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#1
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Liebe Aki,
bei meinem Papa war es sehr ähnlich. Wir hatten auch einen Antrag auf Pflegestufe gestellt, die nette Frau kam, gab meinem Papa, der zu dieser Zeit bettlägerig war, kurz die Hand, setzte sich dann mit meiner Mama ins Wohnzimmer und ließ sich berichten, schrieb fleißig mit. Ein paar Tage später kam dann das das Schreiben mit der Einstufung auf Pflegestufe eins. Das war noch nicht mal das Schlimme daran. Das wirklich Schlimme für uns war, dass in diesem Bericht absolut nix von dem Gespräch mit meiner Mama und dem eigentlichen Zustand meines Papas stand. Da waren dann solche Dinge aufgeführt wie er ist mobil, kann sich selbstständig waschen, irgendwie Arme und Beine in bestimmte Stellungen bringen, sich selbst verpflegen und all sowas. Komisch nach nur einem warmen Händedruck. Sie hat sich tatsächlich nicht länger als 30Sekunden in dem gleichen Zimmer mit meinem Papa aufgehalten. Wir waren damals sehr enttäuscht. Meine Mama rief dann direkt bei der Krankenkasse an und beschwerte sich. Die meinten, da gäbe es einen Katalog oder eine Liste, auf der die nette Frau ankreuzt und daraufhin wird die Pflegestufe gestellt. Für persönliche Belange und Einschätzungen wäre kein Raum. Allerdings sagte die Krankenkassen-Frau dann auch, wir sollten uns nochmal an die Klinik oder die Hausärztin wenden. Das tat meine Mama und beide Stellen … Klinik und Ärztin … konnten es auch gar nicht glauben. Das Krankenhaus hat dann direkt einen neuen Antrag zur Erhöhung der Pflegestufe fertig gemacht, daraufhin kam ein Brief, dass sich der MDK wegen einem erneuten Prüfungstermin mit uns in Verbindung setzt. Eine Woche später kam die Nachricht, dass wir auf Pflegestufe drei eingestuft werden ohne weitere Prüfung. Was genau da am Ende über irgendwelche erneuten Arztbriefe, Gutachten oder was auch immer gelaufen ist, kann ich nicht sagen. Aber was ich damit sagen will … es lohnt sich auf jeden Fall den Hausarzt und die behandelnde Klinik mit ins Boot zu holen. Und noch etwas … wir haben auch unter der Pflegestufe eins direkt einen Badewannenlift und einen Rollator bekommen über die Hausärztin. Ein Pflegebett wäre auch absolut möglich gewesen, aber das wollte mein Papa –noch- nicht. Ich hoffe, ich konnte dir mit meiner Geschichte etwas helfen und wünsche euch alles, alles Gute … Du bist eine ganz tolle Freundin! |
#2
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Zu der Einstufung müsst ihr wissen:
Es geht nur um Minuten.... Und da wird NUR berechnet, was AM und MIT dem Körper des zu Pflegenden passiert. Beispiel: Sitzt jemand im Rollstuhl und kann mit dem Rollstuhl ins Bad/zur Toilette hinfahren und man geht nebenher, weil man den Transfer auf die Toilette übernehmen/unterstützen muss, so zählt der Weg ins Bad/Toilette NICHT. Sitzt jemand im Rollstuhl und man muss den Rollstuhl zum Bad/Toilette SCHIEBEN, so zählt der Weg .....weil man den Körper des zu Pflegenden zum Bad/Toilette `transportiert` . Obwohl für die Pflegeperson der Weg in beiden Fällen derselbe ist, zählen die Minuten bei der Einstufung nur im letzten Falle - und diese Minute kann das Zünglein an der Waage zur Pflegestufe oder Erhöhung sein. Bei Bettlägrigkeit ist es ebenso. Wo Pflegende natürlicherweise damit (berechtigt) verbinden, dass es dem zu Pflegenden so schlecht geht, dass er nicht mal mehr aus dem Bett kann, fehlen auch hier wichtige Minuten, die man für Transfers aufwenden müsste, würde man den zu Pflegenden mehrmals täglich aus dem Bett nehmen und zur Toilette bringen. Bei jemandem, der einen Katheter hat entfallen diese Transfers und somit wichtige Minuten auch. Jemanden waschen, eincremen, ankleiden, lagern,ihm Essen EINGEBEN (nicht nur hinstellen) sind zB Tätigkeiten, die direkt AM und MIT dem Körper passieren. Die Leute vom MDK haben da auch so ihre `Tricks`, um manches herauszufinden. So habe ich mal erlebt, dass man bei einer uralten Dame, die Hilfe beim Ankleiden brauchte, einfach seinen Kugelschreiber fallen ließ ....alte Menschen sind noch so erzogen, dass sie so höflich sind und sowas aufheben. Also bückte sich die alte Dame und großen Schmerzen und hob den Kugelschreiber auf. Fazit: die Hilfe wurde abgelehnt. Grund: wer sich noch bücken kann, um was vom Boden aufzuheben, kann auch seinen Unterkörper noch selber anziehen. Merke: der MDK arbeitet FÜR die Kassen und nur in selteneren Fällen trifft man auf jemanden, der die Lage wirklich erkennt und einem evtl noch einen Transfer `einredet`, damit die benötigten Minuten zusammenkommen. Liebe Grüsse, Angie
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#3
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Ja, Angie, genau... um Minuten geht es... aber nicht um die Minuten, die tatsächlich in den meisten Fällen aufgewendet werden. Für jede "Verrichtung" am zu Pflegenden gibt es eine genau definierte Zeit, die dafür angerechnet wird... das muss man genauso wissen... daher mein Hinweis auf die Seite zu den Pflegestufen.
Als kleines fiktives Beispiel... Für die morgendiche Körperpflege werden 10 Minuten angerechnet, darin enthalten Ganzkörperwäsche die komplett übernommen werden muss. 5 Minuten für Zahnpflege, 2 Minuten für kämmen und frisieren, 5 Minuten fürs an-/umkleiden, Duschen wird ebenfalls mit 10 Minuten angerechnet. Beim essen geht's darum... muss komplett angereicht werden (15 Minuten Anrechnung), muss nur das Brot geschmiert und das Fleisch geschnitten werden, den Rest übernimmt der Pflegling selber (2 Minuten). Eine Ernährungssonde ist ganz schlecht... das benötigt zu wenig Zeit. Trinken... muss angereicht werden, oder "nur" eingeschenkt und bereit gestellt werden... Da kommt sovieles zusammen... und wenn man da vollkommenes Neuland betritt und niemanden hat, der einem Tipps gibt... dem zu Pflegenden genauso nahezu "einbläut" was er keines Falls sagen darf oder tun darf.... dann hat man verloren - leider. Alles garnicht so einfach, zumal die Betroffenen in den meisten Fällen dazu neigen, gerade in dem Moment, in dem es drauf ankommt, ihr Situation und Verfassung deutlich positiver und unabhängiger darzustellen, als es der Realität entspricht. lg Astrid |
#4
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Ja, da hast Du vollkommen recht - im Moment der Begutachtung habe ich oft erlebt, dass Patienten sich ehrfürchtig zusammenreissen und unter grossen Schmerzen lächelnd plötzlich für den Moment alles `können` , was sie sonst im Alltag aber gar nicht mehr schaffen.
Traurig, dass man die Menschen so alleine lässt. Deshalb schreibe ich, wo es passt, Klartext-damit auch Menschen, die eben die kleinen Unterscheidungen und Begrifflichkeiten nicht kennen (können) verstehen, worum es denen geht. Ich bin ex.AP und grosser Feind dieser schwachsinnigen Minutenzählerei - andererseits allerdings kann man natürlich froh sein, dass wir hier überhaupt ein Kranken-und Pflegeversicherungssystem haben. Ich würde mir nur wünschen, die verantwortlichen Politiker würden endlich nachbessern. Sorry, off topic - aber das musste ich mal loswerden. Herzlichst, Angie
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