Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 12.02.2010, 13:21
Benutzerbild von Susanne85
Susanne85 Susanne85 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.09.2008
Ort: Fürstenfeldbruck
Beiträge: 163
Standard AW: Mögen die Engelchen dich begleiten, liebste Mama

Hallo ihr lieben,

einige Zeit ist vergangen.... Fast 14 Monate ist Mama jetzt nicht mehr da. 14 Monate voller Höhen und Tiefen. Voller Veränderung.

Ich bin ein anderer Mensch geworden. Stärker, gefestigter, sicherer. Aber leider auch kälter Ich weiss, wer ich bin, was ich kann, was ich mag und auch was ich nicht kann und was ich nicht mag.

Seit Oktober 09 habe ich leider eine Pechsträhne. Da hatte ich einen Autounfall Totalschaden. Bin 3 Wochen ausgefallen. Dann hatte ich Grippe und mein Chef war schon "leicht" genervt. Seit 20.12.09 habe ich einen neuen Freund und dachte mir "nun kann ich neu durchstarten". ich war verliebt und voller Energie. Wir wollten am 07.01. (1 Tag vor meinem Geburtstag) nach Dubai fliegen. 1 Woche AIDA. Aber es kam anders.... Am 02.01. hatte ich plötzlich starke Rückenschmerzen. Am 04.01. bin ich zum Orthopäden gegangen, um mich spritzen zu lassen, damit ich am 07.01. fliegen kann. Es ging mir schon besser, aber am 05.01. wurde es wieder so schlimm. Ich konnte kaum laufen. Also bin ich abends zum ärztlichen Notdienst gefahren. Nach einer Urinprobe stellte sich heraus, es sind keine Rückenschmerzen, sondern ein Harnwegsinfekt. Mit Antibiotika könnte ich aber bestimmt fliegen. Am 06.01. ging es mir noch schlechter. Ich kam ins Krankenhaus. Verdacht auf Nierenkolik. Bereits in der Notaufnahme wurde mir gesagt, dass ich den Flug vergessen kann. SUPER. Am 07.01. stellte sich heraus, dass es eine schwere Nierenbeckenentzündung ist. Der normale Entzündungswert im Blut läge bei 5, ich hatte 154. Man sagte mir, wäre ich nicht ins KH gekommen, hätte ich wohl noch ca 2 Tage bis zum Nierenversagen gehabt. Also blieb ich im KH. Es war eine unglaublich große Überwindung, denn 1 Stockwerk über mir starb Mama 1 Jahr zuvor.

Mein 25 Geburtstag hätte schlimmer nicht sein können. Ich war in dem KH, in dem Mama starb, mein Flieger ging ohne mich, mein Freund war nicht da, weil er ohne mich flog und Mama war auch nicht da. :-((

Es war grauenvoll.

Am 09.01. durfte ich nach Hause. Ich war zwar nicht gesund, aber ich konnte heim. Anschließend war ich bis einschl. 29.01. krankgeschrieben, da das Antibiotika leider nicht so gut anschlug und die Heilung somit länger dauerte. Wie sauer mein Chef war, brauche ich nicht zu erwähnen. Zwischenzeitlich fuhr am 14.01. schon wieder jemand in mein Auto :-( Kein Weltuntergang aber sehr ärgerlich. Dann wurde auch noch mein Kater sehr krank und musste in die Tierklinik für ein paar Tage. Zum Glück ist er wieder gesund aber ich habe mir echt Sorgen gemacht.

Ich freute mich total, am 01.02. wieder arbeiten gehen zu können. Mir war so langweilig zu Hause. Am 31.01. wollte ich dann eine Freundin besuchen. Was geschah? Ich rutschte auf dem Glatteis aus und brach mir das Radiusköpfchen im linken Ellenbogen. 3 Wochen Gips, 6 Wochen nicht belasten! Ich dachte, ich flippe aus. Jetzt sitze ich seit Anfang Januar zu Hause und warte, bis die Zeit vergeht. Ich kann mir nicht mal selbst die Haare zusammenbinden, einkaufen, Wäsche aufhängen etc.

Durch die schlechte Laune ist meine frische Beziehung auch schon angeknaxt :-(

Da ich ja so lange zu Hause bin, habe ich viel Zeit zum Nachdenken. Über mich, über das Leben, über das, was passiert ist. Durch meine Pechsträhne bin ich momentan sehr gefrustet.

Die letzten 14 Monate waren sehr hart ohne Mama. Mal ging es mir sehr gut, mal sehr schlecht. Und auch heute noch kann ich es oft noch gar nicht fassen, dass sie für immer weg ist. Das ich sie nie mehr sehe. Ich hätte sie bei all diesen blöden Ereignissen so gerne angerufen. Aber da wird mir wieder bewusst "Du musst dich jetzt selbst darum kümmern". Sie ist weg. Ich bin ganz froh, dass ich mittlerweile schon wieder viele Erinnerungen an sie habe, als sie noch gesund war. Aber ich trauere noch sehr viel und sehr oft. Kein Tag vergeht, ohne das ich an sie denke. Ich vermisse sie sehr. Aber ich habe den Schmerz und die Trauer in meinen Alltag integriert wenn man das so nenne kann. Ich habe mich nicht daran gewöhnt. Aber ich habe gelernt, damit zu leben. Mal gehts gut, mal weniger. Ich rede noch oft von ihr und der schweren Zeit, die wir hatten. Das letzte Quartal 2009 kann man sagen, dass ich gar nicht mehr wusste, wie ich damit leben soll. Ich nahm wieder Antidepressiva, hatte sogar "fast ausgereifte" Selbstmordpläne. Ich barchte es aber wegen meines Neffen nicht übers Herz. Mein Arzt wollte mich in eine Psychartrie einweisen. Und über Mamas 1. Todestag möchte ich gar nicht sprechen. Aber gegen Ende des Jahres dachte ich "was machst du denn da? hätte Mama das gewollt? Willst DU das? Dein Leben wegwerfen? Aufgeben? Nein!" Ich habe die Antidepressiva abgesetzt. Heute geht es mir besser. Vielleicht auch, weil ich gerade sehr viel mit mir selbst beschäftigt bin? Keine Ahnung. Ich weine immer noch und trauere. Aber ich gebe mich selbst nicht auf.

Ich habe gemerkt, dass ich kälter geworden bin. Wie einen Schutzpanzer, der um mich herum ist. Selten spreche ich mit anderen Menschen über meine Gefühle. Aber ich möchte es auch nicht. Denn einige verstehen es eh nicht. Vielleicht wird das irgendwann anders. Vielleicht werde ich wieder offener?

Vielleicht geht es mir aber auch besser, wenn der Frühling kommt. Wenn die Sonne wieder scheint, es wärmer wird, die Blumen blühen...

So, jetzt habe ich wieder ganz schön viel geschrieben. Vielleicht auch durcheinander. Ich wolte nur mal erzählen, wie es mir so ergangen ist bzw. geht und würde mich freuen, von euch zu hören!

Viele liebe Grüße

Susanne
__________________


Für meine geliebte Mama
13.06.1964 - 16.12.2008
http://de.youtube.com/watch?v=PP_NQPrbRvM
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 02.03.2010, 17:28
Benutzerbild von Susanne85
Susanne85 Susanne85 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.09.2008
Ort: Fürstenfeldbruck
Beiträge: 163
Standard AW: Mögen die Engelchen dich begleiten, liebste Mama

Zitat:
Zitat von Annett59 Beitrag anzeigen
Noch etwas:
Die Stelle, an der Du schriebst, dass Dein Freund OHNE Dich flog und dass es jetzt "kriselt"..........ehrlich?
Frag' Dich auch bei ihm, ob ER der Richtige ist..........DAS habe ich mich gefragt bei Deinen Sätzen.........vielleicht: um DAS herauszufinden.....diese gesundheitlichen Probleme?.......
Liebe Annett,

nachdem ich jetzt ein bisschen eigenen Stress (hatte ja gestern meine Konisation etc) hinter mir habe, schreibe ich gern wieder.

Ja, die Frage habe ich mir auch gestellt und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass er sicher nicht der Richtige ist und habe mich getrennt. Leider hat er es recht schlecht aufgenommen und ist die 1. Woche ein bisschen "durchgedreht". Erst tat es mir ja auch leid, dass er so darunter leidet. Aber Liebeskummer und "Durchdrehen" sind 2 Paar Schuhe....

Mir tut es sehr leid für ihn, dass wir uns jetzt getrennt haben, da sein Papa doch jetzt auch so krank ist. Aber zusammenbleiben, "nur" um jemanden beizustehen, obwohl die Basis nicht stimmt? Nach 8 Wochen? Ich glaube nicht, dass das der richtige Weg ist.

Aber was solls. Ich bin jung. Männer kommen, Männer gehen. Und den Richtigen werde ich dann schon treffen, wenn es soweit ist.

Aber nun Schluss mit solchen Banalitäten. Wie geht es dir denn jetzt?

VIele liebe Grüße

Susanne
__________________


Für meine geliebte Mama
13.06.1964 - 16.12.2008
http://de.youtube.com/watch?v=PP_NQPrbRvM
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 01.08.2010, 04:57
Benutzerbild von rosa.sputnik
rosa.sputnik rosa.sputnik ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.11.2008
Ort: Austin, TX, USA + früher Düsseldorf
Beiträge: 547
Standard AW: Mögen die Engelchen dich begleiten, liebste Mama

Meine Süße,

ich drück' Dich ganz feste und denk daran dass ich IMMER für Dich da bin... ich weiss wie es Dir geht...

Fühl' Dich ganz doll gedrückt...

Traurige Grüße
Jasmin
__________________
Meine Mama: ED 12.11.2008 Kleinzelliges Bronchialkarzinom, T4 N3 M1 (multiple Hirnfiliae)
4 Zyklen Cisplatin und Etoposit, Ganzhirnbestrahlung, dann Tumorprogression, April 09 neue Lungenmetastasen und obere Einflussstauung. Keine weitere Kontrolle, keine Chemo mehr... nur Hoffen auf ein kleines bisschen mehr Lebensqualität...Am 28.07.2009 um 11:26 Uhr Meine Mama ist in meinen Armen für immer eingeschlafen...
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 10:30 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2025 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55