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Alt 16.07.2007, 09:58
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Junie Junie ist offline
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Registriert seit: 04.05.2007
Ort: Bayreuth
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Standard AW: Abschied von Claudia

Meine Lieben,

heute ist es genau eine Woche her, dass Claudia beerdigt wurde. Auch wenn es unerträglich schmerzt zu wissen, dass nichts mehr so sein wird wie früher, möchte ich Euch mit ein klein wenig Abstand ein paar Einzelheiten über ihre letzten Stunden, die Beisetzung und die Trauerfeierlichkeiten berichten.

Als Claudia mich am Abend vor ihrem Tod fragte, ob dies denn nun der „Endspurt“ würde und ich ehrlich und sehr traurig sagen musste, dass dies wahrscheinlich schon so sei, haben wir auch nochmal über die Trauerfeierlichkeiten gesprochen. Sie hat es zwar mir überlassen, in welchem Rahmen die Feier stattfinden sollte, aber nachdem Claudia ja sehr gern mit vielen Freunden feierte, war es das Selbstverständlichste der Welt, dass auch diese letzte ihrer Feiern eine möglichst große sein sollte. Und so kam es dann ja auch wirklich. Ich bin mir so sicher, dass sie bei den Feierlichkeiten anlässlich ihres Beisetzung „dabei war“ und tatsächlich Freude empfand. Genauso Freude empfand wie ebenfalls am Abend bevor sie starb und sich auf die Reise ins Regenbogenland vorbereitete und vor ihrem Fenster in der Palliativstation über den südlichen Hügeln von Bayreuth ein Regenbogen entstand. Ich habe ihr den noch fotografiert, da sie ja selbst nicht mehr aus dem Bett kam, aber leider war zu der Zeit ihr Sehvermögen schon so stark geschwächt, dass sie das Bild selbst nicht mehr erkennen konnte. Ich hab ihr aber ihren „Wegweiser“ ins Regenbogenland noch beschreiben können und es hat sie sehr glücklich gemacht, dass dort etwas war, was sie leiten konnte.

An ihrem Todestag war Claudia sehr sehr schwach, hat es sich aber trotzdem nicht nehmen lassen, noch gut eineinhalb Stunden vor ihrem Tod eine sanfte, fast einstündige Lymphdrainage zu genießen. Nach dieser „Massage“ war sie sehr entspannt, verlangte noch eine Extradosis Schmerzmittel, da sie offensichtlich merkte, dass die Schmerzen wieder anklopfen wollten, und schlief dann sehr friedlich und ohne Qual ein. Auch wenn sich ihr Sterben insgesamt länger hinzog als sie es sich gewünscht hatte, empfand sie den Übergang – so wie ich es miterlebte - nicht als den Kampf oder den Schmerz vor dem sie so große Angst hatte. Ich denke wirklich, dass sie ihren Tod als Erlösung von einer langen Leidenszeit - ohne jegliche Aus-sicht auf irgendeine Verbesserung ihres Zustandes - sah. Nur so lässt sich verstehen, mit welcher Gelassenheit, Selbstverständlichkeit und Würde sie das Nahen des Tod hinnehmen konnte. Als ich angesichts des kurz bevorstehenden Todes in meinem Kummer weinte, öffnete sie nochmals weit ihre Augen, zog mich zu sich heran, tröstete mich und sagte „Hadere nicht, es ist gut so wie es ist!“..... Ich liebe sie unendlich.

Wir konnten die Trauerfeier in der Gottesackerkirche auf dem hiesigen Stadtfriedhof abhalten. Im Gegensatz zu der üblicherweise in Anspruch genommenen Trauerhalle viel feierlicher und schöner. Obwohl Claudia ja auf Blumenschmuck verzichten wollte und statt dessen Spenden für den Krebskompass erbat, haben doch viele Freunde und Verwandte nicht darauf verzichtet, Kränze und Bouquets zu besorgen. Die Vielzahl an Blumen und Gebinden hat Claudia aber sicher gefreut.

Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt. Was mich am meisten freute war, dass auch viele Bekannte und Freunde von früher, zu denen wir über Jahre hinweg keinerlei Kontakt mehr hatten, dabei waren. Insgesamt ein wirklich großartiger Rahmen. Riesig war, dass auch das Forum bei den Feierlichkeiten vertreten war. Einen ganz ganz lieben Dank hier an Baba, Gerlinde, Sybille, Michael und Peter fürs Kommen.

Claudias Wunsch entsprechend kamen auch wirklich viele Leute zum anschließenden Leichtrunk im Schlosshotel Thiergarten bei Bayreuth. Der dortige Barocksaal platzte fast aus allen Nähten. Festlich, liebevoll dekoriert und von höchster Qualität im Service – ein Aushängeschild der hiesigen Gastronomie. Vielen Dank nach dort für eine Umgebung und Abwicklung, die dem Anlass mehr als gerecht wurde.

Wir haben nach alldem in einem sicher richtigen und schönen Rahmen von Claudia Abschied genommen. Zumindest dort, wo es auf sichtbare Zeichen unserer Liebe, unserer Achtung und unseres Respekts angekommen ist. Alle, die Claudia nahe standen, haben hier mitgeholfen. In diesem Zusammenhang möchte und muss ich noch etwas loswerden: liebe Kids, einen Rie-sendank an Euch – ohne Euch hätte ich diese schwere Zeit weder körperlich noch seelisch heil überstanden. Danke.

Einen Abschied von Claudia, der all das betrifft, was nicht sichtbar ist, kann es nie geben. Hierzu waren die zusammen mit ihr verbrachten 31 Jahre einfach zu wertvoll und unsere Liebe zu tief.

Jeder kann sich vorstellen, dass trotz aller emotionalen Aufgewühltheit und trotz des riesigen Schmerzes, wenn auch langsam, doch unausweichlich wieder ein gewisses Maß an „Normalität“ einkehren muss. Nur so lässt sich aus meiner Sicht auch all das bewahren und in Ehren halten, was wir zusammen erfahren durften. Um gerade zu dieser „Normalität“ zurückkehren zu können, werde ich mich zumindest vorübergehend aus dem Forum zurückziehen. Nur mit Abstand zu den schrecklichen Geschehnissen der letzten Wochen sehe ich eine echte Chance, mich ehrlich und ausschließlich auf das zurück besinnen zu können, was mein Leben so überaus lebenswert machte: CLAUDIA

Euer Junie
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