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  #1  
Alt 18.12.2009, 17:43
Jewles Jewles ist offline
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Standard AW: Ein offener Brief

Liebe Dolphin
weil du ja gefragt hast, geb ich dir gerne meine Antwort.

Ich finde deinen Brief gut bis auf folgende Saetze "..... gedankenlose Worte, ....leere Worte und Farce". Du haettest es nicht besser beschreiben koennen, wie es einem mit so einer Diagnose geht und wie man sich nach all den Therapien fuehlt. Wenn wir ehrlich sind ging es uns allen so und sage heute Gott sei Dank wusste ich es nicht vorher, denn das haette mir meine bis damals unbefangene Lebensqualitaet genommen. Manche Dinge kann man erst beurteilen, wenn man es erlebt hat und da ich niemanden solche KRebsdiagnosen wuensche, nehme ich es auch kaum jemanden uebel, wenn gut gemeinte Worte fuer mich vielleicht leer und hohl klingen. Wenn es zu dolle wird, klaer ich gerne auf wie beschissen man sich fuehlt und das die Angst nun ein staendiger Begleiter ist. Ich wuerde es mir nicht so zu Herzen nehmen, es war sicher einfach nur gut gemeint und spiegelt vielleicht nur die Hilflosigkeit wider gerne helfen zu wollen aber nicht zu koennen.

Liebe Gruesse
Jewles
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  #2  
Alt 18.12.2009, 18:35
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Dolphin Dolphin ist offline
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Standard AW: Ein offener Brief

Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für eure schnellen und ausführlichen Kommentare. Genauso, wie es darin hin und her schwankt, geht es mir zumeist auch. Mal stehe ich eher auf der Seite "laß es an dir abprallen" und "sie meinen es ja nur gut", dann wieder habe ich das dringende Bedürfnis mal Sachen klar zu stellen. Meist gehe ich den diplomatischen Mittelweg. Und manchmal habe ich auch einfach keine Lust mehr zu beschreiben, wie man sich wirklich fühlt, viele wollen es ja auch gar nicht hören. Ich bilde mir ein, auch bevor ich selbst betroffen war, konnte ich mich schon besser in erkrankte Menschen einfühlen und mir wären solche Kommentare nicht über die Lippen oder in meine Briefe gekommen. Meine Freundin bekam ihre Brustkrebsdiagnose drei Jahre vor mir und wir haben die Zeit gemeinsam durchlebt, jetzt kenne ich beide Seiten. Gute Freunde von mir und meiner Familie haben immer passende Worte gefunden oder mir einfach gesagt, dass sie keine Worte finden und mich in den Arm genommen. Oder mich einfach gefragt, wie es mir geht und echtes Interesse gezeigt. Mitleid will ich ja auch auf keinen Fall aber manchmal wäre etwas Verständnis schön.
Besagte Cousine hat sich übrigens mit dieser Karte das erste Mal seit Bekanntwerden meines Krebses Anfang März diesen Jahres gemeldet. Aber wie auch immer. Die Menschen sind verschieden und wir müssen ja auch nicht alle verstehen und mögen .
Meinem Mann ist an der Karte auch nichts schlimmes aufgefallen und er ist mein engster Verbündeter (!) ("sie meint es doch nur gut "), außer dass sie auch nach über 26 Jahren meinen Namen noch immer falsch schreibt.

Vielen Dank noch einmal euch allen die ihr schon geantwortet habt und ich hoffe es kommen noch mehr Antworten.

Eure Dolphin
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  #3  
Alt 18.12.2009, 18:56
Benutzerbild von Sim36
Sim36 Sim36 ist offline
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Standard AW: Ein offener Brief

Hallo Dolphin,

ich kann mich da gut in dich hinein versetzen.

Man will ja kein Mitleid, aber etwas Mitgefühl damit man sich nicht so verloren vorkommt. Man weiß es, dass man erkrankt ist, fühlt sich aber unter Umständen nicht so und kommt sich vor, als wäre man im falschen Film.

Die "aufmunternden" Sätze die man bekommt (die durchaus gut gemeint sind aus Hilflosigkeit heraus), dass es andere auch geschafft haben, man Stark sein soll und den Kopf nicht hängen lassen soll, BK ja mittlerweile heilbar ist - alles schön und gut...verträgt man nicht immer.

Ich bin jemand der positiv ran geht und sich selber immer wieder ermuntert aber es ständig von anderen zu hören - das gibt mir immer das Gefühl, ich darf nicht mal ab und an Schwäche, Angst oder Trauer verspüren und vor allem zeigen.

Sind doch nicht mal die "Gesunden" ständig gut drauf und von Optimismus gestählt.

Ich mache dann immer eins für mich, wenn ich merke das tut mir nicht gut... ich zieh mich zurück.
__________________
Herzliche Grüße
Sim

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Die Hoffnung durch einen Stern ausdrücken, die Sehnsucht der Seele durch einen strahlenden Sonnenuntergang. - Vincent van Gogh -
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  #4  
Alt 18.12.2009, 21:06
stadi stadi ist offline
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Standard AW: Ein offener Brief

Hallo Dolphin,

bitte nichts überstürzen, morgen liest sich die Weihnachtskarte schon wieder anders
Mir sind seit Bekanntwerden der Diagnose auch Bekannte, so empfand ich es zunächst, aus dem Weg gegangen. Bis sich einer mal äußerte, weil ein Zusammentreffen unumgänglich war: er meinte, er hätte Angst gehabt mich mal anzurufen, weil er mit solchen schlechten Nachrichten nicht umgehen kann.
Er fände nicht die richtigen Worte usw. Er war heilfroh, dass ich so drauf war wie ich war und bekundete mehr Interesse zukünftig.
Also liebe Dolphin, es ist ebend nicht nur für uns zum mit dieser Diagnose umzugehen.

Alles Gute für Dich und ein ernsthaft lieber Weihnachtsgruß an Deine Family

Beate
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  #5  
Alt 18.12.2009, 22:07
mahanuala mahanuala ist offline
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Standard AW: Ein offener Brief

liebe dolphin

dass du so empfindest wie du schreibst, kann ich nachvollziehen.
aber ich würde es nicht schreiben, zumal ich mir vorstellen könnte, daß diese verwandte ohnehin sehr verunsichert war, was sie überhaupt schreiben soll.
viele menschen tun sich schwer damit, weil sie selbst noch nicht in der situation waren bzw nicht wissen, wie man gerade *tickt*, da ja auch betroffene unterschiedlich darauf reagieren.
wir haben während der krebserkrankung meiner frau wenig gute und angemessene reaktionen erlebt und zwei waren total daneben....da ist der satz dieser verwandten ein klacks dagegen (me3in bester freund sagte (o-ton): brustkrebs ist doch ganz einfach: entweder weisst du in fünf jahren daß du gesund bist oder du bist tot!)
viele haben uns später gesagt, daß sie total verunsicher waren was sie sagen oder schreiben sollten...und ich kenne es auch, daß ich manchmal etwas schreiben will an jemanden, der in not ist und nach worten ringe....
...manchmal gelingt es mir wohl, manchmal nicht.

liebe grüße mahanuala
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once you have tasted filght,
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turned skyward
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leonardo da vinci
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  #6  
Alt 18.12.2009, 22:27
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Jule66 Jule66 ist offline
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Standard AW: Ein offener Brief

Liebe Dolphin,
habe während der Bestrahlung heute über Deinen Brief nachgedacht.
Die Cousine Deines Mannes weiß mit Sicherheit wenig bis gar nichts konkretes über Brustkrebs,so wie wir vor unserer Diagnose auch.Sie weiß nicht,was es heißt eine Chemo zu machen,die Op zu überstehen,die Bestrahlung durchzuziehen etc. Woher auch?
Und dann möchte sie Dir was sagen,vielleicht Dich aufmuntern-weiß aber nicht wie.Und dann kommen so unglückliche Sachen bei raus...

Ich hatte eine Kollegin,die erkrankte vor 9Jahren an BK.Ich mochte sie sehr gerne und hätte ihr gerne was positives gesagt-ich wußte nicht was und wie.Es ging einfach nicht!Also habe ich nichts gesagt...das war alles vor meiner Diagnose...
Jetzt wüßte ich es besser,aber damals...
Ich wünsche Dir,dass Du es ihr nachsehen kannst.Schlaf noch mal drüber,morgen empfindest Du vielleicht anders.
Mir selber geht es so,dass ich so langsam aus meiner "kranken"Rolle heraus möchte,ich möchte wieder zum normalen Leben gehören.Ich will nicht gefragt werden,wie es mir geht,ich will normal behandelt werden.
LG,Jule
__________________
"Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will."
Albert Schweitzer
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  #7  
Alt 19.12.2009, 00:23
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Christa Martina Christa Martina ist offline
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Standard AW: Ein offener Brief

Hallo Dolphin,

ich kann dich sooo gut verstehen!!! Aber ich glaube auch dass deine Cousine sich nichts dabei gedacht hat, und es nur gut meinte.

Als meine Mutter an Brustkrebs erkrankte, war ich 32. Als sie starb war ich 33. Damals wußte ich eigentlich garnicht so richtig was dass für eine Krankheit war, was sie hatte. Als sie von Chemo und erbrechen und dass es ihr dabei nicht gut ging, erzählte, habe ich mir nichts gedacht, und habe auch, als sie sagte dass sie bald sterben werde, nur gesagt, " ach du wirst schon nicht sterben, bist ja operiert, die Brust ist doch weg !" Wie muss sich dass angehört haben von der Tochter.

2002, 52 jährig, bekam ich selber UK und 2007 auch BK.
Jetzt weiß ich wie es meine Mutter damals ging, und sie bekam keine Begleitmedis usw. und es ging ihr sicherlich schlecht. Erst wenn man selber die Krankheit hat, weiß man wie es ist Krebs zu haben, und da wird man empfindlicher dafür.
Ich höre jetzt auch von meine Kinder, die genauso alt sind wie ich damals : " Mama, du bist ja operiert, du wirst schon nicht sterben ". Seit Tage habe ich Rückenschmerzen, und da geht mir durch den Kopf " sind das Metastasen ? ".
Als ich meine Tochter, es vorhin erzählte sagte sie nur " Mama, es wird schon nichts sein ! "
Was ich sagen will, ich habe inzwischen gelernt, die Worte von Menschen, die kein Krebs haben oder hatten, nicht so sehr auf die Goldwaage zu legen. Sie wissen es nicht besser und meinen es sicherlich nicht schlecht.

Ich würde mir den Brief noch mal angucken, und es vielleicht doch ein bißchen anders formulieren. Wenn wir nicht einfühlsamer werden, Gesunden gegenüber, können wir es von denen auch nicht verlangen.

Liebe Grüsse, Christa

Geändert von Christa Martina (19.12.2009 um 00:26 Uhr) Grund: Schreibfehler
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  #8  
Alt 18.12.2009, 18:48
I.J. I.J. ist offline
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Daumen hoch AW: Ein offener Brief

Hi Dolphin.

YES
ich glaube, ich kann exakt nachempfinden, was du bei der Karte empfunden hast. Hab ich auch schon gehabt .

Und ich verstehe auch deinen Wunsch, darauf zu reagieren. Wenn Dich die Worte verletzt haben, dann würde ich zuersteinmal reflektieren. Warum haben sie mich verletzt? War es wirklich so schlimm? Von wem kamen die Worte? War es eventuell nur Unbeholfenheit...das ganze Introspektionsprogramm und Abwägen. Wenn es dann immer noch so ist, dass Du ein gefühlvon Verletztheit oder Unverstandensein spürst, dann würde ich es auch in Worte fassen. Warum sollen wir unsere Gefühle eigentlich immer niederringen?

Es tut gut, seine echten Gefühle in Worte zu fassen und sie zu adressieren.

Aber ich würde Deine Zeilen nochmal etwas "abkühlen" lassen und überarbeiten.

Man muss ja auch immer bedenken, WAS will ich mit den Zeilen erreichen? Will ich hauptsächlich den sogenannten Dampf ablassen? meine akute Verärgerung/Traurigkeit usw. zum Ausdruck bringen? Will ich dem Anderen meine Sichtweise näher bringen und ihn so an meinem Gefühlsleben teilhaben lassen oder seinen Blick zu verändern? Will ich vielleicht sogar dem anderen die Chance geben, seine Worte etwas näher zu erklären,- so also zu mehr Nähe beitragen? dem anderen die Hand reichen und ihm helfen "besser" auf mich (oder andere iun unserer Situation) zuzugehen/mit mir umzugehen?

Ich finde solche Situationen inzwischen ganz gut, denn sie beinhalten das Potential des Wachstums. Auf beiden Seiten.

Auf jeden Fall würde ich das Positive, nämlich dass überhaupt geschrieben wurde!!! -denn das ist nicht Selbstverständlich- mehr betonen.

Und ich würde mehr in der "Ich-Form" schreiben. Die Du-Form wird doch allzuleicht als Angriff empfunden und das Resultat ist dann Kummer auf beiden Seiten. Das gefühl des Unverstandenseins nun beim Anderen ...puh ...nicht schön. Ich-Form tut gut. Beiden Seiten

Ich bin gespannt zu was Du Dich entscheidest.


LG
I.J.

Geändert von I.J. (18.12.2009 um 18:50 Uhr)
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