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#1
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"Moin."
"Moin, Hartmut." "Na? Ausgeschlafen?" "Jou. Ich brauch jetzt erst mal nen Kaffee." "Brauchst nur auf den Knopf zu drücken, Helmut. Alles vorbereitet." ![]() "Bin ich doch immer!" ![]() "Du??" ![]() "Neee, jetzt mal im Ernst. Gestern morgen, das war knapp. Sehr knapp!" "Achsoo. Naja, stimmt. Sehr knapp." "Mann, Alter! Deine Reaktionen und Reflexe sind noch gut in Schuss. Wenn dem nicht so wäre, säßen wir jetzt wahrscheinlich nicht hier." "Da sagst du was, Hartmut. Mein Kreislauf geht jetzt noch hoch, wenn ich dran denke. So ne blöde Tussi." ![]() "Hei, nu mal langsam. Dafür kann sie nix. Dass sie ne Frau ist. Du weißt, Männer sind auch nicht besser." "Ja, du hast ja recht. Ich meine ja auch nicht alle Frauen am Steuer. Ich meine nur die Eine. OK. Es gibt ja auch noch die aufgemotzten Testosteron-Pfosten, die Wackeldackel-Fahrer und die Träumer. Weißt du, Hartmut, was ich mich manchmal frage?" "Du sagst es mir." "Wieso funktioniert das eigentlich so einigermaßen ordentlich im Straßenverkehr? Da sind so viele Leute auf der Autobahn unterwegs und sind wahrscheinlich mit ihren Gedanken ganz woanders. Die simpelsten Verhaltensregeln werden nicht beachtet. Was haben die in der Fahrschule gelernt? Zu Hause kriegen sie nicht mal ne Kaffeemaschine zum laufen und dann in's Auto setzen?" "Nu reg dich nicht auf. Vielleicht war sie ne Anfängerin." "Doch, ich reg mich auf. Die Fahrt noch Köln hätte unsere letzte sein können. Kannst du dir vorstellen, was passiert wäre? Dreispurige Autobahn, Betrieb auf allen Spuren? Und dann ein Unfall? Denk an die 30-Tonner, die uns im Genick saßen! Die Menschen, die mehr oder weniger gut gelaunt zur Arbeit fuhren? Es ist scheixxegal, ob das eine Anfängerin war oder nicht! Sie hat die simpelste Regel nicht beachtet: in den Spiegel schauen, Schulterblick und dann ..... den Blinker setzen. Ist das so verdammt schwer? Und wenn man dann die Spur wechselt, so muss man doch auch die Geschwindigkeit anpassen. Ich kann doch nicht einfach so mit knapp 100 km/h auf eine Spur wechseln, auf der die Autos mit 130 fahren. Da muss ich einfach mal Gas geben .... oder ich bleibe, wo ich bin und bremse ein bisschen ab und warte, bis Platz ist zum Spurwechsel. Auch sehr viele 'erfahrene' Fahrer verhalten sich wie diese Frau. Sie setzen sich in's Auto und schalten den Kopf ab. Ich könnte Bücher schreiben darüber. Meine Jüngste saß ja auch noch mit im Auto. Sie hat mich nur entsetzt angeschaut und keinen Ton gesagt." "Jetzt reg dich ab. Anfänger müssen halt erst mal Erfahrung sammeln." "Erfahrung sammeln ist gut. Die Frage ist nur: auf wessen Kosten? Wären wir nicht im Transporter unterwegs gewesen, sondern mit nem normalen Auto .... ich weiß nicht, ob ich es geschafft hätte. Im Transporter sitze ich hoch und habe einen guten Überblick. Ich sehe so manches viel früher oder kann es ahnen. Im Kopf steht mein rechter Fuß bereits auf der Bremse." "Du hast halt Erfahrung. War es nicht schon öfter brenzlig?" "So nicht. Oder doch? Auch ich hatte meine Aha-Erlebnisse und musste lernen." "Was?" .... "Der Tod fährt immer mit. Manchmal entspannt auf dem Rücksitz. Manchmal grinsend auf dem Beifahrersitz." "Hmm ....." .... "Ok, Hartmut. Die Sonne scheint und jetzt gehen wir runter auf die Terrasse, freuen uns des Lebens und genießen unseren Kaffee." ![]() "Guuute Idee, Helmut. Stoßen wir an?" "Worauf?" "Geburtstag?" ![]() ![]() ![]()
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070 Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise. |
#2
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Zu köstlich ihr Zwei, das zaubert mir ein breites Lächeln aufs Gesicht, und das will was heißen. Gerne mehr von euren gemeinsamen Erlebnissen.
Sjarissa
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Der Tod ist der Grenzstein des Lebens, aber nicht der Liebe. Guido * 25.12.1953 + 03.01.2012 |
#3
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Hallo Helmut,
nein nicht Herbert...(bekenne mich zu meinem Fehler) wir haben uns vor ca. 3 jahren schon mal ausgetauscht über Demenz. Gibt auch von meiner Seite keinen Grund das nicht öffentlich zu tun. Ich denke auch, dass da noch viel Aufklärungsarbeit nötig ist. Vielen Dank für deine Schilderung der momentanen Situation. Viele Momente erleb ich ganz ähnlich. Aber ich glaube, wir sind schon in einem anderen Entwicklungsstadium angekommen. Ich spreche über meine Oma. Sie hat vor 4 Jahren ihr einziges Kind verloren. Momentan erkennt sie meine Schwester und mich. Sonst niemanden. Sie ist in einem Heim für Demenzkranke. Heute bin ich, wie fast jeden Tag,nach der Arbeit vorbeigegangen und habe sie schon von der Strasse aus schreien hören. Immer "hallo hallo". Manchmal wird sie auch aggressiv. Ich denke, das geschieht aus Angst. Wenn sie mich dann sieht (sie erkennt mich sofort), dann geht es nur noch darum, dass sie heim will. Welches "heim" kann ich oft nicht mehr erkennen. Sie erinnert sich sehr selten daran mal eine Familie gehabt zu haben, viel öfter spricht sie von ihrer Mutter (wäre 133 Jahre alt). Mache an der Stelle mal ein Pause. Tut schon sehr weh. Damit meine ich das Unvermögen etwas zu Ändern. Sei lieb gegrüßt, ebenso alle anderen, die hier mitlesen. Werde dieses Thema hier auch nicht weiter "breittreten", wollte nur meinen Beitrag verständlich werden lassen. Liebe Grüße, frohe Ostern und allen die hier lesen viel Glück und viele Sonnenstrahlen. Bis (hoffentlich bald) Claudia Übrigens "Aliens" sind wir auch. ![]() Geändert von Monika Anna (09.04.2012 um 01:55 Uhr) |
#4
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hallo helmut,
ich wünsche dir und deiner familie und natürlich auch hartmut ein wunderschönes und frohes osterfest. lg gerda ![]()
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Es ist nicht wenig Zeit, die wir zur Verfügung haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nutzen. Mein Schatz geb. 08.07.1954 seit 16.01.2008 im Regenbogenland |
#5
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Guten Morgen,
Ostern ist ja nun schon ein Stück her. Verspäteten Dank für die lieben Wünsche ![]() Monika, nein, nicht breittreten, sondern Alltag erleben. Der hört ja nicht auf sondern läuft nebenher, holt uns später ein bis er dann alles andere übertüncht und mehr oder weniger zeitweise verdrängt. Gestern hab ich uralte Dias gescannt. Es war schön, die Erinnerung auf zu frischen. Dabei ging mir wieder das Gedicht "Fotografie ..." durch den Kopf. http://www.krebs-kompass.org/forum/s...93#post1048793 Und jaaa, es stimmt. Es war nachdenklich-fröhlicher Abend. Mit einem Lächeln konnte ich die Bilder betrachten. Es war eine tolle Zeit. Ich freue mich, diese Erinnerung zu haben und auch, dass ich sie damals schon auf Film gebannt hatte. Danke für deine Geduld als Model ![]() Einen schönen Tag euch allen, Helmut
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#6
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Schönes Foto Helmut!
Grüße Tom |
#7
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Hallo Helmut;
Wehmut hat sich in mein Herz geschlichen. Ich habe diese Woche das Büro von meinem Mann aufgeräumt, es lag alles noch da .... als würde er jeden Moment die Tür reinkommen..... unzählige Bilder aus vergangenen Tagen, Monaten, Jahren gab es zu sortieren. Welche, die weggeworfen wurden.... da es aus den Tagen war -vor meiner Zeit mit ihm-, und welche die dreifach und doppelt, Bilder aus seiner Jugendzeit. Bei jedem Bild, das ich weggelegt habe zum Vernichten, dachte ich, Oh Gott, was wird er sagen, wenn ich dies und das jetzt vernichte.... . Nach 5 Tagen aufräumen, geht es mir so als hätte ich eine Talwanderung hinter mir.... so fix und alle bin ich. Aber es musste einfach sein, diese Reise in die Vergangenheit ...... und was sehe ich heute; auch du hast eine kleine Reise in die Vergangenheit gemacht. Ganz liebe Grüße Ilonka |
#8
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Ein wunderschönes Bild... ein wunderschöner Moment...
Danke dafür Liebe Grüße Claudia |
#9
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Guten Abend und Danke,
ja, es ist ein schönes Bild. Voller Erinnerung an 'alte Zeiten'. Hätte uns damals jemand gesagt, was noch alles in unserem Leben passieren wird, wir hätten ihn für verrückt erklärt. Gute Jahre, schlechte Jahre. Ein ständiges Auf und Ab, Höhen und Tiefen. Jahre, welche so intensiv waren, dass man sie nie vergessen kann und auch Jahre, welche langsam und gleichförmig vorüber flossen. Jahre, an welche man sich gut erinnert und Zeiten, mit denen man da so seine Schwierigkeiten hat weil eigentlich nichts herausragendes passiert ist. An rosarote Zeiten und an dunkle Zeiten. Bis dann das unberechenbare geschah. Die Jahre 2006 bis Anfang 2008. Das Ende. Amputiert, ohne Wurzeln. Hilflos den Gefühlen, der Trauer ausgesetzt. Massive Stolpersteine, tiefe, schwarze Löcher, hohe Mauern, Sackgassen. Kein Licht, kein Laut .... nichts .... nur Leere .... .... und doch! In einem dieser tiefen, schwarzen Löcher ist ein Baum gewachsen. Groß und stark reckt er sich nun gen Himmel. Die Wurzeln tief im Boden verankert, tragen seine starken Äste viele Früchte. Sein Laub spendet Schatten und mildert die Stürme. In seine Rinde sind viele Geschichten eingeritzt. Im Schatten des Baumes steht eine kleine Bank. Vor Regen, Wind und Sonne geschützt. Kein Laut dringt durch das dichte Laub. Ein friedlicher Ort. Hier kann man sitzen und ruhen, die Früchte ernten. Man kann in Ruhe ein Buch lesen oder die eingeritzten Geschichten, seinen Gedanken und Erinnerungen nachhängen oder einfach nur träumen oder Pläne schmieden. Besonders schön ist es dann, wenn man einen Menschen einladen kann, auf dieser Bank zu sitzen und den Baum mit seinen Früchten zu teilen. Zum Teilen ist dieser Baum gedacht. Nicht nur ich soll ihn sehen und in seinem Schatten ruhen und seine Früchte ernten dürfen. Myriam hat den damals zarten Trieb gegossen. Nun darf ich diesen Baum pflegen und erhalten. Der Baum heißt Leben, sein Stamm Erinnerung, seine zarten Blüten Liebe und seine Früchte Hoffnung. Alles Liebe, Helmut
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#10
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Hallo Miriam,
gaaanz sicher werde ich das tun. Das Blümchen wächst und gedeiht und ich werde alles dazu tun, dass das so bleibt. ![]() Hallo Jutta, nur ne Schreibpause. GsD ist das Leben manchmal so langweilig, dass es nichts aufregendes zu berichten gibt. ![]() Doch. Es gibt etwas. Ich habe letztes WE etwas geschafft, wovon viele geplagte Mütter und Väter nicht wagen es in ihren kühnsten Träumen zu träumen. Ich konnte die Verantwortung für meine Jüngste einem anderen in die Schuhe schieben ![]() ![]() ![]() Der Samstag, ein Tag mit vielen wiederstrebenden Gefühlen. Die Trauung, nur standesamtlich ("Kirchlich ohne Mama??? .... das geht gar nicht" O-Ton meiner Tochter), ich möchte nicht wissen, was in so manchen Köpfen vor sich ging. Mein Kopf, das totale Chaos. Da vorne eine glückliche, strahlende Braut, die ihr Temperament kaum zügeln konnte. Ein ebensolcher Bräutigam, der nur Augen für seine Braut hatte. Erinnerungen, Trauer, Angst, Glück ..... alles bricht unvermittelt über einem zusammen. Die Trauer, dass Myriam, die Mama ihre Tochter nicht umarmen kann, obwohl Beide es sich so gewünscht hätten. Die Trauer, die nie so ganz verstehen wird, was damals passierte. Ein beklemmender Moment, der die Luft zum Atmen abschnürt. Die verstehende Hand, die warm und fest in der meinen lag ... ich bin unendlich dankbar dafür. Nach der Trauung im Park hinter der Stadtvilla ein Sektempfang. Ein Fotograf ist da (ein Kollege aus dem Fotoclub, Portraitfotograf) macht die Hochzeitsfotos direkt vor Ort. Das Wetter spielt zum Glück mit. Vielen Freunden der Brautleute begegne ich nach etlichen Jahren hier aufs Neue. Jetzt erwachsen, zum größten Teil haben sie bereits selber schon Kinder, krabbelten, hüpften, tanzten und spielten sie damals durch unser Haus. Auch sie werden sich daran erinnert haben: an die Mama, die Übungsleiterin, die tröstende, verständnisvolle Freundin. Es war schön, in ihre Augen zu schauen, mit ihnen zu reden, zu lachen und zu sehen: Leben ist Zukunft und Zukunft ist Leben. Im Anschluss daran dann eine rauschende Hochzeitsfeier mit Tischrede (meine sonst große Klappe hatte ganz schön Schwierigkeiten ![]() ![]() Gott schütze die Beiden. Gute Nacht, Helmut ....... irgendwie seltsam. Man macht sich darüber ja vorher kaum Gedanken. Die Kinder in andere Hände zu geben ist die eine Sache. Nur, man selber steht dann mit leeren Händen da. Jeglicher Einfluss auf und jede Verantwortung für ihr Leben wird plötzlich auf ein Minimum reduziert. Wenn nicht sogar ganz abgegeben. Wir dürfen als Mama oder Papa nur noch zuschauen und vielleicht mehr oder weniger daran teilhaben. Sie verabschieden sich aus dem Elterhaus. Ihre Wege sind nicht mehr die unseren. ........ was ist, wenn Papa (oder Mama) das Gleiche tut? Ist man verpflichtet, um der Kinder Willen, deren Nest zu bewahren? Zumal ein Nest mit vielen Löchern, tausendfach notdürftig repariert? Ein Nest, welches für sie immer noch schön ist. Die Realität ist anders. Das Foto unten hab ich selbst geschossen. Ich durfte dem Fotografen über die Schulter schauen ![]()
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#11
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Lieber Helmut,
das ist ein wunderschönes Bild von deiner Tochter und ihrem Mann! Danke dafür! Schön zu lesen, dass es dir gut geht und dass ihr ein wunderbares Hochzeitsfest gefeiert habt! Ich kann so gut verstehen, dass eine Person euch besonders an diesem Tag fehlte... Wir haben Sonntag die Konfirmation meiner Tochter gefeiert und irgendwie war mir mulmig zumute. Alle Verwandten und Freunde waren eingeladen und alle sind gekommen. Nur einer fehlte, mein Papa! So habe ich also sein Foto mitgenommen und im Restaurant auf den Tisch gestellt, damit er irgendwie auch dabei war. Und ich habe ihm Grüße per Luftballon in den Himmel geschickt, wenn er schon nicht physisch anwesend bei uns auf der Erde sein konnte... Ja, ein bißchen Wehmut ist wohl doch immer dabei, wenn ein so bedeutender Lebenseinschnitt statt findet. Nun ist eure Tochter endgültig flügge geworden. Aber das Nest, auch wenn es Löcher hat, würde ich ihr erhalten. Als Tochter kann ich nur sagen: Es ist immer noch schön, ein Zuhause zu haben! Auch wenn bei uns ebenfalls einer fehlt, dann finde ich ihn doch am ehesten bei meiner Mama. Und dieses Nest gibt auch im Erwachsenenalter immer noch ein Stück weit Geborgenheit und eine emotionale Sicherheit. Da muss ich mich nicht anstrengen und besonders "toll" sein, da weiß ich, dass ich geliebt werden, einfach, weil ich bin... Liebe Grüße Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt... Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark! |
#12
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Hallo Helmut,
ein wunderschönes Bild. Und eine wundervolle mutmachende Beschreibung eines ganz wichtigen Tags in Euerm Leben. Wünsch Euch allen ganz viel Glück. Liebe Grüße claudia (die immer still mitliest und auf ein "update" von der schwiemu wartet) |
#13
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Hallo liebe Leute,
ich freue mich für euch, die ihr es geschafft habt mit eurem Verlust zu leben und damit umzugehen. Bei mit klappt das noch gar nicht. Mein Papa ist Ende März verstorben und eigentlich komme ich überhaupt gar nicht klar. Ich bin vor allem sehr wütend. Einfach auf alles und die ganze Welt. Ich weiß auch, dass ich das Leute spüren lasse, die das überhaupt nicht verdient haben. Ich würde gerne diese Gefühle überwinden, aber das funktioniert einfach überhaupt nicht. Ich bin wütend auf meine Mutter und meine Schwester. Auf meine Mutter, weil sie nichts auf die Reihe bekommt. Von den ganzen organisatorischen Dingen her mache fast alles ich. Ich übernehme so ziemlich alles, was man Vater gemacht hat. Und ich denke aber, verdammtnochmal ich bin die Tochter und nicht die Mutter. Auf meine Schwester bin ich sauer, weil sie auch keine Verantwortung übernimmt. Sie ist schon eine Woche nach dem Tod wieder abgehauen und dahin und dorthin. Sie studiert, ok, aber auch am Wochenende kommt sie nicht und kümmert sich um nichts, nur um ihre eigenen Dinge, obwohl ich sozusagen Aufgaben verteilt habe. Ich bin wütend auf die ganze Situation in der ich gerade bin. Eigentlich bin ich auch Studentin. Bin aber jetzt zuhause, um mich um alles zu kümmern. Ich mache das alles für meinen Papa. Aber es ist mir zuviel. Meine Schwester ist auch so anders. Sie hat Spaß und unternimmt viel und reist. Bei mir funktioniert das einfach nicht. Ich habs versucht, aber es klappt nicht. Ich bin dann zum Beispiel auf ner Party und fühle mich total fehl am Platz. Und ja, ich kapsle mich auch ab, weil ich das Gefühl habe, dass mich keiner versteht. Es ist schlimm für mich, dass sie damit so umgehen kann, weil man sich denkt warum kann sie das und ich nicht? Ich sage mir auch, dass man ja sieht wie kurz das leben sein kann und dass man es immer genießen sollte und das das auch mein Papa gewollt hätte, aber ES FUNKTIONIERT EINFACH NICHT! Ich habe auch das Gefühl, dass ich mich von meinem Freund entferne, weil er mich nicht versteht. Ich kann einfach noch nicht wirklich Spaß haben und ich glaube, dass er das auf Dauer nicht erträgt. Er hat mich schon auf jeden Fall lang unterstützt, aber ich glaube, dass ihm das langsam zu anstrengend wird. Er ist auch wirklich schon genervt, weil ich nicht viel Lust habe, was zu unternehmen etc. Insgesamt bricht einfach alles auseinander und ich habe keine Kontrolle darüber. Grüße, ebarbara |
#14
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Liebe ebarbara,
der Tod deines Vaters ist ja wirklich erst eine ganz kurze Zeit her und es braucht einfach Zeit, um damit umzugehen und für sich selbst einen Weg zu finden. Du solltest ein wenig mehr Geduld mit dir selbst haben und dich nicht mit deiner Schwester vergleichen. Wahrscheinlich seid ihr wirklich vollkommen unterschiedlich, doch das bedeutet nicht, dass deine Schwester nicht um euren Vater trauert oder du etwas "falsch" machst. Jeder Mensch hat wohl seine eigene Art und Weise, mit Trauer umzugehen und einen so großen Verlust zu verarbeiten. Auch deiner Mutter geht es sicherlich schlecht, wenn sie, wie du schreibst, nichts auf die Reihe bekommt. Ich kenne das auch von meiner Mutter, sie würde sich am liebsten verkriechen. Ich helfe ihr auch sehr viel, aber grundsätzlich ist das für mich in Ordnung. Meine Ma hat ja ihren Partner verloren und ich denke, dass dies noch schwerer wiegt als mein Verlust. Hast du dir mal überlegt, eine Trauerbegleitung in Anspruch zu nehmen? Bei uns bietet der Hospizverein dies an und ich selbst war bereits in einer Trauergruppe. Sehr wahrscheinlich hast du ja die Erfahrung gemacht, dass deine enge Umgebung und Freunde oft wieder in ihren Alltag zurückkehren, während den Trauernden das sehr schwer fällt. Wir würden gern noch in der Trauer verweilen und müssen ständig von unseren Liebsten sprechen. Vielleicht hilft es dir auch, wenn du hier selbst einen Thread eröffnest und deine Erfahrungen schilderst und die Geschichte deines Papas erzählst. Auf jeden Fall ist es gut, wenn du dich selbst mit deiner Trauer annehmen kannst und auch den Schmerz zulässt. Wenn du aber den Eindruck haben solltest, dass du allein nicht weiter kommst, dann kann ich dir nur raten, dir Hilfe zu suchen. Alles Gute für dich, Miriam ![]()
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#15
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Hallo ebarbara,
eine schlimme Situation, in der du da steckst. Du fühlst dich, als würdest du zwischen allen Stühlen sitzen. Kein Wunder. Der Tod deines Vaters geht dir sehr nahe, der Verlust ist noch ganz frisch und trotzdem hängt eine ganze Menge Arbeit an dir, die du eigentlich gar nicht wolltest. Menschen sind verschieden. Lass dir Zeit und setze dich nicht selbst unter Druck indem du dich mit anderen vergleichst. Lass sie ihren Weg gehen und geh du den deinen. Manchmal ist das schmerzlich doch du musst auch an dich denken. Menschen sind verschieden. Deine Schwester, versuche mit ihr zu reden, ihr zu erklären, dass nicht alles an dir hängen bleiben kann und dass auch sie eure Mutter unterstützen sollte. Was sie ansonsten macht, ob sie auf Partys feiert oder nicht, das ist ihre Sache. Sie muss damit klarkommen. Deine Mutter hängt verständlicherweise in einem tiefen Loch und ist wie gelähmt. Versuche sie da raus zu holen. Nicht mit harten Worten sondern mit Verständnis. Vielleicht kannst du sie nach und nach einbinden, auch ihr verständlich machen, dass sie wenigstens einen Teil deiner Sorgen übernehmen kann. Auch sie braucht allerdings Zeit. Dein Freund. Hm. Was soll ich dazu sagen. Naja, soviel: es ist mir unverständlich, wie man erwarten kann, dass jemand so kurz nach dem Tod des Vaters wieder 'Spaß haben' (was er auch immer darunter versteht) können sollte und dass 'Spaß haben' wichtiger ist als der Kummer und die Sorgen der Freundin. Wenn dein Vater eines nicht für euch wollte, dann, dass das Leben für euch zu einer Spaßmaschine wird. Versteh mich bitte nicht falsch. Auch dein Vater wusste bestimmt, dass das Leben eben nicht nur 'Spaß haben' bedeutet. Menschen, die immer nur Spaß haben wollen gehen am wirklichen Leben vorbei. Verantwortungsbewusste Menschen sind etwas anderes. Das wollte euer Vater für euch. Du bist auf dem richtigen Weg, so schmerzlich das im Moment auch für dich ist. Geh deinen Weg. Ich drück dir die Daumen, Helmut
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