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  #1  
Alt 05.07.2012, 08:05
Jaecky Jaecky ist offline
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Registriert seit: 20.06.2011
Ort: Land Brandenburg
Beiträge: 453
Standard AW: Ich habe solche Angst

Hallo,

gestern wollte Papa sein HA zum Hausbesuch kommen, was war, er kam wieder nicht und hat nichtmal angerufen. Ich find das unmöglich, klar ist er auch Notfallarzt aber nen Anruf kann man doch wenigstens machen. Mama wollte so viel mit ihm besprechen, wegen Pflegestufe und Hospiz und und und. Nun stehen die ganzen Fragen immernoch im Raum und wir wissen uns keinen Rat. Das ist doch echt bescheiden.

Papa muss heute wieder nach Berlin. Na mal sehen, ob er wieder nach Hause darf. Im Moment glaub ich an nichts Gutes mehr. Auch strengen ihn die Fahrten immermehr an und was, wenn er es nicht mehr schafft? Wo bekommt er dann seine Bluttransfusionen her und wer kontrolliert dann die Blutwerte?

Gestern hab ich mit Mama telefoniert. Ich hatte dann nur mitbekommen das Papa das Telefon gesucht hat, obwohl er mir vorher noch guten Morgen gesagt hat. Ist das furchtbar. Er vergisst so viel und ist so durcheinander. Ich weiss nicht ob das wirklich nur die ganzen Medikamente sind. Es geht so schnell, vor ein paar Wochen ging es ihm schlecht aber jetzt ist es so schlimm ihn anzusehen. Er ist nicht mehr der Mann der er mal war. Diese Krankheit ist so grausam. Er kämpft nun schon so viele Jahre, und nun soll er letzendlich doch den Kampf verlieren. Wofür hat er dann so gekämpft? Wofür war diese ganze Quälerei gut? Im Moment sehe ich manchmal den Sinn im Leben nicht mehr. Die einzigen die mir Kraft geben sind meine Kinder.

Heute kommt der Sanitärmensch um die Toilette anzusehen, was er alles braucht und so. Ich hoffe das es relativ schnell geht mit anbauen, weil meine Eltern haben nur ein Badezimmer und wenn Papa auf Toilette muss muss er ja gehen.

LG
Jäcky
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mein liebster Papa
seit 2006 Multiples Myelom
seit 2009 Myelodysplastisches Syndrom

Nach langem, schmerzvollem Kampf am 25.07.12 um 15.00 Uhr im Kreise seiner lieben Familie eingeschlafen.

Papi, wir lieben dich so sehr! Für Immer und Ewig!

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  #2  
Alt 05.07.2012, 08:48
rita2210 rita2210 ist offline
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Ort: Rhein Kreis Neuss
Beiträge: 72
Standard AW: Ich habe solche Angst

Liebe Jaecky,

ich melde mich vom Flughafen, aber ich hab noch Zeit die zu antworten. Die nun erreichte Phase erinnert mich stark an die meiner Mama in ihren letzten Wochen. Der Abbau war erschreckend schnell und ließ kaum Zeit zum Aufatmen. Deswegen fand ich in der Situation auch schwierig die verbleibende Zeit intensiv in mich aufzusaugen, denn die Siege war immer so groß. Im Nachhinein hätte ich gerne einzelne Augenblicke an bestimmten Tagen viel intensiver genossen, abfotografiert in meinem Kopf, noch mehr gedrückt und geknuddelt...
Jaecky, ich weiß, ich muss dir das nicht sagen, aber nimm jetzt so viel mit wie nur möglich.
Auch meine Kinder und mein Mann sind jetzt mein Halt. Bin auf dem Weg zu Ihnen.

Du sollst wissen, ich denke viel an dich, deinen Papa und die gesamte Familie.

Was die Toilette betrifft, ehrlich, wieso habt ihr keinen Toilettenstuhl oder will dein Papa das nicht? Dieser Stuhl am Bett meiner Mama hat uns zu Hause das Leben erleichtert, aber in erster Linie ihr. Er ist absolut hygienisch, wird direkt entleert und abgespült und steht wieder parat. Einen kürzeren Laufweg gibt es nicht. In der letzten Woche war es schon fast unmöglich für meine Mama Kraft aufzubringen um selbst diesen Stuhl an ihrem Bett zu benutzen. Sie hat es aber bis einen Tag vorher mit unserer Hilfe geschafft. Sie war einfach ne Kämpferin.

Jaecky, ich wollte mich mit meinem Vorschlag nicht aufdrängen, sondern nur von unserer guten Erfahrung berichten.

Nur das Beste für euch und viel viel Kraft.

Rita
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  #3  
Alt 05.07.2012, 09:46
Jaecky Jaecky ist offline
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Registriert seit: 20.06.2011
Ort: Land Brandenburg
Beiträge: 453
Standard AW: Ich habe solche Angst

Oh liebe Rita,

ich würde deinen Vorschlag gern annehmen aber mein Papa ist so stur. Er benutzt nichtmal den Gehstock, den meine Mama gekauft hat. Und bei der Toilette hat er auch ganz komisch reagiert und gesagt, wieso denn nur für mich? War ein bisschen vorwurfsvoll von ihm uns gegenüber. Aber ich nehm ihm das nicht übel-

Eben hab ich wieder mit Mama telefoniert. Meine Schwester hatte Montag Geburtstag und Papa hat sie angerufen und gratuliert. Sie wollen ja in knapp 2 Wochen kommen, wissen auch dass die Kinder im Moment nicht so mitsollen. Meine Nichte ist ja schwerbehindert und ist natürlich noch anstrengender als die Jungs. Sie hat gefragt ob sie vielleicht nicht kommen sollen aber er hat gesagt ich will euch nochmal sehen. Ich hab das Gefühl er wartet noch auf sie und dann will er gehen. Oh bitte nicht!

LG Jäcky
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  #4  
Alt 05.07.2012, 19:25
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.501
Standard AW: Ich habe solche Angst

Liebe Jäcky,

es tut mir so leid und da fehlen dann auch wirklich die Worte... Ich denke, Rita hat recht... Der Toilettenstuhl ist wirklich eine Erleichterung, wenn die Kraft fehlt. Mein Vater wollte ja auch alles allein machen, aber letztlich musste er diesen Stuhl nutzen, weil er nicht mehr laufen konnte. Vielleicht könnt ihr den Toilettensitz, von dem Sylvie schrieb, besorgen? Das ginge schneller als alles umzubauen.

Ach Mensch, ich würde dir gern helfen! Ich weiß, wie sich das anfühlt... Es kaum zu ertragen. Ich denke, dein Papa vergisst jetzt vieles, weil es einfach nicht mehr wichtig für ihn ist. Weißt du, es ist, als würde er den unnötigen Ballast abwerfen. Wichtig ist, dass ihr bei ihm seid und das seid ihr ja rund um die Uhr! Jetzt ist dein Papa da und jetzt hast du ihn! daran musst du denken und versuchen, die Angst beiseite zu legen, auch wenn es schier unmöglich erscheint.

Ich umarme dich ganz fest
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #5  
Alt 05.07.2012, 21:02
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Ich habe solche Angst

Hallo,

war heute wieder bei Mama und Papa. Papa war wieder in Berlin und es hat ihn sehr mitgenommen. Er hat wieder Blut und wie er sagte Schokolade bekommen. Ich nehme an das er die Thrombos gemeint hat. Er isst ja immer in Berlin Mittag und ich hatte ihn dann gefragt, was es heut gab. Er sagte immer wieder, tja was hab ich heut gegessen, tja was hab ich heut gegessen. Immer wieder und dann war er einfach still und hat nichts mehr gesagt. Es macht einen so fertig ihn so zu sehen. Beim Abendessen hat er wieder nur mit Kopf runter und Augen zu da gesessen.

Ich hab mich heut wieder lange mit Mama unterhalten und die Gedanken kreisen eigentlich immer nur um das selbe, wann wie wo ....? Heute hat sie mit ihrer Schwester telefoniert (sie ist Krankenschwester) und hat ihr alles so erzählt, da sagte sie auch wir sollen jetzt jeden Tag nutzen. Jeder sagt das Gleiche, wieso kann nicht einfach mal einer sagen macht euch nicht so fertig alles wird gut. In meinem ganzen Leben hab ich mich schon immer durchgesetzt bis heute. Wenn ich was will, konnte ich mich immer durchsetzen. Wieso kann ich das jetzt nicht??? Ich will das nicht, ich will ihn nicht verlieren - er ist doch mein Papa, mein geliebter Papa!!!! Es will einfach nicht in meinen Kopf. Ich meine, ich weiss genau was kommen wird aber ich begreife es nicht.

Morgen werd ich wieder rüber fahren und Sonntag auch. Heute war der Sanitärfritze da und hat sich das wegen der Toilette angesehen, ist kein Problem und dauert auch nur 2 Stunden sagt er. Geht also unkompliziert. Er hatte nur das falsche Modell dabei. Oh da kam aber wieder der sture Papa durch, nein das kommt nicht ran - das geht zurück und wird umgetauscht. Gegen seinen Willen kommen wir nicht an, das hab ich wohl von ihm wenn wir was nicht wollen, dann bringt uns keiner dazu. Ich glaub manchmal er will es selber nicht glauben und übergeht es auch sooft und will ab und zu seine Späßchen machen. Er versucht so stark zu sein und kann dem kaum noch stand halten. Er war immer unser starker Papa und nun ist er so schwach und müde.

Letzte Nacht ist er nichtmal ins Bett gegangen. Mama hat ihn 5.30 Uhr im Wohnzimmer bescheid gesagt, dass sein Taxi bald kommt und er nach Berlin muss. Er geht auch so kaum noch ins Bett meistens erst morgens um 6 oder so, wenn Mama schon aufsteht. Vielleicht sind die Schmerzen im Liegen einfach zu groß ich weiss es nicht.

Bis bald
Jäcky
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  #6  
Alt 08.07.2012, 10:38
carla44 carla44 ist offline
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Ort: Niedersachsen
Beiträge: 530
Standard AW: Ich habe solche Angst

Liebe Jäcky,

ich möchte Dir schnell einen lieben Gruß dalassen und Dich umarmen.

Ja, Dein Papa ist wirklich stur. Die Toilette soll ihm doch nur helfen. Versuch ihm das doch noch mal klar zu machen. Dass Ihr ihm nur helfen wollt, damit er es leichter hat. Weil Ihr sonst ja gegen die Krankheit selber schon nichts machen könnt und ihm so nur ein paar Erleichterungen verschaffen wollt.

Ich glaube, Dein Papa kann das immer noch nicht eingestehen, dass es ihm doch sehr schlecht geht. Er will für Euch der starke Papa sein. Und alles andere wäre für ihn eine Katastrophe.
Na, zum Glück hast Du ja auch genug von seiner Stärke mit abbekommen. Du schaffst das mit Deiner Mama zusammen bestimmt.

Ich wünsche Dir, dass Ihr heute gute Stunden zusammen habt.
Liebe Grüße
Carla
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Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

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  #7  
Alt 08.07.2012, 12:09
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.501
Standard AW: Ich habe solche Angst

Liebe Jäcky,

ich wünschte, ich könnte dir sagen, alles wird wieder gut und dein Papa schafft es. Aber damit wäre dir jetzt auch nicht geholfen. Helfen können wir wohl alle nicht. Wir können einfach nur da sein für dich und dir zuhören bzw. lesen und dir signalisieren, dass du in deinem Kummer und mit deiner Angst nicht allein bist...

Ja, du hast bestimmt sehr, sehr viel von deinem Papa! Wie Carla schon schreibt... Vor allem auch seine Stärke und seinen Willen! Und beides wird dir helfen, das anzunehmen, was du nicht begreifen kannst.

Ich wünsche dir

Ein netzt, das dich nicht ins Bodenlose fallen lässt.
Eine unsichtbare Hand, die dich auf deinen dunklen
und den hellen Wegen begleitet.
Tränen, die den Stau lösen.
Eine Boje im Meer deines Schmerzes.
Einen Ort für deine Klage.
Brot und Wein zum Leben.
Manchmal etwas Süsses.
In den Nächten eine gute Handvoll Schlaf.
Räume und Zeiten, um deine wirren Gedanken zu ordnen.
Tage mit Lust und Freude.
Trost, der dir nicht deine Trauer nimmt.
Einen Menschen, der dir ein Ohr leiht.
Der dir bei steht und nicht alles besser weiß.
Ich wünsche dir, dass das, woran du glaubst, nicht zerbricht.
Dass du das Unfassliche als nicht begreifbar einer anderen
guten Kraft überlassen kannst.
Ich wünsche dir, dass du deinen
stillen Humor nicht verlierst.
Dass du dein Lächeln behältst.
Das wünsche ich dir und mir.
L. Matouschek nach einem Text von E. Oberacker

Alles, alles Liebe, meine Jäcky!!!
Miri
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