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  #1  
Alt 23.10.2005, 10:22
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Petra11 Petra11 ist offline
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Standard AW: Die Hoffnung stirbt zuletzt...

Mein liebster Papa,

wie gerne hätte ich dir das erspart...was vor einem Jahr passiert ist!
Ich werde gleich wieder zu dir gehen...
Ich bin so gerne bei dir - ich würde dich so gerne in die Arme nehmen...

Ich hab dich lieb!

In Liebe
für immer deine Tochter
Petra

Tagebucheintrag vom 23.10.2004

Die Nacht war schlimm und der Tag noch schlimmer. Hervorgerufen von den ganzen Medikamenten ist Papa ganz durcheinander, er weiß nicht was mit ihm geschieht und geht dagegen an. Der Krebs macht seinen Geist wütend. Wir versuchen alles zu machen was Papa will. Laufen mit ihm über den Flur, setzen ihn hin – er wird wieder ein bisschen ruhiger. Morphium bekommt er nun über den Diffuser (Dauerspritze). Markus bleibt die Nacht alleine dort.

Geändert von Petra11 (23.10.2005 um 10:36 Uhr)
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  #2  
Alt 24.10.2005, 07:46
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Petra11 Petra11 ist offline
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Standard AW: Die Hoffnung stirbt zuletzt...

Mein geliebter Papa,

ich habe ganz viele Kerzen für dich angezündet!

Ich habe mich in dem letzten Jahr oft gefragt, ob wir alles richtig gemacht haben...habe viel gehört und gelesen wie andere gestorben sind, es war vielleicht "schöner" und "harmonischer" - aber "es" war DEIN Weg, DEIN Sterben...und wir sind ihn mit dir gegangen, wir sind mit dir zusammen weit über unsere Grenzen gegangen - wir waren eine Familie - "eins" bis zum Ende...nein, wir sind immer noch "eins".

Papa, diese 2 Tage haben mich sehr belastet - zusätzlich noch - doch ich will dir sagen - ich schließe Frieden damit...

Ich werde nie das Vater unser vergessen, das wir zusammen gebetet haben...

Ich liebe dich und ich werde dich irgendwann wieder umarmen können....

In Liebe
für immer deine Tochter
Petra

Tagebucheintrag vom 24.10.2004

Es war wieder eine schlimme Nacht. Um vier Uhr kam Mama wieder. Sie haben Papa Beruhigungsmittel gegeben. Morgens wird er wieder so unruhig, will diese blöden Tropfs nicht mehr haben und am liebsten davon laufen. Es ist schrecklich. Wir besprechen mit der Ärztin das alles ausser das Morphium abgesetzt wird. Er kriegt starke Beruhigungsmittel, doch es schlägt fast nicht an. Der Krebs lässt ihn nicht zu Ruhe kommen. Erst nach einer starken Dosis Valium kommt er zur Ruhe. Durch die starken Medikamente wird teilweise die Atmung blockiert. Die Schwester fragt ob Papa die Krankensalbung haben möchte. Gegen 12:00 Uhr kommt der Kaplan. Wir rufen Markus und Christian, weil es aussieht als ob es zu Ende geht. Maria und Hanna kommen auch. Die Atmung stabilisiert sich wieder. Nachtwache machen Mama und Maria.
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  #3  
Alt 25.10.2005, 07:32
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Standard AW: Die Hoffnung stirbt zuletzt...

Mein liebster Papa,

gestern habe ich mit Markus gesprochen...seine Art mit dem Verlust umzugehen ist vielleicht die bessere. Er macht seine Trauer nicht an diesen bestimmten Tagen fest...für ihn ist die Trauer nicht mehr oder weniger - ob es nun morgen der erste Jahrestag ist oder nicht...
Aber er sagt auch, dass es jeder auf seine Art macht...

Vielleicht sollte ich ab morgen auch aufhören Tage zu zählen...
Was meinst du??

Auf jeden Fall werden wir morgen zusammen mit Mama deiner Gedenken...

Du warst und bist das Beste was uns passieren konnte...

In Liebe
für immer deine Tochter
Petra

Tagebucheintrag vom 25.10.2004

Papa ist immer noch unruhig, die Nacht über und auch tags über. Er bekommt alle zwei Stunden Valium. Er soll sich doch nicht quälen. Abends sagt er zu Markus: Komm wir hauen ab. – Er wollte weg, weg vom Tod, von der Qual, von der Angst. Was wir für ihn tun können ist bei ihm sein und versuchen ihm die Unruhe und die Angst zu nehmen. Er schläft jetzt viel, nur sein Harndrang quält ihn und die Tatsache das er nicht mehr aufstehen kann um sich dessen zu entledigen. Nachtwache machen Mama und Hanna.
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  #4  
Alt 26.10.2005, 06:56
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Standard AW: Die Hoffnung stirbt zuletzt...

Mein geliebter Papa,

jetzt ist er da der Tag...vor einem Jahr bist du von uns gegangen...wie gerne hätte ich dich festgehalten...als ich mich von dir verabschiedet habe...abends als ich nach Hause fuhr...habe ich dir ins Ohr geflüstert, das ich dich gehen lasse, das du keine Schmerzen mehr haben sollst, das du deinen Frieden finden darfst und das ich hoffe das du deine Brüder wieder triffst, die alle schon vor dir gehen musstest...ich habe dir gesagt, das es OK ist...und dann hast du dich abends auf den Weg gemacht...der Mond stand fast voll am Himmel, er hat dir deinen Weg geleuchtet...als ich dann wieder zu dir kam, war dein Körper schon ohne Leben, aber ich weiss deine Seele war noch da und hat uns gehört: unser Weinen, unsere Liebesschwüre, unsere Dankbarkeit...einfach alles...das du ein wunderbarer, liebevoller Ehemann und Vater bist...das du uns fehlen wirst...

Papa, heute schreibe ich dir ein Lied hierein, es ist ein Vater/Tochter Lied und eigentlich passt es nicht zu unserer Situation, doch ich hatte es damals im Krankenhaus immer im Kopf und für mich gehört es mit zu meinen Erinnerungen:

Die Zeit ist um, die uns verband, ich weiß, daß Du es fühlst
So geh' ich jetzt, auch wenn Du mich noch gern beschützen willst
Dein Leuchtturm steht nun anderswo - und nicht mehr hier bei Dir
Und auf dem Weg zum eigenen Licht komm sag, was wünscht Du mir

Ich wünsch' Dir Liebe ohne Leiden und eine Hand, die Deine hält
Ich wünsch' Dir Liebe ohne Leiden und daß Dir nie die Hoffnung fehlt
Und daß Dir Deine Träume bleiben und wenn Du suchst nach Zärtlichkeit
Wünsch' ich Dir Liebe ohne Leiden und Glück für alle Zeit

Du bleibst zurück und stehst an sich recht fest in Deiner Welt
Und doch tut's gut wenn irgendwer auch mir die Daumen hält
So sag' ich: Ciao - doch bitte schau noch einmal hinter Dich
Und lach mich an und sage mir, was ist Dein Wunsch für mich

Ich wünsch' Dir Liebe ohne Leiden und eine Hand, die Deine hält
Ich wünsch' Dir Liebe ohne Leiden und daß Dir nie die Hoffnung fehlt
Und daß Dir Deine Träume bleiben und wenn Du suchst nach Zärtlichkeit
Wünsch' ich Dir Liebe ohne Leiden und Glück für alle Zeit

Papa, wir werden heute wie immer zusammen halten...Mama, Markus mit Nina und ich mit Christian!!

Ich bin stolz darauf das DU mein Vater bist!!

In Liebe
für immer und ewig deine Tochter
Petra

Tagebucheintrag vom 26.10.2004

Papa ist schmerzfrei und einigermaßen ruhig. Aber alle 1 ½ Stunden quält ihn der Harndrang. Er hat viel Blut im Urin und auch an den Armen und am Rücken gibt es schon Einblutungen. Er bekommt Valium nun auch über den Diffuser. Er hat starke Schmerzen, da er sein Wasser nicht lassen kann. Nachmittags wird trotz der Gefahr ein Blutung doch noch eine Blasenkatheter gelegt. Das gestaute Urin kann nun abfließen. Papa kommt nun endlich zur Ruhe. Markus und Mama machen die Nachtwache. Um halb 10 kommt Margret H. noch zu Besuch (Heinz liegt auch im Krankenhaus). Als Mama wieder ins Zimmer kommt sagt sie Papa noch gute Nacht und streichelt ihm die Hand. Markus ist eingenickt. Als Mama sich hinlegt merkt sie wie Papas Atem flacher wird. Er atmet noch einmal tief durch, Mama steht auf und ruft Markus. Dann macht Papa seinen letzten Atemzug. Markus ruft Christian und mich an. Fünf Minuten später sind wir da. Papa ist erlöst.
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  #5  
Alt 13.12.2005, 09:24
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Standard AW: Die Hoffnung stirbt zuletzt...

Mein geliebter Papa!

Heute ist dein Geburtstag und doch hast du mir ein Geschenk gemacht: Du warst heute Nacht in meinem Traum und wir haben geredet und uns umarmt! Es war so wirklich, das ich deine Umarmung noch immer spüre.

Heute morgen in der Dämmerung war ich bei dir und habe dir ein Ständchen gebracht und zwei Kerzen angezündet!

Papa, ich vermisse dich so sehr, aber ich akzeptiere die Dinge wie sie sind...in Sehnsucht eingehüllt, sage ich dir das ich wieder Glück empfinden kann...Dank dir!!

Ich liebe dich
für immer mein Vater
für immer deine Tochter!

Petra

Happy birthday to you...
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