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#1
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Jede Trauer ist einzigartig und braucht ihre eigene Zeit zur Verarbeitung.
Manchmal flammt sie auf und ich bin in einem Zeittunnel der mich in die Vergangenheit bringt. Gute Erinnerungen, aber auch leidvolle Ereignisse wechseln auf vielerlei Weise und ich lausche der Sehnsucht, die nicht weichen will. Es fehlt dann eine liebevolle Umarmung , eine Schulter an die ich mich anlehnen kann und ein aufmerksames Ohr , das für mich da ist, wenn ich reden will. Ich möchte mich nicht von der weitverbreiteten Ansicht verleiten lassen, eine Ansicht sei richtig oder falsch, nur weil die Mehrheit der Leute es glaubt, oder weil es in einem Buch behauptet wird. Trotzdem mag ich jetzt mit anderen nicht mehr über meine Gedanken und Gefühle reden, wohl auch damit sie nicht denken ich bleibe in einer Art krankhafter Trauer hängen, obwohl es so gewiss nicht ist. Ich vermute nämlich, dass erwartet wird, das der Verstorbene nicht mehr so häufig erwähnt werden und der Trauerprozess nun bald abgeschlossen sein sollte. Irrtum oder Wahrheit, wer weiß das schon so genau? Nur tanzen, lachen fröhlich sein wie "wohlmeinende" Mitmenschen raten, das widerstrebt mir und wäre an Verlogenheit kaum zu überbieten. Die Endgültigkeit des Verlustes habe ich längst akzeptiert, doch meinen innig geliebten Mann trage ich als wertvolle Erinnerung wie ein Vermächtnis in meinem Herzen. Geändert von Yogi 12 (17.05.2016 um 19:49 Uhr) |
#2
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Hallo Jutta,
bei mir liegt das Ereignis schon fast drei Jahre zurück. Mein Leben hat sich grundlegend verändert und wird nie mehr, wie es war. Ein unbeschwertes und fröhliches Leben erwarte ich nicht. Ich möchte aber etwas Sinnvolles daraus machen, vielleicht, indem ich helfe und an meine Erfahrungen anknüpfe. Immer wieder erkenne ich, wie bedeutungsarm viele Dinge sind, über die man sich aufgeregt hatte. Dafür wird anderes wichtig, dass ich früher wenig beachtet habe. Ich denke häufig an meine Frau, aber reden muss ich darüber nicht: Es ist schon vieles gesagt. Der Grund ist nicht, dass man denken könnte, dass ich mit meiner Trauer nicht klar komme. Ich brauche das Reden darüber nicht mehr so sehr. Anders kann es sein, wenn ich mit meinen Erfahrungen helfen kann. Dann kann ich auch darüber reden. Wenn es mir nötig erscheint, melde ich mich zu Wort. Mit besten Grüßen Hermann |
#3
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Hallo,
Ich stehe noch ganz am Anfang, aber vielleicht kann ich von Euch noch etwas lernen. Mein Mann ist erst seit 10 Tagen nicht mehr bei uns, aber es ist schon viel zu lange. Immer wieder, fast stündlich gehen mir die Bilder seines Leidens und Sterbens durch den Kopf. Eigentlich müsste ich denken es war eine Erlösung, aber das kommt nicht an bei mir..... Hatte jemand von Euch auch noch junge Kinder wo der Partner starb? Bin für jjeden Tip sehr dankbar. Lg Petsi
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Ingo 25.10.68 - 12.05.2016 Akute myeloische Leukämie M4 WIR HABEN ALLES VERSUCHT UND GEWAGT...... |
#4
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Hallo Petsi,
junge Kinder hatten wir nicht. Wir waren schon älter und hatten zusammen keine Kinder. Sie sind in einer ganz besonderen Situation. Meine Frau hatte mich gebeten, mich auch um ihre Enkelinnen zu kümmern. Das ist wie ein Auftrag, der aber viel kleiner ist als Ihre Aufgabe, die gemeinsamen Kinder zu erziehen. Die Enkelinnen sind schon relativ groß und benötigen nur in wenigen Dingen meine Hilfe. Ich wünsche Ihnen für Ihre Aufgabe viel Kraft, Mut und Erfolg. Ihr Mann soll stolz auf Sie sein. mit besten Grüßen Hermann |
#5
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Hallo Hermann,
danke, dass du mir deine Erfahrung vermittelst. Meist führe ich hier Selbstgespräche und freue mich um so mehr, von dir etwas zu lesen. Schon ein einfacher, einfühlsamer Satz kann manchmal aufmuntern. Es ist rückblickend seltsam, wie die engsten Verwandten meines Mannes vermieden haben, über ihn zu sprechen oder auch nur seinen Namen zu erwähnen. Vielleicht hatten sie Angst, darin herumzurühren, die Trauer zu verstärken? Ich habe inzwischen gelernt, das Vorher vom Nachher zu unterscheiden und mag auch nicht mehr viel darüber reden. Dazu hatte ich u.a. in der Trauergruppe genug Gelegenheit. Selbst dort spüre ich jetzt manchmal, das alles gesagt wurde und dass wie das bekannte Sprichwort es ausdrückt "alles seine Zeit" hat. Ähnlich wie du Hermann, habe auch ich vermutlich eine Entwicklung durchgemacht, die es erleichtert das wichtige vom unwichtigen zu unterscheiden - und das ist gut so. Mir ist bewusst, dass mir niemand meinen Kummer über den Verlust des Menschen den ich am meisten geliebt habe nehmen kann... Aus diesem Grund kann ich nicht oft genug sagen, dass die Zeit vergeht, aber die Liebe bleibt... Geändert von Yogi 12 (24.05.2016 um 06:23 Uhr) |
#6
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Hallo ihr :-)
Ich seh das auch so wie Hermann, Erfahrungen weitergeben...anderen helfen. Habe am Samstag den Kurs für Sterbe-/Trauerbegleitung abgeschlossen. Ein bisschen Zeit möchte ich mir aber noch geben, den 1. Sterbetag abwarten, aber dann würd ich gern ehrenamtlich im Hospiz arbeiten. Leider gibt es bei uns auch die ein oder anderen, die Martin "Tod schweigen". Ich muss jetzt nicht immer wieder alles von neu erzählen und bereden, davon hab ich auch schon genug...aber ihn normal erwähnen, Geschichten aufleben lassen, das tut gut :-) lg
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Mein Schatz, gestorben am 22.08.2015 an GI Blutung - Magenkrebs |
#7
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Liebe Yogi,
du bist nicht vergessen...immer wieder schau ich zu dir rein, lese deine posts und find mich in so Vielem wieder. Obwohl ich versuche meinem Leben einen neuen Sinn zu geben, was mir hier und da auch gelingt, bleibt die Sehnsucht nach dem, was nicht mehr ist. Diese Lebensfülle wird wohl der Vergangenheit angehören. Mehr oder weniger hab ich mich damit arrangiert, Widerwillen und Akzeptanz haben mich oft zerrissen, zerreissen mich immer noch. Vielleicht gehört es auch zu meinem Leben das das highlight, auf dem andere soooo lange warten, mir schon begegnet ist und ich einfach nur glücklich, erfüllt mich anderen Herausforderungen zu stellen habe.... ich hab mir den Kopf zermattert, es gibt keine Worte, keine Freunde, selbst keine ganz engen, die die Sehnsucht nach dem Gewesenen nachempfinden können. Bei mir sind es jetzt mehr als 4 Jahre und ich bin immer noch nicht ICH, werd´s auch nie mehr sein, Liebe trägt... und lässt hoffen... auf Akeptanz und der Zuwendung dem Leben OHNE... Ich wünsch dir innige Momente der Erinnerung und sehende Augen für das was ist Sjarissa
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Der Tod ist der Grenzstein des Lebens, aber nicht der Liebe. Guido * 25.12.1953 + 03.01.2012 |
#8
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@sjariassa: du kannst das so gut in worte fassen!
so fühle ich mich auch! musste weinen bei deinen zeilen...
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lieben gruß, vintage Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und starb knapp fünf Monate nach der Diagnose. * Juli 1965 - + Mai 2015 ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen, dann auch Lungenmetastasen... ![]() |
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