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Alt 07.12.2015, 20:18
Sandro86 Sandro86 ist offline
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Registriert seit: 01.06.2014
Beiträge: 17
Standard AW: Vater - im Hospiz gestorben / Zeit im Krankenhaus

Hallo Anna,
Mein herzliches Beileid...
Meine Mum ist auch vor noch nicht langer Zeit für immer eingeschlafen (17.11).
Auch sie hatte ein kleinzelliges Bronchialkarzinom, allerdings auch noch ein Adeno (Mischkarzinom).
Die Erstdiagnose war Ende Mai 2014. Damals noch im Stadium 3b. Sind auch für eine Zweitmeinung ins Tumorzentrum gefahren. Leider konnte man nicht mehr operieren. Somit fing die Therapie an. Bei ihr aber ambulant.
Zu erst Chemo (Cisplatin/Etoposit) und Thoraxbestrahlung, anschließend prophylaktische Hirnbestrahlung. Der Tumor ist zunächst kleiner geworden. Dieses schöne Gefühl hielt allerdings nicht lange an. Als erstes tauchten Metastasen in beiden Nebennieren auf. Also erneute Chemo (Docetaxel). Dann fingen die Nebenwirkungen an. Genau wie bei deinem Dad. Die linke Seite machte Probleme. Erst kribbeln, dann Taubheit und am Ende gar keine Kraft mehr. Sie wollte den Rollstuhl erst noch meiden und schleichte mit dem Rollator rum. Nach unzähligen CT´s wurde immer nur gesagt, dass keine Metastasen vorhanden sind.
Da sie immer mehr Schmerzen bekam, haben wir sie dann auf die Palliativstation gebracht. Sie wurde medikamentös eingestellt und alles schien "ok" zu sein. Sie war ein paar Wochen zu Hause und die Schmerzen fingen wieder an. Also wieder auf die Palliativstation. Diesmal wurde ein MRT statt CT gemacht (Kopf und Wirbelsäule).
Dort kam das Horrorergebnis:
-multiple Hirnmetastasen
-multiple Metastasen im Rückenmark
-multiple Knochenmetastasen. Der Schock war groß, aber selbst mit dieser Diagnose nahm sie weiter den Kampf auf. Nochmal Ganzkopfbestrahlung und "Chemo" (diesmal aber in Tablettenform-Tarceva). Sie wurde wieder eingestellt mit Morphinen usw.
Wieder ging es ein paar Wochen lang "gut". Irgendwann hat aber die Kraft nachgelassen, Schmerzen kamen wieder hinzu und ihr Bauch wurde ganz dick. Und wieder auf die Palliativstation:
Diesmal kamen dann mehrere Wirbelbrüche, sowie Metastasen an Nieren, Bauch sowie an der Leberpforte hinzu.
Die Äzte fragten uns, ob wir es uns zutrauen meine Mutter nach Hause zu holen, oder ob sie ins Hospiz verlegt werden soll. Da ich noch Student bin, mein Vater Wechselschicht hat und meine Schwester nur 20 Std/Woche arbeiten geht, konnten wir unserer Mutter/Frau den Wunsch erfüllen zu Hause zu sterben.
Sie ist am 17.11 um 20:55 in unseren Armen ganz friedlch gegangen. Wir sind soooo froh, dass wir alle dabei waren.
Ich empfinde es immer noch als unreal. Manchmal kommen aber die ganzen Gedanken wieder hoch. So wie heute.
Es war ein langer Kampf von fast 18 Monaten.

Ich fand es auf der Palliativstation eigentlich ganz ok. Nur 2 Situationen, wo mir fast der Kragen geplatzt ist:
1. Meine Mutter musste Nachts auf Toilette. Da kam die dumme Nachtschwester (Sorry für die Ausdrucksweise) und setzt meine Mum auf diese Metallpfanne und lässt sie eine halbe Stunde dort sitzen. Sie hatte schreckliche Schmerzen, wegen den Knochenmetas und wo sie gedrückt hatte, kam nur ein "Ich komme in 10 Minuten"
2. Wie bei deinem Dad gab es auch verpackte Medikamente, die eine Mutter nicht aufbekommen hat, wegen ihrer linken Hand.

Natürlich haben wir uns direkt beschwert und es ist nie wieder vorgekommen.
Ich glaube im Hospiz ist es einfach besser, als im Krankenhaus, weil die Mitarbeiter sich mehr Zeit nehmen können und es viele ehrenamtliche Mitarbeiter gibt. Die gehen schon anders mit einem um, als 16 jährige Lehrschwestern oder diese typischen älteren Schwestern, die meinen, dass sie sonstwer sind. Ich war zwar noch nie in einem Hospiz, habe aber bisher ausschließlich positive Erfahrungen gehört/ gelesen.
So wie es sich anhört, habt ihr auch alles für dein Vater getan. Das ist das Wichtigste!


Ich hoffe ich habe jetzt nicht zu viel geschrieben. Auf jeden Fall tut es richtig gut, seine Gedanken nieder zu schreiben.

Wäre schön, wenn du antwortest. Bis dahin wünsche ich dir und deiner Familie ganz viel Kraft für die nächste Zeit.

LG Sandro
__________________
Gehofft, gekämpft und doch verloren...
Mischkarzinom (Kleinzelliges BC + Adeno)
ED: 05/14
17.11.15 20:55

Mama, ich werde dich immer lieben und niemals vergessen :-*

Geändert von Sandro86 (07.12.2015 um 20:33 Uhr)
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Stichworte
heiligabend, hospiz, krankenhaus, papa krebs, sterben, tod, tumorzentrum, weihnachten


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