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Alt 01.02.2009, 15:01
Kirsten67 Kirsten67 ist offline
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Registriert seit: 05.06.2008
Beiträge: 838
Standard AW: Zwischen Hoffen und Bangen, mein Papa hat BSDK

Hallo Ihr Lieben,

ich bereite meine Arme ganz weit aus, um Euch alle einmal gemeinsam zu umarmen. Ihr Lieben, die Anteil nehmt, owohl Ihr alle unter Euren Verlusten leidet. Und ich glaube zu wissen, welche Kraft Euch das kostet,

Ich stehe im Moment vor einem nervlichen Abgrund, halte mich noch, weiß aber nicht, wie lange. War am Freitag/Samstag bei meinen Eltern. Diese Trauer, diese Verzweifelung, mein Papa, der immer weniger wird, obwohl ich schon dachte, dass das nicht mehr geht. Seine Arme und Beine sind so dünn, sein Gesicht ist so eingefallen. Er steht nur wenig auf, Morphium ist auf 150 µg/h erhöht. An der Seite der Leber hat er eine große "Beule", seine Arme schmerzen. Meine Mama versucht nun, den Besprechungstermin vor zu verlegen. Ich werde dabei sein, hoffe, dass es nicht am Dienstag ist, weil ich da als Zeugin in einem Strafverfahren aussagen muß und dann könnte ich doch nicht dabei sein.

Habe erstmals mit meiner Mama leise über das "Loslassen" gesprochen, über den Grad zwischen Hoffen und "den Dingen ins Auge sehen". Nein, ich glaube nicht, dass mein Papa noch lange leben wird, aber beide hoffen noch so sehr auf seinen 70., nächstes Jahr im Januar. Ich kann und möchte Ihnen diese Hoffnung nicht nehmen, sie ist so wichtig für beide. Mama weiß aber, dass ich mir jederzeit auch unbezahlten Urlaub nehmen werde, um zu helfen, und da zu sein.

Hatte gerade einen Anruf von Mamas Schwägerin (Krankenschwester), dass ich mir jetzt die Gedanken machen müßte, wie es weiter geht, um Hospiz, Pflege zu Hause oder nicht, etc. Ich weiß, sie hat recht, und ich habe auch schon alle Adressen, Telefon-Nummern, und ich weiß, dass ich bald mit beiden über den weiteren Weg und Ihre Wünschen reden muß. Sie werden es alleine nicht können, sich diese Gedanken zu machen und ja, ich weiß, dass dies meine Aufgabe sein wird. Aber ich will erstmal den Termin beim Onko abwarten. Vielleicht gibt es ja doch noch einen Weg?

Es tut so weh.

Gestern fing mein Papa heftig an zu schluchzen. Warum? "Du fährst in einer halben Stunde wieder nach Hause". Wie soll ich das bloß schaffen? Wir hängen furchtbar aneinander. Jedes Mal, wenn ich gehe, weint er so heftig. Wir haben uns viel in den Arm genommen. Manchmal wollte er mich gar nicht mehr los lassen. Dann saßen wir 10 Minuten ganz still. Für meine Mama die Momente, die sie für sich hatte.

Meine Mama ist toll. Sie wächst mit jedem Tag, trotz Ihrer Angst und Verzweiflung. Ich bewundere sie so sehr, wie sie in Ihrer leisen, selbstlosen, und wie selbstverständlichen Art meinen Papa umsorgt, ohne zu klagen. (Und ich jammere hier rum). Wir haben aber auch viel über ihre Kraftinseln besprochen, und wie sie diese nutzen kann.

Verzeiht, wenn es wirr ist, aber ich bin den ganzen Tag schon am Heulen, habe Weinkrämpfe und Zittere überall. Ich bin froh, hier schreiben zu können! Es ist der Weg für mich, meine Gedanken zu sortieren, irgendwie klar zu kommen.

Kirsten.
__________________
Mein Papa: Diagnose BSDK mit Lebermetastasen Ende Mai 2008
Den schweren Kampf verloren am 05.04.2009


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