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  #1  
Alt 01.08.2015, 17:16
Servala Servala ist offline
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Hallo,

nach einigen guten Tagen, ich möchte sogar fast sagen sehr guten Tagen ist es jetzt mal wieder richtig schlimm. Ich finde das so verwirrend, das die Trauer so von jetzt auf gleich zurück kommt und mich so sehr lähmt.

An den besseren Tagen frage ich mich manchmal, warum es sich so in Ordnung anfühlt, warum ich es schaffe, alles einfach so hinzunehmen und weiter zu machen. Heute frage ich mich das nicht, denn ich schaffe nichts. Ich kann nur weinen, sitze hier und nichts macht mir Spaß, ich schaffe es nicht einmal mich per Whatsapp bei jemandem zu melden und zu sagen: hör zu es geht mir nicht gut, ich brauche jemanden.

Romy fehlt mir so sehr. Ich breche sogar in Tränen aus wenn ich unseren Kater ansehe oder er zum kuscheln kommt.

In solchen Momenten weiß ich manchmal nicht wie ich damit umgehen soll und hoffe nur, das sie - wie bisher auch - wieder vorbei gehen.

Geht es euch auch oft so das ihr gerne nochmal einen bestimmten Moment zurück hättet?
Bei mir ist das der Moment als wir gemeinsam bei der vorletzten Blutuntersuchung gewesen sind. Alle Werte waren wirklich super und wir waren so glücklich. Ich kann mich noch daran erinnern, das ich ein kleines Stofftier gekauft hatte das Romy irgendwie witzig fand. Ein kleiner Drache.

Dieses Glück hätte ich gerne noch ein einziges Mal gefühlt. Diese Hoffnung die in mir aufkam obwohl ich es hätte besser wissen müssen - nein obwohl ich es ja besser wusste. Das wünsche ich mir wirklich, denn dieses Gefühl kann ich mit keinen Worten beschreiben.

Und mein Wunsch, meine Romy auf dem Friedhof zu besuchen wird immer größer und doch ist es im Moment nicht möglich. Stralsund ist so weit weg von meinem Wohnort. Manchmal wünsche ich mir, das ihr Urnengrab hier auf unserem Friedhof wäre, dann bräuchte ich einfach nur aus der Haustür gehen und einen kleinen Spaziergang machen. Es ist merkwürdig. Vor ihrem Tod hat es mich nicht interessiert, jemanden auf dem Friedhof zu besuchen. Nicht bei meinem Papa, nicht bei meinen Großeltern, nicht bei meiner Tante und auch bei meiner Mutter nicht. Ich sagte mir immer: Das was dort auf dem Friedhof liegt, hat ja mit dem Menschen nichts mehr zu tun. Nichts ist übrig von ihm.

Bei Romy ist das anders. Soviel ich ihr auch Schreibe, ich spüre diesen Wunsch nach einem Besuch auf dem Friedhof immer stärker. Ich weiß nur nicht genau warum. Denn schließlich ist sie ja auch in meinem Herzen. Ich kann an viele Orte gehen die mich an sie, an uns erinnern und das tue ich auch. Aber es kommt mir nur wie ein schwacher Ersatz vor.

Ich hoffe nur, das sie ein klein wenig stolz auf mich wäre für das, was ich bisher schon alles geschafft habe. Ich bin wesentlich aktiver als vorher und nutze meine Zeit um zu joggen, Rad zu fahren und zum schwimmen gehen. Ich habe es auch geschafft endlich bei der Rentenversicherung anzurufen und um einen Beratungstermin gebeten. Denn ich möchte dringend weg von meiner EU-Rente und wieder einen Einstieg ins Berufsleben finden. Wie der letztendlich aussehen wird - ob ich zurück zu meinem erlernten Beruf muss oder ob ich evtl. sogar eine Umschulung machen könnte weiß ich noch nicht. Vorher muss ich mich mit einem Seitenlangen Antrag herumschlagen und mit meinem Therapeuten und der Krankenkasse die fehlenden Unterlagen zusammen tragen. Die Sachbearbeiterin sagte mir, das so ein Antrag gut und gerne 2 - 3 Monate Bearbeitungszeit benötigt. Ich wünschte wirklich, ich hätte das alles schon hinter mir. Im Moment geht alles so schleichend voran und ich habe nicht wirklich viel Einfluss drauf.

Warum kommt mir das heute alles so wenig vor? So klein? Wenn ich bedenke wie viel Zeit ich bisher nicht wirklich genutzt habe bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Wahrscheinlich hätte ich schon viel weiter sein können. Aber mir ist auch bewusst, das ich mir Zeit nehmen muss, nichts überstürzen darf denn ich brauche auch die Trauer, bzw muss sie zulassen. Manchmal ist das so furchtbar schwer und ich habe Angst, mich darin zu verlieren. Ohne ihre Stärke, nur ich alleine mit meinen ohnehin ständig kreisenden Gedanken. Es gibt niemanden der mich auf die Art auf den Boden der Tatsachen zurück holen könnte wie sie es konnte und das macht mir Angst, schreckliche Angst.
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Ich werde dich/euch immer lieben und so in Erinnerung behalten, wie du/ihr war(s)t.

Romy, mein Schatz 27.04.1981 - 26.04.2015
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Meine Mama 23.10.1952 - 23.05.2005

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Geändert von Servala (01.08.2015 um 17:52 Uhr)
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  #2  
Alt 02.08.2015, 18:54
Servala Servala ist offline
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Der Tag heute war wieder etwas besser, dafür bin ich wirklich dankbar.

Ich habe das schöne Wetter auch gleich für eine kleine Fahrradtour genutzt. Manchmal tut selbst das weh, alleine unterwegs zu sein, wo wir sonst immer zu zweit waren.

Es gibt nicht viele Wege die wir nicht gemeinsam entlang gewandert sind oder die wir mit dem Fahrrad zurück gelegt haben. Fort von hier möchte ich trotzdem nicht. Auf eine merkwürdige Weise fühle ich mich hier noch immer zu Hause, fühle mich noch immer wohl. Ich weiß, egal wohin ich gehen würde, sie ist immer in meinem Herzen. Aber noch bin ich nicht bereit dazu. Werde ich das jemals sein? Ich weiß es nicht, lasse es auf mich zu kommen. Was bleibt mir auch anderes übrig?

Ich überlege schon die ganze Zeit, ob ich meine Schwiegermutter nicht einfach mal für eine Woche einladen soll. Aber ob ihr das gut tut? Die Wohnung zu sehen? Die Orte zu besuchen an denen wir so oft mal wenn sie uns besucht hat gemeinsam Zeit verbracht haben? Ich werde sie demnächst einfach fragen.
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  #3  
Alt 04.08.2015, 13:41
Servala Servala ist offline
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Manchmal möchte ich mich einfach wieder hinlegen und den Tag verschlafen.
Ich war heute im Garten und habe ein bisschen Unkraut gezupft und den Wein geschnitten. Irgendwann habe ich dann die Kette mit den Eheringen verloren.

Ich hätte es wissen müssen, warum habe ich sie auch nicht abgenommen? Leider verliere ich sie ja an den Fingern weil ich soviel ab genommen habe. Meinen habe ich wieder gefunden. Aber Romy's nicht. Ich glaube auch nicht das ich ihn wieder finde. Oh mein Gott warum passiert mir immer sowas.

Was für ein bescheidener Tag
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  #4  
Alt 04.08.2015, 14:33
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Heimchen Heimchen ist offline
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Lieber Servala, das tut mir leid, dass du den Ring von Romy verloren hast. Ich wünsche dir, dass du ihn wieder findest. Mein Sohn hatte einen kleinen Frosch am Schlüsselband. Was er aussagen sollte weiss ich nicht. Ich trag ihn immer bei mir. Auch ihn hab ich mal fieberhaft gesucht, da ging es mir ganz schlecht. Zum Glück ist er wieder aufgetaucht.
Unser Friedhof ist bei uns in der Straße, wir gehen jeden abend hin.
Liebe Grüße Eva
__________________
Kay

geb. 14.06.1977

Nierenzellkarzinom
OP am 17.03.2014
gest. 02.01. 2015


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  #5  
Alt 04.08.2015, 14:59
Peggy70 Peggy70 ist offline
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Hallo,

ich trage den Ring von meinem Stefan auch an einer Kette und seine Armbanduhr.

Vor einigen Tagen blieb die Uhr stehen - ich war völlig panisch - die Batterie konnte es nicht sein. In der Mittagspause bin ich zum Uhrmacher gedüst und habe sie zum Nachschauen abgegeben, ich war bis zum Abend unruhig. Der Uhrmacher wusste warum mein Herz so sehr an dieser Uhr hing und hängt, als ich sie am Abend abholte, funktionierte sie wieder und ich war sehr sehr froh.

Diese Dinge haben einen so immensen Wert - sind unersetzlich.

Lieber Servala, ich wünsche dir, dass du den Ring wieder findest - schaue in aller Ruhe nochmals nach ihm.

Ja die Gefühle fahren Achterbahn, oft schießt so ein Blitz in die Gedanken und schon laufen die Tränen und man bekommt das Gedankenkarussell einfach nicht zum stoppen. Diese Auf und Abs bestimmen den Tag, das Leben, das Sein.
Heute morgen fragte mich eine Kollegin was mit mir sei, ich würde mich so niedergeschlagen anhören - ja sagte ich, ich bin traurig, ganz einfach traurig.

Aber es gibt auch schon wieder gute Tage, an denen ich auch Lache, mich freue und gut fühle.

Ich nehme es so, wie es kommt und wenn ich weinen muss, die Tränen einfach laufen, dann ist das eben auch so.

Ich wünsche dir einen annehmbaren Tag und erfolgreiche Suche
__________________
__________________________________________
Jeder Tag mit Dir war ein Geschenk❤❤❤
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  #6  
Alt 04.08.2015, 15:32
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Heimchen Heimchen ist offline
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Liebe Peggy, auch mir geht es so wie dir und vielen Anderen hier. Ich lasse die Tränen fließen wie sie kommen. Dann geht es erst mal für einige Zeit.
Liebe Grüße Eva
__________________
Kay

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  #7  
Alt 05.08.2015, 10:49
lilly75 lilly75 ist offline
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Lieber Servala!

Habe mir mal deine Geschichte durchgelesen. Ich muss sagen ich bin zu Tränen gerührt. Mein aufrichtiges Beileid für dich! Es tut mir so leid für dich das du deine Rom so früh gehen lassen musstest.

Auch ich habe meinen Dad am 15.05.2015 hier auf dem Stralsunder Friedhof beisetzen müssen. Nach nur 3 Monaten nach Diagnosestellung. Es ist immer noch so unwirklich und tut immer noch so weh. Wenn ich zu meiner Mama nach hause fahre, ist es als wenn mir jemand die Kehle zuschnürt. Schon wenn ich das Auto vor der Tür einparke, habe ich einen riesigen Kloß im Hals.
Meine Eltern wohnen dort seit 28 Jahren in der Wohnung. Meine Mama möchte auch dort wohnen bleiben. Es ist alles so leer ohne meinen Dad. Wenn ich reinkomme sehe ich ihn da sitzen, höre ihn reden und dann fange ich wieder an zu realisieren.....das er nie mehr wiederkommt. Dann weinen wir (Mama&ich) und weinen und weinen. Es ist schwer zu verstehen und ich weiss es wird noch einige Zeit dauern.
Letztens, als meine Kinder mit den Zeugnissen kamen (die wirklich gut waren) fing ich an zu heulen. Meine Kids starrten mich an und dachten ich wäre traurig wegen der Zensuren. Nein, ich war traurig weil mein Papa das nicht mehr erleben durfte. Er wäre so stolz gewesen! Die Halbjahreszeugnisse hatte er ja noch gesehen.

Es gibt immer wieder Momente wo man sich vorstellt, jetzt hätte der jenige dies gesagt und das gemacht. Dann ist es oft so als stehe die Welt still.

Ich wünsche dir für deinen weiteren Lebensweg alles erdenklich gute und viel Kraft. Wenn du weinen musst, lass es raus! Es hilft!

LG
__________________
Mein Papa - ED 01/2015 LK mit Hirnmetastasen
gestorben 05/2015
Du wirst immer in meinem ❤ sein. Ich vermisse dich!
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