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  #1  
Alt 03.04.2006, 13:09
Bernd1 Bernd1 ist offline
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Registriert seit: 20.07.2005
Beiträge: 20
Standard AW: Ich bekomme mein Leben nicht mehr richtig auf die Reihe

Hallo LaLuna,

ich bin schon einige Zeit in diesem Forum.
Zuerst meine Erfahrung, das Deine Zeilen die Normalität bei Krebs wiedergeben, nicht umgekehrt.
Meine Psyche spielte verrückt, das war der Grund warum ich in diesem Forum Austausch suchte.
Gerade über die Ängste bei dieser Krankheit habe ich versucht zu schreiben ( siehe meine Beiträge).
Mich hat der Krebs in eine nicht auszuhaltene emotionale Empfindlichkeit gestürzt. Vonwegen das Leben intensiver erleben, die Blumen schöner blühen sehen. Nichts von dem. Gut, das mag es ja geben, schön für die Betroffenen. Meistens, davon bin ich überzeugt, läuft es so ab wie bei Dir.
Dazu haben mich die anstrengenden Erfahrungen mit den behandelnden Ärzten sehr verunsichert. Bis heute habe ich keine nötige Zuversicht, kein Vertrauen, um mich behandeln zu lassen.
So sehr habe ich den Wunsch in mir selbst stark zu sein, anders wird es nicht gehen. Wie das allerdings zu schaffen wär, habe ich noch nicht entdeckt.

Bei Deiner Suche nach Kraft wünsche ich Dir alles Gute.

Gruss Bernd
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  #2  
Alt 03.04.2006, 13:50
LaLuna LaLuna ist offline
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Beiträge: 17
Standard AW: Ich bekomme mein Leben nicht mehr richtig auf die Reihe

Wenn Ihr meint, dass es auch für andere sinnvoll wäre, würde ich sehr gerne bei den Tagebüchern einen Thread aufmachen, wo Leute sich dem *weiterleben mit Krebs* stellen und schildern, wo sie scheitern und was ihnen gut gelingt. Ich muss noch ein bißchen nachdenken, wie ich das aufziehe, aber Euch alle hätte ich nur zu gerne dabei.
Ich melde mich wieder, wenn ich fertig überlegt und das Topic forumliert habe.
Ich bin inzwischen doch wieder zuversichtlich, dass es uns gelingt, die Klippen zu umschiffen, nämlich indem wir uns gegenseitig unser Leben mit Krebs schildern und auf den Überlegungen aufbauen. Ihr merkt sicher, ich schreibe nicht *Kampf gegen den Krebs*, denn ich mag nicht mehr kämpfen, es kostet mich zu viel Energie!

Edit, später: Wenn ich alles etwas durchdacht habe, sage ich hier Bescheid. Ja, neue Eissorte wäre eine Möglichkeit: *Erbeeren mit Sahne*

Geändert von LaLuna (03.04.2006 um 21:13 Uhr)
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  #3  
Alt 03.04.2006, 15:02
Benutzerbild von sywal
sywal sywal ist offline
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Standard AW: Ich bekomme mein Leben nicht mehr richtig auf die Reihe

Liebe LaLuna!
Deinen Vorschlag mit dem "Thread bei den Tagebüchern" (auch das werd ich noch finden und lernen) finde ich sehr gut, und Topic ist das die neueste Eissorte dieses Sommers?
"Kampf gegen den Krebs" ist abgedroschen und ich als jahrzehntelange Kriegsgegnerin bin auch nicht bereit gegen meinen Körper einen Kampf/Krieg zu führen.
Die Chemo kommt aus dem 2. Weltkrieg und die 1. 2 Atombomben auf Menschen kennen wohl alle und, durch meine Recherche über gebündelte Ultraschall(chirurgie) erfuhr ich, dass diese vielversprechende Methode auch aus einem kriegerischen Zustand kommt (habe mich aber trotzdem bemüht zu erfahren, ob dies was für meinen "Gast" im Körper ist. Leider nein, dazu braucht es festes Gewebe, meines ist eher flüssig. Diese Auskunft glaube ich auch, weil wohl ein Unterschied zwischen "verbrennen" oder "verdunsten" sein wird. Sonst wär's kein Problem und ich hätt das schon hinter mir).
Es gibt viele Bäume, die uralt werden - obwohl sie Schmarotzer miterhalten müssen. Die Bäume, auf denen die Mistel wachsen. Sie werden trotzdem uralt, im Frühjahr bekommen sie immer wieder frische schöne Blätter. Ich bin überzeugt, dass diese Bäume eine Möglichkeit gefunden haben, in Frieden mit dem Schmarotzer zu kooperieren. Das wäre einmal ein neuer Forschungsansatz!
Ganz spontan fällt mir ein: Kampf gg. Arbeitslosgikeit, K. gg. Abbau des Gesundheitssystems, K. gg. Gentechnik, K. gg. undemokratische Familienverhältnisse, K. gg. Hunger, K. gg. Hochwasser, K.....Was hat's gebracht? Und die Menschen da draußen werden immer aggressiver!
Nein ich möchte Frieden! Da draußen und in mir.
Werde immer wieder nachsehen, ob Du den Thread bei den Tagebüchern eröffnet hast.
Alles Liebe, schöne Gedanken und wenn Du die Augen schließt wunderschöne Bilder wünscht Dir
sywal
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  #4  
Alt 05.04.2006, 05:46
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
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Beiträge: 3.177
Standard AW: Ich bekomme mein Leben nicht mehr richtig auf die Reihe

Liebe LaLuna,

Ich kann dich so gut verstehen, wenn du sagst, "du kämpfst nicht", denn das kostest Kraft. Kraft die wir zum Aufbau für den neuen Tag benötigen, und für viele andere Dinge, um alles was sich im Kopfe dreht zu akzeptieren und eine Türe zu finden, es zu verarbeiten.

Die Aufforderung zum Kämpfen kommt meistens von außerhalb, genauso die Worte "denke positiv", alles Schlagworte. Dennoch meistens nicht so gemeint wie sie klingen, sondern wie ich feststellte, oft nur der Mangel an jenen Worten, die wirklich gesagt werden wollen - gebe dich nicht auf -.

Ich freue mich auf den Thread, denn auch ich habe noch viel zu "wursteln" auf dem Weg. Obwohl ich mir im Laufe der letzten Jahre einigen "Techniken" angeeignet habe.
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Jutta
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  #5  
Alt 05.04.2006, 12:02
AndreaF. AndreaF. ist offline
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Registriert seit: 14.03.2006
Beiträge: 26
Standard AW: Ich bekomme mein Leben nicht mehr richtig auf die Reihe

Liebe LaLuna,

ich möchte mich bei dir für deine Seite und deine offenen Worte bedanken. Vor ein paar Tagen hab ich sie schon einmal aufgemacht und gleich wieder geschlossen, in der Annahme, dass mich das nicht mehr interessiert, dass ich das hinter mir habe.... Heute lese ich alle Beitrgäe und mir treibt es gerade die Tränen in die Augen und ich merke wie ich wieder einmal dabei war, zu verdrängen um wieder gut zu funktionieren. Und ich merke im Moment wieder einmal, wie wichtig mir beides ist.
Manchmal das Verdrängen um wieder unbeschwerter Leben zu können und manchmal inne zu halten um all das Schwere, die Angst zu spüren und zuzulassen. Für mich sind beide Seiten sehr wichtig.

Meine Erfahrung ist auch, dass nicht nur die Nicht-Betroffenen gute Tipps und Ratschläge geben - oftmals sicherlich aus Mangel an Worten, aus Hilflosigkeit, etc. - sondern auch all die Personen aus dem medizinischen Bereich. Egal ob es die nette Schwester in der Onkologie ist, oder meine eigentlich sehr gute Hausärztin, mir scheint oft als ob sich auch die alle nach meiner vollstädnigen Genesung sehnen würden. Nun, die MedizinerInnen sind ja dazu da, Menschen gesund zu machen und können es vielleicht schlecht aushalten, wenn ihnen dies nicht schnell gelingt.

Was mir oft fehlt, ist der Austausch mit Betroffenen. Ich kenne zwar ein paar aus der Onkologie, allerdings bin ich da mit niemandem näher im Kontakt die ebenfalls an Eiertockkrebs erkrankt ist. Zudem beläuft sich dieser Austausch oft auf die medizinischen Kenntnisse. Wir geben uns gegenseitig Tipps und berichten uns über die aktuellen Beschwerden, über anstehende Untersuchungen etc. Das ist mir ebenfalls sehr wertvoll und ich komnnte da schon gut profitieren.
Einen Austauch über meine psychischen Befindlichkeiten habe ich dort nicht.

Was mir äußerst hilfreich ist, ist meine Therapeutin. Ich hatte das Glück, dass ich bereits vor miener Krebserkrankung in Psychotherapeutischer Behandlung war und ich seither alles rund um die Erkrankung mit ihr besprechen kann. Das tut mir so dermaßen gut, ich weíß nicht, wie ich das alles ohne sie gemeistert hätte. Ich habe einen ganz tollen Mann, viele liebe FreundInnen aber das ist für mich nochmal was ganz anderes. Ich kann mit ihr alles besprechen und das tut mir sehr gut. Sie ist keine Psychoonkologin sondern Psychologin. Sie hatte vor mir ein paar andere Betroffene in Therapie, aber auch wenn sie diese Erfahrung nicht gemacht hätte, wäre sie mir hilfreich gewesen. Sie hat mir viele, viele verschiedene Untersützungen gegeben. Wenns dich interessiert kann ich dir gerne schreiben, welche Unterstützungen ich damit meine.
Den Austausch mit Gleichgesinnten ersetzt es natürlich nicht.

Ich merke gerade, wie gut mir das tut, hier zu schreiben....(drum ists auch so lang geworden....). Meine Tränen sind versiegt.
Ich danke dir und den Anderen nochmals für die Offenheit und fände es gut wenn das weiter ginge, hier oder unter einem anderen Titel.

Andrea
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  #6  
Alt 05.04.2006, 14:12
eternity_76 eternity_76 ist offline
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Beiträge: 66
Standard AW: Ich bekomme mein Leben nicht mehr richtig auf die Reihe

Hallo.
Meine STZT ist jetzt 20 Monate her, und ich bin immer noch "unbrauchbar" ! Es giebt Tage, da bekomme ich mit ach und krach meinen Haushalt und die Kinder gebacken. Obwohl ich meine Anforderungen schwer runter geschraubt habe. Der Bügelberg kann auch schon mal auf eine beachtliche größe anwachsen und ich lass ihn stehen wenn ich nicht kann. Aber so alltägliche Dinge, wie Fenster putzen, Fahrrad fahren usw schaffe ich nur mit mühe. Das ist für mich super depremierend. Ich hatte immer gehofft das ich schneller wieder fit werde. Super ist dann auch, wenn irgendwelche hochleistungs Armleuchter meinen, die Therapie wäre ja schon lange her, also muß ich auch wieder perfekt funktionieren. So wie vorher. Oder, die hat ja schon wieder Haare, dann gehts der auch wieder gut !!!
Hallo??? Warum können nicht betroffene nur so einen schwachsinn von sich geben?? Bis auf meine engsten Freunde und Familie höre ich ständig so einen Mist. Es ist leider wirklich so, man versteht es erst richtig wenn man selbst in so einer Lage war oder ist.
Deshalb finde ich dieses Forum hier auch so wichtig.
Ich habe auch eine Psychologin die mir sehr hilft. Vor allem wenn ich mal wieder dabei bin alles zu verdrängen und mir sage, das war doch alles nicht so schlimm. DOCH WAR ES !!!! UND ES DAUERT IMMER NOCH AN!!
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  #7  
Alt 05.04.2006, 15:00
LaLuna LaLuna ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 12.03.2006
Beiträge: 17
Standard AW: Ich bekomme mein Leben nicht mehr richtig auf die Reihe

Ich habe beschlossen den thread hier so zu belassen, wie er im Augenblick ist und nicht auf die Tagebuchseite zu gehen.

Mir haben eure Postings auch sehr viel gebracht, wenn ich auch seit gestern wieder im Loch stecke. Gestern hatte ich Schmerzen, nicht die üblichen Krämpfe die ich immer habe und derentwegen ich in der Schmerztherapie stecke, sondern andere, Muskelschmerzen.

Mein Mann (Krankenpfleger) sah sich die Sache an und fragte mich aus und stellte dann fest: *Das sieht aus, als ob sich Dein Narbenbruch ausdehnt.*

Das hat schon wieder gereicht...das auch noch! Obwohl es mir eigentlich schon vorher klar war, stürzte ich wieder mal ab, blieb im Bett mit einer Wärmedecke und pflegte mich ein wenig.

Da ich sowieso nach Ostern zum staging und zur Kontrolle meines Narbenbruchs ins Krankenhaus gehe, erspare ich mir den Arztbesuch, heute ist es auch schon wieder vorbei, aber so richtig *auf* bin ich doch nicht wieder.

Ach ja, dieser thread und meine Überlegungen haben trotzdem einen überaus positiven Effekt: Ich verwöhnte und verwöhne mich und habe deswegen kein schlechtes Gewissen !
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  #8  
Alt 02.02.2010, 20:47
haarteil haarteil ist offline
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Ort: Chemnitz
Beiträge: 26
Standard AW: Ich bekomme mein Leben nicht mehr richtig auf die Reihe

Hallo,
ich finde es auch sehr gut das man mal über Gefühle und Gedanken schreibt.Ich bin selber nicht Betroffen sondern meine Mama.Seit der Diagnose ist alles anders ,es fehlt das lachen und die Freude.Man hat nur noch Angst und weint.Es zerpricht mir das Herz wenn ich sehe wie Sie in 6 Wochen abgebaut hat.Ich muss immer so stark sein ,ihr Hoffnung geben obwohl mir die Ärzte keine gegeben haben.Einen Tag bin ich so stark ,den anderen gehöre ich in die Klapper .Stehe im Laden weis nicht was ich wollte,sitze im Auto schreie u. weine ,starre in die Luft u. bekomm nichts zustande ,merke nicht das ich den ganzen Tag nix gegessen haben.Wir als Angehörige leiden genauso wie Ihr und noch schlimmer.Blos keiner bemerkt es ,da jeder für den anderen stark sein will ,nicht gemeinsamm weint u. so alles überspielt und so nicht bemerkt das man dabei kaputt geht.Es wird nie mehr anders werden,das will ich nicht verstehen u. akzeptieren.Deshalb braucht bestimmt jeder von uns eine spezielle Therapie.Hm,leicht gesagt ich schiebe das immer raus da ich jede Minute meiner Mutti schenken möchte.Ich wünsche Euch viel Kraft.
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