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  #1  
Alt 18.03.2014, 21:35
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Mutter seit 2 Monaten tot und Vater hat schon eine neue

Hallo Splitterherz,

mein tiefstes Mitgefühl für deinen/euren Verlust.

Mit Interesse habe ich hier gelesen. Zum einen, weil ich vielleicht das ein oder andere Gefühl meiner Töchter erfahren könnte, welches ich noch nicht kenne, zum anderen, weil ich in ähnlicher Situation bin wie dein Vater.

Rafaela hat schon sehr gut geschrieben. Ich denke weiter, dass dein Vater diese Frau ganz sicher nicht gefunden hat, damit sie ihm die Strümpfe stopft. Also, dass er 'versorgt' ist. Jeder Mensch ist anders. Jede Trauer ist anders. Du trauerst um deine Mutter, dein Vater um seine Frau. Selbst bei Menschen in ähnlicher Situation ist die Trauer niemals die Gleiche. Du kannst nicht unbedingt nachempfinden, was die Trauer um deine Mutter mit deinem Vater macht. Erahnen vielleicht.

Es ist ein Fehler, die eigene Trauer auf andere übertragen zu wollen. Stell dir vor, du würdest dir jetzt eine neue Mutter suchen. Unvorstellbar? Ganz sicher. Man hat nur eine Mutter. Biologisch geht das nicht anders. Selbst wenn die neue Liebe deines Vaters Bestand haben sollte, so wird seine neue Partnerin niemals eure Mutter sein können. Bestenfalls mehr oder weniger an ihre Stelle treten können, ja, doch nicht sie ersetzen. Ist auch das deine Angst? Oder nun auch noch den Papa zu verlieren?

Die große Liebe ... gibt es sie? Ja, sicher. Das heißt jedoch nicht, man könnte sie nicht zweimal finden. Wenn die 'große Liebe' stirbt, dann ist die Liebe in einem Menschen doch nicht zu Ende oder er/sie könnte niemals mehr lieben. OK, soll es geben, ich kann es sogar verstehen. Muss jedoch nicht sein. Eine neue Liebe finden heißt nicht die erste zu vergessen.

"Du hast ja deine Kinder. Du bist ja nicht alleine." Der blödeste Spruch, den man einem Witwer oder einer Witwe sagen kann. OK, sie halten einen auf Trab, man muss und will (wenn sie noch nicht erwachsen sind) für sie sorgen. Man kann mit ihnen traurig sein, man kann mit ihnen lachen. Man liebt sie und sie bereichern das Leben und verdrängen zumindest zeitweise die Trauer. Was ist, wenn sie gerade mal nicht da sind? Irgendwann sind sie weg. Entweder, weil sie erwachsen werden oder weil sie bereits ein eigenes Leben führen. Und dann? Was ist dann mit Papa oder Mama? Gut, 2 Monate ist schnell. Es gibt jedoch keinen gültigen Wert und wenn die Liebe zuschlägt ... soll man sie verleugnen? Zwei Menschen dadurch zusätzlich unglücklich machen? Dein Vater und seine Freundin werden zudem ganz sicher noch viele Fallstricke und -gruben überwinden müssen. Es ist noch lange nicht sicher, dass diese Verbindung auch Bestand hat.

Gib der neuen Freundin eine Chance und damit auch deinem Vater. Du musst sie ja nicht gleich lieben. Vorsichtige Akzeptanz wäre ja auch schon ein Anfang. Auch deine Gefühle und deine Trauer sind wichtig. Du brauchst sie nicht zu verraten, doch du solltest sie (und damit dich selbst) immer wieder überprüfen. Natürlich hast du auch das Recht, die neue Freundin deines Vaters ab zu lehnen. Doch vor allem das braucht Zeit. Nicht der erste Eindruck oder Gedanke ist immer richtig. Versuche fair zu sein. Zu Beiden. Verdammt schwer, ich weiß.

Meine Tochter sagte mal zu mir: "Ich möchte, dass du wieder glücklich bist. Doch du musst sie ja nicht gleich zum Kaffee mitbringen." Ich denke, ich kann deine Sorgen und Ängste, deine Trauer, ganz gut verstehen. Deine Welt ist zusammen gebrochen, doch auch die deines Vaters. Das ist eine andere Welt, in die du nur sehr begrenzten Zugang hattest und hast. Die Trümmer, vor denen dein Vater steht, sind gänzlich andere als deine. Miteinander reden, das hilft. Meine Erfahrung ist, wenn jemand nicht mit mir reden will oder mich nicht versteht, dann stelle ich die falschen Fragen oder habe die falschen Antworten oder zur falschen Zeit oder sie sind zu leise oder zu laut.

Nur so ein paar Gedanken von mir. Vielleicht kannst du etwas damit anfangen?


Alles Gute,

Helmut
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Geändert von HelmutL (18.03.2014 um 21:37 Uhr)
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  #2  
Alt 19.03.2014, 16:31
Caput Caput ist offline
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Standard AW: Mutter seit 2 Monaten tot und Vater hat schon eine neue

Hallo Helmut,

vielen Dank, dass du deine Empfindungen und Gedanken aus der Vater/Mann-Perspektive geschrieben hast. Da ich die Situation von Splitterherz schon hinter mir habe, habe ich deine Worte sehr aufmerksam gelesen. Prinzipiell kann ich diese Perspektive schon nachvollziehen...

Du hast aber etwas geschrieben wozu ich gerne eine Nachfrage stellen würde:

Zitat:
Meine Tochter sagte mal zu mir: "Ich möchte, dass du wieder glücklich bist. Doch du musst sie ja nicht gleich zum Kaffee mitbringen."
Wie bist du mit dieser Aussage umgegangen? Konntest du die Worte deiner Tochter verstehen und zunächst akzeptieren? Hast du deine Tochter bedrängt endlich die neue Frau kennenzulernen, sie zu akzeptieren, sich mit ihr abzugeben? Oder ihr Zeit gelassen und still gehofft, dass sich die Einstellung ändert? Dass dir die Worte nicht gefallen haben und dich bestimmt auch getroffen haben, kann ich mir gut vorstellen aber wie war deine Reaktion darauf? Verständnisvoll oder beleidigt? Wie hast du die Situation "entschärft"?

Du würdest mir einen großen Gefallen tun, wenn du mir hierzu noch etwas schreiben könntest.

Liebe Grüße K.
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  #3  
Alt 19.03.2014, 21:01
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Mutter seit 2 Monaten tot und Vater hat schon eine neue

Hallo K.,

du stellst genau die richtige Frage. In meinem Posting wollte ich die Sichtweise eines Vaters darstellen. Die Qualität einer Vater-Tochter-Beziehung (oder generell Eltern-Kind) lebt, wie jede andere auch, jedoch nicht von Erwartungen, sondern vielmehr vom Dialog.

Um einen vernünftigen Dialog zu führen, sollte man jedoch die Erwartungen und Sichtweise des Anderen kennen. Wenn nicht, so sollte man fragen und zuhören. Ein vernünftiger Dialog heißt jedoch auch: er muss erstens von beiden Seiten geführt werden und das Ergebnis ist zweitens sehr häufig ein Kompromiss. Ist eine Einigung, wie auch immer, nicht möglich, so sollte das Minimum in der Akzeptanz liegen.

Was meine Tochter damit sagen wollte, war ganz einfach: "Lass mir Zeit. Ich könnte es noch nicht ertragen, sie jetzt kennen zu lernen. Später, ja." Das war eine Grenze für sie, die ich nicht überschreiten durfte (und auch nicht wollte), ohne sie zu verletzen. Meine Töchter (ich habe 2) hatten ihre Mutter verloren, da kann man als Vater doch nicht einfach so mit einer Freundin reinplatzen: hier ist sie und ihr müsst ... was auch immer.

Es hat ihr in dem Moment weh getan, als ich erzählte. Das weiß ich. Doch dann stellte sie auch Fragen und bekam ehrliche Antworten. Es kommt halt immer vor allem darauf an, wie man miteinander redet. Was auch noch ganz wichtig ist: Vertrauen. Unterm anderem auch das Vertrauen in die andere Person, dass diese das Gesagte verkraften kann. Das sollte man vorher abschätzen und nicht voraussetzen. Fingerspitzengefühl ist gefragt.

Auch und vor allem als Vater. Kinder sind nicht nur Kinder (vor allem, jedoch nicht nur, wenn sie bereits erwachsen sind) sondern auch Menschen, die ihre ganz eigenen Gefühle und Gedanken haben. Ich selbst habe bei meinen Kindern in dieser Situation Gedanken und Gefühle entdeckt, von welchen ich vorher kaum eine Ahnung hatte. Kinder (auch die erwachsenen) sehen die Welt oft in vielen Dingen aus ganz anderer Perspektive. Erst recht im Trauerfall bedarf es der Einsicht, dass, obwohl Splitterherz und ihr Vater um den gleichen Menschen trauern, ihre Trauer trotzdem jeweils eine ganz andere ist.

Ganz wichtig ist auch: war man vorher Vater/Mutter oder Mama/Papa? Ein Tochter/Sohn-Vater/Mutter-Verhältnis wird nicht zwangsläufig dadurch besser, dass die Mutter/Ehefrau/der Ehemann gestorben ist. Die Charaktere der Menschen sind entscheidend und Vertrauen und Liebe zu den Eltern sollte man als Mutter oder Vater auch pflanzen. Da ist nichts 'zwangsläufig', kein 'Muss'!

Miteinander reden. Nicht jeder für sich.


Liebe Grüße,

Helmut


PS: Nein, ich habe nicht gedrängt. Irgendwann später kam es in gegenseitigem Einverständnis zu einer Begegnung. Es war gut so, genau richtig.
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Geändert von HelmutL (19.03.2014 um 21:08 Uhr) Grund: was vergessen ... PS
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  #4  
Alt 19.03.2014, 23:22
Caput Caput ist offline
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Standard AW: Mutter seit 2 Monaten tot und Vater hat schon eine neue

Hallo Helmut,

vielen, vielen Dank für deine schnelle und ehrliche Antwort. Ich siniere jetzt schon so lange über den Inhalt dieses Threads und ich bin wirklich dankbar für deine Sichtweise von der "anderen Seite" sozusagen. Ich glaube das Entscheidende ist, dass von der einen Seite aus nicht schlichtweg abgelehnt wird und von der anderen Seite Zeit gelassen wird. Einfach ein wenig Verständnis füreinander und kein Bedrängen. Du hast das mit deinen Töchtern toll gemacht - hierzu ist auch nicht jeder Vater in der Lage.

Wenn beide Seiten Verständnis füreinander aufbringen und aufeinander zugehen ist wohl auch so eine Situation zu bewältigen. Ich finde heute Abend keine weiteren "richtigen" Worte mehr, hab den Text schon tausendmal umgeschrieben. Nur noch soviel: Du hast mir mit deinen Antworten geholfen, vielen Dank hierfür und meinen Respekt für dein besonnenes Verhalten mit deinen Töchtern.

Liebe Grüße K.
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  #5  
Alt 20.03.2014, 19:54
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Mutter seit 2 Monaten tot und Vater hat schon eine neue

Hallo K., hallo Splitterherz,

naja, so einfach ist es nun auch wieder nicht, wenn man als Vater eine neue Frau in die Familie einführen möchte. Es gibt noch tausend andere Fallgruben, die es zu umgehen gilt. Der Faktor Zeit ist bei weitem nicht die einzige. Es kann durchaus scheitern und zurück bleibt ein zusätzlicher Trümmerhaufen.


Liebe Grüße,

Helmut
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  #6  
Alt 23.05.2016, 13:16
lena125 lena125 ist offline
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Standard AW: Mutter seit 2 Monaten tot und Vater hat schon eine neue

Ich erlebe grad gleiches Problem, weiss nicht, wie ich reagieren soll.
Nach langem Kampf ist meine geliebte Mami in Januar gestorben (Darmkrebs). Nicht mal einen Monat ist vergangen, als mein Vater neue gefunden hat. Auch per Internet hat er mehrer Frauen kennengelernt und jetzt will er mit ihr zusammenziehen. Ich habe nichts dagegen, das er meine Mama so schnell vergessen hat (geliebt hat er sie nicht ) aber er will, dass ich ihm dabei helfe!!! Er will, dass ich super nett zu ihr bin, soll alles regeln für die beiden usw... er beherscht die SPrache nicht und schleppt noch die Frau aus Russland hierher. Ich habe nicht dagegen, dass er das macht, mich stört aber, dass er mich reinwickelt in seine Beziehung! habe mit ihm darüber gesprochen, er versteht nichts.... naja... ich soll jetzt für die beiden Wohnung suchen, alles organisieren usw....
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  #7  
Alt 23.05.2016, 22:38
Benutzerbild von Tinele
Tinele Tinele ist offline
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Standard AW: Mutter seit 2 Monaten tot und Vater hat schon eine neue

Da würde ich mich weigern . PUNKT .
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Mein Mohle - Diagnose von SPK Krebs am 3.6.2014

Seither ist nichts mehr , wie es vorher war .

Du weißt erst wie stark du bist , bis stark sein die einzige Option ist , die dir noch bleibt !
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  #8  
Alt 20.03.2014, 22:52
Splitterherz Splitterherz ist offline
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Standard AW: Mutter seit 2 Monaten tot und Vater hat schon eine neue

Danke Helmut, ich fand es auch schön, dass ganze mal aus dieser Perpektive zu sehen und ich muss sagen, dass ich auch finde, dass du gut mit der Situation umgegangen bist. Kann da Caput nur zustimmen und ihren Post voll unterschreiben.

Du fragst, wovor ich angst habe? Hmm. Es ist mir einfach zu viel auf ein Mal. Erst mal das eine verdauen, dann das andere. Es ist halt so eine Sache, wie irgendjemand hier auch erwähnt hat (Caput, vll?), aktuell ist für mich der Gedanke, dass eine fremde Frau sich in unserem Haus breit machen könnte, noch unerträglich. Es wird sicher immer komisch sein, aber im Moment ist halt alles noch so frisch. Ich kann ja noch immer kaum akzeptieren, dass meine Mutter nicht mehr auf ihrem Platz auf dem Sofa sitzt, wie soll ich dann direkt eine fremde Frau dort ertragen? Vom Bett jetzt mal gar nicht zu sprechen.

Wie gesagt, auf langer Sicht, würde ich sie natürlich kennenlernen wollen, selbst wenn ich Vorurteile habe. Bin ja trotzdem neugierig und ewig ihr aus dem Weg gehen, wird sowieso nicht unmöglich sein.
Ich werde mir auch fest vornehmen, nicht voreingenommen an die Sache ranzugehen (was aus dem Vorsatz wird, weiß ich natürlich nicht) und versuchen, mir ein neutrales Bild zu machen.

Das Problem wird eher sein, wenn die beiden mir weiter Druck machen. Wenn man nämlich über meinen Kopf hinweg entscheidet oder mich zu irgendwas zwingen will, mach ich komplett dicht und ich weiß genau, wenn sie meine Meinung nicht akzeptieren und die Tage einfach auf der Matte stehen würden, dass ich entweder gehen oder aber ziemlich pampig sein würde und das würde wohl kein guter Start bedeuten.
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  #9  
Alt 21.03.2014, 15:56
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Mutter seit 2 Monaten tot und Vater hat schon eine neue

Hallo Splitteherz,

Zitat:
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Du fragst, wovor ich angst habe? Hmm. Es ist mir einfach zu viel auf ein Mal.
Diese Frage habe ich dir bewusst gestellt. Ich finde, es ist wichtig, dass du deine momentane Situation überdenkst. Wie ich lese, ist das ja bereits der Fall. Du solltest dir deiner Gefühle zu diesem Thema möglichst genau klar sein, denn nur so kannst du überhaupt erst überlegt reagieren. Du hast ein gedankliches Fundament, auf welches du dein weiteres Vorgehen aufbauen kannst. Es würde keiner Seite was bringen, wenn du nur emotional reagiertest. Natürlich lassen sich Emotionen nicht ausschließen. Das geht nicht in deiner Situation und hängt auch vom Vorgehen deines Vaters und seiner Freundin ab.

Dass du trotz allem einerseits neugierig bist, glaube ich dir gerne. Ich wäre es auch. Andererseits verstehe ich auch deine Trauer und die Bilder, die dir durch den Kopf gehen und mag es für deinen Vater auch richtig sein, was er macht, so ist es für dich einfach zu früh. Ich sehe das so und würde mich als Sohn auch nicht überfallen lassen.

Vielleicht machst du dir mal Gedanken darüber, was du deinem Vater wünschst. Des weiteren, wenn du es schaffst, vielleicht auch mal darüber, wie du dir eine Freundin deines Vaters vorstellen könntest. Ein sehr großes Problem in dieser Hinsicht ist nämlich, genau wie für die Suche deines Vaters, der mögliche Vergleich. Für dich das Bild deiner Mutter und für ihn das Bild seiner Frau. Verstehst du, was ich meine? Man muss sich nämlich klar sein, dass deine Mutter in jeder Hinsicht einzigartig ist und niemand für sie 'Ersatz' sein kann.

Jeder Mensch hat ein bestimmtes Chema, auf das er anspringt. Man ist leicht geneigt, einen 'Ersatz' zu wollen. Die neue Partnerin deines Vaters hat vielleicht gewisse Ähnlichkeiten (-> Chema) mit deiner Mutter. Das kann das Aussehen sein oder Eigenschaften, irgend etwas. Muss jedoch nicht. Auf jeden Fall ist sie ein völlig anderer Mensch und zunächst eine Fremde. Ein Zuviel an Ähnlichkeit oder ein gänzliches Fehlen derselben könnte gleichermaßen ein Schock für dich sein.

Das alles ist sicher nicht die Lösung für dich. Ein Ansatz vielleicht. Nur, das geht nicht einfach so von heute auf morgen bei dir. Wenn du Zeit brauchst, dann beharre drauf. Nicht stur, sondern rede mit deinem Vater. Du darfst eine Grenze setzen. Das ist immer besser, als jetzt überstürzt irgendwie zu reagieren und vielleicht alles kaputt zu machen. Sowohl bei dir als auch bei deinem Vater und ebenso bei seiner Freundin. Auch ihre Beziehung zueinander würde ganz sicher mehr oder weniger darunter leiden. Das wäre dann allerdings, so wie es jetzt aussieht, ihr selbstverschuldetes Problem.

Doch mal ehrlich gesagt: so ganz verstehen kann ich die Beiden nicht, wenn sie dich so unter Druck setzen. Sind es Beide? Ich hoffe jedenfalls für dich, dass ihr das hinbiegen könnt. Eigentlich wäre es doch schade, wenn nicht. Die Freundin deines Vaters könnte durchaus nicht nur für deinen Vater eine Bereicherung für die Zukunft sein. OK, könnte. Eine Chance auf jeden Fall.


Liebe Grüße,

Helmut
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  #10  
Alt 02.04.2014, 19:11
Caput Caput ist offline
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Standard AW: Mutter seit 2 Monaten tot und Vater hat schon eine neue

Hallo Splitterherz,

ich wollte mich einfach mal melden und fragen wie sich die Situation bei dir entwickelt. Ich hoffe doch positiv.

Liebe Grüße K.
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