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  #1  
Alt 14.03.2013, 14:49
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Enibas27 Enibas27 ist offline
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Standard AW: BSDK 2007, heute Lebermetastasen

Hallo Zusammen,

eigentlich wollte ich hier nicht mehr schreiben. Die Auf´s und Ab´s waren so heftig, dass es mir selbst unwirklich vorkam.
Und ja, ich gebe zu, es ist zwar einerseits nett Zuspruch zu bekommen, aber immer wieder nur Zuspruch über die Schiene "...bereitet Euch vor, habt noch eine schöne Zeit zusammen", vor Allem wenn man selbst nicht daran glauben will (es aber innerlich ahnt), die tun dann weh, statt zu helfen.
Bitte nicht falsch verstehen, dass ist kein Vorwurf, aber ihr seit alle viel, viel weiter, habt leider schon diese dummen Erfahrungen machen müssen...

Deswegen erst einmal ganz lieben Dank von dieser Stelle an Euren Zuspruch.

Mein Bruder liegt seit gestern wieder auf Normalstation, was aber kein Grund zum Jubeln ist. Er liegt dort lediglich als therapeutische Maßnahme, da er mittlerweile stark depressiv ist - was nur zu verständlich ist. Man will ihm demonstrieren, es geht weiter. Aber nachdem die Voruntersuchung zur TACE am Montag gescheitert ist, ist in ihm was zerbrochen. Es wirkt, als hätte er den Lebenswillen verloren.
Er redet nicht mehr mit uns, wir bekommen höchstens wütende Blicke zugeworfen und gestern hat er wieder von sich gegeben: "lasst mich doch alle in Ruhe, haut ab...".
Ja und wenn ich auch weiß, er meint es nicht so, es tut sooooo weh. Du stehst da, willst ihm helfen, da sein, aber er lässt es nicht zu.

Seine Lungenentzündung ist soweit auf dem absteigenden Ast, sprich Besserung, dass es so so Schade ist, dass der ganze Kampf mit Fixierung, starrer Atemmaske, etc. scheinbar umsonst war...
Warum, frage ich mich immer wieder und warum ist er so zu mir. Er weiß doch das ich ihn liebe, er ist doch mein großer Bruder, mein Held aus Kindertagen... Aber er ist auch so zu unserer Mutter, die immer seine feste Bezugsperson war, nein ist... Aber tröstet mich das: Nein! Denn das tut weh, auch für meine Mutter.

Diese besch... Krankheit!
Ich bin heute uneins mit mir, ob ich ins Krankenhaus fahre. Es stresst ihn, aber auch ehrlich gesagt uns... Auf der anderen Seite habe ich ein mega schlechtes Gewissen, komme mir so vor, als ließe ich ihn im Stich...

Wenn wir doch nur Klarheit hätten. Der Arzt meinte heute am Telefon nur, wenn er hier lebend rauskommt, hielte er das für ein für ein Wunder. Super, wenn genau das ausgesprochen wird, was man die ganze Zeit denkt... Gut, kann der Arzt ja nun auch nichts für. Aber all das, ist nichts Halbes und nichts Ganzes.

Man überlegt noch eine SIRT zu machen... Haha. Immer wieder diese Hoffnungsschübe die sich dann in Luftblasen auflösen... Vor allem was bringt die ganze Quälerei, wenn am Ende doch nichts davon übrig bleibt... Jetzt male ich gerade schwarz... und eigentlich war ich immer ein positiver Mensch...

Oh, Mann, das ist ein kurzer Abriss des Ganzen, was so passiert ist... wieder viel zu lang und ich glaube auch nicht wirklich strukturiert, aber das ist bei meinem Gefühlschaos im Moment auch nicht möglich.

LG, Sabine
__________________
* 28.02.1957; t 28.03.2013 -Mein Bruder:

http://krebs-kompass.de/showthread.php?t=54991

Geändert von Enibas27 (14.03.2013 um 15:13 Uhr)
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  #2  
Alt 14.03.2013, 22:22
cicabohna cicabohna ist offline
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Standard AW: BSDK 2007, heute Lebermetastasen

Hallo Sabine!
Ja es muss grausam für euch sein, so abgewiesen zu werden. Man fühlt sich ohnehin schon machtlos und das wenige was man tun kann, nämlich da sein, wird auch noch abgelehnt. Es ist sehr schade, dass er so wütend ist. Ich bin oft wütend weil ich Angst habe. Wenn ich mir Sorgen um meinen Mann mache, bin ich oft ungerecht zu ihm. Ich weiss das und kann dennoch nichts dagegen tun. Anstatt ihm zu sagen, wie die Angst mich zermürbt, lasse ich es auch noch an ihm aus. Aber ich will ihm meine Angst nicht zeigen. Das will dein Bruder vielleicht auch nicht. Sag ihm, dass es OK ist wenn er Angst hat. Sag ihm dass es für ihn ja so schlimm sein muss. Er fühlt sich wahrscheinlich unverstanden. Will euch nicht belasten und hätte es so dringend nötig, dass ihm jemand zuhört. Kann er schreiben? Vielleicht schreibst du ihm auch einfach SMSen. Viele Leute können sich da besser Luft machen und haben Zeit zu überlegen was sie sagen wollen. Ihr müsst einen Weg zueinander finden. Ihr dürft nicht zulassen, dass eure Zeit so endet! Frag ihn, was er sich wünscht (ausser gesund zu werden). Versuchs und bitte gib nicht auf! Er ist dein grosser Bruder...du würdest es bereuen!
lg cica
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  #3  
Alt 14.03.2013, 22:53
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Enibas27 Enibas27 ist offline
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Standard AW: BSDK 2007, heute Lebermetastasen

Liebe Cica,

Danke, aber das Problem bei meinem Bruder ist einfach immer davon zu laufen. Wie oft habe ich ihn letztes Jahr angesprochen irgendetwas zu regeln, er ist immer davon gelaufen.
Ich bin wohl diejenige von uns beiden die bei bürokratischen Dingen einfach besser ist, das hat er auch immer genutzt. Das tat auch gut ihm da zu helfen.

Aber jetzt wo es drauf ankommt, läuft er wieder weg, stößt uns regelrecht weg...

Nein Smsen kann er auch nicht mehr. Er schläft nur noch und ist zwischendurch sehr unruhig. Ich weiß, oder zumindest denke ich das ich es weiß, was das bedeutet.

So oft wie ich da bin und das jeden Tag (ich nutze die Besuchszeiten schamlos aus, aber man hat Gott-sei-Dank Verständnis), sage ich ihm immer wieder, wie gerne ich ihn habe und er sich um nichts zu sorgen braucht, aber es sind scheinbar nicht die richtigen Worte...
Im Moment tröste ich mich mit den Gedanken, dass er einfach nicht will, das wir sehen wie sehr er leidet. ... und ich würde so gerne seine Hand halten, ihn streicheln, aber er verweigert sich regelrecht....

Wir hoffen einfach mal auf morgen...

Dir, liebe Cica, lieben Dank und eine gute Nacht, Sabine

PS.
Ich wünsche Dir und Deiner kleinen Familie ganz, ganz viel Sonnentage...
__________________
* 28.02.1957; t 28.03.2013 -Mein Bruder:

http://krebs-kompass.de/showthread.php?t=54991
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  #4  
Alt 15.03.2013, 10:04
cawo cawo ist offline
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Standard AW: BSDK 2007, heute Lebermetastasen

Mensch Sabine,
welch sch... Situation.
Es ist ja schon schlimm genug, dass man als Angehöriger daneben steht und außer da sein nichts tun kann. Dann auch noch weggeschickt / abgewiesen zu werden tut mega weh.

Ich kann es mir eigentlich nur so erklären, dass nicht nur dein Bruder "wegläuft", sondern euch auch zum "weglaufen" durch seine ablehnende Haltung bringen will. Verstehste?

Es ist schön, dass ihr trotzdem so zu ihm haltet (er freut sich da auch, er zeigt es aber nicht, da er euch ja schützen will)

LG

Carmen
__________________
Mein Schatz:
10/2012 Diagnose Pankreaskarzinom mit Metastasen
am 23.02.2013, in meinen Armen eingeschlafen

Hier kann man unseren Weg nachlesen (Achtung, sehr lang)

http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=57813
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  #5  
Alt 15.03.2013, 10:20
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Enibas27 Enibas27 ist offline
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Standard AW: BSDK 2007, heute Lebermetastasen

Liebe Carmen,

leider sehe ich das auch so...
Wie immer in seinem Leben läuft er vor Entscheidungen davon. Das diese seine letzte sein könnte, ich weiß gar nicht ob er das realisiert.

Meine Eltern werden gleich ins Krankenhaus fahren.
Heute nachmittag meine Schwester und ich werde mich mit ihr treffen. Mal sehen ob er bei ihr auch so reagiert... Sie haben zwar ein gutes, aber nicht so enges Verhältnis wie wir...

Ich wünsche mir so sehr, dass er es annehmen kann, man kann doch nicht im "Zorn" gehen...

LG, Sabine
__________________
* 28.02.1957; t 28.03.2013 -Mein Bruder:

http://krebs-kompass.de/showthread.php?t=54991
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  #6  
Alt 15.03.2013, 14:09
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petra48 petra48 ist offline
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Standard AW: BSDK 2007, heute Lebermetastasen

Liebe Sabine,

so lange du die Kraft dazu hast, versuche für ihn da zu sein.
Er wird sich der Sache schon bewusst sein und möchte wahrscheinlich alles am liebsten verdrängen, auch die Nähe zu dir nicht zulassen. Damit müsste er eingestehen, was mit ihm los ist bzw. es realisieren
Manche Menschen schieben dann lieber alles von sich weg. Wenn er so leichter damit klar kommt, dann musst das leider aushalten.
Denke an die schönen Zeiten mit deinem Bruder und versuche, ihm zu verzeihen.

Du bist da, das spürt er auf jeden Fall, auch wenn er es absolut nicht zeigt.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft, das alles so aushalten zu müssen. Es ist sehr hart, wenn man sich so weggestoßen fühlt.
Er kann wahrscheinlich nicht anders in dieser Situation.

Ganz liebe Grüße und halte die Ohren steif.

Petra
__________________
Meine große Liebe *1952, BSDK seit 05/2006, friedlich in meinen Armen eingeschlafen am 29.06.2008
Meine Mutter *1925, BK seit 08/2006, OP und Bestrahlung, DK seit 06/2009 OP, Rezid. BK 10/2009, Lu-Metas 03/2013, eingeschlafen am 3.10.2013

Leuchtende Tage.
Nicht weinen, dass sie vorüber.
Lächeln, dass sie gewesen. (Konfuzius)
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  #7  
Alt 15.03.2013, 14:35
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Enibas27 Enibas27 ist offline
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Standard AW: BSDK 2007, heute Lebermetastasen

Liebe Petra,

ganz lieben Dank für Deinen Zuspruch, aber auch an alle anderen die Ihr hier immer wieder Trost spendet.

@Petra: Ich habe ihm gar nichts zu verzeihen, bin ihm auch gar nicht böse. Letztlich passt dieses Verhalten zu seinem Leben, zumind. das der letzten Jahre, seit seiner Erkrankung...

Es ist halt nur so, dass es verdammt weh tut, ihn nicht in den Arm nehmen zu dürfen, zu trösten, usw. Aber auch das werde ich wohl oder übel aushalten, denn alleine lassen kann ich ihn auch nicht. Dann lieber seine verbalen Attaken aushalten, ihn aber wenigstens sehen.
Ja, Du hast recht, vermutlich kommt er so besser damit zurecht und wenn das so ist, was ich mir im Moment einrede, dann soll es so sein...
Im übrigen scheint er heute wieder ein wenig defus zu sein, auch das halte ich für besser, so blöd sich das für Aussenstehende anhört. Aber Du, bzw. Ihr wisst wie ich das meine.

Schön ist was anderes, aber man kann sich das ja leider nicht aussuchen...

Das erst mal für den Moment,

Fühlt Euch umarmt, es grüßt, Sabine
__________________
* 28.02.1957; t 28.03.2013 -Mein Bruder:

http://krebs-kompass.de/showthread.php?t=54991
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