Ort: tiefstes Schleswig-Holstein
Beiträge: 29
Standard AW: Mein Papa hat Suizidgedanken

Hallo Sandra,

ich möchte Dir einfach nur ganz viel Kraft wünschen

Gruß
Sanne
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Mama an Rhabdomyosarkom pT4 N0 M0 erkrankt März 2011
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  #7  
Alt 14.03.2011, 08:17
Olli-Minden Olli-Minden ist offline
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Registriert seit: 31.01.2011
Beiträge: 75
Standard AW: Mein Papa hat Suizidgedanken

Hallo Sandra,

seit Samstag lese ich Deinen Thread mit.
Ich würde Dir so gerne etwas tröstliches oder hilfreiches schreiben, aber in Anbetracht der Situation, in der ihr euch befindet, fehlen mir einfach die Worte.
Zumindest aber möchte ich meine Hochachtung dafür ausdrücken, wie offen und ehrlich Du hier schreibst. Ich wünsche Dir und Deiner Familie für die kommende Zeit viel Kraft, Stärke und Gottes Beistand.

Liebe Grüße
Oliver
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