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  #1  
Alt 20.04.2012, 15:17
Carlotta76 Carlotta76 ist offline
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Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Hallo,

ich bin wieder da. Und ich muss sagen, der Austausch mit Euch im KK hat mir gefehlt. Ihr seid mir sehr, sehr wichtig geworden. Das ist eines der (wenigen) positiven Dinge, die die Krankheit meiner Mama mit sich brachten.

Die zwei Wochen mit meinem Papa waren sehr schön. Wir haben uns gut verstanden und darüber bin ich sehr dankbar! Ich hatte ein bisschen Angst davor, wie es so sein wird, im ersten Urlaub, in welchem meine Mama nicht mehr lebt. Auch hatte ich Bedenken, wie es mir geht, wenn ich viel Zeit habe, auch viel Zeit zum Nachdenken. Aber es hat mir gut getan. Wie ich schon mal schrieb, habe ich das Gefühl, Zeit für meine Trauer zu benötigen, Zeit, die ich nicht genügend habe, wenn ich arbeite.

Leider habe ich mich schon in der ersten Woche stark erkältet und laboriere immer noch daran herum. Aber es wird besser.

Liebe Grüße

Carlotta
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  #2  
Alt 20.04.2012, 15:30
Carlotta76 Carlotta76 ist offline
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Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Liebe Undine,

danke für Deine lieben Wünsche. Ich freue mich immer, wenn Du Dich meldest.

Undine und Papa von Undine, dazu drei Hunde im Wohnwagen mag für manche vielleicht etwas eng klingen. Für mich klingt es schön und gemütlich! Ich wünsche Euch, dass das bald klappt. (Wir konnten unseren Hund leider nicht mitnehmen, da wir geflogen sind.)

Alles Liebe

Carlotta

Liebe Miriam,

es hat mich sehr gefreut, von Dir zu hören. Danke für die guten Wünsche.

Mein Papa ist nicht der Mensch, der viel beredet. Meine Mama und ich, wir haben immer über alles gesprochen, mein Papa macht sehr viel mit sich selbst aus. Aber er hat verstanden, dass es für mich sehr wichtig ist über die Mama zu sprechen, das vergangene Jahr zu reflektieren und mir immer wieder bestimmte Situationen ins Gedächtnis zu rufen, und er hört mir zu. Das freut mich und dafür bin ich dankbar.

Alles Liebe

Carlotta


Liebe Carla,

vielen Dank für Deine lieben Urlaubswünsche, über die ich mich sehr gefreut habe. Ich denke, an dem Verlangen, während seines Urlaubs gerne bei sich daheim bleiben zu wollen, ist nichts verkehrtes. Zeigt das doch, dass man sich zu Hause wohl fühlt, und das ist sehr gut. Ich habe übrigens auch nicht vor Aktivität gestrotzt, war nach dem dritten Tag gleich mit einer heftigen Erkältung flach gelegen. Ich denke, die letzten elf Monate haben einem viel abverlangt. Da ist es vielleicht ganz gut, wenn man sich nicht zu viel vornimmt. Ich wünsche Dir einen schönen Urlaub.

Alles Liebe

Carlotta
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  #3  
Alt 20.04.2012, 19:57
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Liebe Carlotta,

schön, von dir zu lesen!!! Dann krächzen, schnupfen und husten wir beide ja wohl um die Wette... Ist schon komisch, dass der Körper immer dann rebelliert, wenn man zur Ruhe kommt!

Ich finde es schön, dass du diese zwei Wochen hattest und Urlaub gemacht hast! Ich kenne es auch von meinem Papa, dass er nicht gerade derjenige war, der viel über Gefühle gesprochen hat. Das war sehr selten der Fall. Meine Mutter ist da ganz anders. Vielleicht liegt es an unseren Genen. Aber es ist ja auch toll, wenn dein Vater dir zuhören kann. Wirkliches Zuhören ist auch selten der Fall. Manchmal möchte man ja auch wirklich nur, dass der andere zuhört und somit da ist. Das hilft ja auch ungemein. Gestern in der Andacht war genau das Thema. Zuhören. Wir alle machen die Erfahrung, dass es wenige Menschen gibt, die das aushalten und können. Vor allem, wenn man nichts "Lustiges" zu erzählen hat. Da ist es schon ein Segen, wenn es einige wenige Menschen gibt, die tatsächlich zuhören.

Dann wünsche ich dir gute Besserung am Wochenende, viele wärmende Sonnenstrahlen und trink' ganz viel!!! (Ich kippe mir auch literweise Wasser und Tee rein;-))
Umarmung
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #4  
Alt 21.04.2012, 09:30
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Liebe Carlotta,

schön, dass Du wieder da bist.
Beim Lesen dachte ich auch gerade: Erkältung, das klingt wie bei Miriam...

Ihr habt sicher recht, dass der Körper einfach fertig ist nach so einer Zeit. Und dann haut einen das schneller um.
Deshalb wünsche ich Euch beiden gute Besserung. Es soll ja nun endlich auch richtig Frühling werden. Sagen die zumindest.

Mein Urlaub zu Hause war auch gut. Wir haben die Zeit genutzt und die Arbeiten am Haus geplant (Heizung, Dach, Küche). Bis man da alles zusammen hat, vergeht auch so die Zeit. Aber es soll auch schön werden.

Ein schönes Wochenende und viele Grüße
Carla
__________________
Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark
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  #5  
Alt 23.04.2012, 15:59
Tiina Tiina ist offline
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Beiträge: 676
Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Liebe Carlotta,
schön von Dir zu lesen!

Und es freut mich, dass der Urlaub positiv war, dass Du eine gute Zeit mit Deinem Vater hattest. Trotz blöder Erkältung...

Ich denke auch, dass das einfach die Reaktion des Körpers auf die lange Zeit ungeheurer Belastung ist... Hoffentlich kannst Du Dich auch hier noch ein bißchen erholen!

Alles Liebe,
Anja
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  #6  
Alt 25.04.2012, 14:50
Carlotta76 Carlotta76 ist offline
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Beiträge: 171
Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Hallo Ihr Lieben,

danke für Eure gute Besserungs-Wünsche, sie haben gewirkt, es geht mir deutlich besser. Allerdings war die Erkältung diesmal richtig hartnäckig, sie dauerte über zwei Wochen an. Ich denke auch, dass all dies eine Reaktion des Körpers auf die extreme Anspannung im letzten Jahr ist und versuche daher, mir Zeit zum Regenerieren zu geben, was aber nicht immer klappt...

Mein seelischer Zustand ist immer noch, als wäre ich die meiste Zeit wie in Watte gepackt. Manchmal habe ich Angst, den Tod meiner Mama immer noch nicht wirklich realisiert zu haben. Wenn ich alleine bin, zum Beispiel beim Auto fahren, weine ich oft. Aber ansonsten bewältige ich meinen Alltag mit seinen Anforderungen. Ich fühle mich dabei manchmal, als wäre ich etwas abgeschnitten von meinen Gefühlen. Von Zeit zu Zeit überrollt mich dann der Schmerz, er trifft mich mit ganzer Wucht, und es ist, als hätte ich gerade erst verstanden, dass meine Mama tot ist... und tot bleibt. Das Gefühl ist unbeschreiblich und schwer zu ertragen, es geht aber nach relativ kurzer Zeit wieder weg. Bis zum nächsten Mal.

Papa und ich haben noch nicht angefangen, Mamas Sachen aus dem Haus meiner Eltern auszuräumen. Papa hat in Mamas Zimmer (meine Eltern haben schon seit geraumer Zeit getrennte Schlafzimmer, ich kam vor ca. 15 Jahren während meines Studiums am Wochenende meine Eltern besuchen und fragte meine Mama, wo der Papa sei, und erhielt die Antwort "der sägt das Ehebett auseinander") lediglich das Bett abgezogen, ansonsten ist alles noch, wie es war. Es sieht so aus, als wäre meine Mama nur verreist...Ich denke, es wäre gut, das Zimmer auszuräumen, ihre Kleidung und Sachen vielleicht zunächst in Kisten auf dem Dachboden zu lagern (weggeben kann ich sie (noch) nicht), aber ich habe Angst vor diesem Schritt. Ich kann auch nicht auf den Friedhof, dabei muss das Grab bepflanzt werden. Ich glaube, am Schlimmsten dort finde ich, den Namen meiner Mama auf der Holztafel zu lesen. Der Name meiner Mama, der gehört für mich auf das Praxisschild, auf den Rezeptblock, auf ihr Briefpapier - aber nicht auf ein Grab.

Ihr seht, mein Weg ist noch weit.

Danke, dass Ihr da seid und mich so lieb unterstützt.

Alles Liebe

Carlotta
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  #7  
Alt 25.04.2012, 17:24
Christina1971 Christina1971 ist offline
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Beiträge: 59
Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Liebe Carlotta,

dass Du Dich nach so kurzer Zeit (es sind ja gerade erst drei Monate) noch immer in einem Wechselbad der Gefühle zwischen Nicht-Realsieren-Können und tiefem Schmerz und Trauer befindest, ist doch völlig normal. Diese plötzlichen Gefühlsausbrüche, bei denen Dir die fürchterliche Wahrheit, dass Deine Mama tatsächlich tot ist, bewusst wird, passieren mir nach fast sieben Monaten auch noch immer täglich. Meist kann auch ich dann die Tränen nicht mehr bändigen geschweige denn zurückhalten. Dass wir im Alltag funktionieren müssen, empfand ich zu Beginn als fürchterliche Qual. Inzwischen hilft es mir jedoch etwas dabei, dass meine Gedanken nicht den gesamten Tag über kreisen, und ich hier und da auch wieder schöne Momente empfinden kann. Zu Beginn hatte ich immer ein schlechtes Gewissen, einen Moment als schön zu empfinden, und konnte und wollte auch gar nichts genießen oder mich an etwas erfreuen.

Auch dass Dein Papa noch nicht angefangen hat, die Sachen Deiner Mama auszuräumen, sehe ich als normal an. Mein Vater hat noch immer Ihr Nachthemd, in welchem sie gestorben ist auf ihrem Bett nebenan liegen. Manchmal riecht er daran, um sie noch einmal irgendwie spüren zu können. Da ich fast dieselbe Kleidergröße habe wie meine Mutter, suche ich mir sogar gelegentlich schöne Stücke aus dem Schrank heraus und trage sie dann. Sie würde sich sicher hierüber freuen. An Wegräumen mag ich noch lange nicht denken.

Der Gang ans Grab ist für viele hier ein großes Problem. Mein Bruder vermeidet es auch, hinzugehen. Bei mir wiederum ist es das totale Gegenteil. Ich empfinde ein sehr großes Bedürfnis, sie zu besuchen. Und es fällt mir schwer zu ertragen, dass ich hier in Hamburg „sitze“ und über 500Km von ihr getrennt bin. Das Holzkreuz mit ihrem Namen ist für mich auch immer wieder ein grausamer Schock und mit unendlich vielen Tränen verbunden. Doch es ist auch eine Hilfe, endlich zu verstehen, dass sie für immer gegangen ist.
Vielleicht kannst Du es mit dem Bepflanzen ja auch positiv sehen, indem Du Dir denkst, dass Du das Grab für Deine Mama besonders schön machen willst. Ich habe gemeinsam mit meinem Vater jede einzelne Pflanze mit viel Liebe ausgesucht und schön eingepflanzt. Hinterher waren wir beide sehr glücklich, und wir waren uns sicher, dass es ihr ganz sicher auch gefallen würde. Vielleicht hilft Dir ja dieser Gedanke.

Ja, ich glaube auch, der Weg für uns alle hier ist noch weit. Und jeder hat seinen eigenen zu gehen, auch wenn von allen Seiten so viel lieber Zuspruch und Unterstützung kommen.

Ganz liebe Grüße

Christina
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