Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 20.09.2005, 16:51
Saphir Saphir ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.01.2005
Beiträge: 70
Standard AW: Russisch Roulette.......

Ach, liebe Briele,

genau das gibt mir halt. Das Du schreibst, was Du denkst. Und zwar nicht immer "nur"tröstende Worte. Das weiß ich so sehr zu schätzen. Danke.
Mir fielen meine Zeilen auch sehr schwer. Es ist ein Unterschied, ob man negative Dinge denkt, sie dann wieder verdrängt, oder ob man sie ausspricht oder schreibt. Und sie somit reeller erscheinen läßt.
Nun habe ich ausgesprochen, was so plötzlich und schwer auf mir lastet. Und ihr seid da, was bin ich froh darüber.
Deine Worte haben mich an den Tod meines geliebten Pferdes erinnert. Sie war soooo krank, hat sooooo gelitten. Bis ich dann schwersten Herzens beschlossen habe, sie erlösen zu lassen. Meine bisher schwerste Entscheidung im Leben: zu entscheiden, dass so etwas Wertvolles sterben wird.
Je mehr Zeit verging, desto sicherer war ich mir, den richtigen Entschluß gefasst zu haben. Ich (und nur ich) hatte die Möglichkeit, sie von ihrem Leid zu erlösen. Und alles andere wäre egoistisch gewesen.
Wieviel Menschen würden sich wünschen, diese Möglichkeit zu haben, um den unvorstellbaren Qualen ein Ende zu bereiten..............???
Ich habe solche Angst wie es jetzt weiter gehen wird. Vorallem was das Leid und die Quälereien betrifft. Wenn ich wüßte, Mama wird irgendwann friedlich einschlafen, wäre es vielleicht einfacher. Zusehen zu müssen, wie sich die Lage weiter zuspitzt, und NICHTS machen zu können, dass bringt mich fast um den Verstand.
Seit den letzten 2 Tagen ist mein Nervenkostüm so durchsichtig. Ich breche bei den kleinsten Schwierigkeiten in Tränen aus. Und die geben mir noch nicht mal Erleichterung.
Liebe Briele, es ist so schön Dich bei mir zu haben. Saphir
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 20.09.2005, 22:31
Alina Alina ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Beiträge: 79
Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,

deinen Zeilen haben mich tief berührt und meine eigenen Erinnerungen wieder abgerufen.

Ich sehe dich vor mir, wie du erschrocken deine Mama betrachtest, wie du das Zittern ihrer Hände bemerkst und ihre Veränderungen. Am liebsten würde man da als Tochter die Mutter nehmen, sie dem Krebs entreißen und irgendwohin in Sicherheit bringen, wo man sie gut beschützen kann.

Ich verstehe deine Angst vor dem, was kommt, so gut. Nichts kann man als Angehörige tun und trotzdem noch so viel. Wenn du fragst, wie man das durchsteht, wie man loslassen kann, wenn es an der Zeit ist, kann ich dir nur sagen, was mir geholfen hat: Ich habe nur mehr mit Mama von einem Tag zum anderen gelebt, mich über die guten gefreut und die schlechten mit durchgestanden. Angst hatte ich dabei immer, sie lauerte im Hintergrund, aber ich führte mir eisern vor Augen, dass Mama jetzt noch da ist, dass noch Zeit ist.
Sie hatte in der Hauptsache nur mich als Begleiterin. Ich wusste, wenn ich "ausfalle", ist sie sehr alleine. Das war es wohl, was mir auch Kraft gab.
Ich weiß nicht, ob deine Mama außer dir auch noch Menschen hat, die ihr zur Seite stehen. Das könnte dich ein wenig entlasten.

Liebe Saphir, auch ich will ganz ehrlich sein. Meine Mama hat auch gekämpft, hat sich Genesung gewünscht und dann kam auf einmal eine andere Zeit, da hat sie damit aufgehört. Ich habe das nicht gleich bemerkt, aber ihr Entschluss, keine weiteren Chemos mehr vornehmen zu lassen war ihr Signal.
Wenn es irgendwann bei deiner Mama so ist, dass du das Gefühl hast, jetzt will sie einfach nicht mehr, dann nimm all deinen Mut zusammen und nimm es an. Es wäre so schwer für sie weiter zu machen, weil sie es für dich, für ihre Lieben tun "muss", weil sie noch nicht so weit sind. Ich habe gefühlt und bemerkt,wie erleichtert Mama war, dass sie nicht mehr weitermachen musste.

Ach, Saphir, ich kann heute nicht die Worte finde, um all das auszudrücken, was ich dir sagen möchte.
Komm mit deiner Angst hierher und schreib sie nieder.Vielleicht kann es helfen.

Von Herzen wünsche ich euch beiden "gute Zeiten" miteinander,
ich denke an dich, Alina
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 02.10.2005, 17:51
Saphir Saphir ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.01.2005
Beiträge: 70
Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Alina,

entschuldige meine späte Antwort. Danke für Deine ehrlichen Worte. In den letzten Wochen geht bei Mama alles so rasend schnell. Die rapide Verschlechterung ihres Zustandes. Wenn ich mir überlege, wie fit sie noch vor 4 Wochen war, ist es wirklich erschreckend. Ich hatte letzten Donnerstag einen richtigen Zusammenbruch. Aber auch wegen dem Druck meines Studiums etc...Es erfordert momentan viel Kraft für mich, dies alles durchzustehen.
Es ist so, dass ich einfach die ganze Zeit mache, was momentan zu erledigen/machen ist. Und dann ist es wohl auch verständlich, dass ich dann mal so einen Tag des Zusammenbruches erlebe. Dann denke ich, ich kann einfach nicht mehr, fühle mich ausgelaugt, und würde am liebsten für einige Zeit in einen absoluten Tiefschlaf verfallen. Doch meistens sieht es dann am nächsten Tag schon wieder anders aus. Dann beiße ich die Zähne zusammen, und ziehe die Dinge weiter durch. Denn es ist nun mal so, wie es ist. Und man wächst auch an seinen Aufgaben. Obwohl ich mich manchmal frage, wie lange ich das noch durchstehe.
Aber ich bin wie ferngesteuert, beiße mich immer weiter durch. Es gibt ja auch keine andere Lösung.
Nur eines will mir nicht aus dem Kopf: was bedeutet dieser rasante Abstieg nach so einer guten Phase? Ist es wirklich das Ende vom Ende? Verzweifelte Fragen, deren Antwort ich fast zu kennen meine. Nur Verstand und Überlebenstaktik geren dann bei mir aneinander. Nämlich wenn ich diesen Gedanken zu nah an mich ranlassen würde, müßte ich wohl einpacken. Diese furchtbare Krankheit würde ich so gerne mit all meiner körperlichen Kraft bekämpfen, um Mama zu retten. Doch dieser schleichende, unberechenbare und heimtückische Gegner läßt einfach nicht ab. Entschuldige meine eintönigen Zeilen, doch ich drehe mich einfach im Kreis.
Übrigens hast Du mich mal wegen dem Hospiz angesprochen. Jetzt wird mich zwar jeder für absolut bescheuert und naiv halten, aber ich kann Mama nicht weggeben. Es wäre schon schlimm, wenn sie im Krankenhaus sterben müßte. Und sie zum Sterben an einen fremden Ort zu bringen, würde mir mein Leben lang Schuldgefühle hinterlassen. Ich kann das nicht.
Noch eines habe ich auf dem Herzen, was mich auch so bekümmert. Mama redet immer so positiv, und dass sie gesund wird, sie die Krankheit besiegen wird, etc. Aber sie ist in den letzten Monaten zur absoluten Kettenraucherin mutiert. Wie paßt das eine zum anderen? Es ist für mich schmerzhaft zu sehen, wie sie das Gift inhaliert. Was tun? Alles Liebe, Saphir
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 03.10.2005, 17:33
Briele Briele ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Beiträge: 192
Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,
lieber kleiner Terrier,
liebe müde Kämpferin,

ich sitze ziemlich ratlos, auch etwas wortkarg vor meinem laptop. Ich kann mir, so glaube ich, alles gut vorstellen. Was könnte ich sagen, etwas, was darüber hinaus geht, dem: es ist einfach schrecklich, es ist schrecklich, es ist schrecklich.

Manchmal, eigentlich gar nicht so selten, denk ich darüber nach, wie es einmal sein wird wenn ich schwer erkranke, wenn es ans Sterben gehen wird. Solche Gedanken kommen wohl jedem, der in meinem Alter ist und der in Vergangenheit und Gegenwart sich um schwer erkrankte Liebe sorgt. Wie jeder Mensch habe ich hauptsächlich Angst vor Schmerzen und Angst, hilflos, völlig ausgeliefert zu sein, abhängig von anderen. Ich habe keine Kinder. Hätte ich welche, würde mich der Gedanke plagen, Ihnen mit der Pflege eine große Last und Verantwortung aufzubürden. Ich kann Dir nur sagen wie ich es für mich sehe, das wird nicht für jeden stimmig sein.

Ich möchte dann gerne, wirklich gerne in ein Hospiz kommen. Wenn mir im Zusammenhang mit diesem Gedanken etwas Sorge macht, dann die Frage ob es für mich einen Platz geben wird.

Wie gesagt, die Menschen sind verschieden. Ich bin immer gerne vorbereitet, halt so gut es geht, hab gerne Stützpunkte, Hilfsanker. Eigentlich schätz ich Dich auch so ein. ? Vielleicht kannst Du einmal die Möglichkeit andenken so ein Hospiz anzusehen. Oder mit Leuten von der Hospizbewegung zu sprechen, wie es wäre, wenn Mama volle Pflege braucht und Ihr es daheim machen wollt. Liebe Saphir, Du musst Dich vorbereiten, Du solltest es tun. Wenn ich „muß“ schreibe, dann tu ich es weil ich wirklich Anteil nehme.

Hast Du mit Deiner Mama schon einmal über dieses Thema gesprochen?

Ach, das Thema „Rauchen“ kenn ich zur Genüge von meinem Papa. Ich versteh Deinen Kummer, manchmal wird es Dich sogar zornig machen. Papas Probleme hingen eng mit dem Rauchen zusammen. Auch nachdem ihm wegen Durchblutungsstörungen zwei Zehen amputiert werden mussten, rauchte er weiter. Ich konnte es nicht verstehen. Manchmal habe ich ihn angefleht, manchmal hab ich geschimpft, ich gestehe, manchmal bin ich bös geworden und manchmal hab ich ihm eine Stange Zigaretten gekauft. Am Ende drohte die Amputation des Beines. Seine Ärztin sagte zu mir, ich soll es gut sein lassen und ihn in Frieden rauchen lassen.
Als er starb war ich meinem Kummer froh, dass er es mit seinen beiden Beinen tun konnte.

Weißt Du, es ist ziemlich wahrscheinlich, dass unsere Vorstellungen vor dem, wie es andere, auch ganz Nahestehende, gerne haben möchten, nicht dieselben sind, die die Betroffenen haben.

Liebe Grüße, eine Umarmung
Deine Briele
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 03.10.2005, 19:47
Alina Alina ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Beiträge: 79
Standard AW: Russisch Roulette.......

Meine liebe Saphir,

ich möchte dich auch eine tapfere Kämpferin nennen. Das bist du wirklich, daran ändert auch der eine oder andere Zusammenbruch nichts.

Saphir, ich bin besorgt um dich und deine Mama. Niemand wird voraussagen können, weiviel Zeit deine Mama noch hat, wie es ihr gehen wird. Beim Schreiben dieser Zeilen überfällt auch mich wieder die Erinnerung an die Zeit mit Mama. Was hatte ich Angst, wie schwer war diese Ungewissheit auszuhalten, bei jedem Blick in ihr Gesicht gingen mir diese Gedanken und Ängste durch den Kopf: "Wie lange noch ? Wie werde ich sie versorgen können? Werde ich das schaffen ?" Mama hat mir die Antwort auf das "wie lange noch?" gegeben, indem sie manchmal Sätze einstreute wie" Das erbst du einmal" oder " ich würde NOCH gerne eine Reise machen". Daran habe ich bemerkt, dass es nicht mehr so viel Zeit ist, die uns gehört. So war es dann auch.

Drei Gedanken möchte ich dir mitteilen, die denen von Briele ähneln:
Da ist mal dein Studium. Ich verstehe, dass du dieses trotzdem weiter durchziehen möchtest. Es ist wenigstens ein Bereich, der normal weitergehen soll in dieser deiner schwierigen Lebensphase. Neben der Zusatzbelastung gibt es auch Halt und Ablenkung.Aber Saphir, ist das auch weiterhin zu schaffen ? Kannst du beiden Aufgaben gerecht werden ? Wirst du unterbrechen, wenn deine Mama dich mehr und mehr braucht ? Wann wird der Zeitpunkt sein, dass du dich vom Studium löst, um dich der anderen Aufgabe zu widmen ? Ich frage dich deshalb, weil ich Angst habe, dass auch deine große Kraft nicht für alles reichen könnte.

Der zweite Gedanke hat mit dem Hospiz zu tun. Saphir, ich wollte sie auch zuhause haben, meine Mama. Es wäre aber nicht zu schaffen gewesen, glaube ich, wegen der nötigen medizinischen Betreuung,der zu befürchtenden schweren epileptischen Anfälle und in der Hauptsache wegen der Schmerzbehandlung, die wohl nie so gut durch den Hausarzt erfolgen hätte können.
Meine Mama hat mir aber schon vorher immer gesagt, dass sie ins Horpiz will, wenn es soweit ist. Sie hat sich das Hospiz, als es ihr noch gut ging, angesehen, sie hat den Arzt dort kennen gelernt und einige Schwestern und die Zimmer bewundert, die wie Hotelzimmer sind.Mama sagte zu mir:" Mach dir keine Gedanken, das ist ein guter Platz zum Sterben " Das war es auch, wir konnten kommen und gehen, wie wir wollten, die Schwestern haben mich mit Fragen überhäuft, was Mama gern hat, was nicht, haben sich aufmerksam um sie gekümmert.
Ich will damit sagen, dass es ein liebevoller Ort ist und ich ganz viel bei Mama war.Sie war fast nie alleine ! Wenn ich heimging, tat ich das mit dem guten Gefühl, dass sofort Hilfe da wäre, wenn die Schmerzen größer werden sollten. Ich konnte schlafen und war morgens halbwegs fit( soweit das in so einer Zeit halt geht)wieder bei ihr.
Ich denke, dass es gut wäre, einfach mal ein Hospiz anzusehen und mit den Leuten dort zu reden, nur als "Sicherheitsnetz" .Sie bieten ja auch ambulante Hilfe und Besuche durch geschulte Schwestern zuhause bei den Patienten, dies wäre auch besprechenswert.
Weißt du, ich hätte beinahe den Zeitpunkt nicht erkannt, an dem Mama nicht mehr alleine zuhause sein konnte. Ich bin so dankbar, dass sich alles noch ausgegangen ist und dass ihr nichts passiert ist in meiner Abwesenheit . Deshalb auch mein Rat, auch wenn er weh tut: Bereite dich vor, Saphir ! Es soll dich nicht einfach so überrollen.Es geht ja nur um Informationen sammeln.

Meine Meinung zur Raucherei deiner Mama: Laß sie rauchen, Saphir ! Sie hat schon viel verlieren müssen, kann ihr früheres Leben nicht mehr leben, braucht Hilfe... Dann sind die Zigaretten vielleicht so eine Art Trotz:" Das habe ich wenigstens noch, das schmeckt noch !"

Ich fühle mich sehr mit dir und deiner Mama verbunden. Du warst die erste, der ich im Forum geschrieben habe und bei dir habe ich Briele kennengelernt, die mir eine Freude ist.Ich bewundere deine Standhaftigkeit, deine Kraft und deine Entschlossenheit, bei deiner Mama zu sein und zu bleiben.

Ich denke an euch beide,
Alina
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 05.10.2005, 10:52
Saphir Saphir ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.01.2005
Beiträge: 70
Standard AW: Russisch Roulette.......

Hallo,

ich finde es schön, dass wir diese Verbundenheit teilen. Ihr seid mir so ans Herz gewachsen.
Als ich mich damals traute, (anonym) mit diesen wirklich so tiefen Gefühlen in die "Öffentlichkeit" zu wagen, seid ihr die ersten gewesen, die mich aufgefangen haben. Und bis heute hat sich nichts daran geändert. Was würde ich ohne Euch machen?
Ich kann mir gut vorstellen, dass Ihr mich so manches Mal vor einem tiefen Fall bewahrt habt.
Ich kann garnicht in Worte fassen, wieviel mir das bedeutet.
Mittlerweile befinden wir uns in einer sehr schweren Phase. Es ist meiner Meinung nach unmöglich, sich das volle Ausmaß, von dem was jetzt weiter geschehen wird, richtig auszumalen. Ich bin froh, dass ich meine Gefühle und Gedanken mit Euch teilen kann. Das ist für mich eine gute Möglichkeit, mich gleich mit freierem Kopf ans Lernen zu begeben.
Diese Momente vor meinem Laptop bewahren mich davor, dass mich die ganz schlimme Panik überfällt. Denn ich komme der Panik zuvor, indem ich bestimme, wann ich mich diesen Gedanken hingebe, und nicht umgekehrt. Denn wenn ich diese Gefühle verdränge, überfallen sie mich irgendwann im zehnfachen Ausmaß, ohne dass ich mich dagegen wehren kann.
Gestern überkam mich wieder ein Gedanke, an den ich ganz fest glaube. Als große Tierschützerin bin ich gestern Abend auf eine Sendung im ZDF gestoßen. Ich hoffe, viele Menschen haben sie auch gesehen. Denn es wurde eine Dokumentation über Hunde-und Katzenquälereien gezeigt, gerade in China, wo die widerwärtigsten Methoden stattfinden, was den Handel und die anschließende Tötung betrifft.
Dabei wurde mir deutlich, dass es warhaftig nach dem Tod nur besser werden kann. Wie kann es eine Steigerung des Leids, der Quälereien (ob Mensch oder Tier), der Ungerechtigkeiten etc. geben???? Das Leben hier auf diesem Planeten beinhaltet all dies, kann es irgendwo noch schlimmer sein?
Wenn Babys auf die Welt kommen, schreien sie so sehr, und wollen am liebsten zurück in die Wärme. Wenn Lebewesen sterben, haben sie oft einen so friedlichen Gesichtsausdruck. Das macht mir den Gedanken an den Tod irgendwie leichter. Mama denkt auch so.
Vielleicht gibt es Menschen, die diese Zeilen nicht nachvollziehen können. Aber ich glaube sehr stark daran.
Nochmal zurück zu Mama. Sie hat mir schon häufiger gesagt, dass sie davon träumt, in ihrem Bett, mit Blick auf den riesigen Kirschbaum in unserem Garten zu sterben. Den Wunsch möchte ich ihr (wenn möglich) erfüllen.
Dennoch werde ich mit Hospitzen in unserer Umgebung Kontakt aufnehmen, was die Unterstützung für Zuhause angeht.
In dankbarer Freundschaft, Saphir
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 09.10.2005, 15:05
Briele Briele ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Beiträge: 192
Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,

ich habe über Deinen Ausspruch .... der Panik zuvor kommen, indem ich bestimme, wann ich mich diesen Gedanken hingebe und nicht umgekehrt..... meditiert.

Da ist was dran. Das gefällt mir. Allem und jedem steht das gewisse Maß zu. Wenn es nur nicht so schwer wäre die rechte Dosis zu erkennen. Manchmal buttert man ein Zuviel hinein, dann wieder denkt man, das hat jetzt gereicht und leider war das gar nicht der Fall. Oft ist das dann besonders ungut, weil nun noch mehr Energie, Zeit, Erleiden aufgewandt werden muß.

Ich hab zur Zeit ziemliche Sorgen um Werner. Bedenk ich es recht, ist der Zeitpunkt dafür eigentlich noch zu früh. Es geht ihm gut, er hat keine Schmerzen, aber er macht sich übergroße Sorgen um die Nebenwirkung einer Infusion, die er alle sechs Wochen erhält. Vom Gefühl her sage ich, da wird nun unheimlich viel in etwas investiert, was vielleicht nie eintritt. Leider kann ich ihn nur stündchenweise beeinflussen. Obwohl ich eine ganz andere Sicht der Dinge habe als er, schwinge ich mit ihm mit.

Im Grunde genommen bestimme ich herzlich wenig. Diese Erkenntnis haut mich nun nicht um, denn ich war schon immer der Meinung dass der Kranke das Tempo vorgibt, er das Sagen hat. Was kann ich schon tun, außer immer neue Versuche starten, ihm eine andere Sichtweise zu vermitteln, ihm sagen, dass ich es nicht nur schade, sondern auch bescheuert finde, wenn wir nun in guten Zeiten hier hocken und auf Eventualitäten warten.

Nun bin ich kein Schaf und versuche zwei Dinge. Das eine ist, mich ein wenig abzugrenzen. Den Dreh hab ich noch nicht raus, aber wir haben ja auch gute Tage und da möchte ich versuchen diese wie ein Depot anzulegen und wenn’s dann wieder weniger gut ist, möchte ich mir was heranholen. Ich weiß nicht wie es Dir geht, aber ich hab Mühe mir vorzustellen, dass es wieder besser wird, wenn’s ungut ist.

Bei der zweiten Sache will ich mir ein Beispiel an Dir nehmen. Ich hab einen Italienischkurs gebucht, einen Schreibkurs, vielleicht mach ich noch etwas anderes. Beim Italienischkurs wird ich viel lernen müssen, denn der Kurs wo ich mich weniger hätte anstrengen müssen ist ausgebucht und beim anderen muß ich viel nachlernen.
Werde ich die Disziplin haben? Werde ich mich konzentrieren können? Liebe Saphir, ich werde in diesen Momenten dann fest an Dich denken und wie Du das alles meisterst.

In meiner Situation ist es mir eine Beruhigung das Forum zu haben und ich habe vor allen Dingen Alina und Isa. Übrigens, aber das hab ich ja schon geschrieben, waren Du – und Kerstin – die Ersten an die ich geschrieben hatte, so wie Alina!

Mittlerweile kenn ich Dich ein wenig und ich weiß du bist nicht nur eine starke Frau – das klingt so abgenützt – aber es kommt wirklich rüber, dass Du eine Frau mit Willen, Disziplin, Duuchhaltevermögen bist. Dies, in Verbindung mit Deiner Sensibilität, Deiner Liebe, Deiner Bereitschaft, Deiner Aufmerksamkeit ergibt eine beeindruckende Persönlichkeit.

Ich komme nun zurück auf den ersten Satz meines Briefes, Deiner Aussage, dass man bestimmen kann, wann man sich Gedanken hingibt.

Liebe Saphir, ich will nichts zerreden, Dir nichts ausreden, ich will Dich nur ein wenig warnen. Ich glaube nämlich, dass das nicht immer geht, dass man sozusagen Herrin seiner Gedanken ist, Ventile öffnet, sie schließt.
Manchmal empfindet man sich wie ein Spielball, der wild hin und her geschleudert wird, hilflos und ausgeliefert. Ich schreib Dir das, damit Du nicht zu erschüttert bist, wenn Du hin und her rollst.

Ja, wenn man das Geschehen auf der Welt ansieht, anhört, dann kann man verstehen wenn Menschen sagen, die Hölle ist hier und jetzt.

Nächste Woche beginnt eine neue Therapie für Deine Mama. Ich hoffe mit Euch, dass sie hilft, dass Deine Mama sie halbwegs verträgt.

Liebe Saphir, eine feste Umarmung von mir! Alles Gute!
Deine Briele
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 20:07 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2025 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55