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  #1  
Alt 13.11.2012, 21:04
Larimari Larimari ist offline
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Beiträge: 156
Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

jetzt ist mein dad seit ueber einer woche tot, und es ist immer noch unfassbar. es ist ein unglaubliches gefuehl, eigentlich ein gar kein gefuehl. es ist sowas von sonderbar. ich kanns nicht beschreiben.

wir haben ihn am samstag beerdigt. ultra-katholisch. auf dem balkan. es war fast lustig, wie der pfarrer meinen dad als den ultimativen kirchgaenger dargestellt hat. ich musste mich zusammenreissen, um nicht laut zu lachen. der rest war irgendwie komisch. so ritualisiert. waere mein dad in deutschland beerdigt worden, ich haette den ehemaligen chefredakteur der zeitung, die ich vergessen habe, der sich jetzt als grabredner betaetigt, engagiert. waere persoenlicher gewesen.

aber der rest war cool. meine mom war sein 21 jahren nicht mehr "zu hause", und trotzdem hat sich die ganze nachbarschaft zusammen getan, und die feier organisiert. wir mussten wirklich keinen finger ruehren.

es hat mir sehr geholfen, mit meiner kleinen kusine zu sprechen, die ihren vater vor anderthalb jahren verloren hat. ihr dad hatte einen gehirntumor. und die gemeinsamkeit mit meinem dad war eine phase von koerperlichem vorhandensein bei gleichzeitiger abwesenheit des wesens. wir haben viel ueber das gesprochen, was menschen ausmacht. sie arbeitet als aerztin, von daher ist ihre perspektive immer noch von dieser wissenschaftlichen seite gepraegt. wir haben trotzdem geheult wie bloede.

jetzt geht der alltag wieder los. in einer komischen form. vaterlos.
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  #2  
Alt 14.11.2012, 10:21
El_Desparecido El_Desparecido ist offline
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Beiträge: 52
Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Liebe Mari,

ich bin froh, dass du deinen "Roadtrip" auf den Balkan letztlich als cool bezeichnen konntest. Auch wenn der Anlaß natürlich alles andere als cool gewesen ist.

Dass dir der nachbarschaftliche und familiäre Zusammenhalt dort sehr gut getan hat, kann ich total gut nachvollziehen. Gerade in dieser Situation.
Irgendwie rücken solche Erfahrungen - zumindest bei mir - den Blick auf Gesellschaftsstrukuren und Lebensentwürfe zurecht.

Tja, der Alltag.
Die Bestie, die dich zu verschlingen sucht.

Als mein Bruder starb musste ich mich dieser Herausforderung ebenfalls stellen. Mir hat sehr geholfen, mich einer Erstmaligkeit in die Arme zu werfen.
Ich habe mir etwas gesucht, was ich schon immer machen wollte, aber immer vor mir her schob und betreibe es seither regelmäßig.
Mein Rennrad und ich sind jetzt gute Freunde.
Es hat mir in manch trüber Stunde die Muskeln übersäuert und den Kopf freigemacht.
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  #3  
Alt 14.11.2012, 19:29
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.501
Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Liebe Mari,

schön, dass du wieder da bist! Nun habt ihr deinen Dad verabschiedet und nach Haus gebracht. Zur Ruhe werdet ihr sicherlich noch nicht kommen, auch wenn der Alltag seine Tribute fordert. Es gibt so viel Bürokratisches zu erledigen... Wie geht es denn deinem Bruder? Hat er er die Lungenentzündung überstanden?

Ach Mari, was soll ich sagen? Ich hoffe, du kannst dir wenigstens kleine Zeitinseln für dich schaffen und deine Trauer zulassen. Sei geduldig mit dir selbst. Und wenn es möglich ist, dann tu' dir gelegentlich auch etwas Gutes. Eine sehr anstrengende Zeit liegt hinter dir und der Weg, der vor dir liegt, wird dir auch einiges abverlangen. Auch wenn du dich nun vaterlos fühlst... dein Dad lebt in dir, in euch weiter. In euren Erinnerungen, Gedanken und in euren Herzen.

Liebe Grüße in den Süden
Miri
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #4  
Alt 15.11.2012, 10:33
Larimari Larimari ist offline
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Beiträge: 156
Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

oh, nicht nur vaterlos. auch partnerlos. meine fernbeziehung, die objektiv gesehen noch nie besonders viele chancen hatte, geht nun auch den bach runter.

wir hatten zwar oft phasen, in denen wir an uns gezweifelt haben, aber jetzt ist es wirklich gravierend. und auch fuer mich, selbst wenn ich das noch nicht ganz glauben mag. ich meine, hey, ich hab jetzt diese ganze geschichte im grunde alleine durchgestanden. obwohl es besser gewesen waere, nicht alleine zu sein. und zu zweit alleine sein macht einfach keinen sinn... und wenn jetzt eh schon alles im umbruch ist, dann kann sich auch das aendern. auch wenns weh tut...

meine mom ist immer noch fit und stabil. und stuetzt mich, so gut sie kann. und ich sie auch. das gibt hoffnung auf weniger schmerzhafte zeiten. auch wenn diese im moment unerreichbar weit scheinen...
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  #5  
Alt 15.11.2012, 10:52
puppe88 puppe88 ist offline
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Beiträge: 205
Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

ich wünsch dir, dass sich das mit deiner Beziehung so entwickelt, dass es langfristig betrachtet, gut für dich ist. Vielleicht hast du ja Recht damit, von wegen, wenn alles im Umbruch ist...
es freut mich, dass deine Mom und du so ein gutes team seid.
Weißt du schon was, wie es mit deinem Bruder weiter geht? Ob er vielleicht doch bei deiner Mutter bleibt?
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  #6  
Alt 15.11.2012, 11:44
El_Desparecido El_Desparecido ist offline
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Registriert seit: 23.08.2012
Beiträge: 52
Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Alte Zöpfe rigoros abzuschneiden ist meiner Meinung nach eine nachvollziehbare Reaktion auf extreme Zeiten und Umstände. Zumindest kenne ich das von mir sehr gut.

Deine Gründe klingen plausibel und tabula rasa ist eine feine Sache.

Dennoch eine schwierige Entscheidung, zweifelsohne.

Auch wenn es dir im Moment vollkommen unmöglich und ausgeschlossen erscheint, der Himmel wird aufklaren, die Wolken werden sich verziehen, die Sonne wird dir wieder das Gesicht und Gemüt wärmen und du wirst mit einem warmen Lächeln an deinen Vater denken und dich erinnern.
Ich bin mir sicher.

Halt die Ohren steif, Mari.
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  #7  
Alt 15.11.2012, 18:04
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.501
Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Oje Mari, das ist heftig. Bei mir ging's nach dem Tod von meinem Papa noch einige Zeit "gut" und dann ging meine Beziehung den Bach runter. Obwohl ich mit meinem Freund zusammen lebte, habe ich die Zeit der Krankheit meines Papas auch allein bewältigen müssen. Mein Freund hatte irgendwie panische Angst vor Krankheiten und Sterben und Tod sind für ihn absolute Tabuthemen. Wahrscheinlich war ich auch oft ungerecht, aber er war für mich in einer Zeit, da ich ihn gebraucht hätte, nicht da und auch keine Hilfe (im praktischen Sinn). Als er dann im Juli endgültig aus meinem Leben (und dem meiner Tochter) verschwand, konnte ich nicht mal mehr heulen. Da waren keine Tränen mehr. Ich fühlte mich einfach nur leer.
Heute denke ich, dass es gut ist, wie es ist... Er passte wohl nicht in mein Leben und ich nicht in seines.

So wie es sich bei dir liest, ist es noch nicht das Ende... Du darfst nicht vergessen, dass du dich derzeit in einer Ausnahmesituation befindest, dein Freund sehr weit weg ist und du in den letzten Monaten sehr gewachsen bist... Kann sein, dass ihr deshalb jetzt an euch zweifelt. Aber kann auch gut sein, dass da noch sehr viel Gemeinsamkeiten sind. Du wirst die richtig Entscheidung treffen, liebe Mari!

Ich schicke dir eine frische Brise aus dem Norden,
Miri
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