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Hallo,
ich bin ganz neu hier. Seit einigen Wochen (oder es sind glaube ich schon Monate) lese ich hier immer wieder. Auf eine Art macht es mich undendlich traurig aber auf die andere Art macht es mir auch Mut. Ich habe meinen geliebten Papa am 30.08.13 schweren Herzens loslassen müssen. Es ging alles relativ schnell. Im Februar dieses Jahres wurde bei ihm ein kleinzelliges Bronchialkarzinom festgestellt. Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung war der Krebs bereits im fortgeschrittenen Stadium mit Fernmetastasen (cT4, N3, M1b). Es war also von vornherein klar, dass es keine Heilung geben wird. Zunächst haben Chemo und Bestrahlung sehr gut angeschlagen. Er hat sich auch echt super tapfer geschlagen und die Chemo einigermaßen verkraftet. Da ihm ca. 2 Liter Wasser aus der Lunge punktiert wurden, fühlte er sich anfangs auch quasi "wie neu geboren". Mein Pa sollte 6 Chemo-Zyklen bekommen. Bis zum 5. Zyklus verlief auch alles "nach Plan". Bei den üblichen Kontrolluntersuchungen vor dem 6. Zyklus wurde aber leider festgestellt, dass der Krebs schon wieder am wuchern war. Nun hatte er neben dem Kleinzeller auch noch einen nicht-Kleinzeller, was die Prognosen nicht besser machte. Ende Juni hatte er dann einen Eingriff, bei dem eine Verklebung der Lunge vorgenommen und ein großer Teil eines Tumors zur Biopsie entnommen wurde. Bis kurz nach dem Eingriff (der schon recht heftig war), ging es meinem Pa eigentlich ganz gut (den Umständen entsprechend). Er sagte noch zum Doc, dass er eigentlich gar nichts spüren würde... und er, wenn er nicht wüsste, was er hat, das gar nicht glauben könnte. Eine Woche später sollte es dann jedoch rapide bergab gehen. Meine Eltern fuhren mit Bekannten eine Woche zur See. Auf diesen Urlaub hatten sie sich sooo sehr gefreut. Im letzten Jahr konnten sie schon keinen Urlaub machen, da es meiner Mutter sehr schlecht ging (da haben wir um ihr Leben gebangt). Leider haben sie den Urlaub nach 4 Tagen abbrechen müssen, weil es meinem Vater immer schlechter ging. Er hatte ständig Schmerzen, konnte nicht mehr schlafen, hatte überhaupt keinen Appetit mehr... Wieder zu Hause wurde festgestellt, dass er Tumor innerhalb von zwei Wochen schon wieder massiv gewachsen war. Es wurde eine neue Chemo angesetzt. Eine Woche nach der Chemo hatte er massives Nasenbluten, aufgrund zu niedriger Thrombozyten. Er bekam zwei Infusionen mit Thrombozyten. Kurz darauf setzten massive Schmerzen ein. Ich glaube, er hatte schon lange vorher Schmerzen, allerdings ein einem Stadium, wo er sie noch vor uns verbergen konnte. Nun waren die Schmerzen unerträglich. Es war so schlimm mit anzusehen, wie er sich auf dem Bett (wir hatten mittlerweile ein Pflegebett) gekrümmt hat. Gott sei Dank haben wir einen sehr guten Hausarzt, der gleichzeitig Palliativmediziner ist. Er hat die Dosis der Schmerztabletten sofort erhöht. Dadurch war mein Pa zwar etwas "dudelig" aber wenigstens halbwegs schmerzfrei. Man konnte nun täglich zusehen, wie er nach und nach abbaute. Er hatte keinen Hunger mehr. Wenn er am Tag ein Butterbrot und vllt noch n Joghurt gegessen hat, war es schon ein echter Erfolg! Trotzdem war er, und letztlich auch wir, immer noch sehr hoffnungsvoll, dass sich auch diesmal sein Gesamtzustand durch die Chemo wieder verbessert. Doch dann ging es sehr schnell... Er sollte mittwochs die nä Chemo bekommen. Dienstag nachmittag war er allerdings irgendwie anders. Er reagierte nur noch recht langsam und war immer so schläfrig. Wir haben dann unseren Hausarzt angerufen. Der kam vorbei und meinte, mein Pa solle am besten abends schon ins KH fahren, damit er Flüssigkeit bekäme (er wäre total ausgetrocknet). Dann müsse man gucken, ob man ihm die Chemo Mittwochs geben könne oder evtl. ein paar Tage später. Ich war Dienstags abends dann noch bis neun Uhr bei ihm im KH. Er war zwar total schachmatt, aber das habe ich mir mit dem enormen Flüssigkeitsverlust erklärt. Ich habe mich dann bis zum nä Tag von ihm verabschiedet. Mittwochs morgens klingelte dann um halb sechs das Telefon. Meine Mutter war dran. Das KH hatte bei ihr angerufen und gesagt, meinem Vater ginge es sehr schlecht, wir sollten kommen. Als wir dann gegen halb acht dort waren, hatte er sich halbwegs stabilisiert. Als ich allerdings in das Zimmer kam, bin ich total erschrocken. Mein Pa war mit dem Mann von Dienstag abend gar nicht mehr zu vergleichen. Er sah aus wie ein Pflegefall. Er war nicht mehr in der Lage, alleine aufzustehen... von einem Tag auf den anderen! Den abend vorher war er noch alleine zum Krankenwagen gelaufen. Die Ärzte fragten, seit wann er bettlägerig sei... ich antwortete "dann wohl seit heute". Durch den Tumor war wohl der komplette recht Unterlappen dicht. Dadurch hatte sich nun auch noch eine Lungenentzündung gebildet. Es tat so unendlich weh, meinen sonst so starken Papa nun so elend dort liegen zu sehen. Es hat mir das Herz zerrissen. Das CT ergab, dass der Krebs in aller Wucht zurückgeschlagen hatte. Der Tumor war im Brustkorb, in der Leber und in den Knochen massiv gewachsen. Lediglich sein Gehirn blieb verschont. Auch wenn es am Resultat nichts ändert, bin ich darüber trotzdem heilfroh. Nach Rücksprache mit den Ärzten haben wir uns dann am Do dazu entschieden, meinen Vater ins Hospiz zu verlegen. Wir hatten vorher zu Hause besprochen, dass "wir" diesen Weg gehen, wenn es anders nicht mehr geht, da meine Mutter selbst sehr krank ist und meinen Vater nicht hätte pflegen können. Ich hatte mir das Hospiz am Montag angesehen (es sollte wahrscheinlich alles so sein). Da habe ich noch zu der Leiterin gesagt, dass ich nicht weiß, ob es jemals zum Tragen kommt. Wenn dann höchstens in ein paar Wochen oder Monaten. Tja, ich habe den Krebs wohl deutlich unterschätzt ![]() Das Schwierigste war, meinem Vater zu sagen, dass wir ihn ins Hospiz verlegen möchten. Wenn er wach war, war er noch vollkommen klar. Man konnte ihn halt nur kaum noch verstehen. Es war einfach nur schrecklich. Ich habe heute noch Angst, dass er das Gefühl hatte, wir geben ihn auf. Im Hospiz wurden wir dann alle, nicht nur mein Papa, sehr gut aufgenommen. Es tat so unheimlich gut, diese Unterstützung zu haben. Eine Schwester sagte uns schon am Anfang, dass sie glaubt, dass mein Papa nicht lange bei ihnen sein wird. Leider sollte sie Recht behalten. Ich habe zusammen mit einer ehrenamtlichen Schwester die ganze Nacht am Bett bei meinem Papa gesessen. Meine Mutter habe ich zum Schlafen nach Hause geschickt. Sie musste dringend Kraft auftanken, damit sie mir nicht auch noch auf der Strecke blieb. Sie rief mich dann früh morgens an und ich sagte ihr, dass bei Papa alles stabil sei. Er schlief ganz friedlich. Dann verabschiedete sich die ehrenamtliche Schwester und ich saß allein an Papas Bett. Nur ca. 20 Minuten nachdem wir alleine waren, ist er dann gegangen. Er war so friedlich. Ganz zum Schluß hat er noch einmal die Augen geöffnet und mich angesehen. Dann ist er ganz friedlich ohne Atemnot eingeschlafen. Ich war so unendlich traurig.... er war nun tatsächlich fort. Andererseits habe ich ihm den Frieden gegönnt und war unglaublich froh, dass dieses (Gott sei Dank nicht allzu lange) Leiden endlich ein Ende hat. Und ich sehe es als ein Geschenk Gottes an, dass ich bei ihm sein durfte. Er war nicht alleine und ich konnte sehen, dass die letzten Minuten nicht qualvoll waren. Die letzen Monate, Wochen und vor allem Stunden mit meinem Papa wird mir niemals jemand nehmen können. Und sie sind das schönste Geschenk für mich. Nun sitze ich hier, fast vier Monate später, auf meinem Sofa und kann immer noch nicht richtig fassen, dass mein Papa wirklich nicht mehr da ist.... dass ich ihn nie mehr wiedersehe... nie mehr in den Arm nehmen kann... nie mehr mit ihm reden kann... ich bin so unendlich traurig :-( An die Weihnachtstage will ich gar nicht erst denken. Aber auch die werden Mama und ich schon meistern. Papa hätte nicht gewollt, dass wir nur trübsal blasen, auch wenn sicherlich einige Tränen rollen werden :-( Ich wünsche allen hier ein paar ruhige und besinnliche Tage. Und ich glaube, unsere Liebsten sind auf irgendeine Art und Weise immer bei uns! Dies, und die Hoffnung auf ein späteres Wiedersehen hilft mir, nicht zu verzweifeln. |
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