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#1
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Liebe Lupi,
du solltest dir über eins im klaren sein: das was deine Schwiegermutti tötet ist einzig und allein die Krankheit und nicht irgendeine Entscheidung, die ihr getroffen habt... also bitte zweifle nicht an dir und deiner Fürsorge, bzw. der Entscheidung. kann dich nicht vllt doch jmd unterstützen? du solltest unbedingt auf dich acht geben und vor allem solltest du dir zeit für dich und deine Familie nehmen, daraus schöpfst du hoffentlich wieder neue Kraft um den Rest des Weges mit deiner Schwiegermutti zu gehen. ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und dass die Ruhe zu euch zurück findet. LG Steffi |
#2
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Liebe Steffi,
nein, leider nicht. Meine Mom unterstützt mich schon, indem sie nachts auf meine Kinder aufpaßt. Mein Bruder und seine Frau wissen, dass ich 24h am Tag hier bin, aber es kam lediglich in den ganzen Tagen 1 Anruf um kurz nach dem Befinden zu fragen und dann ging es wieder nur um eine spezielle Sache, wo ich ihm über Telefon helfen sollte. Aus anderen Gründen ruft er nicht an. Dieses Erkundigen ist nur vorgeschoben. ![]() Sollte meine Stiefmama das wahr gemacht haben, was sie angedroht hat - dann ist das Ende der Fahnenstange für mich noch lange nicht erreicht ![]() ![]() ![]() Warum erscheint er einem so lang? Sie sitzt seit heute morgen um halb 4 nur auf der Bettkante, wippt vor, wippt zurück, weiß nicht wie sie sitzen soll, redet mit Personen die nicht da sind und rennt in einer Tour auf die Toilette. Sie hat die Augen zu und wenn ich sie bitte, sich wenigstens hinzulegen, da wird sie fuchtig. Einmal kam sie aus ihrem Zimmer geschossen und sagte, sie habe Angst, aber konnte mir nicht sagen, wovor ![]() Sie trinkt nur und raucht diesmal Wasser. Ich hab sämlichen kleinen Teppiche, die sie auf dem Toilettengang störren könnten, weggeräumt, weil sie kaum Kraft hat, den Rolli über die Kanten zu schieben. Zitat:
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Fotografie ist die Trauer über die vergängliche Zeit und das Bedürfnis, einige Augenblicke festzuhalten...Die Fotografie kann sie vereinen & daraus neue schaffen ... Fotografie ist unlösbar mit der Zeit verknüpft, die sie festhält, mit der Zeit, die zwischen den Fingern, zwischen den Augenblicken zerrinnt, mit der Zeit der Dinge & Menschen, des Lichts & der Gefühle. Die Zeit wird nie mehr das sein, was sie war. Jeanloup Sieff (1933-2000) |
#3
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Liebe Lupi,
nach längerem Mitlesen möchte ich Dir auch mal ein paar Worte hier lassen - und meinen allergrößten Respekt! Du leistest sehr, sehr viel, um Deiner Stiefmama ein erträgliches Ende daheim zu ermöglichen. Auch wenn es kein schönes Gefühl ist, die Entscheidung zu treffen, auf Medikamente bei der Lungenentzündung zu verzichten, dürfte es das Richtige sein.. ich habe mal gelesen, Lungenentzündung galt früher als "Freund der alten Leute", weil es eben zu einem Wegdämmern kommt, wie Du es beschreibst, ohne große Qualen. Wenn man ehrlich ist - Frieden ohne Qual ist fast das einzige, was man einem Menschen in solch einem Stadium wünscht.. Ich pflege meinen Vater (palliativ, bettlägerig) gemeinsam mit meiner Mutter, kann also ab und zu auch mal weg, und trotzdem fällt mir diese Situation oft schwer. Wie Du es fast 24h aushältst, trotz lautem Fernseher, Nervosität, Verwirrtheit, Schlaflosigkeit, ist für mich kaum vorstellbar. Ich hoffe, wenn Dich der Palliativdienst entlastet, kannst Du Dir auch mal einen schönen Spaziergang in der Natur gönnen, ein Eis mit Deinem Mann und den Kids... hoffentlich geht es Deinem erkälteten Kleinen inzwischen besser! ![]() Diese Gedanken "wie lange dauert das jetzt noch?" kenne ich gut. Auch bei meinem Vater wechselt das Befinden und Aussehen ziemlich stark. Mehrere Male haben wir schon gedacht, jetzt geht es wohl zuende, weil er lange schlief bzw. nicht bei Bewußtsein war, dann war er am Tag darauf recht fit, verlangte energisch sein Essen und wollte aufstehen. Inzwischen fühle ich mich einfach nur noch orientierungslos. Worauf Du Dich gefaßt machen mußt, kann ich überhaupt nicht einschätzen.. was auch immer es wird, ich schicke Dir ein großes KRAFTPAKET vorbei und denke an Dich! Alles Gute Kaffee |
#4
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Liebe Lupi,
ich verfolge Deine Zeilen regelmäßig und Du machst nichts falsch. Im Gegenteil, das was Du leistest ist großartig. Und für Deine Stiefma vermutlich das Beste, um ihr die jetzige Situation erträglicher zu machen (auch wenn sie es nicht mehr so zeigen kann). Ich habe meine Tochter auch allein gepflegt (sie wollte auch keinen anderen) und es gab auch Situationen, wo ich dachte, es geht nicht mehr, aber es geht. Ich habe mir auch Minipausen gegönnt, um durchzuatmen und etwas Kraft zu sammeln. Das Schlimmste ist diese Ungewissheit, wie geht es weiter, wie lang geht es weiter und wie kann man seine Liebsten am besten unterstützen. Aber vieles kommt von selbst und wenn ich so Deine Worte lese, bin ich sicher, das Du die richtigen Entscheidungen triffst. Ich wünsche Dir viel Kraft und auch mal Pause für Dich. Liebe Grüße Flicka
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Meine Maus: Diagnose Kleinzeller im Februar 2012, uns für immer verlassen im April 2013, ich liebe und vermisse Dich so sehr! |
#5
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Hallo ihr Lieben,
DANKE für eure lieben Worte. Sie geben einem mehr Kraft, als man sich manchmal vorstellen kann. Liebe Flicka, die Geschichte mit deiner Tochter hat mich zutiefst berührt...und ehrlich gesagt fehlen mir da Worte. Sie war ein wunderhübsches Mädchen und deine Kraft, die du aufbringst ist bewundernswert!!! Liebe Kaffee, nein, ich mach mir tatsächlich nicht immer gleich Gedanken, wenn ich mal mit meinen Zwergen schimpfen muss. Aber ich habe bei ihnen die Chance, darüber zu reden, wenn der Ärger verflogen ist. Hier ist das leider nicht möglich ![]() Wie soll ich die letzten beiden Tage beschreiben? Kann es noch schlimmer werden? Ja, es kann... Sie sitzt seit Donnerstag definitiv nur noch in ihrem Schlafzimmer. Immer auf der Bettkante, wenn sie nicht liegt und schläft. Donnerstag hat sie nichts, rein gar nichts gegessen. Wollte dafür aber im Schlafanzug auf den Friedhof. Gestern von jeder Scheibe ein Häppchen, so dass ich meinen Mann losschickte, Babygläschen kaufen. Aber selbst das mag sie nicht. Heute morgen war es dann eine kleine Scheibe Brot und seitdem wieder nichts. Auch das Trinken lässt nach, der Drang auf die Toilette zu gehen auch. ![]() ![]() Vorgestern beim Strümpfe wechseln hab ich ihre Füsse gesehen. Ganz dick, weiß und eiskalt...obwohl der Raum schon fast stickig war - trotz lüften. Gestern wollte sie sie komplett ausziehen. Wenig später waren Musterungen/Marmorierungen zu sehen, die wieder verschwanden, wenn sie gelegen hat und zugedeckt war. Diese Musterungen treten auch an den Armen auf und an den Beinen...aber nur, wenn sie sitzt. Wenn sie schläft und zugedeckt ist, sind sie verschwunden. ![]() Auch tritt jetzt ein seltsamer Geruch zu Tage. Ich weiß echt nicht, wie man das beschreiben soll, außer das er vermischt ist mit dem Geruch von Urin. Keine Ahnung ![]() Gestern war dann für mich ein Tag, der mich persönlich dicht an meine Grenze brachte. Mit einer Kleinigkeit eigentlich. Ich bin morgens schon mit Kopfschmerzen aufgewacht. Dadurch dass meine Stiefma nur noch mit dem Rolli gehen kann und im Bad der Schrank die Badezimmertür nicht ganz aufgehen ließ, hab ich versucht den Schrank umzuräumen. Naja, was soll ich sagen: aus dem Schrank löste sich die Tür und fiel mir auf den Kopf. ![]() ![]() ![]() ![]() Ist das jetzt der Zeitpunkt? Traurige Grüße Lupi
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Fotografie ist die Trauer über die vergängliche Zeit und das Bedürfnis, einige Augenblicke festzuhalten...Die Fotografie kann sie vereinen & daraus neue schaffen ... Fotografie ist unlösbar mit der Zeit verknüpft, die sie festhält, mit der Zeit, die zwischen den Fingern, zwischen den Augenblicken zerrinnt, mit der Zeit der Dinge & Menschen, des Lichts & der Gefühle. Die Zeit wird nie mehr das sein, was sie war. Jeanloup Sieff (1933-2000) |
#6
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Hallo,du Liebe-
ich habe jede Zeile von dir regelrecht aufgesaugt und es laufen immer wieder Tränen. Meine Mom ist am Mittwoch gestorben-in der Klinik-Brustkrebs mit Metas. in Lunge und Kopf.Nur leider habe wir uns vor 14 Monaten zerstritten und so habe ich ihre letzten Monate,Wochen,Tage und Stunden nicht mit bekommen. Ich weiss nicht wie es ihr ging,es tut weh und ich bereue zutiefst. Deine Zeilen lassen es mich ahnen wie es viell. bei ihr gewesen sein könnte. Wie waren die letzten Stunden seit deinen letzten Post. ? Ich wünsche dir ganz,ganz viel Kraft und ich bewundere und beneide dich sogar um diese traurige,harte,aber doch Wertvolle Zeit. Liebe Grüsse,Steffi--die, die Uhren gerne nochmal zurück drehen würde |
#7
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Hallo ihr Lieben,
tja, wie beschreibe ich den heutigen Tag? Meine Stiefma war heute morgen schon recht früh (gegen 6) wach und saß zuerst nur auf ihrer Kante, mit geschlossenen Augen, kippte wie immer hin und her, nach links und rechts und rauchte ihren Sauerstoffschlauch. Ich hab ihr dann die Medikamente gebracht. Leider ist es jetzt so, dass ihr das Schlucken immer schwerer zu fallen scheint und sie wollen am Dienstag mit einer Pumpe (?) anfangen. Nachdem sie sie geschluckt hatte, bat ich sie, sie gleich zur Toilette bringen zu dürfen, da ich mich auch fertig machen wollte für die Kirche...ihre Antwort war immer ein nein, nein, nein. Mir war es allerdings wichtig, dass ich sie vorher noch mal zur Toilette bringen konnte, da ich die liebe Dame vom Hospiz damit nicht belasten wollte. Sie ältere Dame und gesundheitlich geht es ihr nicht zum Besten. Irgendwann hatte ich sie dann soweit, sie wollte gehen...allerdings erwiesen sich die wenigen Meter bis ins Bad zu einem Kraftakt, mit dem ich nicht gerechnet hab. Ich musste den Rolli dirigieren, sie stützen, gleichzeitig auf den Sauerstoffschlauch achten, damit sie mit dem nicht hängenbleibt und ihr helfen, den Wagen vorwärts zu schieben...im Bad wollte sie sich dann ständig in die Wanne setzen und sie war recht hartnäckig dabei. Bis sie dann auf der Toilette war und wir mit der gleichen Prozedur wieder zurück im Schlafzimmer waren, da war echt ne ganze Stunde vergangen... ![]() Ich hab mich dann fertig gemacht für die Kirche (gewaschen u. angezogen), hab ihr erklärt, wer auf sie aufpasst und wohin ich gehe. Außerdem hab ich ihre klare Minute genutzt, um ihr zu sagen, dass ich mit meinen Kräften am Ende bin und ich es nicht mehr alleine schaffe. Dass sie mir nicht böse sein soll, aber ich mich dafür entscheiden muss, sie in die Hände von erfahrenen Pflegern zu geben. Jemand der sie auch waschen kann und nicht an ihrer Hartnäckigkeit scheitert, weil sie sich nicht vom Fleck bewegen will. Wie schon gesagt, verstärkt sich der Geruch im Zimmer immer mehr und ich möchte nicht Schuld sein, wenn es durch mangelnde Hygiene kommt. ![]() ![]() Ja...und damit hab ich dann was angerichtet ![]() ![]() Jo, wie soll man da reagieren? Erwidert hab ich nur, dass sie das nicht müsse und dass ich mich nicht erpressen lasse. Dass der Krebs den Kampf schon lange gewonnen habe, woraufhin sie gleich wieder verneinte, es gebe noch Hoffnung. Ich weiß, dass mit dem Krebs hätte ich mir klemmen sollen ![]() Und dann blieb sie stur sitzen, obwohl ich mehrfach bat, dass sie sich bitte hinlege...jedesmal hab ich Angst, sie kippe mir nach vorne und schlägt sich den Kopf auf oder an. Immerhin zieht sie ständig den Rolli zu sich, weil da ja ihre gedachten Zigaretten drauf liegen. Erst als die Dame vom Hospiz kam, da legte sie sich hin und ist seitdem auch nicht wieder aufgestanden. Ab und zu konnte ich ihr was zu trinken oder ihre Medikamente (mit Müh und Not) geben oder ich hab mit einem Tuch ihre Lippen befeuchtet, aber das war es...sie liegt nur da und starrt an die Decke oder schläft. Als ob ein Schalter umgelegt wurde. Klack. ![]() ![]() ![]() Ich bin gespannt, wie die Nacht wird. Mit dem SAPV-Team sind wir überein gekommen, dass sie jetzt ihr Morphium gespritzt bekommt. Was mit den restl. Medikamenten passiert - keine Ahnung. Ich werd's sehen. BIs bald und seid lieb gegrüßt Lupi P.S.: Liebe Steffi (mama1950), danke für deine lieben Worte. Ich habe deinen Post auch gelesen und kann nur erahnen, wie es in dir aussieht. Die Worte von Marbie finde ich persönlich am Besten. Sie sagt genau das, was ich denke. Allerdings möchte ich noch was hinzufügen. Die Metastasen bei meiner Stiefma haben in gut 2 Wochen für einen so rapiden Absturz gesorgt. Und sie bekommt es nicht mal mit, sie hat kaum noch eine klare Minute...die Medikamente und auch der Sauerstoffmangel tun ihr Übriges. Liebe Steffi, deine Mama hat dich ganz gewiss aus tiefstem Herzen geliebt, denn nur ein Mensch, dessen Gefühle aus welchem Grund auch immer so verletzt sind, der ist zu solchen Reaktionen fähig. Nur der, der jemanden liebt, kann denjenigen auch "hassen". Nur da ist der Wunsch, denjenigen zu verletzen, besonders groß. Der Mensch ist leider so, warum auch immer. Und wer als Mutter Töchter und Söhne hat, wird bestätigen können, dass man als Mutter eine ganz andere Anforderung an die Tochter stellt, als an den Sohn. Vätern ergeht es nicht anders... Oft ist es auch so, dass Menschen sich diese Krankheit nicht immer eingestehen wollen. Sie glauben daran, dass es alles wieder gut wird, auch wenn es feststeht, dass es nicht so ist...ich möchte hier keinem die Hoffnung nehmen, dass liegt mir fern. Was ich damit sagen will ist, hätte deinen Mama diese Metastasen und ihren nahenden Tod akzeptiert, dann wäre sie gewiss auf dich zugekommen um sich auszusöhnen. Ich gehe deswegen davon aus, da ich diese Situation ein wenig anders bei meiner Stiefmama mitmache...sie will keinen sehen, ich darf keinen informieren, denn sie glaubt fest daran, dass sie wieder gesund wird und keiner darf sie so sehen, so wie sie jetzt aussieht. Und auch ihrer Schwester, mit der sie "zerstritten" ist, auch die darf ich nicht informieren. Du siehst, es ist eine unglaubliche Last, die auch auf den Schultern deines Bruders lastete...fass dir ein Herz und schreibe ihm ein paar liebe Zeilen. Bitte ihn um ein Treffen vor der Beerdigung, erkläre ihm die Situation . Es hilft fast immer, die Leute in solchen Momenten mit einer Art Schuldeingeständnis zu entwaffnen, aber bitte lade nicht zuviel Schuld auf dich selbst. Und wenn du zur Beerdigung gehen willst - dann geh. Das kann dir niemand verbieten, und das lass dir von niemanden verbieten. Sie war deine Mama. Es ist dein gutes Recht. Fühl dich einmal fest gedrückt ![]() Lupi
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Fotografie ist die Trauer über die vergängliche Zeit und das Bedürfnis, einige Augenblicke festzuhalten...Die Fotografie kann sie vereinen & daraus neue schaffen ... Fotografie ist unlösbar mit der Zeit verknüpft, die sie festhält, mit der Zeit, die zwischen den Fingern, zwischen den Augenblicken zerrinnt, mit der Zeit der Dinge & Menschen, des Lichts & der Gefühle. Die Zeit wird nie mehr das sein, was sie war. Jeanloup Sieff (1933-2000) |
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