Die dümmsten Sprüche (zum dranhängen)

[BarbaraO]

Zitat von nikita1

warum peinlich ? Ist doch nur das Gegenstück zu dem, was @anthierry passiert ist.
Und sie hat mich auch verstanden.

Ja Nikita,
und es ist genau so peinlich.
Was hier abgeht, ist einfach widerlich. Anders kann ich es nicht bezeichnen.
Wir sind alle schwerbehindert. Die eine mehr, die andere weniger. Wer keinen Ausweis hat, hat seine eigenen Gründe dafür.
Schwerbehinderte haben Rechte, die sie auch einfordern können. Ganz ohne erniedrigendes Schmierentheater.

Kein von uns muss sich in Lumpen hüllen oder um Akzeptanz betteln.
Ein einfacher Hinweis auf die Behinderung genügt vollkommen. Je höflicher, desto besser.
Wer nicht stehen kann muß nicht stehen. Wer nicht warten kann auch nicht.
Bei mir klappt das immer und ich gehe niemals mit ungeputzten Zähnen oder schlampig gekleidet aus dem Haus.

Der dumme Spruch der berlier Angestellten (anthierry) ist sicher dreist, wenn er denn so gebracht wurde.
Doch was hat das mit dem Thema zu tun? Die Dame wußte nichts vo anthierrys Krebs und der Spruch bezog sich demnach nicht darauf. Darum geht es aber hier.

Nee, wer dumme Sprüche lesen möchte, der braucht nur hier mal die letzten Beiträge zu lesen.
Hier wird genaugenommen auch noch suggeriert, dass ein Schwerbehinderter nur ernst genommen wird, wenn er schmuddelig ist. Ergo hat ein Schwerbehinderter schmuddelig zu sein weil ihn die Gesellschaft nur dann als solchen wahrnimmt.

Der Dank aller Behinderten hier im Forum ist Euch gewiss.
Dass ist wirklich die Krone der *****heit (sucht Euch selbst das Wort aus).

Ehre und Anstand, wie Heidi schreibt, kann man aber sicher nicht erwerben. Entweder man hat es oder nicht. Das ist eine Frage de Charakters.
Ich sehe allerdings keine Veranlassung dazu, sich damit zu brüsten, dass man diese Last nicht trägt.

Wir Mika so schön schrieb:

Und Ihr wollt auch noch nett behandelt werden?

Mit solcher Einstellung würde ich lieber ganz kleine Brötchen backen. Rücksicht erwarten und solche Kommödien spielen schafft bestimmt kein Vertrauen. Das ist einfach nur charakterlos und mies.

gruß- und fassungslos

[anthierry]

Hallo Barbara,
ich hatte bereits erwähnt, dass ich mich auf so ein Niveau niemals herablassen würde. Ich benehme mich immer höflich, auch wenn es einem manchmal schwerfällt.
Die Dame wusste sehr wohl, dass ich Krebs habe und ich hatte meinen Schwerbehindertenausweis auch in der Hand. Es lag auch ein ärztliches Gutachten bei. Vielleicht konnte sie mich einfach von Anfang an nicht leiden...
So etwas soll es ja geben. Und in Berlin ist Beamtenfreundlichkeit ein sehr leidiges Thema - warum auch immer.
Mir laufen hier beim Schreiben die Tränen, weil ich mir richtig schäbig vorkomme.
Es tut mir leid...der Thread soll bleiben was er war - dafür bin ich auch.
Anja

[BarbaraO]

Hallo Anja,
unsere Beiträge hatten sich überschnitten, wie ich jetzt sehe. Es kam aber so rüber, was Du erst geschrieben hattest.
Im Netz muss man mit Ironie und Sarkasmus vorsichtig sein. Niemand kennt Dich oder sieht Dein Gesicht dabei.


Ich drücke die Daumen für die Sono heute. Wird schon werden.

Lieber Gruß

[Rubbelmaus]

anthierry,

ich habe dich in meinem Beitrag extra nicht genannt, weil ich dich auch nicht gemeint habe.

Es ging um die sogenannten "guten Ratschläge" von Nikita. Wenn ich mir so jemanden bildlich vorstelle, der so unter "die Leute" geht und sich so asozial benimmt, dem fehlt nur noch in einer Hand eine Bierflasche und in der anderen Hand eine Zigarette und die "Pennschwester" ist fertig und mir wird übel. Das sind dann die sogenannten Sozialschnorrer. Diese Menschen leben von der Arbeit anderer Leute und haben in ihrem Leben meistens so gut wie nichts in die Sozialkassen eingezahlt, aus denen sie sich aber gerne und gut bedienen. Denn wir leben ja in einem sog. Sozialstaat und es "steht ihnen ja zu", wie sie meistens betonen!

Aber mit dir hat das überhaupt nichts zu tun. Die kannst also wieder mit dem Weinen aufhören!

Klar, wenn mich jemand irgendwo (Behörde, Geschäft o.ä.) blöd anmacht, weiß ich mich schon zu wehren. Und wenn der PC streikt und der Mann von der Telecom mir lässig erklärt, dass vor 14 Tagen kein Techniker rauskommt, wiel sie so überlastet sind, dann erkläre ich ihnen schon freundlich und bestimmt meine Krankheit und dass es für mich fast die einzige Möglichkeit ist, mit der Aussenwelt zu kommunizieren. Du wirst sehen, das hilft schon in den meisten Fällen. Die Leute sind dann plötzlich wie umgewandelt und meisten sehr freundlich und hilfsbereit. Auch wenn ich vor Ort irgendwo hin muß (Rentenversicherung) und man sieht, dass ich schwerstbehindert bin, werde ich immer schnellstmöglich bedient. Aber das sind ja auch Dinge, die mir zustehen und die ich gar nicht erst einfordern muß. Und wenn ich es doch müsste, würde ich mir sicherlich zu helfen wissen. Aber mit Kopf und nicht mit asozialem Verhalten. Denn ich weiß aus persönlichen Erfahrungen, ein freundlicher, sauberer und redegewandter Mensch kommt schneller an sein Ziel als jemand, der schmierig, stinkend und frech auftritt!

Und wenn eine Kranke, egal welche Krankheit sie hat, sich etwas erschleicht was ihr aufgrund ihrer Krankheit/Behinderung nicht zusteht, dann nenne ich das Lügen und Betrügen. Denn es ist für Behinderte heute schon schwer genug einen Schwerbehindertenausweis mit den entspr. Merkmalen zu bekommen. Das hat sicher auch damit zu tun, dass viele Behörden erstmal grundsätzlich Alles ablehnen, weil sie mit den gewissen Leuten, die sich etwas erschleichen wollen, ihre Erfahrungen haben. Und die Kranken, die es wirklich brauchen, müssen sich dann alles durch einen Rechtsanwalt oder über den Schwerbehindertenverband einklagen. Das ist bei den Krankenkassen genauso. Ich habe es bei meiner pflegebedürftigen Mutter erlebt. Wir mussten erst massiv mit einem Anwalt drohen, bevor diese schwerstkranken Frau eine Pflegestufe bekam.

Aber wie schon geschrieben, das ist eine Charaktersache und die habe ich schon in meiner Kinderstube gelehrt bekommen. Entweder man hat sie oder man hat sie nicht.

Das wollte ich damit eigentlich nur zum Ausdruck bringen und nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Gruß
Rubbelmaus

[Rubbelmaus]

Um wieder zum eigentlichen Thema zurück zu kommen.

Ich war vorige Woche auf meiner alten Arbeitsstelle, um dort etwas zu erledigen. Mein Mann und ich, wir haben dann einen früheren Kollegen von mir besucht.

Ich sitze im Rollstuhr, bin noch dicker geworden (dank neuer Chemo, Cortison und das ich kaum noch gehen kann). Klar ich habe mich wie immer geschminkt (das gehört zu mir) und bin den Tag ganz gut drauf. Mein Kollege sieht mich und dann kommt wieder der blöde Spruch:" Meine Güte, du siehst aber gut aus. So schlimm kann es ja mit den Metastasen nicht sein. Denn wenn man so gut in Futter ist wie du, stirbt man nicht." Klar doch, nur Dünne sterben und Krebsmetastasen in den Knochen, was ist das schon? Aber wie gesagt, ich war gut drauf und mittlerweile habe ich auch nicht mehr die Energie, mich immer wieder über solche blöden Sprüche aufzuregen. Die Energie verbrauche ich nur noch für mich und um die Krankheit in den Griff zu kriegen.

Übrigens, es war der gleiche Kollege, der mich während meiner 1. Chemoreihe mal abgeholt hatte und zu mir sagte:" Mein Güte, siehst du Scheiße (wörtlich) aus. Wenn du so weitermachst wird das aber nichts mehr mit dir."

Ach wie ich ihn , so sehr, dass ich ihm am liebsten den Hals umgedreht hätte.

[Ullala]

Hallo zusammen!

Habe eben mit Interesse die letzte Diskussion gelesen und mir so meine Gedanken dazu gemacht, da ich zur Zeit mit "shocking" Retourkutschen auf dumme Sprüche reagiere und mich gerade frage, ob ich mich jetzt auch in die Reihe der "Dumme-Sprüche-Macher" einreihen muss - nur eben auf der anderen Seite.
Beispiel?
Hier, bitte:

Ich war vorgestern zum Herzecho und treffe auf eine wegen ihrer eigenen Erkältung mit Mundschutz bekleidete Ärztin.
Eine nette Person, der aber beim Blick auf meine nicht mehr vorhandene Brust die Bemerkung entschlüpft: "Das ist aber nicht schön gemacht geworden."
Daraufhin ich: "Find' ich schon. Schliesslich bin ich nicht operiert."
Sie: "Ja, aber wo ist denn dann die Brustwarze hin?"
Ich: "Die hat der Krebs weg gefressen."
Sie: "Ja, sind Sie denn erst so spät (in Behandlung) gekommen?"
Ich: "Ach, das ist eine lange Geschichte. Um Ihnen die ganz zu erzählen, ist meine Prognose zu schlecht."
Spiel, Satz und - Sieg nach Punkten...

Frage: Wer ist jetzt in diesem Fall der "Dumme-Sprüche-Klopfer"?

Antwort: Völlig egal!

Warum?

Weil wir uns nach diesem Dialog anguckten (sie erstaunt, ich lächelnd, dann wir beide lächelnd) und uns nett weiter unterhalten haben.
Zum Abschluss hab' ich ihr "Gute Besserung" für ihre Erkältung gewünscht (noch ein gemeinsamer Grinser).

Natürlich ist mir nicht immer nach solchen Faxen, keiner weiß besser um den Ernst meines Zustands als ich, aber manchmal hab' ich die Nase voll, als sauertöpfischer Kranker betrachtet zu werden (der ich natürlich manchmal bin!) und mach' mir halt mein eigenes Späßchen!
Dafür geht's mir (zur Zeit) gut genug, trotz 100 % Schwerbehinderung.

Und da muss dann halt schon mal jemand unter meinen dummen Sprüchen "leiden".

Ich verpacke das schon so charmant, dass sich keiner um das Seelenheil meiner "Opfer" sorgen muss...

[Rubbelmaus]

Ja Ullala,

das hast du gut gemacht. Ich nehme heute auch kein Blatt mehr vor dem Mund. Lieber ich mache einen blöden Spruch, als das ich mich von den Sprüchen anderer Menschen verletzen lasse.

Meinen Kollegen kenne ich schon seit 1970 und weiß, dass er mich sehr mag. Deshalb habe ich ihm auch jedes Mal unverblümt meine Meinung zu seinen blöden Bemerkungen gegeigt. Ich denke, es ist Hilflosigkeit von ihm, oder Gedankenlosigkeit.