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  #1  
Alt 02.09.2005, 20:40
Briele Briele ist offline
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Beiträge: 192
Standard AW: Russisch Roulette.......

Meine liebe Saphir,

was bin ich froh, wieder von Dir zu lesen!
Schreib, wann immer es Dir möglich ist, Dir danach ist. Du wirst Dich im veränderten Forum schnell zurecht finden. Ich brauchte länger. Eine Änderung, bzw. eine zusätzliche Möglichkeit finde ich fein: ich erwähne es nur, falls du es noch nicht weißt. Man kann eine "persönliche Nachricht" senden - ganz oben rechts - und so auch e.mail Adressen austauschen.

Ich hoffe Deine Mama verträgt die Bestrahlungen so gut wie mein Mann. Er hatte 37 und so gut wie keine Nebenwirkungen.

Nun ende ich etws abrupt, - ich hab gerade Besuch bekommen, der Laptop war jetzt länger an und ich hab gesagt, ich schreib das nur schnell fertig und send es ab.

Fühl Dich umarmt - alles Liebe Dir und Deiner Mama
Briele
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  #2  
Alt 05.09.2005, 18:10
Saphir Saphir ist offline
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Beiträge: 70
Standard AW: Russisch Roulette.......

Hallo,

jetzt bin ich hier in einer etwas ruhigeren Minute, mit meinem neuen Laptop. Mein Computer war nicht zu retten.
Viel Zeit ist vergangen.
Und in der Zwischenzeit haben wir auch Mamas Geburtstag feiern können.
Sie steht jetzt unter einer hohen Dosis Kortison. Was die guten Nebenwirkungen wie Appetitssteigerung und Euphorie besitzt.
Mama hat je soviel abgenommen, und auch einen absoluten Zusammenbruch gehabt.
Der Zusammenbruch hing mit der Diagnose zusammen, dass ihr Gehirn auch beeinträchtigt ist. Sie hat nur geheult. Ist ja auch klar.
Sie sagte immer, dass sie ja alles ertragen könne, aber nicht wenn ihr Gehirn betroffen ist. Wenn sie da einen Schaden bekommt, sei alles vorbei für sie.
Bis auf ein paar Wahrnehmungsstörungen und der Übelkeit ist aber noch nichts aufgetreten.
Und ausserdem: Es geht ihr momentan so gut. Wie gesagt, hängt das hauptsächlich mit dem Kortison zusammen, aber wir alle geniessen diesen Zustand so sehr. Mir ist es so egal, ob es an irgendwelchen Mitteln liegt! Hauptsache sie bleibt stark, und es geht ihr gut dabei. Das macht es auch mir soviel leichter.
Sie wird jetzt noch weitere 3 Wochen bestrahlt, und in 7 Wochen kommt die nächste Untersuchung. Nur das blende ich aus. Daran will ich nicht denken.
Wir geniessen einfach den Moment. Und nebenher habe ich so wahnsinnig viel zu tun, dass mir keine Zeit bleibt, krumme Gedanken aufkommen zu lassen. Aber ich werde auch nicht realitätsfremd. Ich weiß, dass die Chancen gleich....sind.
Dank Mamas zahlreicher Medikamente wird uns das Leben gerade so sehr verschönert. Und für diese Zeit bin ich sehr dankbar!
Briele, Alina, und alle die hier lesen: Wie geht es Euch? Ich wünsche Euch alles Liebe. Und grossen Dank für Eure ehrliche und herzensgute Treue. Saphir
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  #3  
Alt 06.09.2005, 20:50
Briele Briele ist offline
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Beiträge: 192
Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,

ich wünsche Euch so sehr noch eine gute Zeit ! Und Du hast völlig recht, es ist dabei jedes Mittel ein gutes Mittel, wenn es Deiner Mama Schmerzen nimmt und sie sich halbwegs gut fühlt.

Im KK-Forum lese ich nicht mehr so viel wie vor Monaten – auch aus Zeitgründen – aber doch immer wieder. Bei allem Mitgefühl das man dabei empfindet, bin ich dann oft froh (froh – unter Anführungszeichen) wenn ich an Dich denke, oder an Mario und Dani. Ihr seid halt die Menschen mit denen ich seit einiger Zeit im Austausch bin, es gibt hier noch viele „Kinder“ in Eurem Alter die ich genauso wie Euch, nicht nur bedaure, sondern auch bewundere.

Das „froh, unter Anführungszeichen“ empfinde ich, weil Du es gut machst, liebe Saphir und weil es gut ist für Deine Mama und für Dich. Man kann hier auch andere Beispiele nachlesen, das tut mir dann schrecklich leid, für den erkrankten Elternteil, aber auch für den Angehörigen, der manchmal nur seinen eigenen Jammer sieht.

Leider gibt es vieles im Leben das kann man nicht ändern. Man strampelt oft verzweifelt, oder denkt an die Geschichte von den zwei Mäusen, die geht so: zwei Mäuschen fielen in einen Sahnetopf. Das eine schrie Hilfe und ertrank. Das andere ruderte und ruderte und als der Morgen kam, saß es auf einem Butterberg.

Manchmal hilft das ganze Rudern nichts und ich will jetzt auch wieder die Kurve weg von dem Sahnetopf bekommen.

Ich habe heute zwei Beispiele im Forum gelesen von Leuten, die nicht so sehr klagten, was sie NICHT mehr können, ich habe von ihrer Freude gelesen, was sie noch können. Das hat mich sehr berührt.

Meine guten Wünsche sind bei Dir.
Ich umarme Dich.
Briele
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  #4  
Alt 06.09.2005, 21:14
Alina Alina ist offline
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Beiträge: 79
Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,

diene Zeilen erinnern mich sehr an meine Zeit mit Mama. Auch sie bekam Kortison, die Folge waren Heißhunger und eine oft gehobene Stimmung. Mama freute sich über ihre Gewichtszunahme und ich auch. Was hatten wir noch für eine schöne, intensive Zeit miteinander.
Ihr erlebt sie jetzt auch, Saphir, das freut mich sehr.Bei all dem, was sie auszuhalten hat, hat sie dich an der Seite. Vielleicht fragst du dich auch manchmal, woher man die Kräfte nimmt ? Hast du auch das Gefühl, dass sie einem trotz aller Verzweiflung und Müdigkeit doch immer wieder auch "zufallen"?
Wie ich dich kennen gelernt habe, bemühst du dich sicher, auch alles andere halbwegs im Griff zu behalten. Du hast wirklich Power !

Du hast recht, es ist gut, wenn du dich von der Angst vor der Untersuchung nicht gefangen nehmen lässt. Es nimmt die Kraft für das Jetzt !

Saphir, ich werde weiterhin nachschauen, ob eine Nachricht da ist von dir.
Treu- das bist du, eine liebevolle treue Tochter für ihre Mutter.

ich wünsche mir, dass ihr eine schöne, innige Zeit habt zusammen,
Alina
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  #5  
Alt 19.09.2005, 19:38
Saphir Saphir ist offline
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Beiträge: 70
Standard AW: Russisch Roulette.......

Hallo,

heute habe ich meine Mama nach fast einem halben Jahr(mit kurzen Unterbrechungen)aus Frankfurt abgeholt.
Ihr glaubt nicht, wie sehr ich mich erschrak, als ich sie nach gerade mal 3 Wochen wieder sah. Sie hat sich sehr verändert. Als sie vor mir stand, mit dem erneut kahlen Schädel und zwei viel größer gewordenen Beulen darauf, das Kortison veränderte Gesicht(extrem aufgedunsen), und dem so sehr abgemagerten Körper.
Aber das war nicht alles. Sie war auch irgendwo nicht mehr diesselbe Person. Nach längerer Beobachtung kam mir immer wieder das Gefühl, dass viel aus ihrem Inneren dem Krebs gewichen ist.
Wenn man sich jetzt die Seele und Persönlichkeit als ganz viele, zusammengesetzte Puzzelteile vorstellt, dann macht es auf mich den Eindruck, als ob ihre Seelen,-und Persönlichkeitspuzzelteile aus ihrem Körper gewichen sind, und Platz für die Krebsteile gemacht hätten.
Es ist ein komisches Beispiel, aber so kommt es mir vor.
Sie kämpft immer noch. Aber anscheinend kommt das bei ihrem Körper nicht an. Dieser verdammte Krebs macht was er will. Der ist so rücksichtslos, dass tut so weh! Als sie neben mir im Auto saß, hatte ich manchmal das Gefühl, eine Puppe sitzt da. Mit so einem maskenartigen Gesicht. Klar, Kortison in solchen Mengen entstellt. Trotzdem ist es furchtbar, dies mit anzusehen. Ihre Hände zittern so stark, sie ist so schwach. Und in ihren Augen sieht man so einen verbitterten Kampf, dies alles nicht zuzulassen. Wenn ich ihr doch was abnehmen könnte.
Als meine Tante mich fragte, was ich (ihre Zukunft betreffend) denke, war ich sprachlos. Ich konnte nicht sagen, alles wird gut, sie schafft es. Ich wünschte, ich könnte es.....aber ein merkwürdiges Gefühl beschleicht mich. Waren die letzten Wochen ein letztes Aufbäumen? Die Ruhe vor dem Sturm? Grässliche Zeilen, aber so ehrlich.
Die Zeit, als Mama in Frankfurt war, habe ich mich so ins Lernen gestürzt. Da war sie auch in sicheren Händen. Ich konnte Abstand vom Krebs nehmen. Doch das war schlagartig vorbei, als ich Mama wieder sah. Ich bin brutal in die Realität zurück gekehrt. Und habe so Angst vor dem, was jetzt kommt. Ich bin längst nicht bereit sie gehen zu lassen.
Das verkrafte ich noch lange nicht. In drei Wochen fängt eine neue Chemo an. Der Gedanke, dass sie dann leiden muß, macht mich fertig. Und alle weiteren Gedanken diesbezüglich sowieso.
Was würde ich dafür tun, dass dieser so wundervolle Mensch leben darf, ohne zu leiden......
Mit schwerem Herzen, Saphir
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  #6  
Alt 20.09.2005, 10:49
Briele Briele ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Meine liebe Saphir,

Deinen traurigen Bericht habe ich gestern nicht nur einmal gelesen. Ich hab mich irgendwie gescheut Dir die Sätze zu schreiben, die sich in mir gebildet haben. Dachte mir, da schlaf ich erst einmal eine Nacht darüber.

Nun empfinde ich heute gleich wie gestern und will Dir schreiben was ich denke. Dazu brauch ich erst aber eine Einleitung:

Es ist wahnsinnig schwer auch nur den Hauch einer Betonung in die Frage zu legen ob einer weiterkämpfen soll oder loslassen soll. Letztlich kann das nur der Betroffene selbst entscheiden. Sogar für nahe Angehörige ist das schwer, ich weiß sehr wohl wie das ist. Daher sollten Außenstehende am besten schweigen. Noch dazu wenn man so weit außen steht wie ich es tue. Was weiß ich schon? Das Bild, das ich mir mache entsteht durch Deine Worte, meine Erfahrungen als Angehöriger, meine An- und Einsichten in diesen Fragen. Es ist also mehr durch mich geprägt.
Wie gesagt, ich weiß nichts und sollte schweigen, sollte Dir tröstende Worte sagen.

Wenn ich Dir nun meine Gedanken aufschreibe, so geschieht das weil ich wirklich Anteil nehme, weil ich Dich gern hab, Saphir. Nimm es bitte als das, was es ist: ein Gedankensplitter von mir.

Dein letzter Satz ging und geht mir im Kopf herum:

...was würde ich dafür tun, dass dieser so wundervolle Mensch leben darf, ohne zu leiden ....

und mein erster Gedanke war dazu...... was würdest du dafür tun, dass dieser so wundervolle Mensch sterben darf, damit das Leiden ein Ende hat ?

Was Deine Mama mitmacht kann ich nur erahnen. Was Du mitmachst weiß ich besser. Und hinzu kommt eben immer wieder: Ihr seid beide jung, eine junge Mama einer jungen erwachsenen Tochter. Viel zu jung.

So schrecklich alles ist, ich gebe Dir recht, noch schrecklicher ist der Gedanke, dass Mama tot ist.

Es ist nun sechs Jahre her, dass meine Mama im September starb. Das heißt, sie starb Anfang Oktober, aber im September legte sie sich ins Bett und begann zu sterben. Ich saß bei ihr, ihre Hand war warm, ihre Augen blitzblau wie eh und je, wir sprachen von Tag zu Tag weniger, aber ich konnte sie sehen, hören, riechen, berühren. Sie wollte sterben. Wie schon öfter gesagt, da waren eine alte Mama mit ihrer alten Tochter. Und doch dachte ich, für mich, nur für mich gesehen will ich, dass es so bleibt. Daß ich bei ihr sein kann, dass sie da ist, dass ich sie noch habe. So schwer alles ist, auch für mich, ich will sie noch behalten. Aber langsam schlich sich dann doch der Gedanke ein – mein Gott, welchen Preis muß sie dafür bezahlen!

Ich denke der größte Liebesbeweis kann es sein, den Menschen, den man liebt, gehen zu lassen. Ihn frei geben.

Diese Gedanken, liebe Saphir, kann man denken, wenn ein Leiden verlängert wird. Vielleicht ist es aber so, und das hoffe ich von ganzem Herzen, dass Deiner Mama die Chemo hilft, ihr eine bessere Lebensqualität gibt. Dann ist es etwas anderes.

Du schreibst von Deinem Gefühl, dass sich der Krebs nicht nur im Körper ausbreitet, sondern auch in der Seele, dass er sozusagen immer mehr von Deiner Mama erobert, von ihrem Ich.

Nun, das ist ganz bestimmt nicht der Fall, das ist unmöglich, da bin ich mir absolut sicher.

Den Anschein mag es haben. Man braucht ja nur daran zu denken wie man ist, wenn man zum Beispiel einen bösen Zahn hat. Dieses winzige Ding kann einen für die Zeit verändern. Man besteht nur mehr aus dem Zahn. Man ist ausgefüllt von dem Weh, dazu kommen Überlegungen was in der Folge alles passieren kann.

Oder man hat einen Liebeskummer. Brauch ich Dir sicher nicht zu beschreiben, wie stumpf man plötzlich werden kann.

Die Seele Deiner Mama ist immer da. Unverändert. Unverrückbar. Ich meine das tiefste Innere, das, was sie ausmacht. Auch wenn sie äußerlich anders aussieht, auch wenn sie sich anders benimmt. Das musst Du Dir merken Saphir, das darfst Du nicht vergessen, was auch ist, was auch kommt.

Schweren Herzens, nicht ganz überzeugt das Richtige zu tun, schick ich nun meine Zeilen an Dich.

Liebe Grüße. Gute Wünsche. Tröstende Umarmung.
Briele










Meine liebe Saphir,

Deinen traurigen Bericht habe ich gestern nicht nur einmal gelesen. Ich hab mich irgendwie gescheut Dir die Sätze zu schreiben, die sich in mir gebildet haben. Dachte mir, da schlaf ich erst einmal eine Nacht darüber.

Nun empfinde ich heute gleich wie gestern und will Dir schreiben was ich denke. Dazu brauch ich erst aber eine Einleitung:

Es ist wahnsinnig schwer auch nur den Hauch einer Betonung in die Frage zu legen ob einer weiterkämpfen soll oder loslassen soll. Letztlich kann das nur der Betroffene selbst entscheiden. Sogar für nahe Angehörige ist das schwer, ich weiß sehr wohl wie das ist. Daher sollten Außenstehende am besten schweigen. Noch dazu wenn man so weit außen steht wie ich es tue. Was weiß ich schon? Das Bild, das ich mir mache entsteht durch Deine Worte, meine Erfahrungen als Angehöriger, meine An- und Einsichten in diesen Fragen. Es ist also mehr durch mich geprägt.
Wie gesagt, ich weiß nichts und sollte schweigen, sollte Dir tröstende Worte sagen.

Wenn ich Dir nun meine Gedanken aufschreibe, so geschieht das weil ich wirklich Anteil nehme, weil ich Dich gern hab, Saphir. Nimm es bitte als das, was es ist: ein Gedankensplitter von mir.

Dein letzter Satz ging und geht mir im Kopf herum:

...was würde ich dafür tun, dass dieser so wundervolle Mensch leben darf, ohne zu leiden ....

und mein erster Gedanke war dazu...... was würdest du dafür tun, dass dieser so wundervolle Mensch sterben darf, damit das Leiden ein Ende hat ?

Was Deine Mama mitmacht kann ich nur erahnen. Was Du mitmachst weiß ich besser. Und hinzu kommt eben immer wieder: Ihr seid beide jung, eine junge Mama einer jungen erwachsenen Tochter. Viel zu jung.

So schrecklich alles ist, ich gebe Dir recht, noch schrecklicher ist der Gedanke, dass Mama tot ist.

Es ist nun sechs Jahre her, dass meine Mama im September starb. Das heißt, sie starb Anfang Oktober, aber im September legte sie sich ins Bett und begann zu sterben. Ich saß bei ihr, ihre Hand war warm, ihre Augen blitzblau wie eh und je, wir sprachen von Tag zu Tag weniger, aber ich konnte sie sehen, hören, riechen, berühren. Sie wollte sterben. Wie schon öfter gesagt, da waren eine alte Mama mit ihrer alten Tochter. Und doch dachte ich, für mich, nur für mich gesehen will ich, dass es so bleibt. Daß ich bei ihr sein kann, dass sie da ist, dass ich sie noch habe. So schwer alles ist, auch für mich, ich will sie noch behalten. Aber langsam schlich sich dann doch der Gedanke ein – mein Gott, welchen Preis muß sie dafür bezahlen!

Ich denke der größte Liebesbeweis kann es sein, den Menschen, den man liebt, gehen zu lassen. Ihn frei geben.

Diese Gedanken, liebe Saphir, kann man denken, wenn ein Leiden verlängert wird. Vielleicht ist es aber so, und das hoffe ich von ganzem Herzen, dass Deiner Mama die Chemo hilft, ihr eine bessere Lebensqualität gibt. Dann ist es etwas anderes.

Du schreibst von Deinem Gefühl, dass sich der Krebs nicht nur im Körper ausbreitet, sondern auch in der Seele, dass er sozusagen immer mehr von Deiner Mama erobert, von ihrem Ich.

Nun, das ist ganz bestimmt nicht der Fall, das ist unmöglich, da bin ich mir absolut sicher.

Den Anschein mag es haben. Man braucht ja nur daran zu denken wie man ist, wenn man zum Beispiel einen bösen Zahn hat. Dieses winzige Ding kann einen für die Zeit verändern. Man besteht nur mehr aus dem Zahn. Man ist ausgefüllt von dem Weh, dazu kommen Überlegungen was in der Folge alles passieren kann.

Oder man hat einen Liebeskummer. Brauch ich Dir sicher nicht zu beschreiben, wie stumpf man plötzlich werden kann.

Die Seele Deiner Mama ist immer da. Unverändert. Unverrückbar. Ich meine das tiefste Innere, das, was sie ausmacht. Auch wenn sie äußerlich anders aussieht, auch wenn sie sich anders benimmt. Das musst Du Dir merken Saphir, das darfst Du nicht vergessen, was auch ist, was auch kommt.

Schweren Herzens, nicht ganz überzeugt das Richtige zu tun, schick ich nun meine Zeilen an Dich.

Liebe Grüße. Gute Wünsche. Tröstende Umarmung.
Briele
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  #7  
Alt 20.09.2005, 16:51
Saphir Saphir ist offline
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Beiträge: 70
Standard AW: Russisch Roulette.......

Ach, liebe Briele,

genau das gibt mir halt. Das Du schreibst, was Du denkst. Und zwar nicht immer "nur"tröstende Worte. Das weiß ich so sehr zu schätzen. Danke.
Mir fielen meine Zeilen auch sehr schwer. Es ist ein Unterschied, ob man negative Dinge denkt, sie dann wieder verdrängt, oder ob man sie ausspricht oder schreibt. Und sie somit reeller erscheinen läßt.
Nun habe ich ausgesprochen, was so plötzlich und schwer auf mir lastet. Und ihr seid da, was bin ich froh darüber.
Deine Worte haben mich an den Tod meines geliebten Pferdes erinnert. Sie war soooo krank, hat sooooo gelitten. Bis ich dann schwersten Herzens beschlossen habe, sie erlösen zu lassen. Meine bisher schwerste Entscheidung im Leben: zu entscheiden, dass so etwas Wertvolles sterben wird.
Je mehr Zeit verging, desto sicherer war ich mir, den richtigen Entschluß gefasst zu haben. Ich (und nur ich) hatte die Möglichkeit, sie von ihrem Leid zu erlösen. Und alles andere wäre egoistisch gewesen.
Wieviel Menschen würden sich wünschen, diese Möglichkeit zu haben, um den unvorstellbaren Qualen ein Ende zu bereiten..............???
Ich habe solche Angst wie es jetzt weiter gehen wird. Vorallem was das Leid und die Quälereien betrifft. Wenn ich wüßte, Mama wird irgendwann friedlich einschlafen, wäre es vielleicht einfacher. Zusehen zu müssen, wie sich die Lage weiter zuspitzt, und NICHTS machen zu können, dass bringt mich fast um den Verstand.
Seit den letzten 2 Tagen ist mein Nervenkostüm so durchsichtig. Ich breche bei den kleinsten Schwierigkeiten in Tränen aus. Und die geben mir noch nicht mal Erleichterung.
Liebe Briele, es ist so schön Dich bei mir zu haben. Saphir
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