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  #1  
Alt 26.08.2012, 07:01
joyme joyme ist offline
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Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Liebe Miriam,

danke für deine Worte,die von meinen eigenen Mund kommen könnten!Du beschreibst deinen Schmerz so wie ich ihn fühle und lebe.Mein Schatz ist am 16. Mai 2012 an Darmkrebs gestorben (36.J),ich habe ihn gepflegt bis zum Schluss,er ist auch in meiner Wohnung gestorben.Wir haben 2 Jahre gekämpft und erst jetzt wird mir klar was ich da gemacht habe und vorallem wie.Es war nicht normal,mit so viel Kraft war ich da.Heute fehlt mir die Kraft,die Kraft mich zu spüren.Er war so ein wundervoller Mensch und ich vermisse ihn so sehr.Ich drück dich ganz fest und hoffe das wenigstens du es Schritt für Schritt schaffst das du ihn für dich gehen lassen kannst.Ich kann es noch nicht,zu viel ist passiert das ich jetzt fallen könnte.In Gedanken und positiver Energie bei dir!
LG Tanja
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  #2  
Alt 26.08.2012, 07:56
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Liebe Tanja,

das tut mir unendlich leid, dass dein Partner gestorben ist. Viel zu jung! Und ihr habt gemeinsam zwei Jahre gekämpft. Das war sicherlich eine unheimlich anstrengende Zeit, jedoch auch sehr intensiv für euch zwei. Ja, es ist erstaunlich, wie viel Kraft man entwickelt, wenn man es will und auch muss... Man fragt sich wirklich, wo sie herkommt. Auch wenn du dich jetzt leer und müde fühlst, Tanja, dann sollst du dich daran erinnern, dass in dir sehr viel Stärke wohnt. Du hast Außergewöhnliches geleistet, denn heutzutage ist es eher selten, dass ein Mensch zuhaus in seiner Umgebung im Kreise seiner Lieben die letzte Reise antreten kann. Das hast du deinem Partner ermöglicht und warst an seiner Seite. Und als es Zeit für ihn war, seine letzte Reise anzutreten, da hast du ihn gehen lassen, auch wenn es dir das Herz zerrissen hat.
Ich denke, es ist alles noch sehr, sehr frisch bei dir. Deine Seele muss erst einmal begreifen, was du mit eigenen Augen gesehen hast... Das dauert seine Zeit. Meine Mutter beschreibt es ähnlich wie du...auch sie kann sich nicht mehr spüren. Sie konnte phasenweise nicht einmal weinen. Ganz langsam tastet sie sich ins Leben zurück, Schritt für Schritt. In ihr Leben, das sie nun allein führen und gestalten muss. Aber die Trauer ist unser ständiger Begleiter. Sie überkommt mich nicht mehr so hinterrücks, nun ja manchmal schon... Aber jetzt kenne ich sie und da ich mich von Anfang an auf sie eingelassen habe, ist sie mir schon sehr bekannt. Das bedeutet, ich bin ihr nicht mehr so ausgeliefert... Gestern Nacht allerdings bin ich in Tränen ausgebrochen, als ich mein Hörbuch gehört habe. "Hannes" heißt es und erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der seinem Freund eine Art Tagebuch schreibt, da der nach einem Motorradunfall in einer Art Wachkoma liegt.
Tanja, lass dir Zeit und sei geduldig mit dir. Du hast einen unbeschreiblichen Verlust erlitten und mit diesem Ereignis wurde dir deine Vorstellung von eurer Zukunft weggenommen. Kein Wunder, dass du dich kaum mehr spürst. Zudem hast du dich zwei Jahre besonders intensiv auf deinen Partner konzentriert und all seine Belange in den Vordergrund gestellt. Dabei bist du wohl ein wenig "verloren gegangen". Aber ich weiß, du wirst dich wieder finden und dann wirst du dich auch wieder spüren.

Danke, dass du mir geschrieben hast!
Alles Liebe
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #3  
Alt 01.09.2012, 21:17
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Beiträge: 1.501
Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Und manchmal ist sie doch noch so übermächtig die Trauer und die Sehnsucht... und dabei dachte ich, dass ich beide ganz gut im Griff hätte. Aber Pustekuchen! Ich weiß gar nicht so recht, was heute mit mir los ist. Mir tut alles weh, am schlimmsten ist mein Kopf. Morgen werde ich meiner Mutter helfen, Papas Sachen auszusortieren... Ob deshalb diese Traurigkeit aus mir aufsteigt? Ich kann gerade nur heulen. Denke, dass wir dann ein Leben wegwerfen, weiß, dass es dumme Gedanken sind. Es sind nur Jeans, Hemden, Pullover und kein Leben. Und doch fühlt es sich so schrecklich an. Wenn ich jetzt schon so heulen muss, dann werde ich morgen keine große Hilfe für meine Mama sein. Ich gehe auch gerade so richtig in diese Trauer herein. Ja, ich umarme sie geradezu aber sie hat mich im Würgegriff und will sich gar nicht umarmen lassen. Und sie drückt ordentlich zu. Und sie lässt Bilder aufsteigen. Schöne Bilder und sehr schmerzhafte Bilder. Und wieder sind das diese Wünsche von dem "einmal noch, bitte ein einziges Mal noch" und die sind übermächtig. Ich dachte ernsthaft, ich sei darüber hinweg... Welch Trugschluss....Und in meinem Kopf pocht es, da helfen auch keine Kopfschmerztabletten. Nicht mal die gegen Migräne. Da hilft wohl gar nichts. Aber morgen ist ein neuer Tag und da sieht die Welt dann wieder anders aus und fühlt sich hoffentlich auch anders an...
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  #4  
Alt 01.09.2012, 22:13
monika100 monika100 ist offline
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Beiträge: 1.776
Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Hallo Miri,

gib dir Zeit, dein Vater ist doch gerade mal ein halbes Jahr tot, wie sollst du denn dann schon drüber weg sein? Wäre schön, aber so schnell geht das nicht. Und dabei finde ich schon, dass du dich unheimlich tapfer schlägst!

Morgen wird nochmal schwierig werden - meine Mama hat erst nach 2 Jahren angefangen, die ersten Sachen meines Vaters langsam aus zu sortieren und dann immer mal wieder ein Stück mehr, aber bis heute sind noch ein paar Sachen von ihm da geblieben - und mein Vater ist 9 Jahre tot.
Das muss jeder für sich selbst entscheiden, also setzt euch morgen nicht so unter Druck. An jedem Stück hängen Erinnerungen.

Ich schick dir mal einen rüber und eine große Packung - aber nicht alle aufbrauchen, auch mal zwischendurch lachen hörst du!? Und ich brauch auch noch welche.

Alles Liebe
Monika

Geändert von monika100 (01.09.2012 um 22:23 Uhr)
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  #5  
Alt 01.09.2012, 23:00
carla44 carla44 ist offline
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Beiträge: 530
Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Ach Miri,
Ich möchte Dich jetzt nur in den Arm nehmen und Dir einfach über den Kopf streichen.
Du schaffst das sonst so super und jetzt darfst Du auch mal wieder schwach sein. Es ist doch erst ein paar Monate her und da bist Du noch nicht drüber hinweg. Glaub mir, ich weiß wie Du Dich fühlst. Gerade letzten Donnerstag hatte ich abends voll den Heulanfall, nur weil ich ein Stück von dem einen Lied gehört habe, dass ich mir für die Beerdigung meines Papas gewünscht hätte... Ich saß da, habe das Lied dann zig mal hintereinander angehört und nur geheult, war hinter her völlig fertig, sogar den ganzen Freitag noch.

und bei mir ist es nun schon ein Jahr her, schon, erst, keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich ihn so sehr vermisse, dass es mir immer noch das Herz zerreißt.

Die Sachen damals auszuräumen, das war wirklich der heftig. Ich konnte das kaum, alles aus dem Schrank nehmen, entscheiden, wer was bekommt und was wir weggeben. Es fühlte sich so falsch an.
Aber ich habe mir ein paar Kuschelpullis mitgenommen, die Regenjacke und Jacken und Schuhe für meinen Sohn. Wenn ich jetzt die Sachen anziehe, denke ich immer ganz bewusst daran, dass mein Papa sie getragen hat.

Ich denke morgen ganz doll an Dich.
Und umarme Dich.
Carla
__________________
Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

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  #6  
Alt 01.09.2012, 23:30
Tiina Tiina ist offline
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Registriert seit: 04.08.2010
Ort: Hamburg
Beiträge: 676
Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Liebe Miri,
solche Anfälle von Trauer werden immer wieder kommen... ich fange immer noch an zu heulen, wenn ich bestimmte Lieder höre... Oder wenn ich an die Zeit zurück denke...: Vor 2 Jahren war meine Mami nach einer schlimmen Zeit mit immer mehr Atemnot ins Krankenhaus gekommen und dank Cortison und Morphium ging es ihr deutlich besser. Genau heute vor 2 Jahren kam sie mir auf der Straße entgegen, als ich sie im Krankenhaus besucht habe, das war so toll... und jetzt laufen die Tränen...

Die Sachen auszuräumen ist hart - so viele Erinnerungen... schwere Entscheidungen... Quält Euch nicht zu sehr... und nimm lieber ein Stück mehr mit... Ich habe SEHR viele Dinge meiner Mami mitgenommen, hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich es nicht schaffe, mich von mehr zu trennen - und habe jetzt an ganz vielen Dingen viel Freude!

Ich schicke Dir ganz liebe Gedanken
Anja
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  #7  
Alt 02.09.2012, 00:11
El_Desparecido El_Desparecido ist offline
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Registriert seit: 23.08.2012
Beiträge: 52
Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Liebe Miriam,

wenn ich dir nur schreiben könnte, dass es stimmt, dass die Zeit alle Wunden heilen wird.
Es ist aber leider nur eine tumbe Platitüde.
Die Wunde bleibt, der Schmerz bleibt, verändert sich aber.
Und Zeit spielt nur eine untergeordnete Rolle.

Es ist neun Jahre und ein bisschen her, dass mein Bruder gestorben ist. Und die Tage an denen ich seither nicht an ihn gedacht habe, kann ich an zwei Händen abzählen. Er war und ist allgegenwärtig in meinem Leben, in meinem Umfeld.

Mittlerweile hat sich der Schmerz in eine Art Wehmut verändert. Ich halte im Gedanken oft Zwiesprache mit seinem Alter Ego, muss lachen, wenn mir bewusst wird, das er über etwas gelacht hätte und so weiter. Und das tut irgendwie weh und gut gleichermassen. Ich merke, er lebt in meinem Leben, in meinem Kopf weiter. Seine Prägung, seine Taten, seine Auffassungen.

Ich weiß, dass es dir möglicherweise schwer fallen wird zu glauben, dass sich dein Schmerz einmal in diese Richtung verändern können wird.

Aber zumindest hast du meiner Ansicht nach das allerwichtigste schon getan. Du heisst die Trauer mit offenen Armen willkommen, umarmst sie, wie du schreibst.
Sie wird wieder kommen, oft und lange. Aber aus dem Würgegriff wird eine Umarmung, aus der Umarmung ein Streicheln.

Auch wenn ich dich nicht kenne, aber alles was ich von dir lese, lässt mich glauben, dass du eine bemerkenswert starke und großherzige Frau bist.
Die Trauer kann sich sehr glücklich schätzen von dir umarmt zu werden.

Ich drück dich und wünsche dir einen guten Morgen.

Geändert von El_Desparecido (02.09.2012 um 00:51 Uhr)
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  #8  
Alt 02.09.2012, 00:16
ulphin ulphin ist offline
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Registriert seit: 08.08.2010
Beiträge: 140
Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Liebe Mirilena,

sehr gut kann ich nachvollziehen, wie es Dir zumute ist, gibt es doch immer wieder in der Trauerphase besondere Ereignisse, die es einem wieder so sehr bewusst machen, wie sehr der geliebte Mensch fehlt.

Neben Geburtstagen (sei es der desjenigen, der nicht mehr da ist oder der eigene), Hochzeitstage, Weihnachten etc. fand ich selbst es auch sehr belastend, als wir, mein Vater, meine Schwester und ich die persönlichen Gegenstände wie Kleidung, Kosmetika, Handtaschen und dergleichen sichteten, einpackten und zunächst einmal bei meiner Schwester einlagerten.

Dort bei ihr haben wir uns dann später getroffen, haben überlegt, wer was gerne hätte … Wir haben dabei zusammen geweint, an meine Mutter gedacht und auch wieder zusammen gelacht, als uns Dinge in die Hände fielen, zu denen irgendwer aus der Familie einen Bezug hatte. Schön und traurig zugleich, so habe ich es empfunden.

Sei herzlich gegrüßt von

ulphin
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