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Liebe Kathrin,
das mit dem Schreibkram kenne ich. Bei meiner Mutter war das so , das sie mir nie sagen wollte was für Post sie hat und ihre Finanzen schon mal garnicht. Drei Monate vor ihrem Tod sagte sie zu mir, geh zu meiner Bank hol dir eine Vollmacht damit du an mein Konto kannst. Solange ich dies noch unterschreiben kann. Kaum war diese Vollmacht ausgestellt hat sie allen Schriftverkehr und Geldmässige von sich abgestreift. Sie hat in der Hinsicht nichts mehr gemacht. Den ersten Monat hat sie noch die Kontoauszüge nachgesehen und danach nicht mehr, sie hat mir blind vertraut, obwohl ich bis heute nicht weiß ob es ihr egal war aber ich denke ehr nicht. Das mit den Enkeln war bei uns ganz anders, sie hat ihre Enkel( 2x3, 5, 8, 11, 14, 15 und 19 ) heiß geliebt. Sie hat für sie alles getan und die Kinder sind auch sehr gerne nach ihr gefahren. dadurch das sie aber noch voll im Arbeitsleben stand und auch im Personalrat tätig war hatte, sie aber sehr selten Zeit. Ab und zu hat sie an freien Wochenenden 1-2 Kinder zum schlafen zu sich geholt. Bei uns war das am Anfang mit der Entfernung anders. Als bekannt wurde das sie krank wurde wohnten wir gerade mal 300m Luftlinie auseinander. Durch einen Zufall fand ich eine fast 200 qm günstige Wohnung in einer anderen Stadt. Da ich zu diesem Zeitpunkt immer noch glaubte das meine Mutter gesund würde, da sie immer sehr stark und kräftig war zogen wir auch 25 km von ihr weg. Aber komisch ab da war ich mehr bei ihr Zuhause oder im Krankenhaus als damals wo wir nur knappe 5 min auseinander wohnten. Da sie niemals in die andere Stadt gezogen wäre, alleine schon wegen ihrem Hausarzt sind wir wieder zurück gezogen in ein Haus was uns überhaupt nicht gefiel, aber wir wussten ja zu diesem Zeitpunkt das es nicht von langer Dauer sein wird. Mit den Medikamenten war meine Mutter Gott sei Dank anders. Sie hat alles lieb und brav genommen und ca. 4 Wochen bevor sie gehen musste hatte ich so das Gefühl das wir unsere Mutter-Kind Rolle getauscht hatten. Ich sagte, sie gehorchte. Die Sache bei Dir ob Deine Mutter nach dir nach Hause kommt wirst Du abwarten müsse. Als erstes müsstest Du überhaupt mal wissen ob Deine Mutter weiß wie es um sie steht und ob sie das auch begreift was die Konsequenz davon ist. Was natürlich auch eine wichtige Sache ist, was ide Ärzte sagen wie lang die Lebenschance von Deiner Mutter ist. Obwohl danach kann man auch nicht gehen. Als die Ärzte bei meiner Mutter die Krankheit festgestellt haben, hatte sie schon Endstadium. Man sagte mir damals, vielleicht noch ein dreiviertel Jahr. Sie hat aber genau ein Jahr und 10 Monate geschafft. Bei einem Gespräch mit den gleichen Ärzten nach dem Tod meiner Mutter sagten sie mir das sie eigentlich nur mit 3 Monaten gerechnet hätte. Es ist schon komisch wie lang ein Mensch dagegen ankämpfen kann. Auf jeden Fall tat es mir seelisch sehr gut am Anfang meine Mutter oft zu besuchen, obwohl da dasVerhältnis noch recht kühl war, wir aber schon über viele Dinge gesprochen hatten. Und ich kann Dir nur sagen das ich unwahrscheinlich glücklich war, das ich es hinbekommen habe das meine Mutter bei mir Zuhause und bei ihren Enkeln sterben durften. Meine Kinder sind mit der Sache ganz toll umgegangen, da es bei uns nie ein tabu Thema war das meine Mutter sterben wird. Auch alle Fragen die díe Kinder im Laufe der Krankheit hatten wurden von mir beantwortet. Was ich aber festgestellt habe, ist das ich in der ganzen Zeit nur einmal geweint habe und das war als der Befund kam das meine Mutter Krebs hat. Ich von da an immer versucht die starke Tochter zu spielen. Was ich eigentlich nie war, den ich habe zu allen ja una amen gesagt. Meine Mutter ist im letzten Jahr am 19. Mai gestorben und gab von da an keinen Tag den ich nicht am Grab war, ist schon komisch erst geht man nicht zu dem Menschen und dann bin ich nur am Grab. Was vielen Menschen seit dem Tod meiner Mutter aufgefallen ist, das ich sehr hart bin. Ich bin sehr konsequent geworden, wenn ich nein sage bleibt es bei, ich gehe auch sehr streng mit mir ins Gericht. Trauer? Tja da kann ich nichts zu sagen, ich habe bis jetzt noch nicht getrauert. Ich warte eigentlich immer auf den Tag wo es knallt und ich wie ein Häufchen Elend da sitze und nur noch am weinen bin. Bei vielen Gesprächen mit dem Hospitz hat man mir erklärt das es sein kann, das ich mit den vielen Gesprächen mit meiner Mutter, da die Trauer schon verarbeitet habe. Ich weiß nur das ich sehr froh war als meine Mutter ihre Augen für immer schloss. Die Qualen die sie ertragen hat waren nun vorbei auch Ihre Angst vor dem Tod. Obwohl sich bei mir auch sehr viel veränderte. Ich habe schon von klein auf gewichts Probleme und nun fing ich das Fressen an. ich habe mir bis vor 3 Wochen 20 Kilo noch obendrauf angefuttert. Das hab ich nun aber langsam wieder im Griff und es geht bergab mit den Kilos. Ausserdem habe ich als Kind Fingernägel gekaut das hatte ich vor 10 Jahren endlich in den Griff bekommen. Aber 2 Monate vor dem Tod meiner Mutter fing ich damit wieder an, dies habe ich bis heute noch nicht im Griff. |
#2
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Hallo Sabine,
entschuldige bitte, daß ich heute erst schreibe, aber es gab soooo viel zu tun in der letzten Zeit. Da ich ja täglich 4-6 Stunden bei meiner Mutter bin, bin ich dann abends zu ausgepowert, um noch viel zu schreiben. Meine Mutter ist den Umständen entsprechend stabil, soll heißen sie hat keine schmerzen, was aber zwischendurch schon anders war ![]() Übermorgen bekommt sie ihre erste Chemo (ambulant). Der Schreibkram ist erstmal erledigt (fürs erste) und wir machen das Beste aus der Situation. Bis bald wieder mit ganz lieben Grüßen Kathrin |
#3
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hallo kathrin,
habe eben deinen bericht gelesen. bei der erkrankung deiner mutter ist jetzt wohl die symptombehandlung der hirnmetas vorrangig, denn die werden leider den weiteren verlauf bestimmen. ich habe ein thread eröffnet, unter "Hirntumor". dort findest du unter der überschrift " hirnmetastasen, wer hat erfahrung" unsere beiträge und erfahrungsaustausch. auch mein papa hat ausgeprägte hirnmetastasen. wäre schön, wenn du auch da mal rein schaust. liebe grüße iris |
#4
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Hallo Iris,
danke für den Tipp. Leider lese ich dort nicht gerade positive Berichte, aber es hilft ungemein, sich vorher belesen zu können, um zu wissen, "wie" es enden kann. So ist man wenigstens seelisch etwas darauf vorbereitet, wenn es auch noch so wehtut, daß man einen nahen Angehörigen auf diese Art und Weise verliert. Liebe Grüße Kathrin |
#5
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Hallo Kathrin,
ist ja nicht schlimm das du nicht direkt antwortest, weiß wieviel Stress das drum herum ist. Freue mich zu hören das deine Mutter im Moment schmerzfrei ist und das du täglich bei deiner Mutter bist. Wie reagiert sind denn jetzt darauf das du täglich bei ihr bist und merkst du schon das ihr langsam wieder zueinander findet? Bis bald Sabine |
#6
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Hallo Sabine,
sie freut sich jeden Tag, daß ich komme. Sie ist froh, daß ich ihren Papierkram erledige, denn da war meine Mutter all die Jahre sehr unordentlich und leider konnte sie mit Geld überhaupt nicht umgehen und ist deshalb hoch verschuldet. Bevor sie zur Lungen-OP musste, hat sie versucht, Privatinsolvenz anzumelden, aber durch die Lungen-OP konnte sie den vom Gericht gestellten Termin für die Nachreichung der restlichen Papiere nicht einhalten. Nun müsste die ganze Sache von vorn beginnen, aber die Schuldenerberatung riet mir, es zu lassen und uns den Stress für die letzten Monate nicht anzutun, da Sozialleistungen (Krankengeld) nicht gepfändet werden dürfen, meine Mutter keine Wertgegenstände hat und die Wohnungseinrichtung zum Grundbedarf gehören, gäbe es nix zu holen und wenn sie nicht mehr ist, müssen meine Schwester und ich das Erbe ausschlagen und der Fall ist erledigt. Ob das alles so stimmt, weiß ich nicht, deshalb bin ich jetzt da dran, mich genau beraten zu lassen und natürlich selbst zu recherchieren. Unsere emotionale Brücke ist "im Bau" , sage ich mal. Wir bringen leider beide kein Wort der Liebe über die Lippen, aber wir gehen nett miteinander um und ich sehe ihre dankbaren (teilweise hilfesuchenden) Blicke und ich spüre, was sie fühlt, aber nicht sagen kann. Sie weiß auch wirklich nicht von ihrem Schicksal, sie setzt alle Hoffnung in die nun beginnende Chemo und ich mache ihr Mut. Schlimm ist für mich, daß sie laufend umkippt, aber sich bewegen soll, wegen Thrombosegefahr. Aber einen Rollator haben wir schon und der Rollstuhl ist beantragt. Noch dazu (meine Seele) ich habe einen Teilzeitjob bekommen, bei dem ich mich vor etlichen Wochen beworben habe, da wusste ich noch nix von der Erkrankung. Und zwar in einem Bestattungshaus! Doppelte Belastung mit dem Tod! Liebe Grüße Kathrin Geändert von KathrinP. (05.03.2006 um 22:09 Uhr) |
#7
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Liebe Kathrin,
es tut mir für Dich sehr leid was mit Deiner Mutter ist. Ich kann Dich in soweit beruhigen - es stimmt wenn ihr es genau wisst das nur Schulden da sind und ihr das Erbe nicht antreten wollt - also ausschlagt kann keiner an euch ran. Selbsterfahrung!! Mein Vater starb hochverschuldet und meine Mutter hat für sich und uns ünmündigen Kinder das Erbe nicht angenommen. Leider mußte sie aber für eine Bürgschaft wo sie unterschrieben hatte noch lange zahlen. Liebe Grüße Gaby |
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