![]() |
![]() |
#26
|
|||
|
|||
![]()
Liebe Sandy,
ich sitze gerade im Nachtdienst und habe Deine ganze Geschichte gelesen... Nun habe ich feuchte Augen und muss mich zusammenreißen, dass ich nicht zu weinen beginne. ![]() Ich kenne diese Gefühle so gut, die Du beschreibst. Vielleicht stell ich mich und den Grund für meine Anwesenheit im Krebskompass mal kurz vor. Ich bin 27, gebürtige Rheinlandpfälzerin (Boppard bei Koblenz) und wohne seit 14 Jahren in Bayern. Im März 2004 ist meine Oma gestorben und zeitgleich haben wir die Diagnose metastasierendes Nierenzellkarzinom bei meinem Vater bekommen. So fing alles an, ich weiß noch genau, wie es war, diese Gefühle die mich überkamen, Wut, Trauer, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Ohnmacht... alles auf einmal. Ich stand auch noch kurz vor dem Beginn meiner 2-jährigen Weiterbildung und wollte am liebsten alles hinschmeißen. Doch ich wußte, mein dad ist stolz auf mich, stolz darauf, dass ich diesen begehrten Platz in dieser Weiterbildung bekommen habe und entschied mich, für ihn diese 2 Jahre durchzuziehen, zu kämpfen. Ich habe diese Weiterbildung im April 2006 mit 1,0 abgeschlossen. Nur für ihn! Es war eine verdammt harte Zeit, mit vielen Zusammenbrüchen. Aber, ich habe ja für ihn gekämpft! Und so glaube ich, kämpft er auch für uns, für seine Familie. Er hat soviel durchgemacht, die schwere OP, die Chemo, die er nicht vertragen hat und 2 mal reanimiert werden musste, den Gefäßverschluss mit anschließender OP, verschiedene medikamentöse Therapien mit wahnsinnigen Nebenwirkungen und kurz vor Weihnachten auch noch den schweren Herzinfarkt... Aber er kämpft, er kämpft seit fast 3 Jahren. Obwohl er von den Ärzten schon aufgegeben wurde. Ich denke, wenn ein Mensch merkt, dass er geliebt wird, einen Sinn in seinem Dasein sieht, sich angenommen und gehalten fühlt im Kreise seiner Liebsten, so kann er auch immer wieder Kraft daraus schöpfen, weiter zu kämpfen. Klar, eines Tages ist auch diese Kraft ausgeschöpft aber dann kann der Mensch zufrieden und erfüllt gehen... - wohin auch immer. Sei einfach nur da, für Deinen Opa, ob wirklich persönlich, per Telefon, oder einfach nur mit Deinen Gedanken. Er spürt es, dass Du ihm nah bist. Ich finde es schön, dass Du mit Deinem Opa so offen redest, über seine Ängste, Sorgen und Gefühle. Das können nicht viele und es hilft ihm sicherlich weiter! Wichtig ist für Dich, dass Du selber Kraft schöpfst. Und hierfür wird Dir der Abstand und Dein normales Leben, Dein Alltag helfen können. Du musst es nur wollen. Mach Dir keine Vorwürfe nicht dasein zu können. Denn Du bist ja immer bei ihm - zumindest mit dem Herzen. Zieh Dir Kraft aus den kleinen Dingen des Lebens, dem Sonnenschein, einem schönen Baum, aus einem netten Wort oder einem Lächeln... Mach die Augen auf und nutze diese Dinge um sie in Kraft für Dich und letztendlich für Deinen Opa umwandeln zu können. Wie es weitergeht und wann es zu Ende ist, kann Dir niemand genau sagen. Ich denke diesen Zeitpunkt bestimmt der betroffene Mensch selbst. Setze ihn nicht unter Druck, versuche nicht ihn zu "halten". Lass ihn einfach sein, nimm ihn an und sei da... Ist alles nicht immer so einfach, Zusammenbrüche gehören immer wieder mal dazu, aber genau deshalb ist es wichtig, auf sich selbst zu achten und sein eigenes Leben nicht aufzugeben. Sorry, wollte eigentlich gar nicht so viel schreiben, aber Deine Geschichte hat mich so bewegt, so viel Erinnerungen hervorgerufen... Wünsche Dir eine gute Zeit und ganz ganz viel Kraft. bis bald (hab zu Hause kein internet und bin daher nur selten im Forum) Liebe Grüße und eine Umarmung Barbara |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|