Stammtisch

[Dagi]

Hallo Rowa... auch ich bin schon ewig nicht mehr hier gewesen....eigentlich wollte ich garnicht mehr was im KK schreiben.

Aber als ich vorhin deine Zeilen gelesen habe,dachte ich mir....die Zeilen könnte ich geschrieben haben! Bis auf das spezielle Datum....
Mein Schatz Günther ist seit 28.04.04 nicht mehr unter uns.

Genauso ! Ja genauso geht es mir......auch ich fühle mich sehr,sehr oft alleine... Finde keinen richtigen Draht mehr,kann nicht so auf andere zugehen. Blocke auch oft ab,wenn ich dann mal eingeladen werde.

Mein Leben hat sich um 180° verändert... ich fühle mich wie ein Nichtschwimmer den man ins tiefe Wasser geschmissen hat,... so und jetzt schwimm! dagi

[rowa]

Guten Morgen,

liebe Marina, Hut ab kann ich nur sagen, toll, ich bewundere Deinen Mut, dass Du Dein Leben umkrempeln möchtest. Du bist eine starke Frau! Und ich freue mich für Dich und wünsche Dir alle Kraft, die Du dafür brauchst. Natürlich nimmst Du deinen Mann mit, er hat doch seinen Platz in deinem Herzen, so wie alle unsere Lieben immer bei uns sind.

liebe SilviaW, Du ziehst mit deinen Zeilen niemanden runter, rede Dir das nicht ein. Alle die einen geliebten Menschen verloren haben, wissen wovon wir reden. Und es gibt einem doch etwas Kraft, wenn man liest, dass es irgendwo andere Menschen gibt, die genau das gleiche fühlen und durchmachen. Berichte einfach von deinen Gefühlen, Gedanken und deinen Erfahrungen. Es ist immer einer da, der interessiert zu hört bzw. mitliest.

liebe Dagi, wenn ich die Beiträge von den anderen lese, die hier schon lange schreiben, finde ich mich oft auch darin wieder. Es könnten auch meine Worte sein. Nur so schön formulieren kann ich das nicht. Aber wir sind doch alle Hinterbliebene und haben das gleiche Schicksal ertragen müssen, das verbindet doch. Und um davon zu berichten, deshalb treffen wir uns doch hier oder? Ich kann nur von mir sagen, dass mir das schon oft geholfen hat und ich davon provitiert habe. Mir ist der Stammtisch eine Hilfe, den schweren Weg ins neue Leben zugehen, mein Leben neu zu ordnen und mich neu zu orientieren. Habe hier immer nur gelesen und mich lange Zeit nicht mehr zu Wort gemeldet. Aber ich möchte auch anderen helfen, wenn ich das überhaupt kann. Uns hat doch keiner gefragt, ob wir das Leben wirklich so wollten, aber es bleibt uns nichts anderes übrig, als weiter zu gehen und das neue Leben so gut es geht zu meistern. Und ich bin mir sicher, wir werden dabei beobachtet (aus der Ferne).

Gott sein Dank ist heute Freitag, das Wochenende naht. Obwohl ich die Wochenenden hasse, bin ich aber froh, zwei arbeitsfreie Tage zu haben. Habt Ihr schön Pläne gemacht?

Lasst Euch von meinen Worten nicht runterziehen, ich wünsche allen ein schönes WE.

liebe Grüße Rowa

[Wolke13]

Liebe Rowa,

Du ziehst überhaupt nicht runter. Müssen wir oder sollten wir eigentlich eine Maske tragen. Ich denke, wir machen es uns oft selbst schwer, indem wir Gefühle verdecken und uns oft anders geben als wir eigentlich sind.

Wir lernen z.B. hier über unsere ureigensten Gedanken und Gefühle zu sprechen, weil wir uns hier verstanden fühlen. Ich meine damit nicht, dass man sich jedem anvertraut, sondern nur dass man wenig so ist, wie man eigentlich fühlt. Wenn ich traurig bin, dann bin ich nicht nur nach innen traurig und wenn ich Glücksmomente habe, dann zeige ich sie.....Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass man lernen muss, auch ein wenig egoistisch und zu sich selbst gut zu sein.

Am Wochenende überlege ich, ob ich mit meiner Freundin ins Kino gehe, in diesen Film "P.S. Ich liebe Dich". Ich weiß nicht, ob ich es schon mal erwähnt habe, wir waren 4 Freunde ( 2 Ehepaare) solche "Freunde fürs Leben",
der Mann meiner Freundin und mein Klaus haben fast zeitgleich die Diagnose Krebs bekommen, es war ....einfach nicht von dieser Welt. Beide Männer haben darüber gesprochen, wie es ist, wenn wir beiden Frauen zurückbleiben. Und nun sind wir beide hier...das ist schlimm und das ist gut, weil wir uns haben. Ich habe schon eine Flasche Rotwein für danach gekauft, egal, ob der Film uns traurig macht oder gar gut tut.

Rowa, kennst Du Stefan Gwildis? Seine Lieder und seine Texte haben mich aufgebaut, davor und danach! Ist aber Geschmackssache ....


Ein schönes Wochenende hier allen! Marina

[rowa]

Liebe Marina,

ich trage sehr oft, fast immer eine Maske, wenn ich nicht zu Hause bin. Ich lasse mir in der Öffentlichkeit nichts anmerken. Ich lache auch mal, aber dieses Lachen kommt nicht von Herzen, es ist nur aufgesetzt. Aber wenn ich mit den Auto von meinem Mann zu Arbeit bzw nach Hause fahre oder wenn ich zu Hause bin, dann fällt die Maske und lasse meinen Gefühlen freien Lauf. Deshalb fragt auch kaum noch einer, wie es mir geht, weil sie der Meinung sind, der geht es doch gut. Alles nur Schein. Ich kann auch mit niemanden über meine Gefühle reden, es will einfach keiner mehr hören, oder es kommen nur dumme Sprüche und auf sowas habe ich keine Lust.

Marina, nein ich kenne Stefan Gwildis nicht, werde mich aber mal schlaumachen im Internet. Sich finde ich was über ihn.

Im Moment lese ich das Buch „P.S. Ich liebe Dich“ Ich habe das geschenkt bekommen. Ich kann es aber nur Stückchenweise lesen, weil ich vor lauter Tränen keine Zeilen mehr lesen kann. Ich wurde auch gefragt, ob ich mir den Film anschauen werde. Ich habe verneint, ich glaube ich packe das nicht, würde nur an heulen sein.
Und du möchtest dir den Film mit einer Freundin anschauen? Ihr beiden Frauen habt ja auch das gleiche erlebt und durchgemacht, das verbindet und ich bin mir sicher, ihr werdet auch den Film überstehen. Ich wünsche Euch, dass der Film Euch gut tut und Euch nicht ins tiefe Loch zieht. Ich finde es eine gute Idee, eine Flasche Rotwein für danach bereitzustellen, egal wie es ausgeht.
Also Marine, viel Kraft und Stärke beim Kinoabend wünsche ich Euch.

liebe WE-Grüße an alle, hol mir noch 'ne Tasse Kaffee.
Rowa

[Geli55]

Hallo Marina,

ich musste Deine Zeilen gerade 2 mal lesen ! Mein Mann ist vor knapp 10 Wochen gestorben, er hatte Darmkrebs. Wir haben Freunde, die wir schon fast 33 Jahre kennen. Mit denen wir so vieles zusammen unternahmen, gemeinsam verreisten, die Kinder gemeinsam aufwachsen sahen, eben auch Freunde fürs Leben, wie Du geschrieben hast. 1 1/2 Jahre nach meinem Mann bekam auch unser Freund die Diagnose Darmkrebs !Auch wir dachten das könne doch nicht sein ! Auch unsere Männer sprachen davon wie es für uns sein wird wenn wir Frauen allein sind. Mein Mann fragte mich vor einigen Monaten noch wer wohl von uns Frauen die erste sein wird, die allein ist!
Nun ist es bittere Wirklichkeit geworden.Bei unserem Freund ist nun auch nur noch eine palliative Behandlung möglich und die Angst steht über uns allen.
Die beiden sind für mich da , jeder Zeit, weinen mit mir , rufen täglich an, laden mich ein, besuchen mich.Ich bin dankbar sie als Freunde zu haben!
Hab aber auch Angst wenn es bei ihm so weit ist. Aber ich werde dann auch für beide da sein ! Und wenn wir dann beide allein sind, werden wir auch froh sein uns zu haben, mit all den vielen schönen Erinnerungen aus unserer gemeinsamen Zeit.
Viele Grüsse
Geli

[Anke-Astrid]

Hallo Ihr Lieben,
nach vier Wochen geht es los, dass für alle Außenstehende das Thema durch, schade, dass Horst gegangen ist- aber das Leben geht weiter. Nur für mich ist es noch genauso einsam- und wird eigentlich immer schlimmer. Besonders abends fühle ich mich total alleine.
Schön, dass wir hier einen Stammtisch haben
Liebe Grüße

[Geli55]

Hallo Anke,
ja so ist es leider ! Ich höre es von vielen auch so, das Leben geht weiter , sagen sie. Ich sage dann immer , nein, für mich nicht, es ist für mich stehen geblieben. Ich versuche nur einen Tag nach dem anderen umzukriegen, irgendwie zu schaffen, weiter nichts. Selbst meine Schwiegermutter, die eigene Mutter meines verstorbenen Mannes, sagte mir jetzt erst, Du bist noch jung und das Leben geht weiter ! Sie verstehen nicht,dass man das jetzt nicht hören will und kann.
Viele Grüsse
Geli