Mein Papa hat Lungenkrebs im fortgeschrittenem Stadium

[Mirilena]

Ich habe Angst vor morgen... Helli und ich werden die Trauefeier mitgestalten, d.h. wir werden beide das Wort an Papa richten. Als ich heute vormittag meiner Mama meinen Brief vorgelesen habe, musste ich ständig weinen und die Stimme brach... Ich weiß echt nicht, wie ich den Tag morgen überstehen soll. Das wird noch einmal ein ganz schwerer Weg, da so viele Menschen ihr Kommen angekündigt haben und die werden ja auch alle traurig sein. ich musste schon so viele weinende Menschen am Telefon trösten... ANGST!!!

Liebe Grüße
Miriam

P.S.: Und ob ihr's glaubt oder nicht, jeden Morgen sitzt jetzt eine Taube im Baum gegenüber, wenn ich auf dem Balkon stehe und rauche. Ich rede immer mit ihr und sie hört mir zu. Und obwohl ich ihr gesagt habe, ich hätte das Zeichen verstanden und wüsste, dass alles gut sei und sie nun wegfliegen könne, sitzt sie immer wieder an derselben Stelle und sieht aus, als würde sie mir geduldig zuhören. Ich glaube, sie wird morgen noch einmal kommen und dann endgültig davonfliegen;-)))

[Nicerl]

Liebe Mirilena!

Du wirst das morgen packen! So wie du alles bisher gemeistert hast.
Alle Menschen sind traurig die dort sein werden und ich zieh echt den Hut vor dir, dass du auch noch die Trauerfeier mitgestaltest.
Das scheint ein ganz inniger Wunsch von dir zu sein, sonst hättest du den Schritt nicht gemacht.
Ich denk an dich und wünsch dir von Herzen alles, alles Gute!
Die Taube wird dich begleiten,,,,,,,,,,,
Nicerl

[Tiina]

Liebe Miriam,
Du wirst das schaffen, Du hast schon so viel geschafft...

Schön dass Du einen Brief an Deinen Papa vorlesen willst und das macht doch überhaupt nichts, wenn Du dabei weinst! Ich habe auf der Trauerfeier auch ein paar Worte an meine Mami gerichtet, das ging gut - und natürlich habe ich ganz viel geweint (und viele andere auch). Irgendwie fand ich das auch tröstlich, mit so vielen Menschen die Trauer zu teilen...

Ich denke an Dich,
Anja

[Sternenkreuzer]

Liebe Miriam,

ich möchte Dir auch noch mein Beileid aussprechen, ich hab es leider erst heute gelesen.

Dein Papa ist nun endlich erlöst und was das wichtige ist, er konnte zufrieden gehen, weil er dank euch im Reinem war mit allem.

Ich hoffe, dass Du die Trauerfeier gut überstanden hast und wünsch Dir nun auch ein wenig Frieden und Ruhe.

Liebe Grüße
Nadine

[Mirilena]

Danke!!! Ja, wir haben es geschafft und irgendwie fühlt sich das befreiend an. Die Friedhofskapelle war voller Menschen. Wir waren sehr gerührt, dass so viele gekommen sind und teilweise hatten sie eine weite Anfahrt. Alle alten und auch die ehemaligen jungen Kollegen meines Vaters waren da (er war bei der Polizei). Und so viele Verwandte, Nachbarn und Freunde. Sogar zwei Freundinnen meiner Tochter Helena.

Die Atmosphäre in der Kapelle war sehr schön, so viel Kerzenlicht. Und Ulrike, unsere Pastorin, hat eine wunderbare Predigt gehalten. Einmal mussten meine Mama, Helli und ich laut lachen, als sie sagte, bei meinen Eltern sei es Liebe auf den dritten Blick gewesen (zumindest bei meiner Ma). Ansonsten musste ich mich immer sehr konzentrieren, nicht die Fassung zu verlieren. Wir hatten uns "Time to say goodbye" von Andrea Bocelli und "Nächsten Sommer sehen wir uns wieder" von Bosse ausgesucht. Time to say goodbye wollte Papa gern haben und das zweite Lied hat uns die letzten Wochen begleitet. Dann kam mein Part und ich hätte nie gedacht, dass ich es schaffen würde, aber es ging. Mir blieb zwar gelegentlich die Stimme weg, aber ich konnte mich dann wieder sammeln. Gott sei Dank hat Helli ihren Text gleich Ulrike gegeben, so dass diese ihn vorgetragen hat für Helena. Ich war ganz froh, dass Helena in der Kapelle endlich mal weinen konnte. Ja, das war die Trauerfeier und dann sind wir mit allen noch Kaffee trinken gegangen. Das war anstrengend, aber auch gut, denn so haben wir noch unsere Erinnerungen ausgetauscht und uns gegenseitig getröstet. Als wir dann alle verabschiedet hatten, sind wir zu Mama gefahren.

Es ist schon seltsam, denn obwohl ich vom Verstand her weiß, dass Papa nicht mehr hier ist, kann ich es doch immer noch nicht glauben. Ich spüre seine Nähe überall. Ich habe mir sein Eau de Toilette mitgenommen und schnuppere immer daran, weil ich es so gern an ihm gerochen habe. Mama trägt seine Brille und seine Kette mit dem Kreuz und Helli hat nun immer sein Taschenmesser bei sich. Heute war die Traueranzeige in der Zeitung. Wie surreal! Ich lebe außerhalb von Zeit und RAum, weiß gar nicht wie spät es ist geschweige denn welcher Wochentag. Das ist mir alles auch egal. Ich fühle mich ganz wohl unter meiner "Käseglocke". Die schützt mich ein wenig vor der Realität, die mir all zu schmerzhaft ist.

Ich hoffe, euren Lieben geht es gut? Ob das hier eine Art Suchtverhalten auslöst? Manchmal möchte ich gar nicht mehr kommen, aber dann zieht es mich doch hierher. Denn ich will ja wissen, ob es euch gut geht und ob die Chemos oder andere Therapien bei euren Eltern anschlagen. Das hoffe ich von ganzen Herzen!!!

Alles Liebe einstweilen,
Miriam

[Vivien]

Bin erst seit ein paar tagen hier im Forum
Schön das du es mit soviel lieb ,in deiner verzweiflung ,alles so toll geschafft hast
Die Nähe wirst du bestimmt noch längere zeit spüren und das ist gut so, da kann man auch besser abschliessen ,und die erlösung deines papas als positiv irgendwan dann erkennen.

Wünsche dir viel Kraft im weitern Leben

mfg. Vivien

[FunnyFlip]

Liebe Miriam,

auch ich möchte dir mein aufrichtiges Beileid aussprechen. Dein Paps hat es jetzt geschafft...

Ich wünsche dir und deiner Familie ganz viel Kraft.

Alles Liebe,
Jule

[carla44]

Liebe Miriam,

Dein Bericht von der Trauerfeier berührt mich sehr. Ich bewundere Dich, dass Du das so geschafft hast, Deinen Brief an Deinen lieben Papa vorzulesen.
Und die vielen Menschen, die in dieser Stunde bei Euch waren, ja das ist das, was ich bei unserer Trauerfeier vermißt habe. Wir waren alleine, nur die Familie, weil meine Mutter das so wollte. Alleine, genauso hat es sich auch angefühlt.

Dass Du unter der Käseglocke lebst, ist bestimmt reiner Selbstschutz. Die Realität wird erst ganz langsam kommen, leider ist sie dann nicht weniger schmerzhaft. In der ersten Woche nach Papas Tod habe ich nicht mal wirklich geweint. Das kam erst viel später und dann eben auch sehr massiv.

Sachen von Deinem Papa bei Dir zu haben - ja das habe ich auch gemacht, sein Shirt, was noch nach ihm roch, seine Uhr, sein Taschenmesser ist immer in meiner Handtasche.

Liebe Miriam, ich möchte Dich einfach nur in den Arm nehmen und Dir Halt geben, wenn ich darf.
liebe Grüße
Carla