Warum Antibiotika?

[ciangi]

liebe kathrin,

ich weiß gar nicht so recht, wie ich anfangen soll, weil es manchmal eben nicht die richtigen worte gibt für das, was man sagen will. ich versuchs aber trotzdem mal. sollte ich dich irgendwie damit verletzen, dann entschuldige ich mich hiermit schon mal im voraus.
deine schwester ist so sehr tapfer. sie leidet wirklich unsagbar, man kann es nicht in worte fassen. solch große leiden sind nicht menschenwürdig. und deshalb wünsche ich mir für sie, dass sie bald friedlich und ohne schmerzen einschlafen darf. weißt du, mein dad wr auch so sehr tapfer. er hat sich niemals beschwert, hat sich immer wieder entschuldigt, weil er uns arbeit machte. er lag zum schluß immer nur da und hat uns angesehen. jede sekunde,die er wach war, hat er uns angesehen, so, als wollte er uns noch einmal in sich hineinsaugen. aber er hat niemals gejammert wenn er schmerzen hatte. niemals. aber das, was ich in seinen augen gelesen habe, das war pein. bittere pein, bitterster schmerz lag in seinen augen. nicht nur körperliche pein, sondern auch seelische. wie sehr habe ich mir da manchmal gewünscht, er möge doch nun endlich gehen dürfen. und wie sehr plagte mich das gewissen, weil ich das gedacht hatte. aber dann, als mein dad gestorben ist, da war auf einmal all diese qual wie weggeblasen. ich weiß noch, mein bruder und ich, wir standen vor seinem bett, in dem er so friedlich lag und hatten ein und den selben gedanken: E N D L I C H ! und ich hatte in diesem moment kein schlechtes gewissen. mein dad war ohne schmerz! mein dad war ohne angst! mein dad war einfach nur friedlich hinüber geglitten. und ich glaube fest, dass es dir ähnlich ergehen wird. du wirst erfüllt sein von dankbarkeit, weil deine schwester nun nicht mehr leiden muß. freilich, später wird sie dir ganz sicher fehlen. sie wird ganz sicher eine große lücke hinterlassen und es wird auch eine zeit lang sehr, sehr weh tun. aber es ist wirklich so: die dankbarkeit, dass sie nun ihren frieden hat, sie wird bestimmt überwiegen. so sehr, wie du deine schwester liebst, bin ich felsenfest davon überzeugt, dass es so sein wird.
liebe kathrin, bitte sei nicht böse, weil ich so offen war. aber ich war auch so verzweifelt wie du, deshalb war es mir nun ein großes bedürfnis, dich das wissen zu lassen.
ich wünsch euch ganz viel kraft und alles, alles liebe: monika