![]() |
![]() |
#31
|
|||
|
|||
![]()
Hallo ihr Lieben,
Es ist schon wieder einige Zeit her, dass ich mich gemeldet habe und deshalb wieder einmal ein kurzer Bericht, wie es uns geht. Noch immer verlaufen unsere Tage ruhig - mein Mann steht am Morgen mit mir auf, geht mit mir runter in unseren Wohnraum und legt sich gleich wieder hin - und dort bleibt er liegen. Er isst inzwischen fast gar nichts mehr - am Morgen nichts, am Mittag 2, 3 Löffel und am Abend meistens auch nichts. Letzte Woche habe ich mit dem Palliativdienst telefoniert und um Rat gefragt. Man hat mich beruhigt und mir gesagt, dass das in dieser letzten Lebensphase fast normal ist - die Patienten können einfach nichts mehr essen und das essen und verdauen ist für sie so anstrengend, dass sie damit fast mehr Energie verbrauchen, als sie zuführen können. Sie haben mir geraten, ich soll ihn gewähren lassen und einfach immer wieder Essen anbieten, aber keinen Druck erzeugen. Inzwischen sieht er aus wie ein mit Haut überzogenes Skelett - ich glaube, er hat nicht mal mehr 60 kg und ich kann ihm zusehen, wie er jeden Tag ein bisschen weniger wird - ein ganz, ganz langsamer Abschied von dieser Welt. Seit 3 Tagen ist er auch zunehmend verwirrt. So eine Phase hatte er schon einmal ganz kurz - diesmal ist es jedoch schlimmer. Er stellt manchmal ganz komische Fragen z.B. beim Fernsehen - er erinnert mich da an seine Mutter, als bei ihr die Alzheimer-Krankheit so richtig los ging. Er kann sich manchmal auch sehr schlecht artikulieren und bringt die Worte nicht heraus, die er sagen möchte - oder er vergisst während er redet, was er eigentlich sagen wollte. Und dann geht es plötzlich wieder besser. Gestern z.B. war es besonders schlimm - heute früh war er wieder ganz normal. Und besonders schlimm finde ich, dass er meistens merkt, dass etwas nicht stimmen kann und dass er nicht mitkommt, wenn ich ihm etwas erklären will. Er hat gestern gesagt: "jetzt werde ich auch noch verrückt...." Ich denke, das ist das viele Morphium und hoffe nur, dass es nicht noch schlimmer wird. Heute hätte er einen Kontrolltermin in der pulmologischen Ambulanz gehabt. Erst wollte ich ganz absagen, denn ich denke, diesen Termin haben sie uns vor 4 Wochen nur gegeben, um ihm nicht das Gefühl zu geben, dass sie ihn nun komplett abschieben wollen. Ich habe ihn dann aber gefragt, ob er da hin will oder ob ich anrufen soll und fragen, ob man diese Kontrolle nicht auch beim Hausarzt machen könnte. Er wollte unbedingt in die Pulmologie - ich denke, er will den Kontakt nicht abreißen lassen. Und so habe ich gestern angerufen und gefragt, ob er nicht einen Tag auf die Station kann, weil er die Wartezeit den Wirbel in der Ambulanz nicht aushalten wird. Es war kein Problem und habe ich ihn heute früh mit der Rettung auf die Station bringen lassen und bin wie immer mit dem Auto nach gekommen. Es war richtig schön zu sehen, wie uns alle wieder begrüßt und uns den ganzen Tag verwöhnt haben: Kaffee, ein Stück Torte usw. Jeder der konnte, schaute kurz bei ihm vorbei und hat ein paar nette Worte mit ihm gewechselt. Es wurde nur ein Blutbild gemacht um festzustellen, ob er weiterhin spritzen muss und dann erhielt er noch eine große Flasche "Aufpäppel-Flüssigkeit". Das Blutbild war halbwegs in Ordnung - das lässt darauf schließen, dass die bei der Magenspiegelung geclippte Blutung immer noch "stillgelegt" ist. Und so konnten wir am Nachmittag wieder nach Hause - sie hätten ihn auch noch länger behalten, aber er wollte wieder nach Hause und darum durfte er das auch. Jetzt liegt er wieder total erschöpft auf dem Sofa und erholt sich ein wenig von diesem für ihn anstrengenden Tag. Und er ist sehr traurig - denn er hat keinen neuen Kontroll-Termin bekommen - nur die Aussage, dass wir kommen soll, wenn er irgend etwas braucht oder irgend etwas ist. Er hat mich dann noch im Krankenhaus gefragt, wie es denn jetzt mit ihm weiter geht, wenn er nicht mehr kommen muss. Und ich habe ihm zum 10. Mal erklärt, dass er leider keine Chemo mehr bekommt, weil sie keine mehr haben, die ihm helfen kann und zum 10. Mal hat er mich gefragt, ob er denn jetzt sterben muss....... ![]() Er hört die selben Worte wie ich - aber er bringt sie nicht in Verbindung mit sich selbst - er verdrängt die Tatsache immer wieder - er kann es einfach nicht glauben. Heute habe ich auf der Station noch mit der netten Dame von der Anmeldung geredet und sie hat mir gesagt, dass sie alle zusammen nicht geglaubt haben, dass er zum nächsten Kontroll-Termin noch kommen wird - und ich habe das ehrlich gesagt vor 4 Wochen auch nicht geglaubt und frage mich jetzt, wie lange er noch festhält an diesem bisschen Leben. Ich wünsche euch allen eine gute Nacht Liebe Grüße Edith
__________________
mein Mann: NSCL ED 21.10.2010 nach langem Kampf ins Licht gegangen am 30.11.2012 für immer in meinem Herzen http://www.youtube.com/watch?v=ibREmAkEgJo |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|