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Alt 25.07.2003, 22:53
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Beiträge: n/a
Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Mia,

ich habe weiter oben ja schon beschrieben, dass wir noch mal ins Krankenhaus gefahren sind, als meine Mama gerade verstorben ist und dass ich dort schon das Gefühl hatte, sie sei nicht mehr da. Sie war nicht zurechtgemacht, sie lag einfach so da, wie sie gestorben ist. Später dann, einen Tag vor der Beerdigung, haben wir sie dann noch mal im Sarg gesehen. Wir hatten ihr etwas schönes zum Anziehen herausgesucht, aber die Frau in dem Sarg ähnelte keinesfalls meiner Mama. Sie war nicht so geschminkt wie sie und überhaupt, so sah sie nicht aus in den letzten Wochen. Mein Bruder hat meine Mama nur noch im Krankenhaus gesehen, er wollte sie nicht mehr sehen. Jeder hat uns gesagt, wir sollten noch einmal Abschied nehmen, wenn sie zurechtgemacht gemacht ist und friedlich und schön aussieht. Mein Bruder entgegnete dann immer: "Für mich ist Mama immer schön, auch so, wie sie im Krankenhaus aussah". Ich fand das immer toll von ihm! Mein Vater jedoch wollte unbedingt mit auf den Friedhof, als sie aufgebahrt war und ich wollte ihn nicht allein hingehen lassen mit den anderen. Drum bin ich mit. Es war schrecklich und viele haben mich hinterher gefragt, ob ich mich jetzt besser fühlte. Keineswegs habe ich mich beruhigter oder besser gefühlt! Es war auch kein Abschiednehmen für mich, weil sie das ganz einfach nicht war. Und wenn ich ehrlich bin, ich habe bis heute keinen Abschied genommen, warum auch? Sie ist doch immer noch bei mir! Ich rede mit ihr und ich weiß, was sie sagen würde, auch wenn sie stumm bleibt. Kurz nach ihrem Tod ist mir ein Gedicht von Eichendorff in die Hände gefallen, das tröstet mich, wenn ich wieder mal denke, wie gern ich doch in ihrer letzten Stunde bei ihr gewesen wäre - bei diesem Gedicht muss ich stets dran denken, wie sie da lag nachts im Krankenhaus und das Fenster offen war:

Mondnacht

Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.


Kiki
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