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#1
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Meine Seele weint
Ich bin da bei, die Wohnung meiner Eltern ausräumen zu müssen. Man nimmt Dinge in die Hand, muß sortieren. Was hebt man auf, wenn man den Platz hat. Irgendwie kommt mir in den Sinn, bei dieser Aufgabe, wir landen alle irgendwann auf dem Sperrmüll. Alles was uns ausgemacht hat muß auf irgendeine Weise entsorgt werden. Ich stehe hier zwischen Säcken, Restmüll, Sperrmüll, gelber Sack. Es macht mich so unendlich traurig. Die Fotos kann ich aufheben. Für den Rest gibt es keinen Platz. Also muß ich jedes Teil irgendeiner Abfuhrart zuführen. Aber die Dinge in die Hand zu nehmen, an denen so viele Erinnerungen an ein ganzen Leben kleben, fällt mir unheimlich schwer. Irgendwie stelle ich mir die Frage dabei, irgendwann landet alles was unser Leben ausgemacht auf dem Sperrmüll. Wir rennen Dingen hinterher, aber dann kommt wirklich der Zeitpunkt, an dem man sich fragt, macht das alles Sinn. Vielleicht sollte man anfangen, alles etwas anders zu bewerten und wirklich sein Leben versuchen zu leben und nicht irgendwelchen Dingen hinterher zu rennen. Am Schluß löst sich eh alles auf und landet im Müll. Wir leben unser Leben, stellen aber irgendwann fest, wofür das alles. Wem sind wir eigentlich hinterhergelaufen. Dieses Ausräumen macht mich unheimlich nachdenklich. Beim Ausräumen wird mir die Endlichkeit der Dinge sehr bewußt. Niemand in unserer Gesellschaft läßt diese Dinge an sich herankommen. Erst wenn es einen selbst betrifft, merkt man wie endlich eigentlich alles ist. Wir haben geliebt, gearbeitet und gehofft, aber irgendwann stellt man alles in Frage. Ich sitze hier allein, in den letzten 14 Monaten habe ich alles verloren, was mein Leben bis dahin ausgemacht hat. Erst meinen Mann, dann in diesem Jahr meine Eltern. Ich will mich auch gar nicht in Selbstmitleid verlieren und muß versuchen im Leben wieder klar zu kommen, egal wie lange es auch dauern mag. Aber es wird nie wieder wie es war. Man kann irgendwie nicht in den alten Bahnen weitermachen. Die Sicht der Dinge ändert sich sehr erheblich. Ich glaube das geht hier auch vielen so. Das ganze Leben wird ausgehebelt und man muß irgendwie versuchen, wieder neu anzufangen. Mir fällt es im Moment unheimlich schwer. Anklagen an die zu richten, die gegangen sind? Sie wollten es ja auch nicht.Ich fühle mich im Moment sehr zerissen zwischen dem hier und jetzt. Trauer braucht unendlich viel Zeit, die die Gesellschaft uns nicht gestattet. Beim Ausräumen wird mir alles wieder unheimlich bewußt. Ich sehe die vielen Müllsäcke und frage mich, so werden wir alle irgendwann entsorgt werden. Alles was uns ausgemacht hat.Wofür wir gelebt haben. Hat alles keinen Wert mehr. Das ist eine Geschichte, die ich besonders schlimm finde. Wir leben zwar weiter in den Gedanken unserer Lieben und solange jemand an uns denkt, sind wir nicht tot. Ich will euch nicht nerven, aber diese Dinge mußte ich mir einfach mal von der Seele schreiben.
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Francis *11.09.49 + 16.03.2009 Nichts wird mehr sein wie es war. Wir suchen dich oft und hatten gehofft, die Tür geht auf. Du kommst herein und alles wird wie früher sein. Wenn Liebe könnte Wunder tun und Tränen Tote wecken, so würde dich schon lang nicht mehr die kalte Erde decken |
#2
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Laß dich fallen in deine Trauer,
und schäme dich nicht deiner Tränen. Weine um vergangenes Glück, aber öffne dein Herz für all die Liebe, die dir gegeben wird. Irgendwann Glaube an den Sinn des Lebens. Zweifle nicht, wenn Schmerz dein Herz bedrückt. Auch wenn deine Seele weint, sei dir immer gewiß, dass du eines Tages verstehst. Du bist gegangen. Ich gebe dich frei für die Ewigkeit. Lebe glücklich in deiner neuen Welt, und erwarte mich, wenn ich dir folge. Wir werden uns wiedersehen, und die Liebe wird mir uns sein. Auch sie ist unsterblich. Hoffnung Begleitet vom Gleichklang rhythmischen Glockengeläut`s wurden Hoffnungen zu Grabe getragen... Die große Hoffnung auf Heilung, die sehnsüchtige Hoffnung auf ein paar Jahre, die zarte Hoffnung auf ein paar Monate, die stille Hoffnung auf ein paar Wochen, die verzweifelte Hoffnung, den nächsten Tag noch zu erleben. Als du auf Heilung hofftest, blieben dir noch ein paar Jahre. Als du auf Jahre hofftest, waren es nur noch Monate. Als du auf Monate hofftest, blieben nur noch wenige Wochen. Und als du dir noch ein paar schöne Wochen wünschstest, begannen deine letzten Tage in diesem Leben. Aus den Tagen wurden Stunden, Minuten, Sekunden... und so hat sich keine deiner Hoffnungen erfüllt. Der Tod läßt nicht mit sich handeln, aber er bewahrte dich davor, noch schlimmeres Leid ertragen zu müssen. Oft ist der Tod Erlösung, und ich bin dankbar dafür. Unendlich Mensch, du bist Wunder, du bist Geist, du bist Licht. Du bist Teil eines Ganzen, aber sterblich - das bist du nicht. Hinauf Der Himmel, der von Weite kündet, als Farbenspiel am Weltenzelt, weiß, dass einst alles in ihm mündet, was sich löset von der Welt. Er ist zur Ewigkeit das Tor, die Schwelle der Unendlichkeit. Die Seele schwebt zu ihm empor, - einst, am Ende unserer Zeit. --------------------------------------------------------------------------------
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Francis *11.09.49 + 16.03.2009 Nichts wird mehr sein wie es war. Wir suchen dich oft und hatten gehofft, die Tür geht auf. Du kommst herein und alles wird wie früher sein. Wenn Liebe könnte Wunder tun und Tränen Tote wecken, so würde dich schon lang nicht mehr die kalte Erde decken |
#3
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Hallo Conny
![]() Das Gedicht ist wunderschön, freue mich immer von dir zu lesen. Kann mir gut vorstellen das die Wohnung auszuräumen dich sehr viel Kraft gekostet hat. Konntest bzw mußtest die Erinnerung geballt ertragen, wir haben fast alles an Kleidung sofort nach der Beerdigung verpackt sozusagen im Schockzustand viel es uns leichter. Wenn ich heut auch nur einen Socken von meinem Dad in die Hände bekomme brech ich gleich in Tränen aus, hätte das später nicht mehr hinbekommen. Ziehe meinen Hut vor dir, das du das gemeistert hast. Laß die Trauer zu, niemand hat das Recht dir vorzuschreiben wie lange du zu trauern hast. Verständnis können nur die aufbringen die ein ähnliches Schicksal hatten. Grüßle Sarah |
#4
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Liebe Sarah, vielen Dank für deine Antwort. Ja das ausräumen müssen ist schwer. Die Kleider
meiner Eltern haben ich und mein Neffe auch sofort gemacht. In 2 Wochen wird die Wohnung ganz leer sein. Habe sie zum 01. November vermietet und bin froh, dass ich dann da nicht mehr rein muß. Die Dinge in die Hand zu nehmen fällt sehr schwer. Aber es nützt ja nichts. Am schlimmsten finde ich, dass so vieles auf dem Müll landet. Es hängen halt so viele Erinnerungen daran, aber man kann ja nicht alles aufheben. Es tut verdammt weh. Aber es muß halt sein. Mein Sohn hat das meiste abgeholt und ich muß sehen, wie ich mit dem Rest klarkomme. Die Wohnung ist nicht so das Problem sonder Keller und Speicher. Ich muß irgendwie Platz finden. Heißt, ich muß viele überflüssige Dinge entsorgen. Bin manchmal auch richtig wütend und schimpfe mit meinem Vater, der ja alles aufgehoben hat. Aber ich denke, in zwei Wochen bin ich fertig und kann irgendwie einen kleinen Schlußstrich ziehen. Das neu beginnen ist doch sehr schwer. Habe jetzt eine Kur von 6 Wochen genehmigt bekommen. die Klinik hat aber ne Wartezeit von 5 bis 6 Monaten. Bis dahin kann man ja tod sein. Werde das heute mit meinem Pyschologen besprechen. Vielleicht kann der ja was tun. Schaun wir mal. Ich kann dich ja so gut verstehen. Es sind halt Dinge, die man machen muß. Die Dinge in die Hand zu nehmen, tut einfach weh. Wir müssen die Trauer zulassen, egal wie lange es dauert. Es geht leider nicht von heute auf morgen. Jeder braucht halt seine Zeit, manchmal sind es auch Jahre. Ich muß damit auch irgendwie zurecht kommen. Ganz ganz liebe Grüße Conny
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Francis *11.09.49 + 16.03.2009 Nichts wird mehr sein wie es war. Wir suchen dich oft und hatten gehofft, die Tür geht auf. Du kommst herein und alles wird wie früher sein. Wenn Liebe könnte Wunder tun und Tränen Tote wecken, so würde dich schon lang nicht mehr die kalte Erde decken |
#5
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Hallo Conny
Würde mich freuen wenn meine Mom auch zur Kur könnte, war einfach etwas zuviel die letzten Jahre. Aber ihr Arzt blockt total ab, obwohl sie noch nie war. Naja vieleicht wechselt sie doch mal endlich den Arzt, lang genug versuch ich schon sie davon zu überzeugen. Bald hast du das mit der Wohnung geschafft, und kannst dich auch mal zurücklehnen, und Zeit für dich nehmen. Lieb Grüß Sarah |
#6
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Liebe Sarah, vielen Dank für deine Antwort.
Ich habe gerade Widerspruch bei der Rentenversicherung eingelegt. Habe ich gestern mit meinem Psycholgen durchgesprochen. Es gibt schließlich fast zweihundert Kliniken in Deutschland. Da kann es doch nicht sein, dass man ein halbes Jahr warten muß. Deine Mom sollte vielleicht auch zu einem Pyschotherapeuten gehen. Dann wird es mit einer Kur einfacher, wobei es problematisch ist einen zu finden. Ist deine Mama noch berufstätig? Auf jeden Fall ist es über diese Schiene einfacher. Man muß doch einfach mal raus und das alles verarbeiten. Es dauert sehr lange, mit der ganzen Situation fertig zu werden. Notfalls soll sie auch den Hausarzt wechseln. Aber man muß das schon alles erlebt haben, um es überhaupt begreifen zu können. Für unsere Umwelt muß es noch einer Weile weitergehen. Verstehen können uns nur Leute, die das gleiche durchmachen. Es geht einfach nicht so schnell und braucht viel Zeit. Sicher wird irgendwann der Moment kommen, wo man mehr Abstand hat. Aber ob die Trauer 1 Jahr, 2 Jahre oder mehr dauert, hängt von jedem persönlich ab. Lasst euch nicht entmutigen. Deine Mama sollte wirklich auch ein Kur machen nur um ein bißchen neue Perspektiven zu bekommen. Schließlich habe wir die ganze Jahre in das System einbezahlt. Es ist unser gutes Recht, es dann auch mal in Anspruch zu nehmen. Ich war auch noch nie in einer Kur und habe 40 Jahre gearbeitet. Vielleicht solltest du ihr helfen. Kopf hoch. Viele liebe Grüße Conny
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Francis *11.09.49 + 16.03.2009 Nichts wird mehr sein wie es war. Wir suchen dich oft und hatten gehofft, die Tür geht auf. Du kommst herein und alles wird wie früher sein. Wenn Liebe könnte Wunder tun und Tränen Tote wecken, so würde dich schon lang nicht mehr die kalte Erde decken |
#7
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Vielleicht sollte ich ja mal wieder an mich selbst schreiben, um ein bißchen nach vorn zu kommen. War jetzt 6 Wochen in der Reha und habe versucht wieder ein wenig Kraft zu
bekommen. Ich weiß sie kommen nicht wieder. Aber der Verlust ist unendlich und ein Weiterleben wirklich schwierig. Ich habe zwar noch meine Kinder, das ist auch gut so und bin schon ziemlich lange nicht mehr hier gewesen. Ich finde, es bietet eine gute Hilfestellung, aber letztendlich muß man selbst mit den Verlusten klar kommen. Rehas sind ganz gut, aber es ist auch wie eine Glocke und nicht das wirkliche leben. Weil manche Dinge sind halt unumkehrbar. In dieser Klinik waren wirklich viele Leute mit Burn out. Gerade Sozialberufe sind da sehr betroffen. Aber sie kommen nach Hause und haben noch jemanden. Ich nicht. Ich muß mich einfach damit abfinden, das alles wieder alleine in den Griff zu bekommen. Man will sich ja auch nicht an die Kinder hängen. So langsam bekomme ich einen Dreh und gestalte Dinge um. Wenn man überleben will, muß man sich halt irgendwie selbst bewegen. Ist nicht einfach und ich denke das es vielen so geht.
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Francis *11.09.49 + 16.03.2009 Nichts wird mehr sein wie es war. Wir suchen dich oft und hatten gehofft, die Tür geht auf. Du kommst herein und alles wird wie früher sein. Wenn Liebe könnte Wunder tun und Tränen Tote wecken, so würde dich schon lang nicht mehr die kalte Erde decken |
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