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  #1  
Alt 12.11.2012, 21:03
Regentrude Regentrude ist offline
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Registriert seit: 27.07.2012
Beiträge: 47
Standard AW: Meine Mutter ist betroffen

Soeben rief mich der Mann meiner Mutter an. Alles, was er sagte, deutet meiner Meinung nach darauf hin, dass es zuende geht.

Meine Mutter ist seit zwei Wochen zuhause, und ihr Mann kümmert sich rührend. Vor gut einer Woche habe ich sie mit meiner Tochter besucht, da sah sie schon deutlich wie eine vom Krebs gezeichnete Frau aus, aber es ging ihr den Umständen entsprechend passabel. Wir haben bei diesem Besuch letzte Dinge geregelt, die Patientenverfügung detailliert besprochen, Testamentarisches besprochen. Es hat sie sehr angestrengt, aber auch sehr erleichtert.

Am Freitag war nun in der Tagesklinik Wasser im Bauch festgestellt worden, außerdem hat sie wegen ihrer Schwäche zwei Blutkonserven bekommen.

Gestern habe ich mit ihr telefoniert und sie sagte, es gehe ihr nach einem Tief am Vortag ganz gut, sie klang eigentlich wie immer.

Ihr Mann berichtete vorhin am Telefon, sie habe die ganze letzte Nacht nicht schlafen können, viel gestöhnt, nach Luft gerungen. Heute habe sie dafür den ganzen Tag fast nur geschlafen, sei apathisch, reagiere kaum auf irgendetwas, esse nicht. Werde aggressiv, wenn man sie anspreche, wolle keinen sehen. Äußere "ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr". Und sie sehe auch gar nicht mehr aus wie sie selbst.
Dass ich sofort hinfahre, wollte ihr Mann nicht, wir sind beide sicher, meine Mutter will das auch nicht. Was sollte sie auch denken, wenn ich dann mitten in der Nacht auftauchte.
Ihr Mann will mich morgen vormittag wieder anrufen. Er hat noch die Hoffnung, dass es nur an den veränderten Schmerzmedikamenten liegt, sie steht seit Freitag ziemlich stark unter Morphin. Aber dass sie Weihnachten nicht mehr erleben wird, davon geht auch er aus. Ich fürchte eher, es könnte ihre letzte Nacht werden.

Das ist das Ende, oder? Und warum fühle ich mich dann so entsetzlich ruhig?
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  #2  
Alt 13.11.2012, 08:24
Susanne04 Susanne04 ist offline
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Registriert seit: 30.08.2012
Beiträge: 58
Standard AW: Meine Mutter ist betroffen

Hallo Regentrude!

Ich kann dir leider nicht sagen, ob es zu Ende geht, aber ich kann dir sagen, wie es bei meiner Schwiegermutter war.
Sie war Wochen vor ihrem Tod schon immer sehr müde. Sie schlief oder rastete viel und stand nur kurz auf, um sich etwas zu Essen zu machen, zu trinken zu holen oder auf die Toilette zu gehen. Sie sagte auch immer, dass sie vom rasten rasten müsse, alles sei so anstrengend, sie wollte weder Fernsehen, noch lesen, noch Radio hören.
Ich habe gemerkt, dass es ihr gut tat, wenn ich einfach nur da saß und ihr den Rücken streichelte oder die Füße/Rücken massierte.
Sie war auch längere Zeit wach, lag dann in ihrem Bett und wir konnten uns auch unterhalten.
3 Tage vor ihrem Tod war es dann so, dass sie keine Kraft mehr hatte, es war ihr sogar das Sitzen im Bett zu anstrengend. Auch das Reden viel ihr schwer bzw. sogar die Augen aufzumachen.
Uns sagte zwar die Palliativschwester die 24 Stunden da war, dass es zu Ende gehen würde und es nur mehr Tage dauern würde, aber wir konnten es nicht glauben, es ging ihr doch "relativ" gut.
Wir waren nur froh, dass wir uns vorher schon um die Schmerzmittel gekümmert haben. Wir hatten Vendalampullen zu Hause, die ihr die Palliativschwester alle 4 Stunden gab und das Fentanylpflaster.
Bis 3 Tage vor ihrem Tod nahm sie noch ganz normal ihre Tabletten.
Sie ertrug das Ganze mit sehr viel Würde. Ich bewunderte sie regelrecht, ich weiß nicht, ob ich das in ihrer Situation auch so könnte.

Am Tag ihres Todes war ich noch 4 Stunden bei ihr, da die Palliativschwester ganze Nacht nichts geschlafen hatte und in den 4 Stunden stand ich immer wieder an ihrem Bett und streichelte ihren Kopf und ihre Hände. Sie bewegte sich, redete aber nicht mehr mit mir oder öffnete die Augen.
Als es am Abend dann zu Ende ging, hatte sie die Augen offen und schaute uns an bzw. durch uns durch. Die Atmung wurde immer langsamer und irgendwann hörte sie ganz auf. Ich dachte immer, dass das total schlimm sein würde, wenn jemand stirbt, aber es war in diesem Moment einfach eine Erlösung für sie und ich war auch froh, bei ihr gewesen zu sein. Sie war so ruhig, kein Anflug von Panik oder sonstiges. Sie hörte einfach auf zu atmen.

Als bei uns im September besprochen wurde, dass keine Chemo mehr gemacht wird, meinten die Ärzte, dass sie Weihnachten wahrscheinlich nicht mehr erleben wird. Als sie dann am 22.10.12 starb, war es dann auch für uns irgendwie zu schnell, für sie aber das Beste. Für sie war es sehr schlimm, dass sie nichts mehr machen konnte, sie wollte mir so gerne im Garten helfen oder auf meine Töchter aufpassen, konnte es leider aber nicht mehr.

Ich schicke dir ein großes Kraftpaket und hoffe, dass es deine Mutter ohne Schmerzen schafft.

Liebe Grüße Susanne
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  #3  
Alt 16.11.2012, 14:03
Regentrude Regentrude ist offline
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Registriert seit: 27.07.2012
Beiträge: 47
Standard AW: Meine Mutter ist betroffen

Meine Mutter ist am 14. November gegen 18.30 Uhr nach drei Tagen Kampf mit einem friedlichen und zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht für immer von uns gegangen.

Ich war in ihren letzten 24 Stunden permanent bei ihr, habe eine unruhige, schmerzhaft quälende Nacht an ihrer Seite gewacht, sie des Morgens auf die Palliativstation begleitet, wo uns die reinsten Engel begegnet sind, die meiner Mama ihren Weg sehr erleichtert haben. Gehen konnte sie, nachdem ich ihr gesagt hatte, dass sie nicht mehr kämpfen muss, dass sie gehen darf, und mich selbst für 2 Stunden, in denen jemand vom Hospizdienst bei ihr bleiben wollte, verabschiedet hatte.

Ich bin so froh, dass sie nicht mehr leiden muss. Alles andere wird noch lange unbegreiflich bleiben.

Euch hier vielen Dank für die Hilfe in diesen letzten Wochen, das Forum hat mir viel Kraft gegeben.
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  #4  
Alt 16.11.2012, 14:16
theresa_n theresa_n ist offline
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Registriert seit: 28.11.2011
Ort: Oberösterreich
Beiträge: 218
Standard AW: Meine Mutter ist betroffen

Liebe Regentrude,
mein tiefes Beileid.
Ich wünsche dir und deiner Familie in der kommenden Zeit viel Liebe, Kraft und Zusammenhalt.
Alles Liebe,
theresa
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  #5  
Alt 16.11.2012, 16:57
verena30 verena30 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.03.2012
Beiträge: 101
Standard AW: Meine Mutter ist betroffen

mein aufrichtiges beileid.ich wünsch dir und deiner familie viel kraft für die kommende zeit.

lg
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  #6  
Alt 16.11.2012, 19:30
Susanne04 Susanne04 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.08.2012
Beiträge: 58
Standard AW: Meine Mutter ist betroffen

Liebe Regentrude!

Mein aufrichtiges Beileid, ich schicke dir viel Kraft für die kommende Zeit.
Es wird noch lange dauern, bis du es wirklich glauben kannst.
Für mich ist meine Schwiegermutter einfach gerade nicht da und kommt eh bald wieder. Zumindest fühlt es sich so an.

Liebe Grüße
Susanne
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  #7  
Alt 17.11.2012, 07:28
smuek smuek ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.12.2009
Beiträge: 124
Standard AW: Meine Mutter ist betroffen

Mein Beileid.
Deine Geschichte hat mich sehr an die meiner Mutter erinnert. Ebenfalls PCT (das ist der Fachbegrifft für eine externe Ableitung durch Stent), keine Erholung mehr danach. Meine Mutter ist am 4. November friedlich eingeschlafen.
Diese Bilder werde ich noch lange im Kopf haben.
Ich wünsche Dir viel Kraft!
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