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  #1  
Alt 23.07.2011, 09:51
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Ich habe solche Angst

Liebe Jäcky,

ich kann Dein Gefühlschaos gut verstehen. Aber bitte, bitte, genieße heute den Tag. Es ist wichtig, dass Du diese Auszeit mal hast, denn auch Du brauchst neue Kraft für Dich, Deine Kinder und besonders für Deinen Vater.

Selbst wenn es dieses letzte Aufblühen wäre, ich denke nicht, dass heute etwas Schlimmes passieren wird.
Vielleicht lebt Dein Vati auch einfach bewußter, so lange er es eben noch kann. Sein Enkel machen ihm bestimmt viel Freude.
Jeder fröhliche Moment ist so wichtig für ihn und für Euch alle. Denn diese Momente, daran wirst Du Dich immer erinnern, dass es in einer so schweren Zeit eben auch ein winziges Stückchen Glück gibt.

Selbst als ich wußte, dass meinem Vati nur noch wenige Tage blieben, habe ich seine Freude gesehen, als er die neue Uhr bekam, als er seinen älteren Enkel erkannt hat, als wir draußen im Park waren, er die Sonne und den Wind spüren konnte.

Diese fiese Krankheit läßt einen so mißtrauisch werden. Aber wir können nur den Weg gehen, der uns vorgegeben ist und neben den vielen Schmerzen eben auch mal die schönen Augenblicke genießen.

Liebe Jäcky,
ich hoffe, Du hast heute wirklich einen netten Tag mit Deinem Mann.
Vielleicht hat Dein Vater auch eine gute Nachricht beim Arzt bekommen? Wer weiß. Ich wünsche Dir weiterhin sehr viel Kraft.

Liebe Grüße
Carla
__________________
Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

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  #2  
Alt 23.07.2011, 20:56
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Ich habe solche Angst

Hallo ihr lieben,

ihr habt Recht, ich sollte mich einfach freuen, dass er gestern so gut drauf war. Er hat auch viel gelacht, das hat mich gefreut. Ich kann mich noch nicht so richtig dran gewöhnen, im hier und jetzt zu leben. Ich war immer ein Mensch, der voraus geplant hat und Pläne noch und nöcher geschmiedet hat. Es ist schwierig, den Hebel umzulegen.

Der Tag mit meinem Mann war heute wunder wunderschön. Wir hatten so viel Spaß, haben gelacht und viel Geld ausgegeben
Er sagte zu mir, also Jäcky wenn du schon mal rauskommst, dann machst du mich noch arm. Dann haben wir beide herzlich gelacht. (Es war natürlich lieb von ihm gemeint) Erst hatten wir uns schöne Möbel bei Ikea ausgesucht, dann zur Info und reservieren lassen - tja die sind nicht am Lager. Na klasse dachte ich, fängt ja gut an. Aber in einem anderen Stadtteil waren sie da. Wir also wieder ins Auto und quer durch Berlin gefahren, mit den ganzen Baustellen und dem Verkehr furchtbar. Ich hasse die Großstadt, diese ganze Hektik - mit sowas kann ich nicht umgehen. Jedenfalls haben wir dort erstmal gleich alles eingesackt, außer auf andere Stühle mußten wir ausweichen, aber trotzdem schön. Dann sind wir gemütlich essen gegangen und nochmal ganz in Ruhe durchgelaufen. Was soll ich sagen, es kam noch das und das und das dazu. Wir hatten soviel Freude, haben uns auch an kleinkram wie Kerzen gefreut.

Dann waren wir noch in einem Shoppingcenter und dann nach Hause. Unsere beiden Süßen hatten auch einen ganz tollen Tag und super viel Spaß. Nun sitz ich hier und bin fix und alle. Ich glaube heute kann ich mal super gut schlafen.

Nun hab ich aber ganz schön viel geschrieben tut mir leid

Liebe Grüße
Jäcky
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  #3  
Alt 23.07.2011, 22:23
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Ich habe solche Angst

Liebe Jäcky,

das ist toll, dass Du einen so guten Tag hattest. Ich freue mich für Dich.
Ich hoffe, Ihr habt viel Spaß an den neuen Möbeln.

Ich wünsche Dir eine gute Nacht und träum was Schönes.
Liebe Grüße
Carla
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  #4  
Alt 26.07.2011, 13:11
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Ich habe solche Angst

Hallo ihr Lieben,

heute hat meine Mama mir wieder einmal ihr Herz ausgeschüttet. Ich hatte mich Freitag über die Stimmung meines Papas zu früh gefreut. Seit Samstag ist es wieder schlimm mit ihm. Manchmal denke ich, er tut nur immer so, wenn wir freitags da sind. Sonntag war meine Mama ihre Mama (also meine Oma) mit ihrem Lebensgefärten da und mein Paps hat sich wiedermal unmöglich benommen. Hat meine Mama schlecht gemacht, wo er nur konnte, ist ihr ständig ins Wort gefallen und solche Sachen. Er schafft es noch, auch den letzten Besucher zu vertreiben. Ich weiss nicht, was ich noch machen soll. Auf der einen Seite tut er mir natürlich auch leid aber dann ist wieder auf der anderen Seite meine Mama. Sie hat es im Moment so schwer. Bei meiner Schwester ist es ja absehbar, da es ja nur noch eine Frage der Zeit ist, bis sie ne Wohnung hat. Aber dann ist meine Mama mit meinem Papa ganz allein. Und dann, wird es wirklich besser? Hab ich richtig´gehandelt, dass ich meine Schwester zu ausziehen bewegt hab? Hält das meine Mama dann aus? Es wirft wieder alles so viele Fragen auf, ich bin so am zweifeln.

Da hat ja der schöne Samstag und die Stimmung am Freitag nicht lange angehalten. Klasse.

Liebe Grüße Jäcky
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  #5  
Alt 26.07.2011, 22:05
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Ich habe solche Angst

Oh Mann, Jäcky, das ist wirklich schlimm.
Diese Stimmungsschwankungen können aber auch eine "Nebenwirkung" des Krebes sein. Das hat uns jedenfalls der Palliativ-Arzt meines Vater so erklärt. Oft richtet der Krebs eben viel mehr Schaden bei dem Menschen an, als man so auf den ersten Blick sehen kann.

Dass Dein Vater nicht darüber spricht oder Du ihn eben auch nicht darauf ansprechen kannst, macht das alles natürlich noch schlimmer.

Ich drücke Dir die Daumen, dass es wirklich besser wird, wenn Deine Mama eine Rückzugsmöglichkeit bekommt.
Liebe Grüße
Carla
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  #6  
Alt 27.07.2011, 12:46
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Ich habe solche Angst

Liebe Carla,

es ist immerwieder schön, Deine Mails zu lesen. Und dankschön für Deine PN - hat mir sehr gut gefallen. Werd ich mir ausdrucken und einrahmen und zu Haus und im Büro aufhängen, dann hab ichs immer vor Augen. Vielleicht hilfts ein bisschen.

Ich hoffe wirklich, das ich alles in die richtigen Bahnen gelenkt habe und das meine Eltern auch allein miteinander zurecht kommen. Bin da ein wenig optimistisch. Da mein Papa ja Invalidenrentner ist, ist er dann den ganzen Tag allein und freut sich vielleicht, wenn sie dann abends von der Arbeit kommt. Ich wünsche mir es so sehr, dass sie die Zeit die sie noch miteinander haben, geniessen können. Das Leben ist doch eh schon kurz und schwer genug, da muss man es doch wenigstens genießen oder?

Nachher kommt meine Mama wieder zum Kaffee vorbei. Sie hat keine Lust im Moment nach der Arbeit gleich nach Hause zu fahren. Schlimm nicht wa? Zum Glück wohnen wir nur 5 Minuten mit dem Auto weg, da kann ich wenigstens für sie eine Anlaufstelle sein und meine beiden Zwerge freuen sich schon, dass Omi vorbei kommt. Aber es tut mir weh. Ich würde mich mehr freuen, wenn sie sich freut nach Hause zu kommen und würde dann lieber zu meinen Eltern rüber fahren und sehen wie gut sie sich verstehen. Ist denn das wirklich zu viel verlangt, ich weiss nicht warum der da oben zulässt dass zu dieser scheiß Krankheit auch noch die psychische Belastung kommt. Das macht mich echt traurig.

Ganz liebe Grüße
Jäcky
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  #7  
Alt 27.07.2011, 13:33
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Ich habe solche Angst

Liebe Jäcky,

ich denke, dass es für Deine Mama ganz wichtig ist, Dich zu haben und zu Dir kommen zu können, wenn sie nicht weiß wohin. Du bist ihr eine große Stütze in dieser schweren Zeit.
Sie kann dann mal aus der schwierigen Situation zu Hause raus und wird bei Dir gut aufgenommen und hat mit den Enkeln bestimmt auch ein bißchen Abwechslung und schöne Momente.
Vielleicht bist Du im Moment ihre Sonneninsel, wo sie wieder Kraft tanken kann.

Ich verstehe Dich sehr gut, was Deine Eltern anbetrifft. Ich hätte mir auch gewünscht, dass meine Eltern liebevoller oder wenigstens verständnisvoll miteinander umgehen. Leider war das die letzten Jahre nicht möglich. Meine Mutter merkt nie, wenn sie Anderen mit ihrer verletzenden Art weh tut. Bs zum Schluss hatte sie kein Verständnis für die Situation meines Vaters, für seine Probleme (wie die Inkontinenz usw.). Du kennst ja unsere Geschichte.

Sie hat mir sogar mal vorgehalten, dass ich meinen Vati in der Klinik vor ein paar Wochen soooo verwöhnt hätte und sie dann zu Hause mit ihm wieder die Probleme hätte usw.
Verwöhnt, weil ich ihm mal Kirschen mitgebracht habe oder eine Bratwurst vom Grill, die er so geliebt hat und weil ich eben jeden Tag bei ihm war. Für mich einfach selbstverständlich.

Ich bin sehr froh, dass ich das alles so gemacht habe! Heute kann ich es schließlich nicht mehr.

Sei einfach weiter für Deine Eltern da. Und gib die Hoffnung nicht auf, dass Du vielleicht auch Deinen Vati irgendwann erreichen kannst.
Ich glaube nicht, dass Du etwas falsch machen kannst, wenn Du ihnen zeigst, dass Du immer für sie da bist und sie sich immer auf Dich verlassen können.

Ich sende Dir ganz liebe Grüße aus dem sonnigen Norden.

Carla
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  #8  
Alt 27.07.2011, 13:47
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: Ich habe solche Angst

Hallo Jäcky,
nun habe ich mir mal deine ganze Geschichte durchgelesen, ebenso in dem anderen Thread!
Da ich selber Angehörige einer inzwischen leider an Krebs verstorbenen Mutter bin, sowie Angehörige eines an Krebs erkrankten Mannes, kann ich deine Gefühle sehr gut verstehen. Aber so geht es sicherlich jedem hier im Forum. Es sind Gefühle und Gedanken, die man nicht steuern kann.
Allerdings stellen sich mir ein paar Fragen.
War dein Vater eventuell schon immer so, wie du ihn jetzt beschreibst?
Nur das er eben vorher seiner Arbeit nachging und mehr außer Haus war?
Du hast ihn ja selber als "schon immer sehr verschlossen" beschrieben.
Vielleicht fällt es nun einfach mehr auf. Auch sein "aufbrausendes Wesen".
Hat deine Mutter eventuell schon immer bei deinem Vater nachgegeben, um des lieben Friedens willen?
Das ist ja häufig so bei Frauen, dabei schließe ich mich nicht aus.
Vielleicht fällt es jetzt einfach nur verstärkt auf, da deine Eltern nun den ganzen Tag beisammen sind. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen.

Dann habe ich mir so für MICH überlegt, wie ich es damals empfunden hätte, wenn meine Kinder sich in meine Ehe eingemischt hätten (es ist nicht böse gemeint, aber so liest es sich für mich). Wenn meine Kinder Partei für meinen Mann oder mich ergriffen hätten und zwar ganz offensichtlich.
Oder wenn eines meiner Kinder den Auszug des anderen Kindes in die Wege geleitet hätte. Ich wäre ziemlich wütend geworden, ebenso mein Mann.
Jeder soll doch sein Leben leben!
Natürlich sollte eine Familie gerade bei einer solchen schrecklichen Krankheit ganz fest zusammenhalten und für einander dasein.
Aber du hast dein Leben und deine Eltern führen ihr Leben.
Ich hoffe es kommt nicht ganz so negativ herüber, wie es sich für mich gerade liest, denn irgendwie kann ich mich nicht besser ausdrücken.
Versuche einfach, etwas ruhiger an die Sache heranzugehen. Auch für dich.

Viele Grüße,
Sanne
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