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  #1  
Alt 14.11.2012, 19:29
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Liebe Mari,

schön, dass du wieder da bist! Nun habt ihr deinen Dad verabschiedet und nach Haus gebracht. Zur Ruhe werdet ihr sicherlich noch nicht kommen, auch wenn der Alltag seine Tribute fordert. Es gibt so viel Bürokratisches zu erledigen... Wie geht es denn deinem Bruder? Hat er er die Lungenentzündung überstanden?

Ach Mari, was soll ich sagen? Ich hoffe, du kannst dir wenigstens kleine Zeitinseln für dich schaffen und deine Trauer zulassen. Sei geduldig mit dir selbst. Und wenn es möglich ist, dann tu' dir gelegentlich auch etwas Gutes. Eine sehr anstrengende Zeit liegt hinter dir und der Weg, der vor dir liegt, wird dir auch einiges abverlangen. Auch wenn du dich nun vaterlos fühlst... dein Dad lebt in dir, in euch weiter. In euren Erinnerungen, Gedanken und in euren Herzen.

Liebe Grüße in den Süden
Miri
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #2  
Alt 15.11.2012, 10:33
Larimari Larimari ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

oh, nicht nur vaterlos. auch partnerlos. meine fernbeziehung, die objektiv gesehen noch nie besonders viele chancen hatte, geht nun auch den bach runter.

wir hatten zwar oft phasen, in denen wir an uns gezweifelt haben, aber jetzt ist es wirklich gravierend. und auch fuer mich, selbst wenn ich das noch nicht ganz glauben mag. ich meine, hey, ich hab jetzt diese ganze geschichte im grunde alleine durchgestanden. obwohl es besser gewesen waere, nicht alleine zu sein. und zu zweit alleine sein macht einfach keinen sinn... und wenn jetzt eh schon alles im umbruch ist, dann kann sich auch das aendern. auch wenns weh tut...

meine mom ist immer noch fit und stabil. und stuetzt mich, so gut sie kann. und ich sie auch. das gibt hoffnung auf weniger schmerzhafte zeiten. auch wenn diese im moment unerreichbar weit scheinen...
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  #3  
Alt 15.11.2012, 10:52
puppe88 puppe88 ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

ich wünsch dir, dass sich das mit deiner Beziehung so entwickelt, dass es langfristig betrachtet, gut für dich ist. Vielleicht hast du ja Recht damit, von wegen, wenn alles im Umbruch ist...
es freut mich, dass deine Mom und du so ein gutes team seid.
Weißt du schon was, wie es mit deinem Bruder weiter geht? Ob er vielleicht doch bei deiner Mutter bleibt?
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  #4  
Alt 15.11.2012, 11:44
El_Desparecido El_Desparecido ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Alte Zöpfe rigoros abzuschneiden ist meiner Meinung nach eine nachvollziehbare Reaktion auf extreme Zeiten und Umstände. Zumindest kenne ich das von mir sehr gut.

Deine Gründe klingen plausibel und tabula rasa ist eine feine Sache.

Dennoch eine schwierige Entscheidung, zweifelsohne.

Auch wenn es dir im Moment vollkommen unmöglich und ausgeschlossen erscheint, der Himmel wird aufklaren, die Wolken werden sich verziehen, die Sonne wird dir wieder das Gesicht und Gemüt wärmen und du wirst mit einem warmen Lächeln an deinen Vater denken und dich erinnern.
Ich bin mir sicher.

Halt die Ohren steif, Mari.
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  #5  
Alt 15.11.2012, 18:04
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Oje Mari, das ist heftig. Bei mir ging's nach dem Tod von meinem Papa noch einige Zeit "gut" und dann ging meine Beziehung den Bach runter. Obwohl ich mit meinem Freund zusammen lebte, habe ich die Zeit der Krankheit meines Papas auch allein bewältigen müssen. Mein Freund hatte irgendwie panische Angst vor Krankheiten und Sterben und Tod sind für ihn absolute Tabuthemen. Wahrscheinlich war ich auch oft ungerecht, aber er war für mich in einer Zeit, da ich ihn gebraucht hätte, nicht da und auch keine Hilfe (im praktischen Sinn). Als er dann im Juli endgültig aus meinem Leben (und dem meiner Tochter) verschwand, konnte ich nicht mal mehr heulen. Da waren keine Tränen mehr. Ich fühlte mich einfach nur leer.
Heute denke ich, dass es gut ist, wie es ist... Er passte wohl nicht in mein Leben und ich nicht in seines.

So wie es sich bei dir liest, ist es noch nicht das Ende... Du darfst nicht vergessen, dass du dich derzeit in einer Ausnahmesituation befindest, dein Freund sehr weit weg ist und du in den letzten Monaten sehr gewachsen bist... Kann sein, dass ihr deshalb jetzt an euch zweifelt. Aber kann auch gut sein, dass da noch sehr viel Gemeinsamkeiten sind. Du wirst die richtig Entscheidung treffen, liebe Mari!

Ich schicke dir eine frische Brise aus dem Norden,
Miri
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  #6  
Alt 15.11.2012, 22:26
luckycleo luckycleo ist offline
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Registriert seit: 02.10.2012
Beiträge: 2
Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Hallo,

ich bin jetzt schon länger hier stiller Mitleser - genau eigentlich seitdem 15. September 2012, da hatte mein Papa die Diagnose kleinzelliges Bronchialkarzinom mit Lebermetas Endstadium bekommen.
in die Klinik ging er wegen Verdacht auf Gallenkolik und raus kam er mit dieser schrecklichen Diagnose.
Darauf begann dann der Wettlauf gegen die Zeit und ich bin während dieser ganzen Wochen mit ihm gewesen und war auch bei ihm als er seinen letzten atemzug getan hat.
Er starb am 8.11.2012 und er wollte nicht gehen. bis zum Schluss hat er immerwieder versucht uns noch ein paar Dinge zu sagen.
Morgen ist Beerdigung und ich WILL NICHT HIN!!!
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  #7  
Alt 17.11.2012, 22:35
Larimari Larimari ist offline
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Registriert seit: 22.08.2012
Beiträge: 156
Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

hmmm... wir intervenieren jetzt komisch... ich flieg morgen hin. er hat kommt im dezember her. und bleibt unter umstaenden eine laengere weile... und dann gucken wir, wie wir das ganze gedeichselt bekommen...

miri, du hast schon recht. es ist alles nicht so ganz schwarz oder weiss. und viel ist auch der aktuellen situation geschuldet. ich bin, ehrlich gesagt, auch unfair. ein bisschen zumindest. denn in der zeit, wo mein dad im krankenhaus abgebaut hat, haben wir jeden tag lange telefoniert. und ich hab ihm alles en detail geschildert. und weil er meinen dad mag, hat er heftig mitgelitten.

wir waren am freitag in einem super-duper heim. und der heimleiter meinte, er saehe keinen grund, warum mein bruder keinen platz bekommen sollte. sie sind zwar auf der "feststation" gerade ausgebucht, aber man koennte einen kurzzeitpflegeplatz, quasi anderer gang im haus, umfunktionieren. und dann halt im haus umziehen, wenn was frei wird. ich hoffe, dass es klappt. denn die mam koennte dann endlich die ihr so verhasste wohnung kuendigen, und weiterziehen. die ganze geschichte waere dann in der augsburger gegend, die mag meine mom ganz gerne, der wechsel waere also wirklich optimal.

richtig trauern koennen wir immer noch nicht so ganz... ich hab vorhin mein ipad zum ersten mal seit wochen wieder geladen, und habe mir die fotos angeschaut, die ich noch von meinem dad gemacht habe. als er noch fit war. da hats mich zerbroeselt... ich hab so eine reihe alberner eisessfotos geschossen, mein dad zieht grimassen wie ein grosser, das hat er immer gemacht. da hats mich zerbroeselt. er fehlt mir total...

es ist wirklich komisch... ich hab in letzter zeit so oft darueber nachgedacht, was einen menschen ausmacht. weil mein dad ja zum schluss, als er nur noch geschlafen und gelitten hatte, in irgendeiner komischen art und weise sich von meinem dad zu einem koerper, der sich quaelt, geworden ist. wenn ich mir die bilder anschaue, weiss ich, was meinen dad ausgemacht hat. und genau das ist es, was mir so ungeheuer fehlt. sein humor, dieses talent, immer im richtigen zeitpunkt total albern werden zu koennen. ich dachte, ich koennte das fehlen auf den aspekt der verbalen kommunikation reduzieren. nach dem motto, es ginge mir besser, wenn ich noch mit ihm sprechen koennte. aber es ist nicht nur das. ein skypen muesste es zumindest sein. damit wir uns unsere visagen entgegenstrecken koennten, und uns anbloedeln koennten.

das passiert aber nicht mehr. und das ist fuerchterlich. mir war nie bewusst, wie gross sein beitrag zu unserer froehlichkeit war.

meine mom ist immer noch stabil. sie lernt grad, mit ihrem dasein als alleinstehende frau zurecht zu kommen. sie ist jetzt sehr mobil. zwangslaeufig, wegen meinem bruder. aber sie sieht es irgendwie auch als abenteuer. als positive herausforderung. so z.b. das entdecken neuer wege, der umgang mit den neuen ticketautomaten der bahn. klingt banal, aber fuer jemanden wie meine mutter tun sich da welten auf. ich bin sehr stolz auf sie. wir werden langsam richtig gute freundinnen.

cleo, ich hoffe, du hast die beerdigung halbwegs gut ueberstanden. ich glaube, das ist ne individuelle geschichte, aber fuer mich hatte das zeremoniell sowas befremdliches, dass es nicht schlimm war. und da ich, wenn ich an den koerper meines vaters denke, immer automatisch an den zerfall denke, also an das buchstaebliche verrotten, ist es fuer mich auch nicht schlimm, ihn dort unter der erde zu wissen. denn sein grinsen waere jetzt nicht mehr das von den fotos, und den rest von ihm trage ich in mir. ich denke mir manchmal, dass ich den ort, an dem er begraben wurde schoen finde, wegen der zuege. aber dann weiss ich doch, dass er nicht dort ist. oder nur, wenn ich auch dort bin. oder nur, wenn wir ihn uns dort wuenschen.
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