![]() |
![]() |
|
#1
|
|||
|
|||
![]()
Guten Abend, oder besser gute Nacht Ihr da draussen.
Ich kann mal wieder nicht schlafen, obwohl ich sowas von müde bin. Ich bin mit dem Sortieren meiner Gedanken noch immer kein Stück weiter. Hab heute den ganzen Tag gearbeitet und im Anschluss noch einen Computer repariert. Also eigentlich Dauerbeschäftigung von Morgen bis Abend. Gegen Mittag tauchte der Kindsvater im Geschäft auf. Zum Glück nur kurz. Er arbeitet nicht im Büro. Ich habe ihn seit seiner "Aussprache" nicht mehr gesehen. Ich wusste, dass seine Schicht gegen Mittag beginnen würde und wurde immer nervöser. Ein ganz kurzes "Hallo". Dann hab ich mich gezielt ganz fest in meine Arbeit vertieft. Er musste zum Glück auch gleich los. Meine Mittagszeit verbrachte ich im Aufenhaltsraum, wo sich eine weitere Arbeitskollegin aufhielt. Wir hatten nie persönlichen Kontakt. Ich sass vor meinem Salat. Sie vor der Zeitung. Da fragte sie mich plötzlich: Was für ein Sternzeichen bist du? Ich antwortete und sie begann gleich vorzulesen. Es stand da in etwa: Ihr Partner steht ihnen in einer schwierigen Zeit zur Seite. Leben Sie in den Tag hinein und geniessen sie einfach mal das nichts tun. Wie nett. Nicht wahr? Ich glaube nicht an Horoskope usw. Sah meine Kollegin wohl auch etwas ungläubig an. Sie meinte, es hat immer was an solchen Aussagen dran. Ich schüttelte innerlich den Kopf und sagte nur. Ja, das Gegenteil trifft wohl eher zu. Sie war einen Moment still und meinte, sie wäre froh, hätte ihre schwer kranke Tochter einen tollen Mann an ihrer Seite. Sie weiss, dass ich Krebspatientin bin. Aber mehr auch nicht. Ich wusste dass ihre Tochter krank ist. Aber ich wusste nicht was sie hat. Sie erzählte mir dann, dass ihre Tochter vor ein paar Jahren fast zeitgleich die Diagnose MS und Schilddrüsenkrebs erhalten hat. Und das mit etwas über zwanzig, wenige Tage vor ihrem ersten Hochzeitstag. Ihre Tochter ging die ersten Jahre den schulmedizinischen Weg. Es klang nach sehr schweren Jahren. Seit 2 Jahren hat sie jede Behandlung bewusst abgebrochen. Und es würde ihr so gut gehen wie schon lange nicht mehr. Dann leuchteten ihre Augen und sie erzählte mir, dass ihre Tochter nichts mehr von ihrer Krankheit hören will. Dass man in der Familie einfach nicht mehr darüber sprechen würde. Und dass sich alle freuen, dass die Tochter im 3. Monat schwanger sei. Ich fragte sie, ob das geplant war. Sie verneinte. Ihre Tochter wolle das Kind aber unbedingt bekommen. Die Meinungen darüber, ob eine Schwangerschaft sich positiv od. negativ auf die Krebserkrankung und MS auswirken würden, gehen weit auseinander. Und ihre Tochter hätte sich für das Kind entschieden und auch dafür, dass es ihr nicht schlecht tun würde. Wir sassen uns am Tisch gegenüber und schauten uns einfach nur an. Sie meinte, dass sie natürlich Angst hätte. Aber dass sie mit ihrer Angst klar kommen würde. Meine Pause war leider gleich um. So konnte ich ihr nur noch schnell sagen, dass ich ihrer Tochter ganz viel Kraft und Zuversicht wünsche. Und auch ihr die nötige Gelassenheit und das Vertrauen dass alles gut kommt. Ich grübelte die ganze Zeit daran herum. Warum erfahre ich so etwas genau jetzt. Von einer Arbeitskollegin mit der ich sonst nie über irgend etwas persönliches gesprochen hatte. Der Tag wirkte endlos lange. Ich musste mich verdammt anstrengen um noch konzentriert arbeiten zu können und mir war die ganze Zeit flau im Magen. Genau als ich Feierabend hatte, kam der Kindsvater wieder ins Büro um sich zu verabschieden. Ich wich ihm aus. Er schien noch irgend etwas zu erledigen. Ich wartete auf meine Tante, die mich mit ihrem neuen rollstuhlgängigen Auto abholen kam. Wir packten noch das Fahrrad von meiner Mutter ein und wollten es mit der Befestigung fixieren. Doch irgend etwas schien zu klemmen. Da kam dann gleich der Kindsvater und half meiner Tante. Die beiden kennen sich ja auch. Mir wurde dermassen übel, dass ich zur Toilette flüchtete und mich übergeben musste. Es fiel zum glück niemandem auf, weil alle mit dem Befestigungsproblem beschäftigt waren. In meinem Kopf ist ein riesen durcheinander. Ich hoffe fest, dass ich das übers Wochenende etwas sortieren kann. @Hope0212 Danke für Deine positiven Worte. Es tut gut zu lesen, dass nicht alle nur mit Vernunft denken. Ich wünsche Dir und Deinem Baby einfach nur das Allerbeste. Fühl dich ![]() Nicht dass mich jemand falsch versteht. Ich will das Thema ja nicht beeinflussen. Sondern beide Seiten hören. Ich danke Euch für Eure offenen Worte. Bis bald und schlaft alle schön |
#2
|
|||
|
|||
![]()
Ich möchte noch kurz etwas dazu sagen:
@ hope Deine Situation ist nicht mit der von paddi zu vergleichen. Du hast momentan keine Metastasen und deine Krankheit schreitet nicht voran. Das ist ein großer Unterschied. Im übrigen denke ich das man so eine Entscheidung durchaus mit einer gehörigen Portion Vernunft angehen sollte. Denn hier geht es um zwei Leben und es ist nicht einmal klar, ob beide die Schwangerschaft überhaupt überstehen. Liebe paddi Ich weiß die Entscheidung ist nicht leicht. Hol dir nochmal Rat bei Ärzten und kläre ganz deutlich ab was passieren kann wenn du dich jetzt nicht behandeln lässt und welche Konsequenzen deine Medikamente für das Ungeborene haben. Das solltest du wissen bevor du eine so wichtige Entscheidung triffst. |
#3
|
|||
|
|||
![]()
Hallo paddi,
ich schreibe hier nicht, um dich zu einem pro oder contra der Schwangerschaft zu bewegen. Aber ich möchte einen Punkt ansprechen, den du irgendwie ausgeklammert zu haben scheinst. Zitat:
Da ihr euch ja auch beruflich begegnet, wird die Schwangerschaft vor ihm nicht zu verheimlichen sein. Natürlich kann es sein, dass er sagt, dass ihn das nicht interessiert und bestenfalls "nur" den Unterhalt bestreitet (was du bei Bekanntgabe des Vaters nicht ablehnen kannst!). Bekennt er sich aber zu dem Kind, hat er definitiv Anspruch auf ein Sorgerecht. Und selbst, wenn er das nicht tut: dein Kind hat ein Anrecht darauf zu wissen, wer sein biologischer Vater ist - egal wo es aufwächst. Auch Paare, die sich trennen, bleiben ein Leben lang durch ein gemeinsames Kind miteinander verbunden - ob ihnen das nun gefällt oder nicht. Und die Identität eines Kindes wird durch beide Partner gespeist. Dem Kind einfach den Vater vorzuenthalten finde ich höchst problematisch und egoistisch, auch wenn dies aus Sicht der Mutter erst mal sinnvoll erscheinen mag. Ein Kind sollte immer das Recht haben, sich selbst für oder gegen einen Elternteil zu entscheiden, aber dafür benötigt es möglichst vorurteilsfreien Zugang dazu. Und egal, wie wir zu unseren Eltern stehen mögen: sie sind ein Teil von uns, der nicht ausradiert werden kann. Vielleicht sollten deine Gedanken auch mal in diese Richtung gehen. Liebe Grüße Tanja |
#4
|
|||
|
|||
![]()
Liebe Tanja. Du hast natürlich mit allem recht. Nur ist der Zeitpunkt jetzt einfach nicht passend. Was soll ich mit ihm reden, wenn ich mich vielleicht ja doch noch gegen das Kind entscheide? Es geht im Moment um mein Kind und um mich. Ich muss für mich und das Kind eine Entscheidung fällen. Und das möchte ich erst mal ohne ihn tun. Ich mag jetzt einfach noch nicht mit ihm sprechen. Die Verletzung ist einfach noch zu gross. Alles zu seiner Zeit.
Danke trotzdem. Du hast ja Recht. Lg paddi |
#5
|
||||
|
||||
![]()
Hallo Paddi,
deine Geschichte ist schon sehr speziell. Leider schreibst du nicht, wie alt du bist, wann du erkrankt bist und wann du die Chemotherapie hattest. Du schreibst auch nichts über das Tumorgrading und eventuellen weiteren Behandlungen. Was du schreibst, das du Wasser mit Tumorzellen in der Bauchhöhle hast. Das ist schon eine relativ heftige Diagnose. Ob du ohne Behandlung überhaupt eine Chance hast, kann ich nicht sagen. Aber ich glaube nicht, das man damit ein Kind austragen kann. Ob es verantwortlich wäre, dem Kind gegenüber und aus deiner Sicht mag ich nicht beurteilen. Das mag hart klingen, aber du hast ja nach Meinungen gefragt Unabhängig davon kann ich Tanja nur zustimmen. Ein Kind "gehört" nicht der Mutter. Es hat ein Recht darauf den Vater zu kennen und Zeit mit ihm zu verbringen. Genauso haben Väter Rechte. Mich hat wirklich sehr gestört, dass du deiner Schwester das Kind geben würdest und dem Vater vorenhalten würdest. Ein Solches Verhalten ist unabhängig von Krankheiten nicht hinnehmbar. Das du verletzt bist, kann ich verstehen. Aber Trotzdem hat auch der Vater das Recht einbezogen zu werden. Viele Grüße Susi |
#6
|
|||
|
|||
![]()
Liebe Susi
Ich habe ja nicht gesagt, dass ich ihn im dunkeln stehen lassen will. Ich kenne seine situation, seine familienverhältnisse und auch seine einstellung. Wenn sich die nicht ändert und davon gehe ich eigentlich aus, dann wäre es ihm überhaupt nicht möglich alleine für sein kind da zu sein. Und die nötige unterstützung erhält er wohl nicht. Seine familie ist dermassen zerstritten seit jahren. Ist es jetzt klarer warum ich mich dermassen absichern muss, um überhaupt nur im Entferntesten an eine entscheidung denken zu können? Meine schwester würde den vater niemals aussen vor lassen. Aber ihr ist es möglich für das kind da zu sein, wenn nötig. Und das gibt mir ein sehr gutes gefühl. Ich denke der vater wäre schlussendlich auch für sein kind da. Auch wenn er zwar mal klar gesagt hat, dass er jetzt ganz klar kein kind möchte. Wollte ich ja auch nicht! Aber alleine wird er es sowieso nicht schaffen und auch nicht wollen. Es wäre unrealistisch. Ich versuche doch nur abzuwägen und vorzusorgen. Es ist mir klar,dass schlussendlich ein paar personen zusammen sitzen müssen. Aber erst muss ICH mal einen klaren kopf habe und wissen was ich tun will. |
#7
|
|||
|
|||
![]()
Liebe Paddi,
was mir in Deinen Ausführungen bisher fehlt ist Deine Auseinandersetzung mit der Diagnose. Kind hin oder her ... Wie ist die Tumorformel, wie weit fortgeschritten, welche Behandlung wäre die im Bestfall die optimale? Wie sieht das Staging bezüglich weiterer Fernmetastasen aus? Auch wenn hope das gerne hätte, die Wahrscheinlichkeit, dass sich das alles mit viel Glück auf ein Wunder hoffend von alleine zurechtschüttelt und das Kind hauptsächlich durch die viele Liebe, die alle zu vergeben haben, glücklich aufwächst, ist doch eher gering. Ich denke, es wäre doch ganz gut, auch die "harten Fakten" auf den Tisch zu legen. Sollte durch die Schwangerschaft das Tumorwachstum beschleunigt werden (oder bereits beschleunigt worden sein), kann man so ja nicht mal abschätzen, ob Du überhaupt in der Lage sein wirst, dieses Kind auf die Welt zu bringen. @ hope: Ich kann Deinen Ausführungen irgendwie nicht folgen. Weil Menschen Kinder wegwerfen, ist man doch nicht befreit davon, die eigene Situation kritisch zu betrachten. Nur weil vor Lampedusa Menschen auf überfüllten Schiffen untergehen, fahren wir doch trotzdem hier mit Sicherheitsgurt Auto und bleiben (meist) an der roten Ampel stehen.
__________________
lg gilda |
#8
|
|||
|
|||
![]()
Ich hab ganz vergessen auf die fragen von susi einzugehen.
Meine diagnose bk erhielt ich vor über 10 jahren. 3 mal rez. Und metas in lunge, leber, mediastinum, rippenfell, kopf und im ganzen skelett tauchten in der zeit auf. Seit sept 13 wasser im bauchraum und seit wenigen wochen die gewissheit, dass da auch tumorzellen drin sind. Aber ein eindeutiger tumor wurde bis anhin nicht gesichtet. Auf alles und die xxx behandlungen von chemo, strahlentherapie, cyberknife usw. Einzugehen würde den rahmen sprengen. Ich bin mit meinen kräften langsam am ende. 10 jahre mehrheitlich kampf hinterlassen spuren. Trotzdem hab ich mich dank unterstützung meiner freundin vor 2 wochen aufgerafft in die klinik zu fahren und zuzuhören wie ein schlachtplan aussehen würde. Von chemo direkt in den bauchraum, bestrahlung eines grossen tumors im schienbein mit anschliessender op und später dann einer weiteren chemo gegen den restmüll in lunge, leber usw. Muss ich ausgehen. Ich entschloss mich den weg zu beginnen. In der hoffnung noch einmal eine "gute zeit" zu erreichen. Und dann kam der nächste hammer. Die trennung und das wissen von der schwangerschaft. Sorry für schreibfehler. Ich sitze im büro und schreibe mit dem handy. Ich grüsse euch |
#9
|
|||
|
|||
![]()
Hallo Paddy,
wie alt bist du denn eigentlich? Dein BK fing vor über 10 Jahren an... Auch gesunde Frauen haben, wenn sie älter sind oft enorme Probleme in der Schwangerschaft, vor allem auch Probleme ein gesundes Kind auf die Welt zu bringen! Nach den Medikamenten die du auch schon in der Vergangenheit bekommen hast, dürfte das Risiko ein krankes und behindertes Kind auf die Welt zu bringen enorm hoch sein. In deinem Gesundheitszustand ist das Austragen eines Kindes nicht anzuraten... Auch die verzögerte Therapie kann voll nach hinten losgehen.... Aber die Entscheidung musst du treffen! Würde sich denn deine Schwester im E-Fall auch um ein behindertes Kind kümmern? Das solltest du auch überlegen.... l.G. Kirsten |
#10
|
||||
|
||||
![]() Zitat:
ich ringe mit mir, ob ich dir schreiben soll, aber Lobhudelei und nur positive Gefühle alleine wirst du (hoffentlich) nicht erwarten. Bei deiner o.g. Krankengeschichte sollte sich überhaupt nicht die Frage stellen, ob du ein Kind austrägst. Dieses K-Vieh wird dich umbringen und zieht die Schlinge immer fester, da kannst du dir nicht erlauben, eine weitere Baustelle in deinen Körper aufzutun und durch den dortigen Zellwachstum und Hormonausschüttungen ohne Ende noch sprichwörtlich Öl ins Feuer zu giessen. Es geht nicht nur darum, dass da in deinem Körper biologisch ein Kind zusammengewürfelt wird. Damit daraus ein körperlich und geistig gesunder Mensch wird, braucht es optimale Bedingungen, die du in keinster Weise erfüllst. Konsequenz: sofort abtreiben und deine Kräfte ganz auf deine Therapien konzentrieren, um noch eine gute Zeit für dich rauszuschinden. Solltest du dich doch für das Kind entscheiden, dann richte deinen onkolog. Schlachtplan danach aus, dass das Kind eine Chance hat zum heranreifen und überleben. Dann solltest du aber dem Kind JEDE Möglichkeit eröffnen, sprich Vater, Grosseltern, Jugendamt - ALLE einbeziehen. Regel seine finanzielle Situation. Ermögliche ihm jeden Weg. Ob du persönlich den Vater noch magst oder nicht, ob du verletzt bist.. spielt für das Kind keine Rolle. Ich wünsche dir alles erdenklich Gute.
__________________
![]() 22.06.2017: Diagnose Darmkrebs mit multiplen Lebermetastasen bei meinem Mann 12.01.2020: mein Liebster ist friedlich zuhause in meinen Armen verstorben |
#11
|
|||
|
|||
![]()
Natürlich sind wir nicht in der selben Position!
Zu sagen eine Portion Vernunft ist angebracht ist auch nicht ok. Ich meine der IST Zustand ist ein anderer und ich kann die Gedanken und Gefühle einfach gut nachvollziehen! Was richtig oder falsch ist, das weiß niemand von uns |
![]() |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|