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#1
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Hallo mein Liebling,
ich habe das Bedürfnis Dir ein paar Worte zu schreiben. Vielleicht müsste ich das gar nicht, weil Du es schon weißt... aber es tut mir gut. Gestern war ich bei Ulla. Sie feierte ihren 60. Geburtstag, und zwar in der Wehrburg. Es war ein wunderschönes Ambiente und ich bin gerne hingefahren. Die meisten der alten Nachbarn wussten nicht, dass ich geladen war und waren überrascht und auch erfreut. Es hat mir gut getan, in ihrer Mitte zu sein. Wir haben uns Bilder von Dir angeschaut und Muzzi u. Meret waren der Meinung, dass unser Kleiner viel Ähnlichkeit mit Dir hat. Ich habe gegrinst und geschwiegen - so, wie Du es auch getan hättest. Es waren fast alle unsere alten Haudegen anwesend: Ulla und Oliver, Undine, Oliver E., Brigitte, Cornelia mit Partner, Ralf und Veronika, unser Gärtner mit Frau, der kleine Felix und Moritz. Es war sehr schön und sie meinten, wir wären nach wie vor ihre Nachbarn. Sie würden oft von uns sprechen. Ich habe unser Geschenk auch mit einer Karte versehen, die ich unterschrieben habe mit Marion und Eike (der von oben zusieht). Vielleicht warst Du bei uns. Es waren etwa 100 Leute geladen und die Stimmung war - wie immer - gut. Allerdings musste ich ja noch nach Hause fahren und bin dann gegen 23 Uhr aufgebrochen, so dass ich um kurz vor Mitternacht zu Hause war. Also mein Schatz, so schön wie es war, Du fehltest. Es war die erste Feier in dieser Runde ohne Dich. Mein Liebster, warum wird der Schmerz nicht weniger? Wenn ich denke, jetzt geht es, dann falle ich wieder in ein Loch - ich liebe Dich unendlich. Ich brauche Dich so sehr. Jetzt rückt mein Urlaub immer näher und nur die Gewissheit, dass ich den Urlaub im März auch ganz gut bewältigt habe und er mir gut getan hat, lässt ein wenig Vorfreude bei mir aufkommen. Es sind eben ganz andere Ferien und die Gedanken an Dich "was hätte Eike jetzt getan" bestimmen einen Großteil meiner Tage. Ich sehe Dich dann mit dem Fotoapparat bzw. Filmkamera hantieren und bin nöhlig, dass Du nicht weiter gehst. Wie gerne würde ich das heute alles noch einmal erleben. Ach Schatz, ich bringe mich schon wieder in eine traurige Stimmung, dabei wollte ich Dir doch nur berichten, wie es bei Ulla war. Liebling, bleib bei mir und hilf mir, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Praxis werde ich dann schon zu bewältigen wissen. Ich liebe Dich, Deine Marion |
#2
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Geliebter Eike,
bevor ich jetzt anfange, meine Koffer zu packen, möchte ich Dir noch ein paar Sätze schreiben. Der ersehnte Urlaub steht vor der Tür. Morgen früh um 6:10 h geht der Bus nach Kolberg. Sandra wird mich zum Bushof fahren. Ach Schatz, wie anders verläuft jetzt immer die Urlaubsplanung! Ich hoffe, dass Du bei mir bist und mir hilfst, alle Formalitäten zu erledigen. Insoweit hattest Du mich sehr verwöhnt, aber Du weisst doch: Wenn man wirklich will.... Seit meinem letzten Brief hat sich so viel getan und die Zeit rast nur so. Jeder Tag bringt mich ein Stückchen näher zu Dir! Vorige Woche habe ich die Tannen beschnitten, die am Zaun zu Herrn U. stehen. Die Tannennadeln würden in seinen Abfluss gespült und daher habe ich zur Baumschere gegriffen. Dabei habe ich es zu gut gemeint. Er sagte dann, das sähe aber nicht gut aus. Also habe ich die Äste alle noch bis auf den Baumstamm abgeschnitten. In den letzten Tagen habe ich stundenlang im Garten gestanden und geschreddert. Ich habe jetzt alles geschafft, denn wenn ich wieder nach Hause komme, dann ist schon Herbst und wer weiss, wie dann das Wetter ist. Als ich so am Schredder stand fiel mir Folgendes ein: Wenn ich auf all die Hilfe zurückgegriffen hätte, die mir an Deinem Grab angeboten worden ist, dann hätte das Schreddern wohl nur eine halbe Stunde gedauert -grins-. Aber ich habe es auch so geschafft und dabei immer an Dich gedacht. Gestern war ich bei den Nachbarn gegenüber eingeladen. Es war ein sehr schöner Abend. Es wurde gegrillt und die Kinder brachten viel Leben in die Bude. Vorige Woche war in Lage wieder die Nacht der langen Tische. Ich wollte ja gar nicht hingehen, aber Edith hat mich so lange bekniet, dass ich mich doch habe sehen lassen. Es war wieder ein voller Erfolg (war in der Zeitung zu lesen). Sie hatten aber auch Glück mit dem Wetter. Mir fiel dabei ein, wie wir beide vor 2 Jahren im Biergarten saßen und uns wunderten, wo die Leute alle mit ihren Klapptischen und -stühlen hin wollten. Jetzt wissen wir es. Dieses Jahr fand die Nacht der lg. Tische schon zum 5. Mal statt. Wieviel Spaß hätten wir zusammen gehabt! Liebling, ich habe natürlich Unterhaltung, aber meistens doch mit meinen Turnschwestern, die ebenfalls alleine sind. Bei den Paaren kommt man sich so verloren vor. Gestern war ich mit Sandra im Reisebüro. Wir möchten gern im Februar eine Reise auf der Aida machen, und zwar in die Karibik. Ich möchte ihr die Reise schenken. Wenn ich ihr das Geld so geben würde, dann geht es unter. So hat sie dann ein Andenken an uns und wird sich immer daran erinnern. Auf die Kabine hatten wir eine Option bekommen, leider aber nicht auf den kombinierten Flug. Den müssten wir jetzt extra buchen und uns um den Transfer vom Flughaben zur Aida selber kümmern. Allerdings startet die Aida aus der Dom. Rep. und das habe ich abgelehnt. Kannst Du Dich noch erinnern, als wir dort ankamen, wie sich die Träger auf unser Gepäck gestürzt haben? Dann sollen wir Frauen ohne männliche Begeitung eine Taxe nehmen!!! Niemals, ohne mich (ich sehe Dich lachen). Du fehlst eben überall. Jetzt soll sich Sandra um die Sache kümmern, während ich im Urlaub bin. Mal sehen, was sie für uns findet. Ach Schatz beim Thema Urlaub fallen mir so viele schöne Sachen mit Dir ein: die Felukkenfahrt bei Vollmond auf dem Nil, der Sonnenaufgang in der Sahara (es war sehr kalt), das leichte Erdbeben in der 13. Etage im Hotel St. Franzisko in Mexico-City, die Schlange auf der Insel Rochetta in Accapulco. Es waren im Nachhinein, nachdem alles gut ausgegangen war, wunderschöne Erlebnisse, die uns niemand nehmen kann. Damit kann sich auch kein Erbe herumschlagen. Dein Tod hat mir so richtig gezeigt, wie schnell alles beendet sein kann und dann geht der Deckel zu und alle angesammelten, angehäuften materiellen Dinge müssen zurück bleiben. Außer uns hat wohlmöglich nicht mal jemand Spaß daran. Darum versuche ich jetzt, möglichst viele ideelle Dinge zu erleben in der Hoffnung, dass Du es siehst und Dich mit mir erfreuen kannst. Vor 3 Tagen saß ich auf dem Sofa und sah zum Fernseher. Darüber hängt ja Dein großes Bild. Auf einmal wurde Dein Gesicht von einem bunten Schmetterling umflogen. Er setzte sich dann auf den Rahmen und war am nächsten Morgen immer noch dort. Wahrscheinlich war er durch das geöffnete Oberlicht ins Wohnzimmer gekommen oder durch den Garten in die Diele. Auf jeden Fall dachte ich an den Schmetterling, der im November auf Deiner Beerdigung den Sarg umflog und ich musste weinen. Es waren nicht mal Tränen vor Trauer, sondern im empfand in dem Moment eine große Freude. Es erschien mir wie ein Gruß von Dir, obwohl ich ja real denke. Vielleicht war es trotzdem ich Gruß. Ich will es jedenfalls glauben. Mein Liebling, es hat sich so Vieles im Krebs-Forum getan, leider nichts Gutes. Bald wird der Daddy von Britta den Weg ins Licht antreten. Es ist so schlimm, dass man dieser schrecklichen Krankheit immer noch so hilflos gegenüber steht. Da nützt einem auch eine Krebsvorsorge nichts. Ich will es als Schicksal annehmen in dem Glauben, dass es ein Wiedersehen mit Dir gibt. Manchmal umweht mich im Haus ein kühler Hauch - vor allem im Schlafzimmer und dann denke ich sofort an Dich. Mit diesen Gedanken an Dich schlafe ich ein immer in der Hoffnung, von Dir zu träumen, was leider nur selten der Fall ist. Liebster, jetzt werde ich meinen Brief beenden und morgen meine Reise antreten. Ich liebe Dich und werde nie damit aufhören. Mir ist, als ständst Du neben mir und bist Du noch so weit, meine Liebe gehört Dir bis in alle Ewigkeit. Deine Marion |
#3
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Mein Liebling,
heute weckte mich die Sonne. Ich habe sehr schlecht geschlafen und war erst gegen Morgen richtig eingeschlafen. Am liebsten hätte ich mir die Decke über den Kopf gezogen, denn ohne Dich sind die Wochenenden wahnsinnig leer. Ich habe mich dann aufgerafft und meine Walkingstöcke genommen und bin losgezogen. Als erstes war ich auf dem Friedhof und habe geguckt, ob Dein Grab in Ordnung ist. Ach Schatz, das ist ein Stück tote Erde. Du bist bei mir und nicht dort. Dann bin ich immer an der Werre entlang gelaufen. Der Schweiß lief mir im Nacken runter, aber es hat mir gut getan. Der Kopf ist etwas freier geworden. In den letzten Wochen ist eigentlich viel passiert und ich suche eine Aktivität nach der anderen. Manch einer denkt, dass ich mein Dasein gut meistere, aber das ist eben meine Art der Trauerbewältigung. Sie können ja nur vor den Kopf gucken! Ich versuche, vor den Tatsachen wegzulaufen. Ich brauche Dich - ich liebe Dich. Am 11. Sept. bin ich nach Kolberg gefahren. Leider war ich als Einzige der Reisegruppe aus Lage im Hotel K.! Alle anderen waren im Etna. Das war schon blöd, denn somit hatte ich gar keine vertraute Person, mit der ich mich mal austauschen konnte. An meinem Tisch saß eine nette Frau, die allerdings aus der Ukraine kam und kaum deutsch sprach. Sie entschuldigte sich jedesmal, wenn sie mich ansprach. Die ärztliche Untersuchung brachte mir Moorpackungen und Fußwirbelmassagen ein. Diese waren recht wohltuend. Die Stadt Kolberg ist größer, als ich gedacht hatte. Sie hat ca. 50.000 Einwohner. Sie gefällt mir recht gut, denn es befinden sich dort sehr viele Grünanlagen mit Springbrunnen und Bänken. Es hätte Dir auch gefallen und wir hätten jede Menge Spaß gehabt. So lief ich ganz alleine durch die Straßen und wurde immer trauriger, zumal ich so viele Paare beobachten konnte. Der Strand ist ebenfalls wunderschön. Man kann weite Spaziergänge unternehmen. Ich staunte über die vielen Schwäne am Strand und habe viele Aufnahmen gemacht, die auch alle recht schön geworden sind. Am zweiten Tag bekam ich starke Schmerzen in der Hüftgegend. Aus der Apotheke holte ich mir eine Salbe, die allerdings keine Besserung brachte. Ich hatte starke "Startschmerzen" und hielt es besser im Gehen aus als im Sitzen oder Liegen. Am liebsten wäre ich nach Hause gefahren. Die große Einsamkeit die mich umfing und dann noch die Schmerzen! Inzwischen wusste ich, dass es der Ischiasnerv war! Denn dadurch hatte ich auch keine Lust, am Abend etwas zu unternehmen und somit saß ich vor dem Fernseher. Das hätte ich auch zu Hause haben können. Als meine Stimmung ihren Tiefpunkt erreicht hatte, geschah das Wunder. Nicht nur, dass ich nette Tischnachbarn bekam, sondern, dass es sich auch noch um eine Person handelte, die aus meiner hannoverschen Gegend kam und wir somit viele Gesprächsthemen hatten. Nein, sie fing nach relativ kurzer Zeit ein Gespräch mit mir an über Jenseitskontakte usw.. Sie empfahl mir das Buch "Jenseits-Botschaften" von James van Praagh. Warum macht das jemand? Sie konnte doch gar nicht wissen, ob mich das interessieren würde. Aber sie tat das mit einer großen Selbstverständlichkeit. Das war unwahrscheinlich und ich wurde den Gedanken nicht los, dass das ein Geschenk des Himmels war und dass Du vielleicht mitgewirkt hast, denn von da ab wurden meine Schmerzen gleich viel besser und meine Stimmung stieg. Somit wurden es noch sehr schöne Urlaubstage, zumal auch Petrus sein Bestes gegeben hat. Immer, wenn sich wieder ein Trauergedanke einschleichen wollte, dann habe ich mich damit getröstet, dass Du bei mir bist und alles genau beobachtest. Auf jeden Fall tut mir diese Annahme gut. Am letzten Sonntag habe ich am Cherusker-Walk teilgenommen und bin die 11 km vom Hermannsdenkmal zu den Externsteinen gewalkt. Das hat ganz gut geklappt und ich habe das mal als Training für die Fahrt am 20.10. nach Dresden angesehen. Elmar will dort Marathon laufen und Sandra und ich werden walken. Am 3.10. bin ich mit Nils nach Niedersfeld gefahren. Dort ist alles in Ordnung. Deine Wanderschuhe stehen noch im Flur und alles ist so, als wenn Du jeden Moment die Wohnung betrittst. Ich habe es noch nicht fertig gebracht, Deine Sachen fortzuräumen. Sie stören ja auch niemanden. Am Mittwoch bin ich dann mit Nils nach Attendorn in die Atta-Höhle gefahren und am Donnerstag haben wir uns in Ramsbeck das Erzbergwerk angeschaut. 360 m unter der Erde imponierten dem kleinen Kerl natürlich sehr. Wir sind auf Opa's Spuren gewandelt. Du hättest/hast sicher Deine Freude daran. Ach, mein Schatz, ich versuche immer, mich abzulenken. Aber bei allem was ich tue, sind meine Gedanken bei Dir. Auf unserem Anrufbeantworter ist immer noch Deine Stimme. Gabriele bekommt jedes Mal einen Schreck - aber ich lösche ihn nicht. Erstens rufe ich mich nicht selbst an und zweitens ist es ein Stück von Dir. Mein Liebling, ich umarme Dich und schicke Dir viele liebe Gedanken und hoffe, dass es Dir gut geht. Du bist immer um mich - ich liebe Dich. Deine Marion Geändert von Muckchen (28.10.2006 um 16:37 Uhr) |
#4
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Mein geliebter Eike,
nachdem wir wunderschöne Herbsttage hatten, ist heute ein schrecklicher Tag. Die dunklen Wolken ziehen und ein Schauer jagd den nächsten. Da fällt es mir sehr schwer, positiv zu denken. Heute morgen rief Sandra an und fragte, ob ich mit ins Einkaufszentrum nach Oberhausen fahren wolle, aber dazu hatte ich keine Lust, denn ich war in der letzten Woche jeden Tag unterwegs. Überhaupt hatte ich in der letzten Zeit viel Abwechslung - aber es hilft mir nicht bzw. nur vorübergehend, Du fehlst hier und überall. Ich hatte an Frau Kron-Grimberghe nach Lemgo geschrieben und darum gebeten, mir das ihr zur Verfügung gestellte Album wieder zukommen zu lassen. Sie rief daraufhin an und erzählte, dass ich dieses erst ab 7. Jan. 07 wieder bekäme, da es als Ausstellungsstück in einer Vitrine in der alten Abtei in Lemgo ausgestellt sei. Daraufhin bin ich nach Lemgo gefahren und habe mir die Ausstellung über die Prinzessin Carola einmal angeschaut. Es ist nett gemacht und Mutti hätte sich sehr darüber gefreut bzw. wäre vor Stolz geplatzt. Man hatte das Foto, welches sie mit der Prinzessin und einigen anderen Damen zeigt, vergrößert (ca. 80 x 80 cm) und mit ein paar netten Worten an die Wand gehängt. Es gefiel mir recht gut. Wenn ich das Album wieder habe, werde ich es Deinem Cousin Horst-E. schenken, denn es sind ja auch seine Großeltern und Verwandte darin. Ich glaube sehr, dass dies in Deinem Sinne ist. Übrigens bin ich vor 3 Wochen nach Ihmert gefahren. Es war ein komisches Gefühl, das erste Mal alleine und an vielen Ecken fiel mir ein, was Du mir da erzählt hattest. Ulla und Horst-E. hatten mich eingeladen und es war ein wunderschönes Herbstwochenende. Wir haben viel von Dir gesprochen und Dein Cousin hat einige Anekdoten über Euch erzählt. Es tat gut mit Leuten zu reden, die Dich gut gekannt haben. Am 20.10. bin ich mit der Laufgruppe der TG Lage nach Dresden zum Dresden-Marathon gefahren. Die A2 war rappelvoll und wir haben für die 450 km 9 Stunden gebraucht (Rückweg 6 Stunden). Am nächsten Tag haben wir eine Stadtrundfahrt in die verschiedenen Stadtteile gemacht mit anschließender Führung im Stadtkern. Es hat sich wieder viel getan und etliche Baugerüste waren abgeräumt. Mit meiner Turnschwester Edith habe ich mich an der Frauenkirche angestellt und nach knapp 20 Min. Schlangestehen, konnten wir das Gebäude betreten. Es ist sehr schön geworden und der Altar ist ein Gedicht. Die vielen Malereien an den Galerien und unter der Kuppel hätten Dir auch sehr gefallen. Leider war eine Stimmung wie auf einem Hauptbahnhof. Es konnte keine Andacht bzw. Besinnung aufkommen. Es waren einfach zu viele Leute die durch die Kirche strömten und die Geräuschkulisse dementsprechend. Aber es war ein Erlebnis. Am 22.10. war des dann soweit. Die sportliche Seite unserer Reise näherte sich. Strahlend blauer Himmel überspannte die Strecke. Alle Aktiven der TG haben die sich gesteckten Aufgaben geschafft. Dirk Winter lief Marathon, Elmar Halbmarathon, Marianne Deppe Halbmarathon (war sogar Jahrgangsbeste) sowie die Eheleute Stoppok. Sandra, Nicole und ich walkten die 10 km - Strecke. Das sind glaube ich die Personen, die Du persönlich kanntest. Die Strecke verlief u.a. beidseitig der Brühlschen Terrassen und der letzte Kilometer war ein super Erlebnis. Über 7000 Teilnehmer und jede Menge Zuschauer. Ein wenig erfüllte es mich mit Stolz dabei zu sein, schließlich habe ich erst vor etwa 4 Monaten abgefangen zu walken. Wie schön wäre es gewesen, wenn Du mich am Ziel hättest erwarten können. Bei allen schönen Erlebnissen schließe ich Dich fest in meine Gedanken ein und bilde mir ein, Du könntest es merken bzw. miterleben. Inzwischen geht mein Klavierspielen ins 2. Jahr und ich bemühe mich gerade, Herrn Händel gerecht zu werden. Hoffentlich hält er sich nicht die Ohren zu! Aber es macht mir nach wie vor großen Spaß. Meine Güte, Klavierspielen, walken, chatten - das sind alles Dinge, die ich erst angefangen habe, nachdem ich Dich hergeben musste. Sie sollen mich ein wenig trösten, was aber nicht gelingt, jedoch lenken sie ein wenig ab. Gestern war ich mit Edith P. in der hiesigen Musikschule zu einem Konzert. Es war "Moving Mozart mit Quintessence - Saxophon-Quintett". Ich konnte mir nicht vorstellen, wie Mozart sich auf dem Saxophon anhören würde, aber es war traumhaft. Es waren 5 verschiedene Instrumente und das Quintett übertraf alle Erwartungen. Fast die ganze Lagenser Prominenz war anwesend. Edith als Geschäftsfrau kannte sie alle und gab mir Erklärungen, die ich aber nicht alle behalten kann. Du siehst mein Schatz, ich bemühe mich um Ablenkung. Der Garten hat mich auch sehr beschäftigt, denn das Wetter kann mit einem Mal umschlagen. Allerdings muss ich noch Blumenzwiebeln legen. Das mache ich in den nächsten Tagen. Abends sitze ich oft vor dem PC und schaue im Senioren-Forum bzw. Feierabend-Sorum Ausschau nach interessanten Themen. Nächste Woche, am 3.11. ist in der Ziegelei wieder ein Treffen des Senioren-Forums. Vielleicht gehe ich wieder dort hin. Ich weiß mein Schatz, ich darf nicht undankbar sein. Abgesehen davon, dass ich Dich wahnsinnig vermisse, kann ich zufrieden sein, was auch Dein Verdienst ist. Aber ich kann mich nicht immer mit dem Spruch, dass es anderen noch viel schlechter geht, trösten. Jetzt beginnt die schlimmste Zeit im Jahr, und zwar Allerheiligen, Volkstrauertag, Totensonntag, Dein Sterbetag, Mutti's Sterbetag. Noch hat Euer Grab die Herbstbepflanzung mit Heide, aber in den nächsten Tagen werde ich Tanne schneiden und zum Friedhof bringen. Mein Eike, manchmal philosophiere ich und stelle mir vor, welche Aufgabe Du wohl jetzt zu erfüllen hast!? Sitzt Du am Computer und verzweifelst über meine mangelnden PC-Kenntnisse? Beschäftigst Du die Engel in Sachen Arbeitsschutz und achtest darauf, dass sie nicht immer barfuß auf der Himmelsleiter herumkriechen? Ach mein Schatz, wenn ich hier so grübele, dann werde ich fast eifersüchtig auf Personen, die sich jetzt in Deiner Nähe aufhalten könnten. Verrückt nicht? Aber so bin ich nun mal und gegen Gedanken kann man ja nichts machen. Ich trage Dich immer in meinen Gedanken und meinem Herzen, denn ich liebe Dich unendlich. Deine Marion |
#5
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![]() Nur ein Stück weit ... ... konnten wir den Weg des Lebens gemeinsam gehen: Verhallt sind Worte, die uns bewegten. Verwehrt sind Blicke, die uns beschenkten. Verflogen sind Gedanken, die uns bereicherten. Vergangen sind Zärtlichkeiten, die uns beglückten. Verflossen sind Träume, die uns bezauberten. Und doch schimmert durch alle Schleier der Trauer ein Licht der Hoffnung: Wir werden uns wieder nahe sein, zeitlos und glückselig. (Peter Friebe) Geliebter Eike, heute bin ich nur traurig. Das Trauerloch umfängt mich wie im ersten Tag. Heute gehe ich keinen Schritt vor die Tür. Ich will heute nur mit Dir alleine sein. Will in Erinnerung leben, will Dich bei mir fühlen. Das vergangene Jahr war sehr schwer - z.T. habe ich nur funktioniert. Aber nach wie vor weiß ich, dass meine Liebe zu Dir bis in alle Ewigkeit reicht. Ich liebe Dich Deine Marion |
#6
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Liebster Eike,
heute ist Totensonntag. Totensonntag? Für mich ist jeden Tag Toten...., denn Du bist fort aus dem Lebensdasein, fort aus meinem Blickfeld. Aber fort aus meinem Herzen ? Das wird niemals geschehen ! Dein Grab sieht wunderschön aus. Ich habe es vorige Woche abgedeckt und ein großes Kissen darauf gelegt. An beiden Seiten vom Stein stehen große Rosensträuße. Sandra hat Dir gestern noch ein schönes Gesteck gebracht. Es ist wirklich alles sehr schön geworden. Aber was bedeutet das? Es ist das Gefühl, dass es das Einzigste ist, was man Dir augenscheinlich noch schenken kann. Ich weiß, dass Du Dir nichts aus Gräbern gemacht hast und trotzdem möchte ich, dass es schön aussieht und vielleicht erfreut es Dich heute. Es ist nur eine Gedenkstätte an der die Leute erkennen können, dass hier die vergänglichen Reste eines geliebten Menschen liegen. Aber nur die vergänglichen Reste - denn den Menschen Eike trage ich in meinem Herzen. Ich habe heute an der Gedenkstunde für die Toten des vergangenen Jahres der TG und des SUS Lage teilgenommen. Pastor Krause hat gesprochen. Es war eine stumpfe, nichts sagende Rede. Meine Aufmerksamkeit galt immer dem Bläser, dem die Noten ewig runterfielen. Man verzeihe mir. Ich war froh, als das Drama vorbei war. Einzig bei dem Lied 'ich hat einen Kameraden' wurden bei Einigen die Augen feucht. Froh bin ich, dass der November jetzt dem Ende zugeht. Es ist immer ein schrecklicher Monat. Ich kann gar nicht glauben, dass es schon über 1 Jahr her ist, seit Du mich verlassen musstest. Liebling, der Schmerz ist nach wie vor immer noch sehr groß, wenngleich ich mich zwinge, am Leben teilzunehmen. Am letzten Dienstag hatte ich durch einen Bekannten einen Termin bei einer Frau, die Reiki-Sitzungen durchführt. Da ich ja nichts zu verlieren habe und sie meinte, dass sie mir bei meiner Trauerarbeit behilflich sein könnte, bin ich zu ihr gegangen. Es war eine interessante Erfahrung! Am nächsten Tag ging es mir gut (vielleicht wäre es mir sowieso gut gegangen?!) - aber aufgefallen ist mir, dass ich seitdem endlich mal wieder gut geschlafen habe, nämlich 8 Stunden am Stück. Das war mir seit über 2 Jahren nicht möglich. Auch wenn es über die Psyche kam, der Erfolg heiligt die Mittel! Aber mein erster und letzter Gedanke am Tag gelten Dir. Eine Menge Geld musste ich jetzt in Winterreifen investieren. Da das Auto 150 PS hat und einen 2,2 l Motor war es nicht möglich, relativ günstige Reifen zu bekommen, sondern ich muss die vorgeschriebenen Größen akzeptieren. Ach mein Liebling, das sind immer Momente, in denen ich Dich so dringend brauche. Dann hoffe ich immer, dass Du an meiner Seite bist und die Dinge in unserem Sinne beeinflusst, so dass ich keine gravierenden Fehler begehe. Bleib bei mir Liebster. Mein Schatz, ich habe oft das Gefühl Deiner Anwesenheit. Jedes Mal wenn ich einen kühlen Luftzug bemerke, ohne dass ein Fenster oder eine Tür offen sind, dann muss ich sofort an Dich denken. Eine wunderbare Ruhe macht sich dann in mir breit und ich hoffe nach wie vor, dass Du mich siehst und mit meinem Tun zufrieden bist. Die nächsten Tage sind wieder ausgefüllt mit Arztbesuchen, Nils betreuen usw. Auf keinen Fall kann ich Dich dabei vergessen, aber es lenkt wieder ein wenig ab. Allerdings haben Arztbesuche immer einen bitteren Beigeschmack. Dafür macht mir unser Häschen sehr viel Freude und ich halte die Erinnerung an Dich wach. Im vergangenen Jahr habe ich viele Bücher gelesen, die mir ein wenig Trost gegeben haben, wenngleich sie auch viele Fragen aufwerfen. Aber das sind Fragen, die mir niemand beantworten kann und somit bleibt mir nur die Hoffnung, dass Du im Licht bist und trotzdem in meiner Nähe. Mit diesem Gedanken verabschiede ich mich für heute aus diesem Forum. Ich liebe Dich Deine Marion |
#7
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Eike mein Liebling,
heute ist der 3. Advent und das Weihnachtsfest nähert sich mit großen Schritten. Nachdem mir im vorigen Jahr überhaupt nicht nach Schmücken zumute war, habe ich diesmal wieder die Weihnachtsartikel hervor geholt. Wenn es nach mir ginge, könnte das Fest ausfallen, aber ich darf mich nun mal dem Leben nicht verschließen und deshalb habe ich geschmückt. Heiligabend werden Mutti, Vati, Sandra, Elmar und Nils bei mir sein. In dieser Runde wird dann nicht so eine Trübsal aufkommen und der kleine Nils wird uns mit seinen strahlenden Augen erfreuen. Aber bestimmt werden wir auch an den "lieben Opa" denken und ich, mein Schatz, werde auf Dein Wohl ein Gläschen leeren. Mein Schatz, wie Du weisst, war ich wieder bei Jana. Sie hat mir einen großen Schritt bei der Trauerbewältigung helfen können. Es gibt eben Sachen zwischen Himmel und Erde, die wir mit bloßem Verstand nicht erklären können. Als ich den Knoten zwischen uns beiden durchschneiden sollte, liefen bei mir die Tränen ohne Unterlass - vor allem, als sich die Schnittstellen nicht wieder zusammenfügen ließen! Aber ich muss sagen, es geht mir jetzt besser. Ich konnte es selbst kaum glauben, aber ich habe mich von Sachen getrennt, die ich im ganzen letzten Jahr immer wieder zurückgestellt habe. Es fiel mir auf einmal ganz leicht und ich hoffe, dass auch Du durch diesen Schnitt einen Schritt weiter ins Licht gehen konntest. Wie gesagt, es hat mir geholfen, mit meiner Trauer besser umzugehen. Das heisst nicht, dass ich jetzt weniger traurig bin bzw. Dich weniger vermisse. Nur mit den Gedanken "nie wieder" komme ich emotional besser klar. Hoffentlich bleibt das so. Neulich hatte sich Horst St. bei mir zu Besuch angemeldet. Er kam mit seiner Frau. Sie waren mit ihrem Wohnmobil hier in der Gegend und haben die Gelegenheit genutzt, mich zu besuchen. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Allerdings kam bei mir ein wenig Neid auf, denn mit Horst habe ich während meiner Berufstätigkeit oft darüber gesprochen, was wir alles unternehmen würden, wenn die Arbeit hinter uns liegt. Was uns beiden nicht vergönnt war, kann er jetzt mit seiner Frau genießen. Ich gönne es ihnen von Herzen, aber warum nicht auch wir.....? Gestern bekam ich eine schöne Karte von Dieter H. auf der er schrieb, dass er oft an uns beide denken würde. Ich habe mich sehr gefreut, zumal er eine Person ist, die weiß, wie ich mich fühle, denn er hat seine Frau 6 Monate vor Deinem Abschied durch Krebs verloren. Ich werde versuchen, ihm einen lieben Brief zu schreiben. Ansonsten hält mich der Alltag auf Trab. Mit dem Auto war ich in der Werkstatt, aufgrund einer Rückrufaktion. Dort wird jetzt ein Teil besorgt und dann bekomme ich Bescheid, wann es ausgetauscht werden kann. Ich muss ja glauben was mir gesagt wird, denn vom Innenleben eines Auto's habe ich nun mal keine Ahnung. So geht es mir mit vielen Dingen. Als nächstes muss die Heizungsanlage gewartet werden. Das sind immer Sachen, bei denen ich besonders merke, welche Aufgaben Du erledigt hast. Die Krebsvorsorgeuntersuchung sowie die zahnärztliche Untersuchung habe ich auch in diesem Monat noch hinter mich gebracht. Es ist alles in Ordnung. Am Mittwoch habe ich bei der TG geholfen, die Weihnachtsbeutel für die Weihnachtsfeier der Kinder zu füllen. Wir waren 6 Frauen und haben anschließend noch eine nette Kaffeerunde verlebt. Am Abend bin ich dann ins Kino gegangen - ganz allein. Es war ein komisches Gefühl, aber ich habe es geschafft. Es gab "das Parfüm". Das Buch hatte mich ja nicht vom Hocker gerissen, aber der Film war sehr sehenswert - vor allem, wenn man Freude an alten Bildern hat. Dieser Film spielte nämlich im 18. Jh. und man tauchte ab ins Mittelalter mit prächtigen Farben. Ich habe es jedenfalls nicht bereut. Bei solchen Gelegenheiten bilde ich mir immer ein, dass Du bei mir bist und dann fällt mir Vieles viel leichter. Schöner wäre es gewesen, wenn wir beide über das Gesehene hätten diskutieren können. Aber das mache ich jetzt eben immer in Zwiesprache mit Dir. Endlich habe ich die blöde Steuererklärung für 05 hinter mich gebracht. Leider muss ich über 2000 Euro ans FA zahlen, denn die BG hatte versäumt, das mir ausbezahlte Sterbegeld zu versteuern. Ich hätte vor Wut in den Tisch beißen mögen, aber es hilft ja nicht wirklich. Ach mein Schatz, um diese Dinge hast Du Dich immer großartig gekümmert und ich musste in dem letzten Jahr sehr viel lernen. Aber immer wenn ich dachte, dass ich es nicht mehr schaffe, dann tat sich irgendwo eine Tür auf und ich denke, dass Du dahinter steckst. Das soll auch so bleiben, darum bitte ich Dich. Wieder bin ich Dir Tage näher und denke bitte immer daran: Meine Liebe gehört Dir bis in alle Ewigkeit und dann kann uns nichts und niemand mehr trennen. Deine Marion |
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