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#1
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Hallo Stefan,
mein Mann verstarb vor 2 Monaten, wie von ihm gewünscht, zu Hause. Da wir lange Zeit hatten Abschied zu nehmen, haben wir über vieles gesprochen. Beide waren wir dafür, den Verstorbenen nicht sofort abholen zu lassen. Als mein Vater zu Hause verstarb, wurde er innerhalb einer Stunde vom Beerdigungsinstitut abgeholt, Abschied nehmen konnte man dann dort. Wir wollten das nicht. Mein Mann verstarb um 8.00 morgens, 3 Stunden später kam der Bestatter, hat sich die Situation angeschaut und er hat mir beim Ankleiden des Verstorbenen geholfen. Mein Mann blieb auf seinem Bett liegen, ungeschminkt, nach 26 Stunden wurde sein Leichnam abgeholt. Nach Aussage des Bestatters können Verstorbene bis zu 36 Stunden zu Hause bleiben. Es gibt aber einen Zeitpunkt, da spürt und sieht man, dass der Körper zur Materie geworden ist. Ich empfand einen Tag als ausreichend für den Abschied. Dieser Thread beruht ja auf einem sehr traurigen Anlass, auch wenn ihr euch schon jetzt damit beschäftigt: ich wünsche dir und deiner Frau noch eine gemeinsame Zeit. Liebe Grüße Geske Geändert von Geske (13.11.2008 um 22:54 Uhr) |
#2
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Hallo Stefan,
es stimmt, dass Thema ist nicht leicht und wird oft verschwiegen. Ich finde es trotzdem gut, dass ihr euch damit auseinandersetzt... Mein Mann (38 Jahre) verstarb am 17.01.08 im Hospiz. Ich kann und konnte mir keinen besseren Ort für seinen Tod vorstellen. Die 8 Tage, die er im Hospiz verbringen durfte, taten ihm und uns sehr gut. Morgens um ca. 08.00 Uhr starb mein Schatz. Zusammen mit dem Pfleger habe ich meinen Mann nach seinem Tod gewaschen und ihn umgezogen. Dies war für mich sehr wichtig, um wirklich zu begreifen, dass er nicht mehr lebt. Danach kam unsere ganze Familie und zufällig auch unser Pastor ins Hospiz. Wir haben dann zusammen mit den Angestellten des Hospiz eine private Trauerfeier gemacht. Sein Zimmer war mit Blumen dekoriert. Es wurde eine Schale mit Wasser aufgestellt, in die jeder ein Teelicht setzten konnte. Auch eine Kerze brannte die ganze Zeit neben meinem Schatz. Am Abend war ich dann nochmal mit meiner Mutter im Hospiz bei meinem Schatz. Wir durften zu jeder Zeit kommen und hätten auch die Nacht bei ihm verbringen können. Dies habe ich aber nicht getan. Am nächsten Tag wurde mein Schatz dann gegen Nachmittag vom Bestatter abgeholt. Ich war auch dabei. Ein guter Freund arbeitet beim dem Bestatter, von ihm wurde mein Schatz dann abgeholt und auch für die Beerdigung umgezogen... Bis zur Beerdigung waren es dann noch 5 Tage. Ich hatte den Schlüssel zur Kapelle und habe meinen Schatz jeden Tag, manchmal auch 2 x am Tag besucht. Diese Zeit war fürs "Begreifen" für mich sehr wichtig... Im Hospiz hätte mein Mann bis zu 3 Tagen bleiben können. Schön war, dass auch wir Angehörigen dort vom Personal mit betreut wurden. Es war immer jemand da, der einen in den Arm genommen oder mit einem gesprochen hat... Die Beerdigung war katholisch aber trotzdem sehr persönlich. Statt Beten haben wir am Abend vor der Beerdigung mit allen Freunden und der Familie Abschied genommen. Sein Patenkind hat einen wunderschönen Text vorgelesen und es wurden die Lieblingslieder meines Mannes aus dem Film "Wie im Himmel" gespielt. Der Sarg stand noch geöffnet im Nebenraum, jeder der wollte, konnte noch zu ihm gehen. Bei der eigentlichen Beerdigung einen Tag später konnte jeder ein Teelicht neben den Sarg und neben einem Bild meines Mannes stellen. Statt klassischer Kirchenlieder wurden 3 Lieder gespielt, die mein Schatz sich vor seinem Tod gewünscht hat... Nach der eigentlichen Beisetzung gab es eine Messe, die ein guter Freund von uns vorbereitet hat... Ich wünsche euch ganz viel Kraft! Verena. Geändert von Rena24 (14.11.2008 um 10:17 Uhr) |
#3
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Hallo Stefan,
schwierige Fragen die du da aufwirfst und die jeden tief berühren. Mein Paps starb im Pflegeheim, dort war es eine sehr familiäre Atmophäre, die das weinen und trauern zugelassen hat! Wichtig für mich war es, bis zum Schluß da sein zu dürfen, Abschied nehmen zu dürfen ohne Einwände! Ich hatte das Glück mich verabschieden zu können, noch einmal letzte Worte wechseln zu können und auch bleiben zu dürfen solange ich es wollte! Das begreifen kann nur erfolgen, wenn man sich damit auseinandersetzt, die Zeit davor sinnvoll gestalten kann, Erinnerung im nachhinein hochleben lassen kann und jede Sekunde genießt und sich nicht unter dem Druck anderer stellt! Genießt eure Zeit, das Leben und eure Liebe............... Ganz liebe Grüße, Ramonali |
#4
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Hallo Stefan,
ich möchte Dir von meinen Erfahrungen berichten. Mein Vater lag 4 Tage zuhause im Leber-Koma und es zeichnete sich leider ab, dass er uns bald verlassen muss. Gegen Abend ging es ihm immer schlechter und irgendwie waren wir(meine Mutter, meine Schwester und ich) mit dieser Situation überfordert. Ich rief bei den "Brückenschwestern" an und fragte ob nicht jemand vorbei kommen könnte. Es kam eine "Ordensschwester". Mein Vater starb und keine Minute später zog sie schon den Stecker vom Beatmungsgerät und fing an, man müsse ihn jetzt waschen und "herrichten" usw. Keine stille Minute des Abschiednehmens, kein Gebet, nur Hektik!! Naja, wenn man unter Schock steht funktioniert man nur und läßt das Geschehene erst später an sich ran. So ging es leider auch uns...! Der Arzt kam, stellte den Totenschein aus und mein Vater wurde "abgeholt". Stille kehrte ein und erst da wurde uns bewußt, was da eigentlich gerade gelaufen war. Uns wurde das würdevolle Abschiednehmen von meinem Vater verwehrt und mit diesen Gedanken habe ich noch heute sehr schwer zu kämpfen. Meine Patentante starb 4 Monate später an Magenkrebs. Sie schlief ganz friedlich zuhause ein, ihre Kinder,meine Schwester und ich waren bei ihr. Wir saßen bei ihr, beteten das Vaterunser (das war der Wunsch meiner Tante) und jeder verabschiedete sich auf seine Weise von ihr. Alles ging sehr ruhig und leise vonstatten. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass das Abschiednehmen sehr sehr wichtig ist. Wenn ich heute über den Tod meines Vaters nachdenke sind da nur negative Gefühle, Zorn auf die Ordensschwester, von der man eigentlich erwarten sollte den Tod würdevoll zu gestalten und arge Trauer, dass ich mich nicht auf meine Weise von ihm verabschieden durfte. Der Tod meiner Tante war auch sehr sehr schlimm, aber es war "das Sterben" dass ich eigentlich meinem Vater und uns gewünscht hätte. Ein Sterben in Würde und Ruhe und eine Zeit des Abschiednehmens von einem geliebten Menschen. Ich wünsche Euch noch eine lange, lange gemeinsame Zeit... Liebe Grüße Heidi
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Liebe Grüße Heidi Daddy 10.10.37 - 01.05.07 Dieser Weg, wird kein leichter sein, dieser Weg ist steinig und schwer.... |
#5
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Hallo,
herzlichen Dank für eure Antworten! Und Entschuldigung, dass ich so lange nicht reagiert habe. Aber es ist im Moment schwierig. Und wenn ich eure Beiträge lese, dann fange ich an zu heulen und muss ziemlich schnell "wegklicken" :-( Trotzdem, eure postings haben etwas "Mut gemacht". Ist vielleicht der falsche Ausdruck, weiss ich nicht, ich meine damit: es ist offenbar heute möglich, ohne größere Kämpfe mit den Institutionen Tod und Trauer so zu gestalten, wie der Betroffene es sich wünscht. Und das ist schon viel wert. Wobei im Moment die Frage des Abschnied nehmens nach dem Tod hier in den Hintergrund rückt. Einfach, weil es meiner Frau zunehmend schlechter geht, und ihr Leid jetzt wichtiger - und belastender - ist. Es ist so grausam. Ohnmacht, Hilflosigkeit, Verzweiflung. Der einzige Mensch, der mir wirklich etwas bedeutet, stirbt vor meinen Augen vor sich hin :-( Und man kann NICHTS tun. Keine Blut-, Knochenmark- oder Organspende. Einfach NICHTS. Nichts als dabei zugucken... Heilfroh bin ich nur, dass wir über das "Procedere" von Tod und Bestattung schon vor einiger Zeit gesprochen haben. Auch wenn es noch vor einem Monat viel zu früh dafür schien. War es aber nicht. Denn so, wie meine Frau abbaut und wie die Morphium-Dosis steigt, ist dafür immer weniger Zeit. Weil die Phasen, in denen sie wirklich klar überlegen und nachdenken kann, halt merklich seltener und kürzer werden. Es war gut, darüber rechtzeitig zu sprechen. Viele Grüße, Stefan |
#6
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Hallo Stefan,
ich habe gerade Deinen letzten Beitrag gelesen und wünsche Dir alle Kraft der Welt für die nächste Zeit. Mehr kann ich nicht schreiben... aber ich weiß genau, was jetzt gerade in Dir vorgeht. Deine Schilderung über die Ohnmacht und Hilflosigkeit habe ich auch so erlebt. Fassungslos zusehen zu müssen, das ist so unendlich schlimm! Ich hoffe, dass Euch liebe Menschen zur Seite stehen. Ganz liebe Grüße - ich denke an Euch. Leuchtfeuer Geändert von Leuchtfeuer (26.11.2008 um 20:49 Uhr) |
#7
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Lieber Stefan,
erstens mal: ist doch vollkommen klar, daß Du im Moment was anderes zu tun hast, als hier im Forum rumzugeistern- und es ist sooo wichtig und richtig, daß Du jede Sekunde mit Deiner Frau verbringen willst. und zweitens: Du tust doch eine ganze Menge- Du stehst Deiner Frau Tag und Nacht zur Seite, stehst diese schweren Momente mit ihr durch und läufst nicht davon! Das ist unendlich wertvoll und Du wirst einmal froh darum sein, ihr dadurch doch etwas abgenommen zu haben! Dieser gemeinsame Weg ist auch nicht zu ersetzen und mit Deiner Begleitung kann Deine Frau diese letzte Hürde ohne Ängste nehmen, denke ich... In diesem Sinne: verlier die Kraft nicht, die Du Deiner Frau noch geben kannst und die Dir selber durch dieses Tal hilft! Alles Gute für Euch! Herzliche Grüße MM-Manuela
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Du musst das Leben nehmen, wie es ist - aber Du darfst es nicht so lassen. Karl Richter |
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