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#1
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Liebe Eleanor,
ich habe gerade sehr betroffen Deinen Beitrag (und ddie der anderen) gelesen. Ich kenne es sehr gut, dieses Gefühl kämpfen zu wollen und nicht zu können. Das Ringen um die Stärke, die einmal da war. So zu sein, wie man sich kennt. Das Suchen nach der Quelle, die Kraft gibt und Zuversicht und jeden Tag hilft zu überstehen. Die Frustration, wenn es nicht gelingt. Sich selbst nicht leiden zu können an den Tagen, an denen gar nix mehr geht. Nicht jammern zu wollen, sich niemandem zumuten wollen an diesen Tagen. Stark sein für die anderen.... Für die anderen bin ich eine Powerfrau, Miss 1000 Volt, immer eine Lösung findend, das Positive sehend, stark eben. Ich habe im Verlauf meiner Erkrankung (BK 2006, 7 LK, Rezidiv 2009 lokalrezidiv Axilla) eine interessante Erfahrung gemacht. Ich habe mich gefragt: "Was soll das?" Also was ich da veranstalte. Nur damit niemand sich unwohl oder verpflichtet oder sprachlos fühlt in meiner Gegenwart habe ich immer die "Tapfere" gezeigt. Ja, ich bin echt tapfer! Wie alle hier! Aber irgendwann war ich auch richtig schwach. Ich wollte nicht mehr kämpfen, sah keinen Sinn, habe mich nicht wieder erkannt mit all dem Gewicht, den diversen Einschränkungen, der Trägheit, dem Schlafbedürfniss, den Schmerzen... usw. Anzuerkennen, dass ich nie wieder die sein werde, die ich einmal war, der Umwelt das zuzumuten, dass ich keine Lust mehr habe, nicht positiv denke, keine Kraft mehr finde, unter all dem richtig leide... das war für mich als toughe Frau nicht einfach. Jetzt mute ich mich zu. Ich sage Verabredungen ab, wenn ich Schmerzen habe, zeige meine Angst, meine Nervosität vor jeder Untersuchung, betrinke mich wenn ich das alles nicht mehr aushalte und zwinge mich zum Blick nach vorn und vor allem zum Blick in die Veränderung. Ich habe manchmal Angst, will niemanden sehen, kann die Schlafstörungen, Hitzewallungen, Schmerzen, Schwellungen etc. manchmal nicht mehr ertragen. Und auch nicht, dass ich nicht mehr so bin, wie ich war. Peu a peu schraube ich die Erwartungen an mich selbst herunter. Uff! Das ist schwer. Wirklich. Manchmal spüre ich, dass nicht die anderen erwarten, dass ich stark bin, sondern ich selbst. Dass das was ich denke, was ich sein sollte mit den Erwartungen der Menschen um mich herum nichts zu tun hat. Sie sind bereit mich mit meinen Einschränkungen zu lieben, wenn ich es denn zulasse. Heute zeige ich mich nicht nur stark und zuversichtlich, sondern auch ängstlich, müde, verzweifelt und zweifelnd. Ich bin beides. Aber früher konnte ich das nicht zeigen. Die Menschen, die sich auf mich einlassen wollen wirklich wissen, wie ich mich fühle. Sie teilen mittlerweile nicht nur meine Stärke, sondern auch meine Ängste! Vielleicht ist dies das Geheimnis: Nicht immer stark sein zu wollen und anzuerkennen, dass all diese dunklen, angstmachenden Gefühle zum Überleben und auch zur Liebe und Freundschaft gehören. Zu akzeptieren, dass es Momente gibt, in denen man das alles nicht mehr ertragen kann und sich am liebsten zurücklehnen und überlassen möchte. Immer stark sein zu müssen/wollen ist anstrengend und raubt uns die zum Überleben so dringend benötige Energie. Das zu "fressen" hat mich Jahre gekostet und ich bin noch nicht durch damit. Sei zuversichtlich und überlass Dich auch den schwachen Momenten. Dann geht es für die Familie halt mal anders als gewohnt... aber es geht. Viel Mut zur Schwäche wünscht Sousha |
#2
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Liebe Pia, Sousha, Anja
eure Gedanken die ihr hier beschreibt sind genau meine Gedanken. Man kommt nicht zur Ruhe, die Gedanken kreisen und kreisen. Ich saß sogar schon an meiner Todesanzeige, an der Trauermusik usw.. Es klingt verrückt aber es ist so! Dann kämpft man wieder und hofft. Spielt nach außen die Starke bis zu dem Zeitpunkt, wo die Nerven versagen! Uns allen wünsche ich weiterhin viel Mut und Kraft die sch... Krankheit zu bekämpfen und wie schon Pia schreibt geteiltes Leid ist halbes Leid! Alles Liebe und Gute an alle von Rosi |
#3
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Liebe Rosi, du hast Recht, die Gedanken an die Rede, die Anzeige und die Musik ist mir auch schon mehr als einmal durch den Kopf gegangen. Noch haben wir Einfluss und das lässt uns wohl manchmal davon träumen alles noch rauszulassen was uns so auf dem Herzen liegt. Die Vorstellung wenigstens hier noch mitreden zu können ist schon verlockend. Dann wird alles wieder so unrealistisch und man denkt, vielleicht habe ich ja doch noch Zeit. Liebe Rosi, Kraftauch dir wünsche ich sei weiter Stark und habe Mut. Ich denke an dich und die anderen und mir ist viel leichter seid ich hier geschrieben habe. Danke.
Liebe Grüsse Pia |
#4
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Liebe Regina,
ich weiß nicht wo du bist, aber wir beide sind uns scheinbar geistig gerade sehr nahe, zeitgleich habe ich einen Beitrag geschrieben in meinem "Tumormarker-Thread", der sich um die gleichen Gedanken rankt wie dieser hier von dir. Wenn ich diesen deinen Beitrag lese, ist es mir beinah unheimlich, wie sehr du meine eigenen Gedanken beschreibst, wie du Worte und Bilder findest, die mir fehlen. Ich weiß, dass es keine Lösung für das Problem als solches gibt. Du schreibst: "sich über eine lange Zeit, mehr oder weniger, mit dem nahendem Tod zu beschäftigen, zu erleben wie das Leben immer weniger wird, hat etwas sehr Surreales. Immer mehr empfinde ich mich als Tröster, Beistand, bemühe ich mich den anderen es "leicht" zu machen anzunehmen, was kommen wird, möchte ich ihnen ihren schon jetzt erlebten Schmerz nehmen. Ich erlebe seit langer Zeit meinen Tod, meine Beerdigung, die Traurigkeit der mir nahe Stehenden, und das ist eine schwere Last, so empfinde ich es." Die einzige Möglichkeit für mich damit umzugehen, jetzt wo es mir ja noch gut geht, ist, selbst aktiv zu werden: Vielleicht zu helfen, anderen diese spezielle Last ein wenig zu erleichtern, ihr Alleinsein zu lindern, und damit vielleicht auch meine eigene Last tragbarer zu machen. Unsere Situation ist deswegen surreal gegenüber den Realitäten der anderen, WEIL wir allein sind. Vielleicht gelingt es ja mit anderen zusammen, diese Realität aus der Surrealität zu holen. Bei der Anzahl von Betroffenen, ist es doch eigentlich eine ganz eigene Realität mit Extistenzberechtigung. Oder ist das Quatsch? Liebe Grüße Susaloh |
#5
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Hallo Ihr tollen Frauen,
ich meine das ernst, weil ich diese Offenheit in diesem Thread als sehr wohltutend empfinde. Ich gehe mit der Erkrankung sehr offen um und auch ich finde es bisweilen schwierig zu entscheiden, was ich meiner Familie/Freunden zumuten kann. Ich sage ihnen immer wieder, dass sie mir mitteilen müssen, wenn es für sie zuviel wird. Als ich von meinen Behandlungswochen in Oberstaufen abgeholt wurde, war ich jedesmal so voller Eindrücke und z.T. schmerzvoller Erfahrungen, dass ich das bereits auf der Rückfahrt beschreiben musste. Meine Mutter hat mir an einem dieser Tage mal gesagt, dass sie jetzt einen Themawechsel benötigt, weil sie von meinen Erzählungen sehr betroffen war. Sie hat mir dann erklärt, dass sie ein schlechtes Gewissen hat so etwas zu sagen. Ich habe sie beruhigt und auch dazu ermuntert immer wieder eine Grenze zu ziehen, wenn es für sie zu schmerzhaft wird. Ich wünsche mir das von den mir nahestehenden Menschen, weil es ja schließlich nicht nur um mich und meine Erkrankung geht. Als mich einige Freunde nach der OP des Rezidivs aus dem Krankenhaus abgeholt und nach Hause gebracht haben, haben sie Wein besorgt und kleine Köstlichkeiten und wir haben zusammen gegessen, geweint, gelacht und es war eine sehr warme und liebevolle Athmosphäre. Ich war nach dieser Nachricht, dass "er" schon wieder versucht sich in mir breit zu machen sehr geschockt und in Endzeitstimmung. Ich habe sie gebeten, sich zu überlegen, ob sie mich auch auf dem letzten Weg begleiten würden, wenn es denn so kommen sollte. Ich bat sie, sich das gut zu überlegen, weil dies eine sehr spezielle Sache ist. Ich habe die Erfahrung einer Sterbebegleitung bei einem sehr geliebten Menschen gemacht und es war sehr schmerzvoll und traurig und zugleich auch sehr kostbar für mich. Wir konnten sie in Liebe bis zum letzten Augenblick begleiten und ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung und froh, dass ich den Mut hatte diese Situation zu durchleben. In Gedanken habe ich bereits "geplant" wer mein Auto bekommen soll, wer für meine Katzen sorgt, welches Schmuckstück für wen bestimmt ist, welches Lied an meiner Beerdigung gespielt werden soll (My way), wer es singen soll und dass meine Asche ins Meer verstreut werden soll. Ich stelle mir vor, wer wohl alles kommt und dass die Menschen nicht in Schwarz erscheinen sollen. Ich versuche alle noch offenen Konflikte zu bereinigen, damit diesbezüglich nichts ungeklärt bleibt. Oder einfach den Menschen immer wieder sagen, wieviel mir ihre Freundschaft bedeutet und sie teilhaben zu lassen an meinen Gefühlen, Gedanken, Ängsten, Hoffnungen.... Das kennt ihr sicher auch: Jeder kommt mit einem Buch, einem Tee oder einer Internetadresse um die Ecke und manchmal ist es mir einfach schon zu anstrengend zu entscheiden was ich heute essen will.Es ist gut gemeint, aber manchmal überfordert mich das alles. Für viele gesunde Menschen bedeuten diese Gedanken an meinen Tod so etwas wie Aufgabe. Aber das ist es nicht für mich. Ich empfinde es eher als Akzeptanz meiner Lebensumstände. Ich bin momentan medizinisch und mental weit entfernt vom Sterben und mache mich wieder auf ins "normale" Leben mit arbeiten und so. Dennoch weiß ich nicht was kommt und ich habe durch diese Erkrankung die Endlichkeit menschlichen Daseins begriffen. Der Austausch mit betroffenen ist etwas besonderes. Es ist als würden wir uns einer eigenen Sprache bedienen. Es ist einfacher all die Erfahrungen und Gefühle, die mit der Erkrankung zusammenhängen zu beschreiben, angefangen damit welch ein Schock die Diagnose auslöst, über die individuellen Strategien damit umzugehen bis hin zu Themen wie Schlafstörungen, Ödeme, Portprobleme, Behandlungsansätze, usw. Gott sei Dank habe ich Freunde, die sich auf diese Dinge einlassen können und mich wirklich stützen, wenn ich es brauche. Dennoch ist es anders als mit betroffenen zu sprechen. Heute war ich am See (ich wohne in der Nähe des Bodensees) und es war frühlingshaft, sonnig und roch nach Frühling. Erste Krokusse habe ich gesehen und meine Mutter hat Kässpätzle für mich gekocht. Nach der langen Behandlungszeit, der Müdigkeit, den Schmerzen, der Apettitlosigkeit, der langen Dunkelheit und dem vielen Schnee fühle ich das Leben auch in mir erwachen. Hoffnung, Lebendigkeit und Liebe zum Leben durchfluten mich, lassen mich meine Vorstellung von Glück empfinden und Pläne schmieden, wie das zu realisieren ist. Es ist nicht vermessen seine Träume zu erfüllen! Der einzige Unterschied zu Menschen die gesund sind ist der, dass ich nicht mehr lange damit warten werde. In diesem Sinne wünsche ich Euch allen ein Frühlingserwachen ohnegleichen! Sousha |
#6
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Ich danke euch allen für die lieben Worte, dass iihr so offen eure Gedanken darlegt für uns alle, dass ihr mir aus der Seele sprecht und dass es mir auch möglich sein darf, hier meine Gedanken und Ängste offenlegen zu dürfen.
Ich habe auch das Gefühl dass ich diese Gedanken und Worte zu keinem meiner Freunde und Verwandten sprechen kann, aber manchmal muss ich es einfach loswerden und wichtiger ist noch, dass auch andere so denken und fuhlen wie ich. Danke! Ängel
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#7
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Hallo ihr Lieben,
ich bin froh, das ich mit meinen Ängsten und Gefühlen nicht allein bin. Es sind z.Zt. viele Frauen im Forum die das metastisierende Stadium erreicht haben und nicht wissen, wie sie mit ihren Ängsten und Gefühlen umgehen sollen. Die Familie macht sich schon genug Sorgen und versucht einen immer abzulenken! Da finde ich es schön, dass man wenigstens hier auch einmal weinen und nach Hilfe schreien darf. Man wird verstanden, bekommt Mut zugesprochen und wird auch einmal geknuddelt! Das ist für mich und sicher auch für euch sehr wichtig! Wir hier im Thread sind alles tapfer, ja ich möchte sogar sagen harte, mutige, aber auch gefühlvolle und angstvolle Frauen. Meine Eltern z.B. denken ich werde trotz Metastasen wieder gesund. Was soll ich Ihnen sagen! Sie klagen mir noch ihr Leid und ich versuche ihnen noch zu helfen! Mein Mann und mein Sohn leiden und zittern vor jeder Untersuchung mit mir! Ich wünsche euch noch allen einen nicht so stürmigen Sonntag (laut Wettervorhersage). Bei uns ist es z.Zt. frühlingshaft mit 11 Grad im Schatten. Es ist herrlich draußen! Liebe Grüße an alle und ein ![]() von Rosi |
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