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  #1  
Alt 10.07.2006, 17:59
hoppit hoppit ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Mensch Süße,

es stellen sich alle Haare auf. Es gibt Menschen, die können Dinge beschreiben, dass sie völlig bildlich erscheinen. Du gehörst dazu.

Ich drücke dich ganz doll, die "kleine Große" schafft es sicherlich. Und falls du es gar nicht aushälst, kannst du mal hinfliegen.

Denke ganz fest an dich und dein Mann hat ja den Job als ENGEL bekommen,
der passt sicher ganz fest auf.


Alles lIebe seih gedrückt

Deine
Andrea ( hoppit)
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  #2  
Alt 10.07.2006, 19:37
Benutzerbild von rowa
rowa rowa ist offline
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Beiträge: 193
Standard AW: Stammtisch

Hallo liebe Andrea,

Du schildert Deine Erlebnisse so lebendig , dass ich denke ich wäre mir dabei. Danke dass ich an Deinem Familenleben teil haben darf. Du schreibst echt toll. Sei nicht traurig, denn das bin ich schon. Du sagtes mal "immer im Wechsel".
Deine Tochter ist zwar geographisch weit weg, aber nicht unerreichbar und Dank des Technikzeitaltern sogar ganz nah. Und wenn Du es wirklch nicht aushälst, da stimme ich der anderen Andrea auch zu, ab in den Flieger und nix wie hin.

Für's Trösten würde ich keine Goldmedaille bekommen. Habe es aber versucht und drücke Dich auch ganz fest.

Mich hat heute das Trauertier angegriffen, habe es gerade erfolgreich abgeschüttelt und meine Heulattacken in Griff bekommen, denn heute vor 10 Wochen ist es passiert, als mein Schatz aufgehört hat zu atmen. An seinem Grab war es heute besonders schlimm und es waren so viele Leute auf dem Friedhof, dass ich mich beobachtet fühlte, konnte mich meinen Gefühlen nicht hingeben. "Schatz ich liebe Dich mehr als dennje"

Jetzt greift das T-Tier wieder an. Ich renne vor ihm weg und gehe jetzt lieber mit meinem Yorkie Gassi.

Ich wünsche Dir einen schönen Montagabend
und liebe Grüße an alle

Rowa

PS: Liebe Andrea, wie machst Du das mit den Bilder einfügen, und wie bekommst Du sie so klein und im Text eingefügt? Meines ist dagegen riesengroß und ans Ende gesetzt worden.
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  #3  
Alt 12.07.2006, 22:05
Blue Blue ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Kleine Frage große Wirkung. Du sag, geht es Dir schlechter als vor einem Jahr? Ja, es geht mir schlechter, vielleicht wegen dem gestern. Vielleicht weil alles so endgültig ist, vielleicht weil ich das Gefühl schon so lange vermisse?

Gestern erzählte mir meine Schwägerin, daß Jürgens Bruder im Krankenhaus lag, auf Intensivstation, etwas mit der Bauchspeicheldrüse. Ich war komplett durch den Wind. Hab mir tausend und eine Frage gestellt.

Warum melden sie sich nicht? Das ist doch schon eine besondere Situation. Was mach ich jetzt? Und dann klang mir es noch vom letzten Herbst im Ohr „… wenn es um den Tod ginge, dann würde ich informiert werden ….“ Danke. Also, es geht nicht um den Tod. Und doch kommt jeder Mensch jeden Tag seinem Tod einen Tag näher – aber ja, es geht nicht um den Tod.

Das Ganze hat mir keine Ruhe gelassen und so hab ich mich heute „schlau“ gemacht mit meinen tausend und eine Frage. Was würde jetzt Jürgen machen? Würde er sich schütteln und losrennen? War nicht immer so unser Weg? Und dann das ganze letzte Jahr!?! Wie war das noch mit dem Verzeihen? Obwohl es so weh tut? Muß ich alles einfach hinnehmen, ohne aufbegehren? Darf ich nicht das richtig stellen, was mir am Herzen liegt?

Während der Pflegezeit hörte ich von Jürgens Bruder, daß er das so nicht möchte. Wenn Jürgens Bruder ein Pflegefall wäre, möchte er in ein Pflegeheim. Nach dem Tod von Jürgen hörte ich von ihm, daß er nicht in der Wohnung weiterleben könnte. Ich hab das richtig gestellt. Nein, Jürgen verlangte das nicht von mir. Vielmehr sprachen wir im Januar darüber und Jürgen meinte, ich solle ihn in ein Hospiz geben. Ich gab meinem Jürgen zur Antwort, daß er hier bleiben würde, hier bei mir. Er sagte zu mir, daß ich nicht wüsste wovon ich rede. Nein, ich wusste es nicht – hab es aber trotzdem gemacht. Jürgen war hier bei mir. Nie habe ich so ausschließlich für ihn gelebt. Zum Glück wurde ich von heute auf morgen von meinem Arbeitgeber freigestellt und konnte mein Versprechen halten. Und im zurück schauen war diese Zeit für mich so wichtig. Ich würde es wieder machen. Nur für ihn leben ohne wenn und aber. Die Wohnung hier, in der Jürgen seine letzten Stunden verbrachte, diese Wohnung ist mein Nest, meine Schutzwall gegen den Rest der Welt. Warum sollte ich hier weg?

Beim Heimweg von der Arbeit habe ich einen Kumpel von Jürgens Bruder getroffen und hab dann einfach gefragt. Es ist eine Bauchspeicheldrüsen-Entzündung. Entwarnung? Keine Ahnung. Irgendwelche Aktion von mir? Nein – Pusteblume. An dieses „nie wieder“ werde ich mich halten. Keine Aktion von mir aus, mich einfach wegducken. Offensichtlich wollen die Beiden es so.

Warum geht es mir schlechter als vor einem Jahr? Weil ich immer noch bockig bin, weil ich so viel nicht wirklich möchte? Weil ich mich im Moment ständig und ständig nur im Kreis drehe? Gedanklich neue Päckchen schnüre- und doch nicht wirklich weiterkomme?

Die Frage meiner Kollegin heute. Wann ist ihr Mann gestorben? Ja, es ist schon vorbei, die von außen betrachteten „schweren“ Tage sind schon vorbei. Als sie hörte, daß es „schon“ einen Monat vorbei ist, daß ich gerade den Tag der Diagnosestellung hinter mich gebracht habe, war nur Schweigen. Tat es ihr leid, daß sie nicht daran gedacht hat? Das es dieses Jahr von außen gesehen ein ganz „normaler“ Tag war. Und ja, doch, es hat mich schon gekränkt, daß keiner bei der Arbeit daran gedacht hat, ja, es hat mich sehr gekränkt.

Sie erzählte mir später, daß bei der Trauerfeier schön warm war, die Sonne hat ihr ins Gesicht gelacht.. Ich habe andere Erinnerungen, ich hatte eine Strickjacke über dem Pulli und mir war nicht warm. Erinnerungen … Den Rums in der Kirche, als ein Kranz nach unten krachte. (ich bin fest überzeugt, Jürgen wollte daß ich tief Luft hole und damit keinen Grund zum tratschen gebe – daher der Rums) Die Worte des Pfarrer (Finis vitae, non amoris) und dabei hatte ich ihm nicht wirklich viel erzählt. Der lange Weg zum Friedhof hinter der Urne – so ein langer Weg. Wie ich die rosa Rosen auf die Urne knallte … Dann sein Name auf seinem Kreuz....

Furchtbar schlechte Stimmung bei der Arbeit und mal wieder kommen die Gedanken. Ich hätte nicht zurückgehen sollen, hätte mir doch besser etwas Neues gesucht. Ich bin den bequemen Weg gegangen und auch das muß ich aushalten … oder ändern.

Wenn Jürgen jetzt noch bei mir wäre, würde er ganz sicher sagen, ja, mach doch. Kündige und such dir was Neues. Tja, Herzele, so einfach ist das nicht mehr, ich muß irgendwie das Geld fürs Leben verdienen und offensichtlich ist auch der Weg recht mühsam.

Ja, ich hab ein oder zwei Schlückchen getrunken – eine Alternative wären Jürgens Tavor gewesen, die ich immer noch habe. Dann lieber en Schlückchen zuviel. Und ja, morgen ist ein neuer Tag, vielleicht ist es dann wieder besser ….

Bruni
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  #4  
Alt 13.07.2006, 06:45
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Mein Liebes

ich war gestern früh im Bett, bin immer noch krank, und lese heute morgen voll Sorge deine Zeilen und hoffe, dass der Wein dich hat schlafen lassen.

Ob es die Zeit ist? Ringsrum Urlaubsstimmung, Sommerfreude, Leben pur? Bestimmt. Meine Schwägerin und ich saßen gestern auch mal wieder weinend beisammen..

Dir geht es schlechter als im Vorjahr und die Umwelt hat dafür noch weniger Verständnis, auch klar. Und der Jahrestag, du hast ihn überstanden alleine, hast niemanden gebraucht, außer den, um den du trauerst. Du hast es alleine mit Jürgen im Herzen geschafft, so wie du alles mit ihm im Herzen geschafft hast und auch in Zukunft schaffen wirst.

Jürgens Bruder, nie um einen ungefragten Kommentar verlegen, wie mir scheint. Ok, wenn er alles so anders möchte, warum belastet es dich? Warum trifft er dich? Du hast alles so gemacht, wie es für Jürgen das beste war, du hast ihm Liebe gegeben warst bei ihm, und heute ist er weiterhin in eurem Nest, warum solltest du dort weg, ganz genau. Warum? Ich hab auch nicht vor mein Nest zu verlassen, wenn ich nicht eines Tages dazu gezwungen werde. Ich werde mich einkuscheln in meine Erinnerungen, hier in unserem Nest.

Finis vitae, non amoris, ja Bruni und weil es so ist, wird es uns immer wieder einholen, immer wieder quälen.

Nur für das nächste mal würde ich mir was wünschen, und ich denke, du weißt, was ich meine

LG
Andrea
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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  #5  
Alt 14.07.2006, 12:42
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Hallo in die Runde

mich hat es umgehauen, Zwangspause, vom eigenen Körper verordnet. Ok, musste dann mal sein. Dementsprechend die Gemütsverfassung, ja auch das Tierchen ständiger Begleiter. Ich bin derzeit auch nicht in der Lage, aufzufangen, alleine der Versuch, alleine das Lesen der neuen Schicksale kostet Kraft, droht mich wieder umzuwerfen. Immer im Wechsel, richtig? Und ich kann im Augenblick ganz einfach nicht.

Und doch ist er da der Blick für das Schöne, möchte es nicht übersehen, möchte mich weiterhin daran erfreuen können. Ein Geschenk zum Geburtstag von lieben Freunden und über Nacht haben die Blüten sich durchgekämpft. letzte Woche noch hat man nur ahnen können, dass sie bald blühen wird.

@unsichtbarer Gaertner, das Bild schenk ich dir



Ich wünsch euch ein erträgliches Wochenende, mit viel Sonnenschein aber ohne diese drückende Hitze, ohne Trauertier und Schreckenserlebnissen, besonders meiner Seelenfreundin 483 km. östlich von mir

LG
Andrea
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες

Geändert von AndreaS (15.07.2006 um 16:51 Uhr)
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