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Alt 29.11.2005, 10:32
Benutzerbild von Kerstin63
Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Registriert seit: 30.10.2002
Ort: Norddeutschland
Beiträge: 148
Standard AW: Wann kommt der Schmerz???

Hallo Nicole,

ich denke, die Realität ist noch nicht ganz bei dir angekommen, was ich für absolut normal halte. Du bist noch in der ersten Schockphase. Nicht dass ich Dir das wünsche, aber trotzdem: "keine Sorge, das kommt noch....". Ich glaube, dazu musst und kannst Du garnichts tun. Das kommt von ganz allein. Und zwar dann, wenn es soweit ist, wenn DU soweit bist. Versuch, Dich NICHT um das zu kümmern was andere evtl. von dir denken könnten. Der Umwelt kann man es nie recht machen (wenn man z.B. zusammenbricht oder nach 1/2 Jahr immer noch dauernd heult ist das ja meistens auch falsch....dann heisst es nun müsse auch mal gut sein...). Also, danach kannst Du garnicht gehen.

Kuck nur auf das was in dir drin ist. Du sagst, Du wünscht Dir dass das Gefühl der Trauer zu Dir kommt. Ist das, weil Du denkst das "sollte" so sein, oder weil Du es eigentlich in dir spürst aber es will oder kann nur irgendwie nicht heraus? Ich denke, es ist ganz wichtig zu unterscheiden ob es die Konvention ist die Dich da unter Druck setzt, oder ob da was in dir drin rauswill aber nicht kann... Fall 1: vergiss es, keiner kann es Dir vorschreiben, es ist durchaus legitim sich nach so einem Verlust auch "OK" zu fühlen, evtl. sogar Erleichterung zu verspüren. Erleichterung, weil der geliebte Mensch nun nicht mehr leiden muss, vielleicht auch weil man selbst nun diese Last nicht mehr tragen muss. Fall 2: dann ist es schon wichtig, das rauszulassen, dann kannst Du kucken was Dich evtl. davon abhält, bist Du zu abgelenkt mit den Kindern usw., weil Du da gewohnt bist zu funktionieren? Ich habe auch zwei Kinder und mir hat es immer geholfen allein zum Grab zu fahren, weil ich mich da auf meinen Vater und meine Gefühle konzentrieren konnte.

Selbst in den schlimmsten Zeiten hatte ich auch Phasen, wo ich den ganzen Schmerz regelrecht abgespalten habe und auch darüber reden oder schreiben konnte als ginge mich das alles nichts an. Manchmal ist das hilfreich (wenn man z.B. beim Einkaufen im Aldi nicht losheulen will wenn eine Bekannte fragt wie es mir geht oder was mit meinem Vater ist). Das kann dann ein Schutzmechanismus sein. Aber es muss auch die Zeit und den Platz dafür geben, die Gefühle rauszulassen.

Am aller-aller-wichtigsten ist es meiner Ansicht nach jedoch, sich selbst dabei Zeit zu lassen. Bei Dir ist noch alles ganz frisch. Du musst jetzt nicht in Rekordzeit alle Trauerphasen durchleben. Ausserdem ist das bei jedem immer wieder anders. Solange Du nicht mit Kraft etwas unterdrückst: vertrau darauf, dass deine Seele schon weiss was sie tut. Erlaube Dir die "stabilen" Zeiten, es komme schon noch andere Phasen. Das kommt von ganz allein, wenn man offen dafür bleibt. Und nur Du allein bestimmst das Tempo dafür.

Ich hoffe, Du kannst damit jetzt was anfangen. Ich habe übrigens einige Bücher zum Thema gelesen, meistens in Romanform, das ist für mich auch eine Form der Verarbeitung.

Kerstin
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