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  #1  
Alt 08.08.2016, 14:46
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo shahan,

freut mich sehr mal wieder etwas von dir zu lesen.
Danke für die lieben Worte die du mir dagelassen hast.

Ich finde, dass es ganz normal ist, dass wir unsere Liebsten so vermissen.
Die Beziehung zu ihnen war so intensiv und wertvoll. Die Zeit die seitdem vergangen ist macht den Schmerz erträglicher, aber die Sehnsucht bleibt ein Leben lang. Viele andere Trauernde
- die geliebt haben - empfinden offensichtlich genauso.
Vielleicht gelingt es dir schon öfter die Tränen in Dankbarkeit zu verwandeln, gerade wenn du in eurer alten Heimat bist und die Erinnerung an schöne Zeiten lebendig wird.

Das wünsche ich dir von ganzem Herzen.


Yogi
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  #2  
Alt 14.09.2016, 21:47
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Nach mehr als 2 Jahren durchlebe ich wieder eine Zeit in der ich ziemlich unglücklich "ohne dich" bin.
Es stört mich gerade die Fliege an der Wand, obwohl es rein äußerlich nichts zu beklagen gibt.
Manchmal erlaube ich mir nicht mal mehr Gefühle von Trauer zuzulassen, obwohl sie sich nicht wegdrücken lassen.

Sogar in der Trauergruppe habe ich neulich nachgefragt ob die Teilnahme zeitlich begrenzt ist, dabei kann ich nur dort oder hier im Hinterbliebenenforum meine wahren Gedanken und Gefühle ausdrücken. Selbst in der Trauergruppe kann es manchen Teilnehmern - obwohl noch frisch - mit der Trauerzeit nicht schnell genug vorbei sein.

Doch was ist nur los mit mir, warum kann ich jetzt manchmal nicht dazu stehen, dass meine Liebe zu dir zeitlos ist?
Ja, es stimmt, Ich will andere Leute nicht damit nerven dass ich die Gewissheit habe , dass Sehnsucht und Vermissen für immer meine Begleiter sein werden. Es kann auch gut sein, dass die Umwelt dich inzwischen vergessen hat, weil kaum noch jemand darauf reagiert wenn ich von dir erzähle.
Und wenn schon, was geht mich die Meinung anderer Leute - die zudem meist noch vom Schicksal verschont sind - an?

Für mich bleibt die Erinnerung lebendig und die tief empfundenen liebevollen Gedanken zu dir werden niemals aufhören!
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  #3  
Alt 15.09.2016, 11:53
Williluka Williluka ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Liebe Jutta,
Du schreibst genau das was ich oft fühle. Bei mir sind es jetzt 14 Monate her, dass ich alleine bin. Habe noch nie alleine gelebt! Ich habe so viele Hoffnungen auf den Sommer gelegt. Aber die wurden leider nicht erfüllt. Denn das schöne Wetter war auch als mein Mann für immer eingeschlafen ist und auf der Beerdigung waren es auch 30 grad! Der erste Todestag hat alle Erinnerungen wieder wach gerufen! Das Bewusstsein, das er nicht mehr wieder kommt wird immer wirklicher, leider! Oft geht mir durch den Kopf noch einmal mit ihm telefonieren um nur zu erfahren, ob es ihm wirklich besser geht, würde mir schon viel helfen. Aber das geht ja leider nicht. Ich habe auch noch nie von ihm geträumt!
Ich wünsche dir ganz viel Kraft!!
Liebe grüß renate
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  #4  
Alt 16.09.2016, 09:24
Adlumia Adlumia ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Ich habe bisher noch nicht in deinem Thread geschrieben, liebe Yogi aber immer still mitgelesen.
Mir gefällt euer Austausch untereinander sehr, das was du schreibst kann ich auch sehr gut nachempfinden (obgleich ich nicht den gleichen Verlust teile)

Wie kommst du/kommt ihr damit klar, dass im realen Leben meist kein Platz für eure Trauer ist? Vielleicht ging es euch auch so, dass ihr enttäuscht wurdet, durch die Reaktion mancher Mitmenschen?

Du schreibst, du willst andere Leute nicht damit nerven. Eigentlich finde ich das traurig, dass man davon ausgehen muss, dass man andere damit nervt aber wahrscheinlich ist es wirklich so, denn für andere dreht sich nunmal die Welt ganz normal weiter und ja für uns dreht sie sich auch weiter, jeden Tag aber der Verlust ist trotzdem da und die Liebe, sie ist endlos. Ich denke nicht, dass sie weniger wird, vielleicht wird sie sich wandeln mit der Zeit.

Ich finde es schön, dass wenigstens hier die Worte und Gedanken offen ausgesprochen werden dürfen, ohne dass jemand mit vermeintlichem (aber auch gut gemeintem) Trost daher kommt. Gibt es wirklich Trost in der Situation des Verlusts? Ich denke, es dauert, bis man echten Trost erfahren kann. Die Hilflosigkeit derer, die trösten wollen, ich halte sie manchmal schwer aus. Geht es euch auch so?
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  #5  
Alt 16.09.2016, 22:11
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Williluka, Adlumia und alle Anderen,
Ich freue mich sehr über euer Interesse und antworte gern.

Ja, es wäre gut zu wissen, ob das Jenseits so vielversprechend ist, wie spirituell orientierte Menschen es sich erhoffen, und würde viel darum geben, wenigstens zu ahnen, dass der/die geliebten Vorrausgegangenen sanft, friedvoll und schmerzfrei" in diesem unbekannten Land" geborgen wurden.
Vielleicht erinnert uns etwas, das weiser ist als unser Schmerz daran, dass alle Menschen im Tod Heilung finden.
Diese Vorstellung beruhigt mich und nimmt dem Tod die Schärfe- wie ich finde.

Ich stelle auch häufig fest, dass es in der Trauer und auch während einer schweren Krankheit keinen wirklichen Trost gibt und jeder die schweren Wege im Leben und im Sterben alleine gehen muss.
Klar habe ich meinen Mann unterstützt, wann immer es möglich war und ich hätte so gerne noch unendlich viel mehr für ihn tun wollen. Es war ihm eine große Hilfe, dass er in seinem Leid nicht nur alleine war...
Dennoch hat es mir Angst gemacht, mit anzusehen, wie die schweren Krankheiten der vielen Patienten in der Onkologie - die verwirrt und völlig verängstigt alle unangenehmen Therapien über sich ergehen ließen - bloß routinemäßig behandelt wurden und die Ärzte sich nur mit hohlen Formalitäten beschäftigten und dabei den Menschen vollkommen übersahen.
Es ist ein magerer Trost, dass es einige wenige Ärzte gibt , die es schaffen, ihr Bestes zu geben um einem Patienten da hindurchzuhelfen und dessen Angehörigen das Verstehen von Tod und Krankheit zu erleichtern, in dem sie wissen wollen, welche Art von Zukunft sich der Patient wünschen würde - einen leichten Tod oder die Verlängerung des Lebens, selbst wenn dieses bedeuten würde, zwischen Infusions- und Katheterbeuteln gefangen zu sein.

So ähnlich ist es auch in der Zeit der Trauer.
Einige wenige Menschen entwickeln echte Empathie, die das Herz berührt. Das sind manchmal diejenigen, von denen man es am wenigsten erwartet hätte.
Diese sind aber unentbehrlich, genauso wie meine Schwester, denn sie ist die letzte aus meiner Herkunftsfamilie.
Leider habe ich keine Kinder, kann mir aber gut vorstellen, dass Kinder und Enkel sowie beste Freunde für positive Ablenkung sorgen, die die Seele ein wenig aufheitern.

Wie sind da eure Erfahrungen?



Liebe Grüße

Yogi
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  #6  
Alt 17.09.2016, 09:50
Adlumia Adlumia ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Yogi und alle anderen Lieben,

ja, es gibt sie - sowohl einige mitfühlende Ärzte als auch liebe Menschen (Freunde, Kollegen), die mit ihrer einfühlsamen Art wirklich in einem etwas bewegen so dass man sich ein Stück weit verstanden und auch im Ansatz getröstet fühlt.
Ich habe einen kleinen Sohn und ich kann schon beobachten, dass wenn er bei meiner Mutter ist, sie für wenige Momente ihr Leid "vergessen" kann und ja, so ein Kinderlachen, es zeigt einem, dass es Zukunft gibt, dass es überall schöne Dinge zu entdecken gibt, wenn man eben die Welt mit den Augen eines Kindes betrachtet. Das ist schwer in der Trauer aber bei mir entwickelt sich dann so eine Sehnsucht wo ich denke, ja so möchte ich die Welt trotzdem ein Stück weit sehen können.

Liebe Karin, es macht mich ganz traurig was du schreibst.
Ich habe da ein paar "Erklärungsversuche" bzw. Gedanken dazu.
Nein, es ist im Grunde nicht "richtig", dass du nicht auch getröstet wirst bzw. du die Tröstende bist aber ich schätze dich als eine ganz starke Frau ein, die anpackt, die macht, die regelt und die eben auch so eine starke Ausstrahlung nach außen hat, dass man denkt: Die packt das ganz gut, sie braucht keinen Trost? Könnte es so sein? Sieh mal, auch hier im Forum hast du oft sehr viele liebe Worte für viele Menschen (was ich ganz toll finde, dass du in deinem eigenen Leid noch die Kraft hast andere zu trösten!) und vielleicht geht es dir aber genauso im echten Leben. Du strahlst diese Stärke aus und alle vergessen, dass auch die Starken schwach sein können, halt brauchen. Vielleicht musst du wirklich mal eine Ansage machen und sagen: Ich brauche auch Halt, ich bin gerade traurig weil...Ich glaube du wirst "übersehen" und das sollte so nicht sein.

Vielleicht ist es an der Zeit, dass du deine Bedürfnisse ganz klar äußerst?
Ich hoffe, du wirst gehört und gesehen und hast auch die Möglichkeit über deinen schmerzhaften Verlust zu sprechen, ohne andere dabei immer trösten zu müssen.

Viel Kraft uns allen!
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  #7  
Alt 17.09.2016, 13:03
Adlumia Adlumia ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Bitte Karin, entschuldige dich doch nicht für deine Trauer!. Du jammerst nicht, du bist tieftraurig und enttäuscht von Menschen, die dir eigentlich nahe sein sollten, es aber nicht sind.
Gerade innerhalb der Familie hat man schon die Erwartung, dass man zusammenhält aber ich glaube persönlich, dass wir uns bzgl. dem Konzept Familie viel vormachen. Ja wir sind verbunden durch gleiches Blut aber heißt das wirklich auch automatisch, dass man aufeinander zählen kann, dass man sich gleicht, dass man einander versteht? Das heißt es in ganz vielen Fällen nicht und so hart es dann ist, dass man nicht von der Familie den Trost bekommt, so sollte man dennoch hoffen dürfen, dass es Menschen gibt, wie z.B. deine Kollegin oder die 80-Jährige, die Trost spenden.

Vielleicht hast du nun das Gefühl, dass sich nun manche von dir abwenden, weil du nicht mehr nur die Starke bist. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass die meisten mit einem trauernden Menschen nicht klar kommen. Sie sind hilflos, verlegen, sie wollen sich vielleicht auch nicht in den Schmerz hineinempfinden (weil jeder in diese Situation oder in ähnliche kommen wird), sie verdrängen lieber. Aber das kann man nicht ändern, wie andere damit umgehen. Daher musst du dich selbst schützen und dich mit Menschen umgeben, die dich so nehmen wie du bist und denen nicht nur du Trost spendest sondern auch umgekehrt!

Hast du über eine Trauerbegleitung nachgedacht, z.B. durch einen Gemeindereferent der darauf spezialisiert ist? Vielleicht hilft es dir mit einer neutralen Person über das Erlebte zu sprechen?

Sei lieb zu dir, liebe Karin. Du hast sehr, sehr viel mitgemacht wie alle, die durch diese Krankheit (oder auch andere) lange an der Seite eines geliebten Menschen mitgekämpft haben! Da haben wir doch Liebe zu uns selbst verdient!
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