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  #1  
Alt 21.06.2010, 14:21
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mondkalb mondkalb ist offline
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Standard AW: Myriam

Hallo ihr Lieben,
Helmut, bin schon gespannt auf deinen Urlaubsbericht. Super, dass du eine schöne Zeit hattest. Wir warten schon auf Einzelheiten.
Mollie, danke für die lieben Wünsche! Ich hab zwar erst am Freitag Geburtstag, aber ich freu mich trotzdem.
Am Samstag hatten wir unsere Familienfeier, wie gesagt Geburtstag meines Jüngsten, mein Geb. und Matura meines Ältesten. Ich musste mich stark zusammenreißen, meine Schwester hat mir so gefehlt. Mein Mann weiß, dass ich viel übers Fotografieren verarbeite und so haben mir meine 5 Männer ( Mann, 3 Söhne und mein Schwager) für mich völlig überraschend und unerwartet meine heißersehnte Spiegelreflexkamera geschenkt. Damit hatte ich ehrlich überhaupt nicht gerechnet und da sie in eine völlig andere Schachtel einegepackt war, nämlich in die eines Wischmops, war ich hin und weg als ich die Kamera in den Händen hielt und es war um meine Fassung geschehen, ich hab einfach nur noch geheult. Die Anspannung der letzten Zeit, die Freude Menschen um mich zu haben, die sich Gedanken um mich machen und mir eine Freuden bereiten wollten, der Schmerz, dass eine ganz wichtige Person nicht mehr dabei ist um mit mir das alles zu teilen. Das alles floss mit meinen Tränen aus mir heraus und danach war ich völlig erschöpft. Es war mir so unangenehm vor allen, ich bin normalerweise nicht der Typ für Gefühlsausbrüche in der "Öffentlichkeit", aber ich konnte meine Gefühle nicht mehr unterdrücken. Aber es ist ihnen auf jeden Fall gelungen mir eine Freude zu machen und ich weiß es wirklich zu schätzen, dass sie Gedanken, Zeit und Geld für mich investiert haben. Jetzt stecke ich viel geistige Energie in mein neues Spielzeug und das tut mir gut, obwohl mich ein ganz besonderes Gefühl mit dieser Kamera begleitet, das ist schwer zu beschreiben.
Vielleicht zeig ich euch bald ein Ergebnis meiner neuen Knipserei.
Lasst von euch hören, bis bald
LG monika
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  #2  
Alt 21.06.2010, 23:44
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Myriam

Hallo meine Lieben,

was ich so alles gemacht habe in deiser Zeit? Naja, nicht viel. Zuerst mal war ich in Hamburg zum KK-Treffen. Es waren drei sehr schöne Tage. Viel gesehen, viel erlebt, alte Freunde und Bekannte wieder gesehen und neue Menschen kennengelernt. Also genau das, wozu so ein Treffen gut ist. Viel gelacht und manchmal auch ernst gewesen. Wie das Leben halt so spielt, vorallem in solch einer Runde. Was mir dabei inbesondere bewusst wurde ist, dass die Frage "Wie geht es dir?" einen ganz anderen Hintergrund hat als gewöhnlich und man eine ehrliche und direkte Antwort erhält.

Etliche Attraktionen standen auf dem Programm. Die Wasserspiele in "Planten und Bloomen", der Besuch des Michels mit einem fantastischen Orgelkonzert, die tolle Aussicht vom Turm des Michels, eine Fleetfahrt. Nicht jeder hat alles mitgemacht, muss ja auch nicht. Es soll ja Leute geben, die werden z.B. bereits in der Badewanne seekrank . Ich hab mir Sonntags dann noch zum Abschluss das Miniwunderland in der Speicherstadt angesehen. Einfach gigantisch, diese Eisenbahnanlage. Kann ich nur empfehlen. Am Abend hab ich mich noch mit einem Foto-Kollegen getroffen. Das Ergebnis könnt ihr hier http://home.fotocommunity.de/warndtb...762&d=21388965 sehen.

Von Hamburg aus bin ich dann noch nach Ö. gefahren. Brauchte fast eine Woche dafür. Bei der Gelegenheit: das Internet hat auch seine guten Seite. Man(n) lernt viele, nette Menschen kennen. Und wenn ich dann schon mal unterwegs bin, dann besuche ich diese Menschen auch meist, wenn meine Zeit es zulässt und mich mein Weg in ihrer Nähe vorbei führt.

In Ö. war ich dann noch eine Woche und habe Land und Leute kennen gelernt. Nicht alle, doch einige. Achja, in einem kleinen, 24° C warmen See gebadet und fotografiert, was die Kamera hergibt. Bis ich die alle gesichtet hab, das dauert noch ne Zeit.

Mollie, Monika,

das Trauertier, das ist so eine Sache. Meist schlägt es zu, wann man es am wenigsten erwartet. So ist es auch mir passiert. In Hamburg, bei den Wasserspielen, da schlug mir plötzlich der Gedanke wie ein Blitz in die Knochen: "Du musstest sterben, damit ich das alles erleben kann!" Mitten in der fröhlich-gespannten Runde, beim Warten auf die Wasserspiele. Der Gedanke ist natürlich Blödsinn, doch er war einfach da, nicht weg zu denken.

Das zweite Mal in der Nähe von Murau in Ö. Vielleicht war ich auch nur müde. Die Nacht hatte ich im Auto oben auf dem Pass bei Oberstaufen verbracht, wollte da den Sonnenaufgang erwischen. Jedenfalls mitten in der Fahrt dann der Gedanke: "Was soll ich hier, allein?" Ich dachte an die vielen Fahrten, die wir gemeinsam unternommen hatten. Geredet, gelacht, gestaunt, den Urlaub genossen. Gemeinsam. Dann fiel mir ein Vergleich ein. War es zu Anfang manchmal in der leeren Wohnung kaum auszuhalten, so kam mir der Gedanke, wie schön wäre es, sich nicht allein von netten Menschen verabschieden zu müssen, sondern wie schön es wäre, mal wieder sagen zu können: "Komm, WIR fahren nach Hause!" anstatt "ICH fahre dann mal."

Manchmal ist das wie ein Absturz. Doch dann rufe ich mir die schöne Zeit in Erinnerung. Die von damals und die von jetzt. Vorallem die von jetzt, in der es Menschen gibt, die sich freuen mich zu sehen und umgekehrt, die mir ihre Zeit widmen. Dann geht es wieder. Danke dafür!

Auch wenn es beide Male schwer fiel, ich konnte mich beherrschen bzw. wieder beruhigen. Wie Monika geschrieben hat, das Trauertier in einen Käfig stecken. Leider hat der irgendwo ein Loch, wo es immer wieder raus kann. Das wird wohl noch lange so sein. Doch damit kann man leben, man lernt es mit der Zeit. Ich habe dieses Lehrbuch auch noch nicht zu Ende gelesen.


Alles Liebe

Helmut
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  #3  
Alt 22.06.2010, 00:22
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Ute08 Ute08 ist offline
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Standard AW: Myriam

Lieber Helmut,
dass mit dem Trauertier hast du wunderbar formuliert und total bildhaft beschrieben. Kann ich was mit tun. Das Bild werde ich mir jetzt immer vorstellen, wenns nicht so gut geht und versuchen, die Löcher im Käfig
so gering und klein wie möglich zu halten.
Auf deine "Schnappschüsse" von deiner Reise bin ich schon gespannt.
Du machst ja immer tolle Bilder.
Dir einen lieben Gruß und eine angenehme Nacht
die Ute
__________________
Meine Tochter Melanie + 31.10.2009 14.54 Uhr
Du durftest nur 17 Jahre alt werden.
Ich werde dich immer in meinem Herzen haben!!!
www.darkprincess-melaniehuemmer.de
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  #4  
Alt 24.06.2010, 01:03
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HelmutL HelmutL ist offline
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Lächeln AW: Myriam

Hallo Mollie, Ute und Birgit,

mit dem Trauertier, ich glaube, da habt ihr alle recht. Manchmal sperre ich es einfach weg. Ich will es dann unter keinen Umständen um mich haben. Auf der anderen Seite sollte man sich mit ihm arrangieren ohne es auch noch zu pflegen. Irgendwo dazwischen oder von allem etwas: da liegt der Weg, der bei jedem anders ist.

Heute Abend war ich bei meiner Ältesten zum Abendessen. Nicht nur deswegen. Ich hatte ja schliesslich meine Kleinen lange nicht gesehen. Finja lies sich gerade die Fingernägel in schwarz/rot/gold lackieren, sie ist ganz verrückt nach Fussball. Paulina holte sogleich ihr neues Lesebuch von der kleinen Hexe Lilli, um mir vor zu lesen. Sie hat bereits mehrere Bücher, die ihrem Alter entsprechen, und ist eine richtige Leseratte. Paulina setzte sich auf meine Schoss und begann zu lesen. Es war schön, sie im Arm zu halten. Ich dachte an Myriam, als ich ihr zuhörte, und wie stolz sie gewesen wäre, könnte sie das noch erleben. Komischerweise tat der Gedanke nicht weh. Es war ein wohliges Gefühl. Wäre sie noch da, hätte Paulina garantiert auf ihrem Schoss gesessen. So durfte ich das erleben und sie im Anschluss gebührend loben für ihr Können. Nach dem Abendessen mussten die Kleinen dann in die Heia und wir Grossen schauten uns auf der Terrasse gemeinsam das Fussballspiel an. Einige Bekannte kamen auch noch dazu.

Die beiden Kleinen sind begeisterte Läuferinnen. Papa und Mama sind ihnen auch ein sehr gutes Vorbild. Nicht dass die Beiden aufs Laufen getrimmt werden, sie wollen es selbst. Mama und Papa müssen darauf achten, dass die Beiden sich nicht übernehmen. Die Kleinen besitzen sehr viel Ehrgeiz. Am letzten Sonntag fand hier in der Stadt ein Schülerlauf über 2 km statt. Nicht der Erste, an dem sie teilnahmen in diesem Jahr. Mama und Papa laufen meist, wenn es geht, mit, um auf zu passen.

Ich bin stolz auf die Beiden. Vorallem, weil sie es selbst wollen und Ehrgeiz entwickeln, weil das Laufen ihnen Spass macht. Natürlich auch, weil dieser Ehrgeiz belohnt wurde. Paulina (7) stand als Zweite ihrer Altersklasse auf dem Treppchen und Finja (5) belegte einen beachtlichen Platz im Gesamtfeld und verpasste das Treppchen ihrer Altersklasse nur um eine Sekunde. Die Beiden besitzen ein grosses Potential, was auch eine grosse Verantwortung für Mama und Papa bedingt. Doch da mach ich mir keine Sorgen. Papa hat zu den Kleinen gesagt: "Lauft, wenn ihr es wollt. Lauft, wenn es euch Spass macht. Niemand wird euch je dazu zwingen, wenn ihr es nicht wollt." Mal sehen, was sich daraus entwickelt. Sie sind ja noch sehr klein. Jedenfalls fahren wir am Freitag zu einem Sportgeschäft und die Kleinen können sich was aussuchen für ihren Sport. Opa bezahlt dann. Eine kleine Belohnung muss schliesslich sein!

Zwei Bild möchte ich euch noch zeigen. Zum ersten der Ausblick vom Hamburger Michel und den Sonnenuntergang in Fuschl am See, bei Salzburg, wo ich ein gemütliches Abendessen zu mir nahm.




Gute Nacht und alles Liebe

Helmut
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Geändert von HelmutL (24.06.2010 um 01:13 Uhr)
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  #5  
Alt 24.06.2010, 12:39
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mondkalb mondkalb ist offline
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Standard AW: Myriam

Hallo an alle,
ja mollie, ich hab das verstanden und ich finde es eigentlich einen guten Ansatz sich mit dem Trauertier zu arrangieren, ein friedliches Nebeneinander zu versuchen. Aber wie Helmut sagt, den Weg muss jeder selber finden, wir können uns hier nur gegenseitig unterstützen.
Helmut, schön wenn man wegfahren kann, um etwas Neues zu erleben und auch schön wieder nach Hause zu kommen. Es freut mich, dass du beides angenehm durchlebt hast. Deine Fotos sind gelungen, besonders das von Fuschl lädt zum Träumen ein. Das nächste Mal, wenn du nach Österreich kommst, mach einen Abstecher weiter nach Osten, auch das Burgenland ist nicht zu verachten und vielleicht können wir ein Achterl zusammen trinken.
So jetzt werd ich das Wetter nützten um meine neue Kamera zu studieren und probieren.
Bis bald
LG monika
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  #6  
Alt 25.06.2010, 13:15
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Myriam

Liebe Monika,

boah, das hab ich glatt vergessen, das Viertele im Burgenland. Das kommt nicht wieder vor, versprochen! Ich würde eh am liebsten gleich wieder in diese Richtung losfahren. Es war einfach zu schön. Geht jedoch leider nicht. Zu deinem neuen Fotoapparat wünsche ich dir immer ausreichend Licht und schöne Motive. Bin gespannt auf deine Bilder.


Liebe Mollie,

niemand kann dir, mir und uns sagen, welcher Weg der Richtige ist. Deine Gedanken finde ich auf jeden Fall schon mal OK. Nur wer sich Gedanken macht, kommt auch ans Ziel. Wo immer dieses auch liegen mag. Es sind immer nur die kleinen Schritte, welche wirklich nach vorne bringen. Und wenn man dabei in eine Sackgasse gerät, so ist das nur Anreiz, zur letzten Abzweigung zurück zu gehen und es nochmal zu probieren. Du weisst dann wenigstens, wie es für dich nicht geht. Alle, die sich wirklich bemühen, machen das ebenso. Bewusst oder unbewusst.


Liebe Birgit,

das wird bestimmt noch. Deine Vorarbeit hast du ja geleistet . Nun ist die nächste Generation an der Reihe, Geschick zu machen. Leider haben wir als Oma's und Opa's in Spe herzlich wenig Einfluss darauf. Naja, ich finde, das ist auch gut so. Der Nachwuchs muss seinen eigenen Strang ziehen. Wir können nur noch vorsichtig begleiten.

Ich muss dir recht geben: Enkel sind was sehr schönes. Die Beiden geben mir sehr viel. Zum einen konnte ich viel von ihnen lernen und zum Zweiten bringen sie ein gehäuftes Mass an Unbekümmertheit in mein Leben. Und sie haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber den eigenen Kindern, als diese in dem Alter waren: man kann sie wieder bei Papa und Mama abgeben, wenn es für Opa und/oder Oma zu anstrengend wird . Und, was auch noch ein wichtiger Unterschied ist, als Oma oder Opa darf man vieles, was Papa und Mama nicht dürfen. Das sollte natürlich im Rahmen bleiben .

Ich weiss nicht, wie ich es genau beschreiben soll, als die Grosse auf meinem Schoss sass und mir voller Eifer und Konzentration vorlas. Es hat mich ein bisschen mit dem Gedanken an Myriam versöhnt. Den Schmerz genommen. Das Gefühl gegeben, dass ich ihr Opa bin, dass ich eine Bezugsperson für sie bin, dass ich für sie wichtig bin und vorallem, dass sie mich lieben.

Ein winziger Schritt auf dem Weg, das zu akzeptieren, was nicht mehr zu ändern ist. Ich denke, dass da immer noch jemand seine Hand im Spiel hat .



Ich bin gerade am überlegen, ob es denn wirklich richtig ist, dieses Trauertier weiterhin als Monster zu betrachten, welches man einsperren, wegschliessen sollte? Mal abgesehen davon, dass das niemals gelingen wird. Vielleicht kann man es zähmen? Zähmen zu einem treuen Wegbegleiter, der verhindert, dass man vergisst? Vielleicht kann es sogar helfen, die Zukunft zu gestalten, soweit uns das möglich ist? Muss man es dazu überhaupt erst zähmen? Sind vielleicht wir die Widerspenstigen, die nicht verstehen wollen? Fragen, Fragen, Fragen..........


Alles Liebe

Helmut
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  #7  
Alt 25.06.2010, 14:54
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Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: Myriam

Zitat:
Zitat von HelmutL Beitrag anzeigen
Ich bin gerade am überlegen, ob es denn wirklich richtig ist, dieses Trauertier weiterhin als Monster zu betrachten, welches man einsperren, wegschliessen sollte? Mal abgesehen davon, dass das niemals gelingen wird. Vielleicht kann man es zähmen? Zähmen zu einem treuen Wegbegleiter, der verhindert, dass man vergisst? Vielleicht kann es sogar helfen, die Zukunft zu gestalten, soweit uns das möglich ist? Muss man es dazu überhaupt erst zähmen? Sind vielleicht wir die Widerspenstigen, die nicht verstehen wollen? Fragen, Fragen, Fragen..........
Liebe Helmut,
ich sehe im "Trauertier" (ich nenne es für mich nie so) kein Monster, keine "Bestie", die man wegsperren müßte, wovor man immer wieder Angst haben müßte und die ich zähmen müsste/könnte.
Trauer...ist für mich ein Wegbegleiter auf der Strasse meines Lebens.
Trauer...erinnert mich an zurückliegende Zeiten -vor allem an gute Zeiten.
Trauer...gibt mir das "Salz" für die leckere Zukunftsmahlzeit!
So sehe ich das mal so vor mich hingedacht....

LG
Morgana
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Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
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  #8  
Alt 04.07.2010, 13:31
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Sonnenblümchen Sonnenblümchen ist offline
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Standard AW: Myriam

Lieber Helmut und all die anderen,

jetzt muss ich dir erst einmal Danke sagen für deine Zeilen, die mich wieder ein klitzewenig nach vorne gebracht haben.
Ich bin so begeistert, von dem was du schon alles geschrieben hast, dass ich mit meiner Antwort eigentlich noch warten wollte, bis ich alles von dir gelesen habe, aber ich komme nicht von der Stelle und befinde mich gerade mal im Juni des letzten Jahres.
Es ist faszinierend wie du von den "Zimmern" in deinem Herzen schreibst, es ist bemerkenswert, wie du es immer wieder schaffst, durch die Kraft, die Myriam dir schenken muss, immer wieder neuen Halt zu finden. Da bin ich noch lange nicht angekommen und derzeitig befinde ich mich echt in dem großen, schwarzen, tiefen Loch.
Ich suche die Nähe von Fred, ein wunderbarer Mensch, der mir so viel von den Schultern genommen hat, wo ich nun alleine mit zurecht kommen muss. Aber wem erzähle ich das?!
Es ist euch ja allen auch so ergangen.
Es ist ergreifend von dir zu lesen, dass du es schaffst, an die Orte zu gehen, an denen du früher immer mit Myriam gemeinsam warst. ( Schwarzwald)
Auch die Art und Weise wie du es uns mitteilst, ich finde einfach keine Worte.

Das von dir in "Kursiv"-gesetzte Zitat mit dem Thema......
.....keiner erklärt uns den Tod. Ich empfinde es genauso. Ich habe zum allererstenmal einen geliebten Menschen begleitet beim Übergang vom Leben in den Tod. Ich war mutterseelenallein mit meinen Ängsten und mit meiner Hilflosigkeit. Ich hatte doch noch nie jemanden in den Tod begleitet. Nicht einmal die Krankenschwestern haben mich auf seinem Krankenzimmer mal informiert.
Einmal bin ich rausgelaufen und hab ganz besorgt nachgefragt, ob so ein Mensch aussieht, der bald sterben muss. Ich war noch niemals mit einem toten Körper konfrontiert worden. Und diesmal war es mein über alles geliebter Mann, dem ich dort beim Sterben beiwohnte. Lediglich, dass sich das Dreieck an der Nasenspitze zwischen den Nasenlöchern verändert ( spitzer wird und aussieht wie mit Wachs beträufelt) das hatte ich einer Bekannten aus dem Forum abringen können. Doch durch die Sauerstoffbeatmung hatte ich diesen Zustand garnicht wahrnehmen können.

Es ist richtig Helmut, wenn du schreibst, dass all diese Erfahrungen uns als Angehörigen nicht mitgeteilt werden. Man muss sie wirklich selber erst mitmachen, um zu begreifen, wie schwer es ist auch im Nachhinein und in der darauf folgenden Zeit mit all seinen Ängsten und Gefühlen klarzukommen.

Hilfe, die sich unmittelbar anschließt, sei es in Trauergruppen, Therapien oder sonstiger Form ist kaum zu finden. Wie du schon sagst.....du hast das Forum gefunden, was dir dabei geholfen hat. Ich denke, dass es auch für mich sehr hilfreich sein wird, wie auch bereits zu Lebzeiten von Fred, wo ich noch im Bauchfellkrebs-Forum von seinen Krankheitsverlauf samt OP berichtet habe und auch viele liebe Menschen kennen gelernt habe, die heute in engem Kontakt zu mir stehen.

Was ich aber dennoch brauche ist die Schulter, an die ich mich anlehnen kann.
Klar hab ich auch hier in der realen Welt , (gerade auch durch diese besch....ne Krankheit) neue Freunde kennengelernt und bei alten Freundschaften zeigt sich gerade jetzt, ob es Freunde für`s Leben sind, aber dennoch kann niemand den geliebten Menschen, den man verloren hat, ersetzen.
Du Helmut hast noch das große Glück, deine Töchter und Enkelinnen um dich herum zu haben, zwar auch nicht ständig, aber dennoch häufig.
Ich muß mich schon damit zufrieden geben, wenn mein Sohn sich alle 14 Tage mal für 2 Stunden blicken lässt, dass ich ihn an Fred`s Stelle mal so an mich drücken kann.
Ich werde also hier noch einiges von dir lesen können und bin gespannt, wie es ab Juni 09 bei dir im Leben weitergegangen ist. Deine tolle neue Wohnung habe ich genauso bewundert wie die jeweiligen Fotos deiner einzelnen Etappen.
Wünsche dir vorerst einen schönen Restsonntag und werde mich jetzt mal zum Friedhof begeben. Das mache ich übrigens jeden Tag. Es ist für mich ein Ort des Nachdenkens aber auch der Gespräche mit anderen, die ebenfalls ihre Lieben besuchen.

sei lieb gegrüßt
Petra
__________________
Er hat nie aufgehört, daran zu glauben, wieder gesund zu werden.....
Aus dem Glauben wurde Hoffnung, doch die Krankheit hat der Hoffnung keine Chance gelassen.



*28. Mai 1949 + 9. Juni 2010 in Bad Frankenhausen
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  #9  
Alt 04.07.2010, 15:24
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Myriam

Liebe Chris,

danke für deine Antwort. Sie beruhigt mich ein bisschen. Naja, mal sehen, was kommen wird. Ob überhaupt oder wie oder was auch immer. Die Zukunft vorhersehen kann niemand und vorherbestimmen schon garnicht. Ich bin auch nicht unbedingt der Geduldigste. Da muss ich noch ein bisschen drauf rumdenken.

Ich denke, dass man die Probleme in einer neuen Beziehung, welche daraus entstehen, dass man Witwer ist, durchaus in gegenseitigem Vertrauen mit einer verständnisvollen Partnerin in den Griff bekommen kann. Doch die Angst bleibt immer noch. Ich bin nicht mehr jung. So viele Versuche hab ich nicht mehr und je älter ich werde, umso schwieriger wird es. Nicht nur für mich sondern für alle. Wäre ich 30, würde ich mir da wohl eher weniger Gedanken machen.

Wenn man jung ist, die erste "grosse Liebe", die irgendwann den Bach runter geht. Irgendwann findet man die "ideale Frau". Glaubt man. Wie will man das überblicken? Man stürzt sich mehr oder weniger blind in eine Ehe oder eine ähnliche Beziehung. Total verliebt kann man garnicht abschätzen, was alles kommen kann. Mit rosaroter Brille steht die Partnerin auf dem Sockel. Umgekehrt natürlich auch. Der Alltag lässt dann oft die rosa Fassade bröckeln. Dann erst zeigt sich, wie stark die Liebe zueinander wirklich ist.

In meinem Alter, da hat diese Fassade bereits viele Risse und Löcher. Oft nur notdürftig ausgebessert. So manche Strebe steht in der Landschaft, um sie abzustützen, sie würde sonst umfallen. OK, ein neuer rosa Anstrich würde zumindest dem Äusseren gut tun. Nur, sie einfach nur überstreichen, das reicht nicht. An den Flickstellen wird die Farbe schnell wieder abblättern. Dann sieht sie schlimmer aus als je zuvor. Hat man noch die Kraft die Fassade einer neuen Partnerin sorgfältig zu renovieren, zu grundieren und sie dann mit einer dauerhaften Farbe zu streichen? Und dasselbe auch an der eigenen zu zu lassen? In meinem Alter rennen nur noch die wenigsten blind in eine, möglicherweise dauerhafte, Beziehung. So sie denn überhaupt noch wollen. OK, die Farbe muss ja auch nicht unbedingt Rosa sein. Ein freundlicher, heller Anstrich würde es vielleicht auch tun?

OK, Chris, es ist möglich. Boah .... hoffentlich .... vielleicht .... kann sein ..... sicher


Liebe mollie,

vielleicht fühlen sie auf ähnlich Weise das Gleiche wie du? Ich kann es mir vorstellen.


Liebe Petra,

Freunde. Ein oft und heiss diskutiertes Thema. Neue Freunde, alte Freunde, ehemalige Freunde, Bekannte. Genau dieses Schema.

Freunde können trösten, unterstützen, helfen. Manche zu jeder Tages- und Nachtzeit. Nicht mehr und nicht weniger. Sie gehen nach Hause in ihren Alltag, du in die leere Wohnung. Mehr kann und darf man auch nicht erwarten. Mit den Kindern ist es ansich genau so, sobald sie erwachsen sind. Freunde, selbst Kinder, können niemals den Verlust ersetzen. Sie können ihn erträglicher machen. Mehr nicht. Den Verlust, den muss man mit sich selbst ausmachen.

Du kannst das schaffen. Dazu brauchst du Mut und Biss. Nicht versuchen, vor den Löchern weg zu laufen. Mal aufschieben, OK. Du weisst, du hast Freunde, die dich immer wieder aus diesen Löchern heraus ziehen. Sie sind dein Anker und irgendwann brauchst du selbst das nicht mehr so oft. Wenn du es so willst, ein weiter und steiniger Weg, doch mit einem lohnenden Ziel: Lebensfreude. Ist das für dich vorstellbar?

Das, was du jetzt vor dir hast, ist dein Leben. Setz dir Ziele, mach kleine Schritte. Wobei, der Weg ist das Ziel! Nicht jedes gesteckte Ziel muss auch erreicht werden. Und sei dir sicher, dass du bei so manchem, was du tun wirst, auf Unverständniss stossen wirst. Das ist so. Wenn du das im Voraus weisst, kann nichts passieren. Lebe nicht so, wie dein Umfeld es möchte, sondern wie es dir möglich ist und gefällt. So verblüffend das klingt, du brauchst ab sofort auf niemanden mehr grossartig Rücksicht zu nehmen. Du lebst, es ist ganz allein dein Leben. Das kann man auch durchaus positiv sehen. Auch wenn du es im Moment nicht so sehen kannst. Drüber nachdenken, das kannst du bestimmt, oder?


28°C, einen schönen Sonntag wünsch ich euch

Helmut
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