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Alt 27.08.2012, 11:13
Traumtänzerin91 Traumtänzerin91 ist offline
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Ort: Regensburg
Beiträge: 24
Standard AW: Stammtisch

Hallo ihr Lieben,

ich möchte mich gerne zu euch gesellen, wenn ich darf . Da ich doch immer wieder feststelle, dass ich hier einfach tausendmal besser verstanden werde als "draußen". Ich wollte kein neues Thema aufmachen, und deswegen hoffe ich, dass ich als "Neue" nicht unerwünscht hier reinplatze, mit meinen Gedanken und Problemen.

Mein lieber Papi (*1947) ist am 17.8 gestorben, meine Mama und ich waren bei ihm, und er hat es gespürt. Nach einigen Wochen Pflege zu Hause war er schon sehr schwach und es wurde von Tag zu Tag weniger, hatte immer mehr Schmerzen und konnte und wollte keine Tabletten mehr nehmen, für ihn war es also eine Erlösung von den Schmerzen. Auch wenn ich diesen Ausdruck hasse, da er jemand war, der das Leben geliebt hat und drei Jahre gegen seinen Lungenkrebs kämpfte. Er wollte leben, er wollte lachen, er wollte bei uns sei, er wollte glücklich sein. Trotz allem, ist er bei uns, in unseren Herzen.

Ich war, das muss ich zugeben, die letzte Woche sehr stark nach außenhin und ich habe das Gefühl, ich muss das sein, da sonst meine Mama zusammenbricht. Ich habe Papa versprochen, dass ich für sie da bin und auf sie aufpasse. Im Moment habe ich mich erstmal dem Kochen verschrieben, da sie mehr als 10 Kilo abgenommen hat und ich das Gefühl habe, so auch physisch ein bisschen was tun zu können. Das Problem dabei ist, die Leute denken sich, die ist stark, die schafft das schon - und trotzdem fährt die Angst, die Trauer und das große Schwarz ihre Krallen aus, wenn niemand da ist.

Ich muss in einigen Wochen zwei Hausarbeiten für die Uni abgegeben haben, ich habe noch kein Wort geschrieben, ich kann einfach nicht. Und ich will auch nicht, weil es mir irgendwie nebensächlich erscheint. Und alle meine Freunde drängen mich ständig, doch anzufangen, weil ich sonst nicht fertig werde. Oder zumindest einen Antrag auf Verlängerung der Bearbeitungszeit zu stellen. Aber ich bin wie gelähmt, ich weigere mich, auch wenn ich weiß, dass es sein muss. Und ich komme mir komisch vor

Etwas, das mir auch auf dem Herzen liegt: Glaubt ihr? Seid ihr gläubig? Mich wirft der Tod meines Papas irgendwie aus der Bahn, schon seit Beginn der Krankheit will ich nicht mehr an einen Gott glauben, der so etwas zulässt. Ich war anfangs einfach nur wütend, im Laufe der Zeit fand ich den Konstrukt Glaube einfach nur lächerlich und jetzt hänge ich irgendwie in der Luft.

Sag, was ist das für ein Gott, der dich so früh entreißt, der mich zurück lässt, fassungslos, gebrochen und verwaist? Ein Gott, der auslöscht und zerstört, was er doch selbst gemacht, der mich, den einsam Trauernden, zurück stößt in der Nacht. (Subway To Sally - Wo Rosen blüh'n)

Ich will auf einmal doch glauben, dass es nach dem Tod etwas gibt, wo ich vor ein paar Monaten noch der festen Überzeugung war, dass da nichts ist, weil da nichts sein kann. Meine Mama hält sich allerdings sehr an ihrem Glauben fest und ich will ihr das auch nicht nehmen... nur für mich muss ich jetzt in diesem ganzen Gewirr eine neue Lösung finden. Und wie so oft zur Zeit, ich weiß einfach nicht, was ich denken soll.

Viele Grüße sende ich euch allen,
und wenn ich hier falsch bin, werft mich einfach raus
__________________
Papa, du fehlst mir! + 17.8.2012

Wohin sind die Jahre und die Tage des Glücks.
Sie flogen vorbei, ich halt dich fest, und schau zurück.
Gedanken zieh'n an mir vorbei, ich bin stolz auf unsere Zeit - Unheilig
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