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  #1  
Alt 26.05.2015, 16:42
Servala Servala ist offline
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Standard AW: Verlust

Irgendwie fühle ich mich im Moment wie in einer Tretmühle.

Ich bin dazu gezwungen ihre Sachen auszuräumen - nicht wegzuwerfen, das kann ich noch nicht. Aber ich muss mir eine neue, kleinere und vor allem günstigere Wohnung suchen. Ich glaube sonst würde ich NIE jetzt schon anfangen, alles zu sortieren und durchzusehen.

Schnell komme ich damit nicht wirklich voran. Gestern musste ich immer mal wieder Pause machen wenn mir ein besonderes Kleidungsstück in die Hände gefallen ist. Und obwohl wirklich nicht viele ihrer Sachen bei den Altkleidern gelandet sind (wirklich nur diejenigen, die eigentlich nur noch im Schrank gehangen haben und die sie so gut wie gar nicht mehr angezogen hat) war ich total fertig, nachdem wir die Sachen in den Container geworfen hatten.

Auf der einen Seite geht es mir irgendwie nicht schnell genug mit einer neuen Wohnung und auf der anderen Seite will ich hier nicht weg. Das fühlt sich so schmerzhaft an alles, ich kann es gar nicht in Worte fassen.

Und dann, ja dann sind da noch die Momente in denen ich gerne mit ihr über alles reden würde. Auf gewisse Art tue ich das auch, aber manchmal ist die Stille einfach zuviel für mich und ich möchte nur noch alles rückgängig machen. Natürlich kann das niemand, das ist mir leider nur allzu klar. Aber das sind die Augenblicke, in denen sie mir so sehr fehlt, das ich nicht weiß wohin mit dem Schmerz.
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Ich werde dich/euch immer lieben und so in Erinnerung behalten, wie du/ihr war(s)t.

Romy, mein Schatz 27.04.1981 - 26.04.2015
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  #2  
Alt 26.05.2015, 21:05
Elisabethh.1900 Elisabethh.1900 ist offline
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Standard AW: Verlust

Liebe Servala,
hiermit möchte ich Dir meine aufrichtige Anteilnahme aussprechen. Für die kommende Zeit wünsche ich Dir ganz viel Kraft.

In stiller Trauer,
Elisabethh.

Geändert von Elisabethh.1900 (28.05.2015 um 10:09 Uhr) Grund: Rechtschreibfehler entfernt
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  #3  
Alt 27.05.2015, 01:30
Lena1805 Lena1805 ist offline
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Standard AW: Verlust

Liebe Servala,
ich musste weinen, als ich deinen Text gelesen habe.
Es tut mir wahnsinnig leid, dass du deine Romy schon so früh gehen lassen musstest! Viel zu jung. Viel zu schnell.
Ich möchte dir viel Kraft senden für die kommende Zeit. Und wünsche dir Menschen um dich herum, die dir zuhören, wenn du reden magst und mit dir schweigen, wenn dir die Worte fehlen. Die dich auffangen, wenn du abstürzt und dich in den Arm nehmen, wenn du das brauchst.

In stillem Gedenken
Lena
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  #4  
Alt 27.05.2015, 08:10
Marion 54 Marion 54 ist offline
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Standard AW: Verlust

Liebe Servala,
mein Aufrichtiges Beileid .
Ich kann nach vollziehen wie Du dich nun fühlst. Da ich meinen Mann auch vor kurzem verloren habe. Er ist für mich noch heute all gegenwärtig. Ob wir es schaffen je über den Verlust eines geliebten Menschen hin weg zu kommen das bezweifel ich. Habe meinen Mann auch auf der Palliativstation bis zum Schluss Begleitet ,so manch einer sagte warum tust Du dir das an. Aber ich bereue keinen Augenblick. Nun sagt man nach vorne schauen( Aber wo ist vorne? )
Soweit bin ich noch nicht,Am 8 Juni gehe ich das erste mal in einer Trauergruppe,sie wird hier von der Krebshilfe Angeboten. Währe das auch etwas für dich? Wünsche dir viel Kraft und Zuversicht für die die kommende Zeit.
in stillen Gedenken
Marion
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  #5  
Alt 29.05.2015, 19:20
Servala Servala ist offline
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Standard AW: Verlust

Hallo ihr,

danke für eure Worte und fürs lesen. Es tut gut zu wissen, nicht ganz alleine auf der Welt zu sein. Denn im Moment fühle ich mich sehr oft so, einfach nur furchtbar alleine. So als ob ich mit niemandem richtig reden könnte. Eigentlich kann ich das auch nicht wirklich, mir fehlen immer die Worte die ausdrücken könnten, wie es wirklich in mir aussieht.

Alle sagen irgendwann wird es besser werden. Aber ich bin mir nicht einmal sicher ob ich das überhaupt will. Denn das bedeutet auch loslassen. Romy loslassen. Dazu bin ich einfach noch nicht bereit. Irgendwann muss ich das tun, ich weiß. Aber wie wenn ich es ganz tief in mir drin gar nicht möchte?

Wisst ihr, im Moment bin ich in einer schwierigen Situation. Unsere gemeinsame Wohnung ist für mich alleine viel zu teuer und ich müsste hier ausziehen. Mir was anderes suchen. Das versuche ich auch. Aber als ich heute nach einer Wohnungsbesichtigung nach Hause kam, stürzte alles auf mich ein und mir blieb wirklich die Luft weg. Ich konnte eine ganze Weile nicht richtig Luft holen und die Panik hat es natürlich nicht besser gemacht. In genau dem Moment, als es wieder einigermaßen ging wurde mir klar das ich eigentlich gar nicht aus dieser Wohnung raus möchte. Naja, wenigstens noch nicht jetzt. Aber eigentlich habe ich da nicht wirklich großen Spielraum.
Ich weiß einfach nicht wie ich damit umgehen soll. Es tut weh hier zu sein, aber es würde mir derzeit noch viel mehr weh tun auszuziehen.

Manchmal möchte ich einfach nur das es aufhört. Aber dafür gibt es keine Lösung. Es ist so schlimm für mich, das ich mir sogar die Besuche im Krankenhaus zurück wünsche, das übernachten dort. Ihre Nachrichten morgens wenn sie geschrieben hat das es ihr gut geht, sie sich darauf freut mich zu sehen. Ich kann nichtmal ihr Handy abmelden. Es liegt hier neben mir und ich muss es oft ansehen, aber mein eigenes bleibt stumm. Ich kann mich morgens nicht mehr darauf freuen ihr zu schreiben oder von ihr zu lesen weil sie einfach nicht mehr antworten wird.

Meine Freunde sagten ich soll ihr trotzdem schreiben... ich habe es versucht, nur ist die ausbleibende Antwort zu schlimm für mich.

Ich habe auch schon darüber nachgedacht zu einer Trauergruppe zu gehen, bisher konnte ich mich noch nicht dazu durchringen.

Im Moment ist es alles zu schwer für mich.
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  #6  
Alt 08.06.2015, 07:33
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Rachel Rachel ist offline
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hallo servala,

mein mann (52 Jahre) ist am 27.7.2013 an Lungenkrebs gestorben, 1,5 jahre haben wir mit der Krankheit gelebt, sein Tod war eine Erlösung für ihn.

zu beginn war ich völlig unter schock, ich war völlig zerissen, so als hätte man mir einen fuß abgenommen oder eine Hand, dann habe ich nur geweint, bin am boden gelegen, habe geschrien, habe nach meinem mann gerufen und gefragt warum warum warum warum .............. ich konnte nichts essen, nicht schlafen, es war einfach furchtbar, nichts hat geholfen, keine therapie, keine trauergruppe, keine Reha, keine freunde die um mich waren. dieser zustand hat bei mir fast 1,5 jahre gedauert, erst als ich begonnen bilder wegzuräumen, das gewand von meinem mann verschenken, mich wieder mit freunden treffen, raus gehen in die welt, die augen aufmachen und zulassen was auf mich zukommt. es gibt kaum einen tag - auch heute noch - wo ich nicht weine, wo mein mann mir nicht fehlt. mein leben ist sehr einsam geworden, ich bin traurig und nichts ist mehr so wie es mal war aber ich habe begonnen wieder am leben teilzunehmen aber so was dauert ........... ich kann dich so gut verstehen, nachvollziehen wie es dir geht und ich weiß wie furchtbar das alles ist. zu mir hat man damals gesagt das es mit der zeit besser werden wird, ich habe es nicht geglaubt, war mir auch egal was die leute gesagt haben aber ich kann es nur bestätigen, es wird besser mit der zeit, viel besser aber es braucht alles seine zeit. ich werde bald 51 jahre und ich habe mich entschlossen weiterzuleben und das beste daraus zu machen. ich wünsche dir von ganzen herzen das es auch dir eines tages gelingen wird wieder die sonne zu spüren, die Blumen zu riechen und Freude haben am leben ..............

lg gitti

P.S. auch ich schreiben meinen mann heute noch SMS, zu Beginn fast täglich, heute ca. 1 x pro Woche
__________________
mein Mann: Adenokarzinom

man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt trotzdem wenn es dunkel ist - Kafka
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  #7  
Alt 01.08.2015, 17:16
Servala Servala ist offline
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Hallo,

nach einigen guten Tagen, ich möchte sogar fast sagen sehr guten Tagen ist es jetzt mal wieder richtig schlimm. Ich finde das so verwirrend, das die Trauer so von jetzt auf gleich zurück kommt und mich so sehr lähmt.

An den besseren Tagen frage ich mich manchmal, warum es sich so in Ordnung anfühlt, warum ich es schaffe, alles einfach so hinzunehmen und weiter zu machen. Heute frage ich mich das nicht, denn ich schaffe nichts. Ich kann nur weinen, sitze hier und nichts macht mir Spaß, ich schaffe es nicht einmal mich per Whatsapp bei jemandem zu melden und zu sagen: hör zu es geht mir nicht gut, ich brauche jemanden.

Romy fehlt mir so sehr. Ich breche sogar in Tränen aus wenn ich unseren Kater ansehe oder er zum kuscheln kommt.

In solchen Momenten weiß ich manchmal nicht wie ich damit umgehen soll und hoffe nur, das sie - wie bisher auch - wieder vorbei gehen.

Geht es euch auch oft so das ihr gerne nochmal einen bestimmten Moment zurück hättet?
Bei mir ist das der Moment als wir gemeinsam bei der vorletzten Blutuntersuchung gewesen sind. Alle Werte waren wirklich super und wir waren so glücklich. Ich kann mich noch daran erinnern, das ich ein kleines Stofftier gekauft hatte das Romy irgendwie witzig fand. Ein kleiner Drache.

Dieses Glück hätte ich gerne noch ein einziges Mal gefühlt. Diese Hoffnung die in mir aufkam obwohl ich es hätte besser wissen müssen - nein obwohl ich es ja besser wusste. Das wünsche ich mir wirklich, denn dieses Gefühl kann ich mit keinen Worten beschreiben.

Und mein Wunsch, meine Romy auf dem Friedhof zu besuchen wird immer größer und doch ist es im Moment nicht möglich. Stralsund ist so weit weg von meinem Wohnort. Manchmal wünsche ich mir, das ihr Urnengrab hier auf unserem Friedhof wäre, dann bräuchte ich einfach nur aus der Haustür gehen und einen kleinen Spaziergang machen. Es ist merkwürdig. Vor ihrem Tod hat es mich nicht interessiert, jemanden auf dem Friedhof zu besuchen. Nicht bei meinem Papa, nicht bei meinen Großeltern, nicht bei meiner Tante und auch bei meiner Mutter nicht. Ich sagte mir immer: Das was dort auf dem Friedhof liegt, hat ja mit dem Menschen nichts mehr zu tun. Nichts ist übrig von ihm.

Bei Romy ist das anders. Soviel ich ihr auch Schreibe, ich spüre diesen Wunsch nach einem Besuch auf dem Friedhof immer stärker. Ich weiß nur nicht genau warum. Denn schließlich ist sie ja auch in meinem Herzen. Ich kann an viele Orte gehen die mich an sie, an uns erinnern und das tue ich auch. Aber es kommt mir nur wie ein schwacher Ersatz vor.

Ich hoffe nur, das sie ein klein wenig stolz auf mich wäre für das, was ich bisher schon alles geschafft habe. Ich bin wesentlich aktiver als vorher und nutze meine Zeit um zu joggen, Rad zu fahren und zum schwimmen gehen. Ich habe es auch geschafft endlich bei der Rentenversicherung anzurufen und um einen Beratungstermin gebeten. Denn ich möchte dringend weg von meiner EU-Rente und wieder einen Einstieg ins Berufsleben finden. Wie der letztendlich aussehen wird - ob ich zurück zu meinem erlernten Beruf muss oder ob ich evtl. sogar eine Umschulung machen könnte weiß ich noch nicht. Vorher muss ich mich mit einem Seitenlangen Antrag herumschlagen und mit meinem Therapeuten und der Krankenkasse die fehlenden Unterlagen zusammen tragen. Die Sachbearbeiterin sagte mir, das so ein Antrag gut und gerne 2 - 3 Monate Bearbeitungszeit benötigt. Ich wünschte wirklich, ich hätte das alles schon hinter mir. Im Moment geht alles so schleichend voran und ich habe nicht wirklich viel Einfluss drauf.

Warum kommt mir das heute alles so wenig vor? So klein? Wenn ich bedenke wie viel Zeit ich bisher nicht wirklich genutzt habe bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Wahrscheinlich hätte ich schon viel weiter sein können. Aber mir ist auch bewusst, das ich mir Zeit nehmen muss, nichts überstürzen darf denn ich brauche auch die Trauer, bzw muss sie zulassen. Manchmal ist das so furchtbar schwer und ich habe Angst, mich darin zu verlieren. Ohne ihre Stärke, nur ich alleine mit meinen ohnehin ständig kreisenden Gedanken. Es gibt niemanden der mich auf die Art auf den Boden der Tatsachen zurück holen könnte wie sie es konnte und das macht mir Angst, schreckliche Angst.
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Mein Papa 14.04.1946 - 20.02.1984

Geändert von Servala (01.08.2015 um 17:52 Uhr)
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