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#1
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Liebe Sonja,
es tut mir sehr leid, dass du deine Ma verloren hast. Ich habe meine Mutter vor etwas über einem Jahr Weihnachten verloren. Sie hatte Lungenkrebs. Bei der Diagnose 2010 gab man ihr wenige Wochen; ich habe sie das eine Jahr, das sie noch lebte, begleitet. Es war die schwerste Zeit meines Lebens, aber auch die intensivste und in manchen Momenten auch die Schönste, weil meine Ma und ich uns so unglaublich nah waren. Und obwohl meine Ma richtig Abschied nehmen konnte; alles gesagt wurde und sie mit ihrer Hand in meiner für immer eingeschlafen ist; sprich: obwohl ich dachte; es ist richtig, dass sie geht, weil ihr Körper nicht mehr kann, hat es mich das darauffolgende Jahr total zerrissen. Ich kam überhaupt nicht klar; jedes Gefühl, jeder Gedanke drehte sich um meine Ma, die nicht mehr da war; mit der ich so unglaublich verbunden war. Im letzten Herbst habe ich mich dann entschlossen, eine Therapie anzufangen; auch mit den Gedanken, dass ich über meine Ma reden kann, ohne mein Umfeld sprachlos zu machen. Denn dadurch, dass meine Ma viel länger krank war als gedacht, wollten alle das Thema "abhaken". Und mein Vater war danach erst sehr krank und hat sich anschließend nur auf die Zukunft konzentriert. (Was ich gut und richtig fand, aber ich vermisste, es mit jemanden über meine Ma zu sprechen, weinen zu dürfen, zu trauern, zu schreien; meinen Schmerz rauszulassen.) Jetzt, knapp 5 Monate später, merke ich, wie sehr mir diese Therapie hilft. Ich begreife mich und die Beziehung zu meiner Ma mehr; es hilft mir, loslassen zu lernen. Ich kann es dir nur von ganzen Herzen empfehlen, wobei es natürlich wichtig ist, jemanden zu finden; mit dem die Chemie stimmt. Allerdings braucht das auch seine Zeit. Am Anfang dachte ich: "Das wird nie was mit dem Therapeuten"…mittlerweile finde ich ihn große Klasse. Du wirst dann auch dein eigenes Tempo finden, dich zu öffnen oder nicht oder langsam. Denn das Ganze findet nur für dich statt: damit es dir besser gehen wird. Ich wünsche dir von Herzen alles Liebe und dass du die Hilfe findest, die du für deine Trauerarbeit brauchst. Ich denke, das ist ein guter Weg. Undine
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_________________________ Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet. Sie starb Weihnachten 2011. Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten. Geändert von undine (27.03.2013 um 15:30 Uhr) |
#2
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Liebe Sonja,
Ja das kenne ich. Ich bin auch eher der verschlossene Typ und mache viel mit mir selbst aus. Ich fresse im wahrsten Sinne des Wortes vieles in mich rein, das hat mir während der Erkrankung meiner Mutter und nach ihrem Versterben diverse Kilos extra gebracht. Es fällt mir schwer über meine Gefuehle/Versäumnisse in Bezug auf meine Mutter mit der Therapeutin zu sprechen. Sie ist recht sensibel dafür und merkt schnell, wenn es mir zuviel wird. Was ich sagen will:du bestimmst worüber du reden möchtest,wie weit du dich öffnen möchtest.Wir sprechen über diverse Themen: meine Arbeit, Gewichtzunahme,Verhaeltnis: Ehemann, Vater,Freunde...es geht gar nicht soviel um meine Mutter. Ich mache eine Verhaltenstherapie, keine tiefenpsychologische Therapie, das wäre mir zuviel. Ich habe einige "Trauerbücher" gelesen. Das hat mir sehr geholfen. Gruesse Anna |
#3
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liebe sonja..
auch ich kann dir nur nahe legen, dich in eine therapie zu begeben. du kannst es ja einfach mal versuchen. und wenn es dir wirklich nicht zusagt, kannst du jederzeit abbrechen. genauso stimmt es, daß du das thema und auch das tempo bestimmst. ich selber war auch in therapie. bei mir war es so. daß meine tochter und mutter gleichzeitig erkrankten. meine tochter hatte einen lebensbedrohlichen gehirntumor und meine mutter leberkrebs. ich hab das alles runtergeschluckt.. meine gefühle nicht zugelassen und einfach nur funktioniert. fazit war, daß ich irgendwann heftige panikattacken entwickelte. es war schlimm, ich war mir selber fremd. durch die therapie und auch mit medikamente bin ich da mittlerweile wieder auf dem weg der besserung. ich wünsche dir ganz viel kraft weiterhin mit dem schweren verlust zu leben und hoff, dir tut das schreiben hier auch gut. liebe grüße von tine
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MISS YOU MAMA 24.02.1944-15.10.2012 |
#4
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Vielen Dank für eure Antworten.
Das "Problem" bei mir scheint wohl zu sein, dass ich - wenn ich über diese schlimme Zeit spreche, das Gefühl habe, meine Mama zu verraten. Wir haben nie mit jemandem über ihre Krankheit gesprochen, wir wollten das nicht. So gut wie niemand - außer halt der engsten Familie - wusste davon, dass sie krank war. Meine Mama wollte es so. WIR wollten das so. Wir hatten uns - auch wenn wir über unsere Ängste nie wirklich miteinander gesprochen haben. Wir wollten positiv in die Zukunft blicken und hatten die Hoffnung, dass meine Mama es schaffen könnte, diese Krankheit zu besiegen. Das Thema Sterben wurde nicht angesprochen, es wurde tunlichst vermieden, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Es offen auszusprechen hätte bedeutet, dass wir meine Mama aufgegeben haben - und genau das haben wir bis zuletzt nicht getan. Wenn ich jetzt über alles REDEN würde, dann würde mir das so vorkommen als ob ich etwas mache, was meiner Mama nicht recht wäre und deshalb tu ich mir so schwer damit, Dinge auszusprechen, die ich bisher mit mir selbst ausgemacht habe. Irgendwie fühlt es sich für mich auch nicht richtig an, genau das hier jetzt zu schreiben... Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. lg |
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