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#1
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Hallo!
Auch mir geht es seit einiger Zeit psychisch nicht mehr sehr gut (2004 Diagnose, 6x Chemo, 25 Bestrahlungen, 18x Herceptin, Hormontherapie). Depressiv bin ich, glaube ich zumindest, nicht. Ich bin einfach total fertig, müde, antriebslos und würde, wenn ich könnte sicher 12-14 Stunden schlafen, jeden Tag! Tina, Du sprichst mir aus dem Herzen. Für mich ist es wie ein persönliches Versagen, nicht mehr zu "funktionieren". Im Grunde verlangt es die Umwelt ja auch, aber ich schaffs auch nicht, da Grenzen zu ziehen. Ich glaube, daß in erster Linie die Hormontherapie eine große Rolle spielt. Ich habe nun auch seit über einem Jahr Migräne, was ich vorher nie hatte. Der Neurologe meinte, daß die Hormontherapie schuld sei und wollte mir Antidepressiva verschreiben (damit zumindest der Serotoninspiegel gehoben wird, was fürs Kopfweh verantwortlich ist). Ich möchte aber keine Medikamente nehmen. Ich befinde mich auch in Psychotherapie. Das tut mir gut, auch wenns die Symptome (Müdigkeit) nicht lindert. Ich wünsche Dir alles Gute und hoffe, daß es Dir bald besser geht!!! Alles Liebe, Sonja! |
#2
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Hallo Sonja,
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Viele Grüße, Stefan |
#3
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Lieber Stefan!
Vielen lieben Dank für Deine Antwort! Es tut mir sehr leid, daß Deine Frau und Du unter solch heftigen Depressionen leidet!!!! 25 Jahre ist wirklich eine lange Zeit! Wie hälst Du das aus? Was macht Ihr dagegen? Meinst Du wirklich, daß ich Depressionen hab? Ich dachte immer, daß das die Symptome einer Fatique sind? Im Grunde ist es ja egal, aber ich denke, daß die Behandlung eine andere ist. Wenn es wirklich Depressionen sind, geht man anders an die Sache ran, als wenn es ein Erschöpfungssyndrom ist. Da ich davon ausgegangen bin, daß ich eine Fatique habe, habe ich in der Arbeit Stunden reduziert und gehe nun auch bewußter und sorgfältiger mit meinem Energiehaushalt um. Das hat mir schon irgendwie geholfen. Ich bin der Mensch, der die Probleme gerne bei den Wurzeln angreift. Ich denk mir, der Körper oder die Psyche wollen mir damit ja was sagen. Also sollte ich das Problem lösen, bevor ich Psychopharmaka nehme. Erst wenn das alles nichts geholfen hat, möchte ich darauf zurückgreifen. Das hat wahrscheinlich auch damit zu tun, daß ich beruflich aus dem psychosozialem Bereich komme. Die Psychotherapie zielt in erster Linie darauf ab, mich aus den Verstrickungen meiner recht schwierigen Kindheit zu lösen. Ich gehe nur alle 2-3 Wochen hin und ich bin der Überzeugung, daß mich diese Art der Behandlung seeeeeeeeeeeeeeeeehr weiterbringt! Die Therapeutin habe ich aber auch erst nach einem Jahr "sinnloser Therapie" gefunden. Ich zahls übrigens auch privat. Ich wünsche Dir und Deiner Frau alles Gute und hoffe, daß es Euch bald besser geht!!!!! Alles Liebe, Sonja. |
#4
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Hallo,
ich hatte 2000 meine erste Diagnose. Damals Standardtherapie und Tamoxifen-Behandlung. Was Depressionen in starker Form hervorrief. Im Juni 2005 hatte ich Diagnose Lungenmetastase. Wieder OP, Chemo und Herceptin. Ab Dez. 2005 habe ich eine Hypnosetherapie gemacht. War ein sofortiger großer Erfolg. Ausserdem wurde mir über mein Onkologen eine Musiktherapie angeboten, die ich immer noch mache. Ohne diese Therapien könnte ich heute wahrscheinlich nicht mehr arbeiten. Dieses zum zweitenmal ausgebremst sein hat mich umgehauen. Aber das Leben weiterleben zu wollen gab mir Kraft alles durchstehen zu können. Und neuen Mut zu finden. Also bitte nehmt alle Hilfen auf diesem Gebiet an. Es lohnt sich wirklich. Alles Gute. Gaggi |
#5
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Hallo Sonja,
Wir halten das seit vielen Jahren sehr gut aus. Meine Frau mit 75 mg Sertralin pro Tag, ich mit 150 mg Venlafaxin pro Tag... An die Jahrzehnte, die ich unbehandelt an Depris (und Ängsten / Panikattacken, und Zwängen...) litt, mag ich mich gar nicht mehr genau erinnern. Es war einfach so, dass das bei mir in der Pubertät anfing - wo ich zum ersten mal die große Schlaftablettensammlung angelegt habe. Und dass ich damals und auch danach immer dachte: "na ja, du hast halt keinen Spass am Leben; hast ihn nie gehabt, und wirst ihn nie haben. Sowas gibt's, kann man nichts machen, hast wohl halt die Arschkarte gezogen. Kann ja nicht jeder glücklich sein, und du bist es halt nicht... Also überleg' dir beizeiten, wie du einen würdigen Abgang hinkriegst, wenn du es nicht mehr aushältst." Das war nicht so schön. Ich habe seit ewigen Zeiten nichts mehr unternommen. Keine Kneipe, kein Kino, kein Konzert, kein Zug / S-Bahn / Ubahn usw., kein Auto, keine Freunde, kein Urlaub. Und immer habe ich mir vorgemacht, dass ich doch noch ganz 'normal' bin. Und das, was ich alles nicht kann, eben einfach nicht 'will'. Im nachhinein verstehe ich das auch nicht mehr. Aber sowas schleicht sich irgendwie langsam sein, und irgendwann hält man es für normal (weil es für einen selbst ja tatsächlich normal IST). Dann denkt man nicht mehr darüber nach, dass man, wenn man zum Einkaufen die Wohnung verläßt, 15 mal wieder umkehrt, um nachzusehen, ob der Herd _wirklich_ ausgeschaltet ist. Und dass man stundenlang in der U-Bahn-Station steht und einen Zug nach dem anderen vorbei fahren läßt, weil man sich nicht traut, einzusteigen. Und wenn man nicht mehr Einkaufen gehen kann, dann ruft man halt den Pizza-Service und trinkt Leitungswasser. Und wenn man 3 Wochen lang ungewaschen im selben Hemd im Bett liegt und nur noch aufsteht, um auf's Klo zu gehen und zu gucken, ob es in der Küche noch was zu Essen gibt... dann ist das eben auch 'normal' :-( Ich habe mein erstes 'ernstes' Warnsignal bekommen, als ich irgendwann 'von heute auf morgen' die Wohnung nicht mehr verlassen konnte. Da habe ich dann ein Vierteljahr lang gehockt - und mich schon schweissnass und zähneklappernd in meinem Zimmer versteckt, wenn nur der Briefträger geklingelt hat. Und mich nicht mehr getraut, einzuschlafen - weil dann die Nachtmahre kommen, die noch viel schlimmer sind als der Tag. Da war dann selbst mir irgendwie klar, dass es so nicht weiter gehen kann ;-) Zitat:
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Aus meiner Erfahrung (rein subjektiv) denke ich allerdings, dass du mit deiner Einstellung den Karren vor das Pferd spannst. Soll heissen: du hast akute Probleme. Und du hast, wie jeder Mensch, 'tiefer liegende' Probleme, die ihre Wurzeln in der Vergangenheit haben. Ich halte viel davon, sich diesen 'Ursachen' zu widmen - weswegen gehe ich sonst seit ewigen Zeiten zu 'meiner' Psychotherapeutin (der besten der Welt!)... Aber diese 'Kindheitsprobleme' laufen nicht weg, die kannst du auch nächstes Jahr noch anpacken. Ob du aber bis nächstes Jahr damit leben kannst, ständig müde und abgeschlagen zu sein und nur noch schlafen zu wollen ??? Ich glaube inzwischen, dass akute Probleme akute Hilfe erfordern. Und das ist IMHO Psychopharmakologie kurzfristig besser geeignet als das 'Seelenstudium'. Mit den 'Ursachen' so einer Krankheit kann man sich 100 Jahre lang befassen. Aber welchen Sinn hat das, wenn es einem erst in 100 Jahren besser geht ??? Zitat:
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Viele Grüße, Stefan |
#6
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hallo,
auch ich bin mittlerweile in der deprifalle gelandet. im august letzten jahres habe ich noch vor der bestrahlung mit der aht begonnen und je länger ich meine hormone entbehren muss, desto mehr nebenwirkungen stellen sich ein und desto schlechter fühle ich mich. wie soll ich denn an körper und geist gesunden, wenn ich durch diese verdammte therapie krank gemacht werde? obwohl ich zu beginn der therapie sehr positiv gegenüberstand - sooo schlimm wirds schon nicht werden...haha- hat sich das mittlerweile grundlegend geändert und ich zähle die zoladexspritzen rückwärts und die monate und jahre, bis ich endlich das verdammte tamoxifen in den müll werfen kann. kann das alles nicht mehr als chance sehen, nur noch als belastung. im februar hab ich dann wieder angefangen zu arbeiten. es ging mir ziemlich gut damals....ganze 6 wochen hab ich geschafft. dann hat das heulende elend angefangen. ich bin lehrerin und ne flennende frau vor der tafel geht gar nicht. also wieder krankenschein, erst mal bis zu den osterferien. leider ist es nicht besser geworden, sondern eher noch schlimmer. jede nichtigkeit lässt mich in tränen ausbrechen, wahlweise auch wütend ausflippen. ich bin dauermüde und nur mein hund und mein pferd bringen mich noch vor die tür. dafür reicht meine disziplin noch. nachts hab ich wilde träume zwischen den diversen hitzewallungen. ich rutsche immer tiefer in den depritrichter. und das will ich nicht! so kann ich nicht weiterleben. ich bin weder arbeits- noch gesellschaftstauglich. im moment sehe ich für mich nur noch zwei möglichkeiten: entweder die therapie abbrechen und mit dem gedanken an den möglicherweise im hinterhalt schon lauernden krebs leben oder eben antidepressiva nehmen. bin eigentlich auch nicht scharf auf weitere medikamente, aber die erste möchlichkeit ist mir im moment dann doch noch zu gefährlich. mit meiner psychotherapeutin red ich immer wieder gerne und sie hat mir schon viel geholfen, aber hier sind ihr wohl grenzen gesetzt. also werd ich mir diese woche was verschreiben lassen und mich dabei auf die empfehlungen meine ärztin verlassen. zumindest übergangsweise möchte ich das zeug mal ausprobieren. und wenn davon auch noch diese dämlichen hitzewallungen und die schlafstörungen weggehen....umso besser!!! vielleicht kann mir ja jemand ein spezielles präparat empfehlen? liebe grüße und endlich mal durchschlafen wünsch ich allen hier! ;-) arnika |
#7
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Hallo Ihr Lieben,
ich gaube, dass es auch mich so langsam mit Depris oder Fatigue erwischt und muss jetzt einfach nur mal Luft ablassen... Wie schafft man es denn, nach einer solchen Diagnose ( bei mir im Juli 06 BEO ohne LK-Befall- zum Glück !!! ) und durchgemachter Therapie , sowohl Chemo als auch Bestrahlung und seit einiger Zeit AHT, n i c h t im gewohnten Trott weiter zu machen ???? Ich versuche das irgendwie dauernd, für mich mehr Zeit rauszunehmen, Dinge zu tun, die mir Spaß machen - und dann bin ich doch wieder irgendwie eingezäunt und nur am rotieren.... Krieg jetzt auch immer öfter mal kürzere Heulattacken und frage mich, was wollte mir die Krankheit sagen und was soll ich bzw. kann ich denn ändern.... Ich habe glücklicherweise einen lieben Mann und einen ebenso lieben 18-jährigen Sohn - aber ich bekomme von ihnen fast genauso wenig Unterstützung daheim wie vor meiner Diagnose... Mach ich mir nur was vor ??? Wo kann ich mich denn mit meinen Sorgen hinwenden ? Habe mich soooo auf die Reha gefreut, um genau vielleicht für diese Problematik die meiste Hilfe zu bekommen - nun soll die aber erst im September sein, weil ich wegen massiver Heuschnupfenproblematik an die See wollte... Ich sehe ja hier schon, dass ich mit meiner Problematik nicht alleine dastehe und bewundere die, die hierfür ihren Weg gefunden haben ! Wünsche Euch weiterhin viel Erfolg und auch ich werde hoffentlich noch meinen Weg finden ! Danke für's Lesen... Allen noch einen schönen - hoffentlich fröhlichen Tag !!! Uschi |
#8
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Lieber Stefan!
Ich bin wirklich sprachlos, welche Symptome Du hattest!!! Das muß echt schrecklich gewesen sein!!! Unglaublich, was Du ausgehalten hast! Die Kraft, die Du dafür aufgewendet hast, muß enorm gewesen sein! Die bringen sicher der Großteil der "Gesunden" nicht auf! Nach allem, was Du geschildert hast, bin ich echt sehr erfreut, daß es Dir und Deiner Frau nun besser geht!!! Also, von solchen Symptomen bin ich weit entfernt! Ich bin müde und ko, aber das wars dann auch schon! Bei einem muß ich Dir noch widersprechen: Ich hab die beste Therapeutin ![]() Alles Liebe, Sonja! |
#9
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Liebe Britta!
Es tut mir sehr leid für Dich und Deinen Mann, daß Ihr Euch auch noch damit herumschlagen müßt! Was mir an Euch wirklich sehr gefällt ist der Kampfgeist! In Deinen Worten liegt viel Kraft und ich spüre einen enormen Lebenswillen! Vielen Dank für Deine offene Schilderung! Ich kann mir sehr vieles daraus mitnehmen! Ich wünsche Euch alles Gute, Sonja! PS. Dein Spruch ist genial ![]() |
#10
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Hallo,
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Du sprichst von deinem Mann und Psychopharmaka im Konjunktiv: 'hätte gesehen', 'wäre geworden'... hat er es denn mal ausprobiert? Psychopharmaka gibt es verschiedene. Und das, was die meisten Menschen befürchten (Persönlichkeitsverlust), ist genau das, was bei Antidepressiva (AD) eben _nicht_ auftritt. Kleine Übersicht... die gängigen Psychopharmaka kann man in 3 Klassen teilen: - Tranquilizer (Benzodiazepine; z.B. Tavor, Valium, Rudotel). Berüchtigt als 'mothers little helper'. Machen schnell besoffen und glücklich, dämpfen Gefühle, von der Wirkung her dem Alkohol sehr ähnlich. Machen leider sehr schnell körperlich abhängig. Länger als 3 Monate sollte man die nicht nehmen. Werden vorzugsweise von Allgemeinmedizinern an 'hysterische' oder sonstwie schlecht draufe Hausfrauen verschrieben, leider oft jahrelang. Einfach, weil das Zeug spottbillig ist. Bei Depris aber allenfalls kurzfristig oder als 'Notfallmedikament' indiziert, weil Benzos halt Angst- und Erregungszustände schnell und effektiv dämpfen. - Neuroleptika (z.B. Mellerin, Haloperidol). Die Nachkriegs-Wunderwaffe der Psychiatrie, weil das erste, was gegen Psychosen und Schizophrenien 'half'. Leider Jahrzehnte lang hoch dosiert missbraucht, und daher als 'chemischer Knebel' berüchtigt. Entsprechend hoch dosiert, weiss der Patient nicht mal mehr wie er heisst, und läuft als 'lebende Leiche' durch's Leben. Extrem schlimm sind massive, irreversible Langzeitnebenwirkungen. Sog. 'Spätdyskinesien' - das sind Bewegungsstörungen, die nicht mehr weggehen. Wenn man einen Blick dafür hat, sieht man mitunter auf der Straße Menschen mit so einem typischen 'Robotergang'. Das sind die, die über xx Jahre mit Haldol abgefüllt wurden. Fast alle Ex-Patienten, die sich in SHG wie der 'Irrenoffensive' engagieren, und die einen völligen Hass auf die Psychiatrie haben, sind solche Langzeit-Neuroleptika-Opfer. Bei Depris nicht indiziert, allenfalls kurzfristig begleitend (wegen der sedierenden Wirkung). - Antidepressiva. Helfen gegen Depris, machen nicht körperlich abhängig, auch nicht 'dumm' oder 'besoffen'. Der befürchtete Persönlichkeitsverlust, das Gefühl der 'Fremdbestimmung', tritt nicht ein. Man kann damit normal denken, fühlen, arbeiten gehen, Autofahren, mal ein Glas Wein trinken usw. Je nach Wirkstoffgruppe sedierend (TCA) oder anfangangs agitierend (SSRI / SNRI). Die antidepressive Wirkung setzt normalerweise mit Verzögerung ein, so 2-4 Wochen nach Einnahme. Beim Absetzen genau so. Häufigste Nebenwirkung ist der Libidoverlust: kein Bock mehr auf Sex. Und wenn doch mal Bock, dann oft Orgasmusunfähigkeit. Bei früheren AD (TCA) auch öfter mal drastische Gewichtszunahme oder sogar Haarausfall, bei neueren (SSRI/SNRI) sind die Nebenwirkungen sehr viel geringer. Allerdings noch nicht langzeiterprobt, weshalb sich SSRI/SNRI während der Schangerschaft verbieten. Natürlich wirken AD persönlichkeitsverändernd. Das sollen sie ja auch. Aber diese Veränderung ist nicht so, dass man damit irgendwie dumpf im Nebel durch's Leben läuft, sondern positiv. So, dass man seltsamerweise nach ein paar Wochen Einnahme wieder mal lachen kann. Und Lust hat, aufzustehen, statt den ganzen Tag im Bett zu liegen. Und dass einem plötzlich auffällt, wie schön blau der Himmel manchmal ist. Und man beim Bäcker tatsächlich ein paar Sätze smalltalk mit der Verkäuferin reden kann, statt verstockt auf den Boden zu starren... Zitat:
Jedenfalls bist du mit einem SSRI wieSertralin (Gladem, Zoloft, Sertralin Stada o.ä.) eigentlich gut aufgehoben. Und wenn es nicht wirkt - das kommt manchmal vor (dann wird ein anderes probiert), kann aber auch am verschreibenden Arzt liegen. Der häufigste Fehler, den ambulante Psychiater bei der Verschreibung von AD begehen, ist leider die Unterdosierung. Was wohl auch Kostengründe hat, weil das Zeug eben nicht ganz billig ist. Präparat nicht, aber Wirkstoffgruppe: bei den AD hat Patientin heute die Wahl zwischen trizyklischen Antidepressiva (TCA) und 'selektiven Serotonin (Noradrenalin)-Wiederaufnahmehemmern' (SSRI/SNRI). Erste wirkend meist sedierend, letztere agitierend, haben aber sehr viel geringere Nebenwirkungen. Psychiater verschreiben trotzdem gerne TCA, weil die sehr viel billiger sind als SSRI (meine Medikation belastet das Budget meines Psychiaters z.B. mit 100 EUR pro Monat - das wollen viele Ärzte nicht, und Allgmeinmediziner können es gar nicht). SSRI/SNRI haben anfangs den Nachteil, dass die agitierende Wirkung zu Erregungszuständen und Schlaflosigkeit führen kann. Das sollte sich aber nach einigen Wochen geben. Gegen Hitzewallungen hilft das Zeug allerdings auch nicht (zumindest nicht bei meiner Frau, die auch AHT und SSRI zusammen nimmt). Dann will ich aber hoffen, dass dieser Zustand nicht lange anhält :-) Nein, im Ernst: das hört sich jetzt so schlimm an, weil ich mal eben 25 Jahre in ein paar Zeilen komprimiert habe. Tatsächlichhatte ich auch gute Monate, zwischendurch sogar mal ein gutes Jahr. Und vieles war einfach Alltag und Routine. Der Mensch gewöhnt sich an vieles, wenn er muss. Ich kenne im Netz Leute, die sich seit Jahren nicht mehr trauen, ihre Wohnung zu verlassen - und die leben auch noch. Nur der 'level' ist anders. Halt nicht zwischen gut, normal und schlecht, sondern zwischen schlecht, ganz schlecht und absolut beschissen :-/ Aber daran gewöhnt man sich auch. Viele Grüße, Stefan |
#11
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Hallo Britta,
zu deinen Erfahrungen mit Klinikärzten und Psychonkologie zwei Anmerkungen aus meiner Erfahrung: Ganz schlimm ist IMHO, dass sich Ärzte in D kaum fortbilden - das ist ja auch nicht Pflicht. Und das deswegen Ärzte 'vom alten Schlag' nicht mehr als das wissen, was sie vor 30 Jahren gelernt haben - und es sich in der Praxis immer wieder selbst bestätigt haben, weil sie ja immer wieder die gleichen Therapien 'verschrieben' haben. Und was seit 30 Jahren 'funktioniert', muss ja wohl auch heute noch richtig sein... Ambulant ist das kein großes Problem: da sucht man sich halt bei Bedarf einen anderen Arzt. Stationär muss man aber mit den Ärzten auskommen, die einem vorgesetzt werden. Friss oder strib :-( Und ich bin - weil ich weder alles fressen noch sterben wollte - mehr als einmal aus der stationären Psychiatrie einfach rausgeworfen worden :-) Schon ein seltsamer Laden: die kümmern sich ja rührend um die Patienten, und wollen nur das beste... aber nur genau so lange, bis man als Patient Rückgrat zeigt und widerspricht. Dann heisst es: Wenn wir ihn nicht mit hochtrabendem Psychologen-Geschwätz so klein reden können, dass er sich anpasst - dann eben Zwangsabehandlung oder Rauswurf. Und ganz plötzlich endet die Verantwortung der Ärzte genau am Kliniktor :-( Ich erinnere mich noch gut an den ersten Rauswurf: Wegen Depris/Suizidalität da, teilte mir die Oberärztin bei der Visite mit, ich bekäme jetzt zusätzlich ein Neuroleptikum, weil ich immer 'so nervös' sei. Frage ich also nach dem Namen des Medikamentes (wurde mir sogar genannt) und dann nach Nebenwirkungen. Da guckt die Oberärztin absichtlich dumm, sagt nichts, sondern schaut eine _Krankenschwester_ fragend an. Und die stammelt dann irgendwas von 'ist uns nicht bekannt'. Aha, Stefan hört also die Nachtigall trapsen (und er hat ja nicht nur eine Frau, die im Erstberuf Krankenschwester ist, sondern 2 gute Freunde, die seit 25 Jahren in der Psychiatrie arbeiten) und macht sich kundig. Ergebnis: dieses Neuroleptikum war wegen massiver Nebenwirkungen schon seit Jahren nur noch zur Behandlung von Psychosen zugelassen, gegen die kein anderes Medikament wirkt :-( Das habe ich dann der Stationsärztin gesagt und mich beschwert. Dann kam der Knaller: ich wurde kurz darauf ins Büro der Oberärztin gerufen und durfte Platz nehmen. Mir gegenüber _stand_ im Halbkreis die versammelte Weisskittel-Mannschaft. Oberärztin, Stationsärztin, Stationspsychologe, 2 Schwestern, sogar die Praktikantin - und schauten auf mich herab. Und die Oberärztin beginnt das Tribunal mit dem Satz: "Sie behaupten also, ich lüge sie an !!!" Das ist der Moment, wo der normale Patient spätestens einknickt und angesichts der Übermacht der Doktoren zu Kreuze kriecht :-( Ich habe auch Blut und Wasser geschwitzt - aber hatte 10 Jahre Berufserfahrung an der Uni; wo ich jeden Respekt vor Prof. Dr. irgendwas, formalen Qualifikationen und Uniformen wie Talar oder Weisskittel verloren hatte. Und gelernt, mich nicht so einfach abkanzeln zu lassen, nur weil der andere 'von Amts wegen' meint, mir überlegen zu sein. Also antworte ich: "Nein, sie haben mich nicht belogen. Aber sie haben mir die Wahrheit verheimlicht. Ich habe gefragt, und sie haben sich um eine Antwort gedrückt. Und ich musste erfahren, dass dieses Medikament seit Jahren gegen Depris nicht mehr verordnet werden darf." Daraufhin geschahen 2 bemerkenswerte Dinge: Zum einen fangen die versammelten Untergebenen der Oberärztin an, mich mit Blicken zu erdolchen und rumzutuscheln (aber so laut, dass die Chefin es hört, natürlich): "Unverschämtheit, wie kann der nur, was erlaubt der sich eigentlich, der Oberärztin zu widersprechen..."). Feige Katzbuckler, die ihrer Chefin halt sonstwohin kriechen müssen - wofür gibt es sonst eine Hierarchie... Zum anderen antwortet die Oberärztin: "Woher wissen sie das ?" Auf Deutsch: sie wusste es, hat es dem Patienten aber nicht gesagt, und ist jetzt düpiert, dass der Patient es selbst rausgekriegt hat :-( Ich sage: "Das steht auf der Website des Medikamentenherstellers. Das kann jeder nachlesen, wenn er will." Und weil ich von Natur aus gerne provokant bin, konnte ich mir folgenden Nachsatz an die Oberärztin nicht verkneifen: "Wenn sie das Arzneimitteltelegramm, das regelmäßig auf ihrem Schreibtisch landet, wirklich lesen würden, dann wüßten sie das auch schon lange." Damit war mein Rausschmiss als 'therapierefraktär' natürlich besiegelt :-) So eine Bloßstellung konnte die sich nicht gefallen lassen (zumal die untersten Untergebenen sich schon das Kichern verkneifen mussten). Also sagt Frau Oberärztin, ich könne meine Sachen packen und müßte morgen nach Hause gehen. Und ich könnte jetzt (aus dem Büro) gehen. Ende der Unterhaltung. Weil ich aber gerade Oberwasser hatte, wollte ich das doch ein bischen auskosten, bin sitzen geblieben und fragte "Warum kann ich gehen - bin ich jetzt geheilt?". Antwort: "Wir können hier nichts mehr für sie tun." Ich: "Inwiefern?". Sie: "Wir können hier nichts mehr für sie tun." Ich: "Das verstehe ich nicht, können sie mir das bitte erklären?" Sie: "Wir können hier nichts mehr für sie tun." Ich: Was meinen sie damit genau?" Sie: "Wir können hier nichts mehr für sie tun." Ich: "Das verstehe ich immer noch nicht." Sie: "Wir können hier nichts mehr für sie tun." :-))) Und weil die gute Frau Oberärztin mittlerweile tiefrot angelaufen war, und das unterdrückte Kichern der Weisskittel-Knechte kurz vorm offenen Gelächter war, fand ich das einen guten Zeitpunkt, um einen souveränen Abgang hinzulegen :-) Lange Anekdote, kurzer Sinn: man überlebt als Patient in so einem Laden nur, wenn man a) gut informiert ist und b) die Traute hat, sich zu wehren. Und die haben nunmal viele der Patienten nicht - wie denn auch, wenn sie psychisch eh' schon auf dem Zahnfleisch gehen :-( Zweite Anmerkung, kürzer: Die Psychologen sind IMHO oft noch schlimmer, weil sie perfidere Taktiken haben. Mit ihren 100 Jahren Freud und Nachfolgern versuchen sie, einen dumm zu quasseln. Da gibt es dann keine Vorschriften oder Verbote - nein, natürlich nicht. Und wenn ein 35-jähriger Erwachsener sagt, dass er sich weigert, wie ein 8-Jähriger Laubsägearbeiten als 'Beschäftigungstherapie zu machen, dann heisst es: "Aha. Welches _Problem_ haben sie denn mit diesem therapeutischen _Angebot_ ?". Wobei das Angebot natürlich kein Angebot ist, sondern Zwang. Aber mit etwas Therapie-Erfahrung kommt man mit denen gut klar: einfach den Spiegel vorhalten - oder sie beim Wort nehmen. Der zweite, der mich rausgeworfen hat, war so ein Oberarsch von Psychotherapeut. Einer, der erst zufrieden war, wenn am Ende der Sitzung fast alle Patienten geheult haben. Nachdem ich 4 Wochen lang seine täglichen Gruppensitzungen mitgemacht hatte, habe ich ihn beim Wort genommen. Man muss als Patient in der Therapie ja immer offen und ehrlich sagen, was man empfindet - sonst kann die Therpaie ja nicht wirken, wenn man sich nicht darauf 'einläßt'. Also habe ich ihm irgendwann gesagt, was ich von ihm halte: dass ich ihn für einen zutiefst destruktiven Menschen halte, der seinen Beruf missbraucht, um seine Patienten leiden zu lassen, damit er sich besser fühlt. Und dass er am besten seinen Job hinwerfen und etwas anderes tun sollte, wo er anderen nicht so massiv schaden kann. Und selbst eine Psychotherapie machen sollte. Man ahnt es schon :-) Er hat mich daraufhin vor die Alternative gestellt: entweder entschuldige ich mich bei ihm in aller Form und vor der versammelten Gruppe für mein Verhalten (wofür? für die Ehrlichkeit, die er immer gefordert hat?), oder ich packe morgen früh meine Sachen und gehe. Ich bin dann lieber gegangen... Zitat:
Zitat:
Aber zwischen denen zu unterscheiden, die einem als Patient gut tun, und denen, die einen ausnutzen... das ist halt in diesem 'Markt' nicht so einfach. Weswegen ich nur hoffen kann, dass Sandra bei ihrem stationären Aufenthalt Glück hat mit ihren Behandlern. Bzw., wenn nicht, es rechtzeitig merkt und einfach nach Hause oder in eine andere Klinik geht. Zitat:
Das, was Talem geschrieben hat: "Warum, warum., warum……………" Das sind Gedanken, denen ich mich seit langem konsequent verweigere. Weil sie rückwärts gerichtet sind, und weil sie nicht helfen. Unter der Perspektive bleibt einem nicht mehr als Verzweiflung und Quälerei - weil man über Dinge grübelt, die einfach nicht mehr zu ändern sind. Deshalb bin ich auch immer sehr skeptisch, wenn Therapeuten sofort auf die 'Kindheits-Schiene' kommen. Es mag ja psychologisch sehr spannend sein, was da früher war, und warum das, und wie. Aber es ändert nichts daran, dass das, was wir beeinflussen können, nunmal Gegenwart und Zukunft sind. Über die Vergangenheit kann man endlos grübeln - aber ändern kann man sie nicht mehr. Und für mein Lebensglück und das meiner Frau spielt es keine Rolle, _warum_ nun jemand Krebs, Depris, oder beides, oder sonstwas hat. Nee. Was eine Rolle spielt, ist, wie wir heute und morgen damit umgehen, ohne zu verzweifeln. Und dem jetzigen und zukünftigen Leben möglichst viel Gutes abgewinnen !!! Sicher kann man aus der Vergangenheit lernen - aber man kann (oder sollte IMHO) nicht in ihr leben. Viele Grüße, Stefan |
#12
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hallo Stefan,
ich kann zwar zu diesem Thema nix beitragen, lese aber mit Interesse diesen Thread, vorallem deine Beiträge. Auch wenn es eher privat ist, kann ich mich grade nicht zurückhalten, dir zu sagen, dass ich deine Art einfach klasse finde! Ich denke, du kannst mit deinen weisen Worten aus jahrelanger Erfahrung viel beitragen und unterstützen. Ich finde Dich klasse und Hut ab, wie Du den "weißen Kitteln" an deren Nerven gegangen bist. Köstlich!! ![]() ![]() alles liebe für dich und deine Frau wünscht euch Schnuff |
#13
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Hallo,
Es halt mit Psychiatern / Psychologen wie überall im Leben: Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt. Und: wer meckert, kriegt recht. Aber das Wehren ist nicht so einfach, wenn man psychisch eh' schlecht drauf ist. Das kommt dann mit der Erfahrung. Nach x mal Klapsmühle und dem y. Therapeuten sieht man die Dinge lockerer ;-) In Wahrheit ist es so, wie meine 'Lieblings-Schwester' Eva in der Klapse mal kalauerte: "Kennen sie den Unterschied zwischen ihnen als Patient und mir als Schwester?" Ich: "Hm... sie haben den weissen Kittel an ?!" Sie: "Das auch. Aber viel wichtiger: ICH HABE DIE SCHLÜSSEL :-)" Dass solche Kalauer leider kein Witz sind, sondern finsterste Realität, hat in D ein Briefträger namens Gerd Postel eindrücklich bewiesen: Der hat sich mit gefälschten Papieren für eine Stelle als Anstaltspsychiater beworben... und er wurde angenommen. Und hat dann als 'Dr. Dr. B.' (B wie Briefträger ;-) lange Zeit lange als leitender Oberarzt in einer großen psychiatrischen Klinik in Sachsen 'praktiziert'. Ohne, dass es jemals einem untergordneten Arzt, Psychologen, Pfleger oder Patienten aufgefallen wäre :-( Wenn das nicht so traurig wäre, müßte man sich vor Lachen wegwerfen... Viele Grüße, Stefan |
#14
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Hallo Ihr Lieben ! Ich hab grad mal etwas frei vom Klinikaltag und hab mir Eure Berichte zum Thema Depression angesehen. Ich bin jetzt seit 5 Wochen in der Psychatrie und mir tut es sehr gut,es war richtig,diesen Weg zu gehen,da ich jetzt gemerkt habe,das ich nicht alleine bin. Ich bin nicht die Einzige,die es nach der Krebsbehandlung erwischt hat,zwar in meiner Gruppe,aber nicht auf der Station.Sich auszutauschen,mal drüber reden zu können,hilft mit unwarscheinlich.Eure Berichte habe ich mit großem Interesse verfolgt und mich teilweise auch drin wiedergefunden. Ich bin zuerst auch den einfachsten Weg gegangen,alle 2 Wochen zum Therapeuten,Monate lang und drehte mich im Kreis,das war eigendlich eher ein weglaufen,als sich dem Ganzen zu stellen,da war aber noch mein kleiner Sohn,den ich nicht allein lassen wollte,aber damit habe ich ihm auch eine ganze Menge angetan,wie soll er ein glücklicher Mensch werden,wenn seine Mutter ihm das nicht beibringt und nurnoch schwarz/weiß sieht.Die Trennung ist hart,aber ich merke,das es mir jetzt schon besser geht und das läßt mich durchhalten.Ich hoffe,das dies auch eine Motivation ist und ermutigt,etwas gegen die Depression zu tun. Dieser Weg ist nicht leicht,aber ein Ausweg. Liebe Grüße Sandra
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#15
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Hallo Sandra,
das klingt doch alles richtig gut. Ich freue mich, dass es Dir so gut geht. Leider sind Depressionen in unserer Zeit noch immer nicht "gesellschaftsfähig". Man hat höchsten mal "Depris", weil ein Pups quer hängt. Wer sich professionelle Hilfe holt, wird oft verständnislos belächelt und für die Kliniken und Ärzte gibt es die abwertesten Ausdrücke. Deshalb finde ich es immer klasse, wenn mal jemand berichtet, wie wichtig und gut eine solche Behandlung ist und wie wenig das mit "Klapse" zu tun hat. Ich würde mich freuen, wenn Du weiter berichten würdest. ![]() |
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