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#1
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Ach Miri,
Ich möchte Dich jetzt nur in den Arm nehmen und Dir einfach über den Kopf streichen. Du schaffst das sonst so super und jetzt darfst Du auch mal wieder schwach sein. Es ist doch erst ein paar Monate her und da bist Du noch nicht drüber hinweg. Glaub mir, ich weiß wie Du Dich fühlst. Gerade letzten Donnerstag hatte ich abends voll den Heulanfall, nur weil ich ein Stück von dem einen Lied gehört habe, dass ich mir für die Beerdigung meines Papas gewünscht hätte... Ich saß da, habe das Lied dann zig mal hintereinander angehört und nur geheult, war hinter her völlig fertig, sogar den ganzen Freitag noch. und bei mir ist es nun schon ein Jahr her, schon, erst, keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich ihn so sehr vermisse, dass es mir immer noch das Herz zerreißt. Die Sachen damals auszuräumen, das war wirklich der heftig. Ich konnte das kaum, alles aus dem Schrank nehmen, entscheiden, wer was bekommt und was wir weggeben. Es fühlte sich so falsch an. Aber ich habe mir ein paar Kuschelpullis mitgenommen, die Regenjacke und Jacken und Schuhe für meinen Sohn. Wenn ich jetzt die Sachen anziehe, denke ich immer ganz bewusst daran, dass mein Papa sie getragen hat. Ich denke morgen ganz doll an Dich. Und umarme Dich. Carla
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Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen. Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark |
#2
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Liebe Miri,
solche Anfälle von Trauer werden immer wieder kommen... ich fange immer noch an zu heulen, wenn ich bestimmte Lieder höre... Oder wenn ich an die Zeit zurück denke...: Vor 2 Jahren war meine Mami nach einer schlimmen Zeit mit immer mehr Atemnot ins Krankenhaus gekommen und dank Cortison und Morphium ging es ihr deutlich besser. Genau heute vor 2 Jahren kam sie mir auf der Straße entgegen, als ich sie im Krankenhaus besucht habe, das war so toll... und jetzt laufen die Tränen... Die Sachen auszuräumen ist hart - so viele Erinnerungen... schwere Entscheidungen... Quält Euch nicht zu sehr... und nimm lieber ein Stück mehr mit... Ich habe SEHR viele Dinge meiner Mami mitgenommen, hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich es nicht schaffe, mich von mehr zu trennen - und habe jetzt an ganz vielen Dingen viel Freude! Ich schicke Dir ganz liebe Gedanken ![]() Anja |
#3
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Liebe Miriam,
wenn ich dir nur schreiben könnte, dass es stimmt, dass die Zeit alle Wunden heilen wird. Es ist aber leider nur eine tumbe Platitüde. Die Wunde bleibt, der Schmerz bleibt, verändert sich aber. Und Zeit spielt nur eine untergeordnete Rolle. Es ist neun Jahre und ein bisschen her, dass mein Bruder gestorben ist. Und die Tage an denen ich seither nicht an ihn gedacht habe, kann ich an zwei Händen abzählen. Er war und ist allgegenwärtig in meinem Leben, in meinem Umfeld. Mittlerweile hat sich der Schmerz in eine Art Wehmut verändert. Ich halte im Gedanken oft Zwiesprache mit seinem Alter Ego, muss lachen, wenn mir bewusst wird, das er über etwas gelacht hätte und so weiter. Und das tut irgendwie weh und gut gleichermassen. Ich merke, er lebt in meinem Leben, in meinem Kopf weiter. Seine Prägung, seine Taten, seine Auffassungen. Ich weiß, dass es dir möglicherweise schwer fallen wird zu glauben, dass sich dein Schmerz einmal in diese Richtung verändern können wird. Aber zumindest hast du meiner Ansicht nach das allerwichtigste schon getan. Du heisst die Trauer mit offenen Armen willkommen, umarmst sie, wie du schreibst. Sie wird wieder kommen, oft und lange. Aber aus dem Würgegriff wird eine Umarmung, aus der Umarmung ein Streicheln. Auch wenn ich dich nicht kenne, aber alles was ich von dir lese, lässt mich glauben, dass du eine bemerkenswert starke und großherzige Frau bist. Die Trauer kann sich sehr glücklich schätzen von dir umarmt zu werden. Ich drück dich und wünsche dir einen guten Morgen. Geändert von El_Desparecido (02.09.2012 um 00:51 Uhr) |
#4
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Liebe Mirilena,
sehr gut kann ich nachvollziehen, wie es Dir zumute ist, gibt es doch immer wieder in der Trauerphase besondere Ereignisse, die es einem wieder so sehr bewusst machen, wie sehr der geliebte Mensch fehlt. Neben Geburtstagen (sei es der desjenigen, der nicht mehr da ist oder der eigene), Hochzeitstage, Weihnachten etc. fand ich selbst es auch sehr belastend, als wir, mein Vater, meine Schwester und ich die persönlichen Gegenstände wie Kleidung, Kosmetika, Handtaschen und dergleichen sichteten, einpackten und zunächst einmal bei meiner Schwester einlagerten. Dort bei ihr haben wir uns dann später getroffen, haben überlegt, wer was gerne hätte … Wir haben dabei zusammen geweint, an meine Mutter gedacht und auch wieder zusammen gelacht, als uns Dinge in die Hände fielen, zu denen irgendwer aus der Familie einen Bezug hatte. Schön und traurig zugleich, so habe ich es empfunden. Sei herzlich gegrüßt von ulphin |
#5
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Guten Morgen und liebe Dank für eure mitfühlenden Worte!!!
Ich habe zwar ziemlich schlecht geschlafen mit zahlreichen Unterbrechungen, aber immerhin ist dieser bohrende Schmerz hinter meinen Augen weg... Meine Güte, es waren nur Kopfschmerzen, aber es fühlte sich an, als würde da ein kleiner Kerl mit einem Dolch rumbohren. Ich glaube, ich war gestern auch so besonders wehmütig, weil ich eigenhändig mein Ikea-Regal aufgebaut habe und auch wenn es nun nicht hochgradig kompliziert war, musste ich es halt allein bewerkstelligen. Helli war bei ihrem besten Freund und meine Mutter brauche ich bei solchen Dingen nicht zu fragen (aber sie hat mir geholfen, den ganzen Krempel in die Wohnung zu schleppen). Da saß ich also allein zwischen den Pappkartons und dachte, dass normalerweise mein Vater mir geholfen hätte. Das hat er immer gern getan und ich habe es auch immer genossen... Nun ist er nicht mehr da und auch sonst ist da niemand, der mir dabei helfen würde. Okay, eine sehr gute Freundin, doch die kann ich ja nicht abends mal eben anrufen, damit sie herbei eilt, um mit mir das blöde Regal zusammen zu bauen. Also habe ich mich allein daran gemacht und ich hab's auch geschafft. Blödes Stecksatzsystem, mir tun jetzt noch alle Knochen weh! ![]() Wir werfen die Kleidung nicht weg, wir sortieren sie aus dem Schrank und bringen sie zur Kirche, dann gehen die gesammelten Werke nach Bethel. Ich denke, dass es besser ist, wenn meine Mutter nicht jedes Mal, sobald sie den Kleiderschrank öffnet, auf Papas Hemden, T-Shirts, Jeans etc. schauen muss. Den Zeitpunkt hat meine Mama gewählt und ich habe ihr von Anfang an versprochen, dass sie das nicht allein erledigen muss. Sicherlich werde ich das eine oder andere Teil behalten, doch vom Großteil trennen wir uns und ich denke, dass es auch wichtig für uns ist. Vor allem für meine Mutter, denn sie lebt weiterhin in dem gemeinsamen Haus mit all den Erinnerungen. @Moni: Danke für die große Packung Taschentücher... Davon werde ich sicherlich so einige gebrauchen... Und das Tempo heute lasse ich meine Ma bestimmen! Versprochen!!! Und ich schreibe dir noch eine Mail wegen unseres Treffens, ja? @Carla: Na, da hätten wir beide ja direkt zusammen weinen können... Geht mir auch ganz oft so, wenn ich bestimmte Lieder höre! Gestern Abend habe ich mir dann noch Bosses "Nächsten Sommer sehen wir uns wieder" angemacht, damit ich noch ein Stück weiter in die Trauer hineingehen konnte... Und ich habe mir auch bereits eine Jacke von meinem Papa geschnappt und getragen. In unserem Dänemark-Urlaub an Ostern. Fühlt sich gut an!!! @Anja: Danke für den Tipp! Wenn wir unsicher sind, dann werden wir es lieber im Schrank hängen lassen. Und ja, ich denke auch, dass ich mir mindestens einen Erinnerungspulli mitnehmen werde, auch wenn mir klar ist, dass ich keine Pullis benötige, um mich an meinen Papa zu erinnern;-) @Carlos: Eigentlich halte ich es meist ähnlich wie du mit deinem Bruder... Ich stelle mir oft vor, was mein Vater in gewissen Situationen wohl gesagt hätte. Manchmal muss ich dann grinsen. Häufig rede ich auch mit ihm und erzähle ihm, was mich gerade so bewegt. Und bisweilen ist mir dann so, als würde ich in mir seine Stimme hören... Das ist schön! Aber gerade dann, wenn man meint, das Schlimmste bereits überstanden zu haben, überfällt einen dieser Würgegriff... doch heute morgen sieht die Welt tatsächlich wieder anders aus. Freundlicher, bunter, klarer irgendwie! Danke!!! @Ulphin: Danke, dass du mir deine Erfahrungen mit diesem "Aussortieren" geschrieben hast!Vielleicht können wir es ähnlich machen und bei einigen Dingen, von denen meine Mama sich noch nicht trennen mag, diese erst einmal "verschwinden" lassen aus ihrem Blickfeld und dann später entscheiden, was damit passieren soll. Ach, ich bin schon wirklich, wirklich froh, dass es diesen Austausch ier mit euch gibt!!! Habt alle einen schönen Sonntag! Liebe Grüße Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt... Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark! |
#6
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hallo miri!
habe dir heute schon eine pn geschrieben. das mit dem schrank kenne ich auch, nicht von ikea, sondern vom dänischen bettenlager, dieser typische apotheker-schrank. habe mich auch alleine dran gewagt, geschraubt, gekloppt..., über stunden, und dann... das letzte brett passte nicht, grrr! hab dann, nachdem ich alles korrigiert habe, zu guter letzt auch noch die griffe falschrum angeschraubt! so steht er da, unser apotheker-schrank, nicht so wirklich gerade, mit falschherumgriffen..., es ist der einzige schrank, der auch nicht korrigiert werden darf von meinem handwerker-mann, weil..., ICH habe ihn zusammengebaut! ![]() lieben gruss, dani Geändert von molüfunidami (02.09.2012 um 19:59 Uhr) |
#7
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Hallo Dani,
großartig! Den Apothekerschrank würde ich gern mal sehen! Er ist halt ein richtiges Unikat ![]() ![]() Heute war nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt hatte. Vielleicht lag es daran, dass die Sonne schien. Vielleicht hat mein Vater uns einfach ein paar wärmende und helle Strahlen geschickt? Wir haben zwar geheult, als wir bei seinen schrecklich hässlichen Krawatten angekommen waren, aber sonst ging es. Keine Ahnung, weshalb ich ausgerechnet heulen musste, als ich die Krawatten in der Hand hatte...Die verbinde ich nun am allerwenigsten mit meinem Vater. Da waren ohnehin so viele Teile, die ich gar nicht an ihm kannte. Ich glaub', die Jeans und die mir bekannten Oberteile hatte meine Ma schon ohne mich eingetütet. Und ich habe natürlich auch etwas für mich eingepackt! Eine Fleecejacke aus Dänemark und eine Strickjacke. Und Skiunterhosen, die ich daheim als Leggings tragen kann. Oder zum Nordic Walking! Meine Mama hat sich auch noch zwei Kuschelpullover beiseite genommen und bei einigen Teilen, wo ich spürte, dass sie sich noch nicht trennen will, haben wir diese einfach in einen anderen Schrank gehängt, so dass sie nicht jeden Tag drauf schauen muss, wenn sie den Kleiderschrank öffnet. Ach, sie tat mir so leid, als sie die Hemden alle so in ihren Händen hielt und schluckte. Dani, da hast du vollkommen recht, da werden wir noch mal so richtig mit der Nase reingeschubst... Aber nun bin ich doch froh, dass ich sie unterstützen konnte. Allen einen schönen Abend Liebe Grüße Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt... Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark! |
#8
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jaaa, miri,
der hartmut hat mich heute besonders berührt, und auch zum nachdenken angeregt..., ich war sonst immer nur stille mitleserin. mein apothekerschrank und ich..., ja, manchmal ärgere ich mich drüber, aber er hat echt charakter, wie er da so steht! die krawatten..., es sind meistens sachen, mit denen wir nicht rechnen. ich habe zum schluss ein geschirr mitgenommen (ich wollte es eigentlich garnich haben ) , was meine ma für "gut" hatte. eigentlich hatte ich gar keinen platz dafür. nachdem es jetzt 3 wochen in der werkstatt stand, habe ich es heute in der spülmaschine gehabt und in unser sideboard eingeräumt, siehe da... , es passt doch hinein, und ich freue mich sooo dolle, dass ich es jetzt bei mir habe! es tut weh, sachen mitzunehmen, fast wie wegzunehmen, aber wenn man soweit ist, ist es schön , sie zu haben, einen schönen platz für sie zu finden. |
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