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#10
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Hallo ihr Lieben,
ich bewege mich immer noch in einer Seifenblase. Das Gespräch mit dem Bestatter und mit dem Seelsorger (der macht die Trauerfeier, weil er mir am Sonntag sehr geholfen hat), habe ich nun tapfer hinter mich gebracht. Dabei blende ich einfach immer aus, worum es hier eigentlich geht, aber wenn dann alles vorbei ist wird es mir wieder bewusst und dann habe ich das Gefühl es tut mehr weh, wie vorher... Ich bin bei meiner Schwester unter gekommen, alle sind lieb zu mir. Ich werde gut aufgefangen. Trotzdem ist mir auch oft alles zu viel. Hier bei denen geht halt in irgendeiner Form das normale Leben weiter - die Kinder müssen zur Schule - mein Leben ist im Moment aber alles andere als normal. Ich kann es einfach nicht gut haben, ich bin eifersüchtig, dass es bei mir nicht mehr so sein darf. Das das nicht richtig ist, weiß ich. Es tut mir auch irgendwie leid, aber so ist es im Moment nun mal. Ich bin dankbar dafür, dass alle so lieb zu mir sind, aber trotzdem kann mir gerade keiner helfen... Morgen ist die Beerdigung. Jetzt mussten wir auch noch Rücksicht darauf nehmen, dass noch Leute aus Hessen kommen. Irgendwie ja klar, und ich freue mich auch für Alex, dass seine Freunde kommen. Trotzdem wird es morgen nicht einfach werden, und ich hätte es schnell hinter mich bringen wollen... Bei meinem Dad war die Beerdigung ein guter Abschluss. Er hatte lange gekämpft und konnte einfach nicht mehr. Es war wirklich besser für ihn. Bei Alex ist es aber morgen so endgültig. Ich kann ihn dann nicht mehr sehen, geschweige denn anfassen. Ich habe so Angst davor. Alex hatte halt keine Chance zu kämpfen. Man versteht es einfach nicht, was passiert ist. Vor 3 Wochen waren wir noch gemeinsam traurig über den negativen Schwangerschaftstest. Und jetzt ist er einfach nicht mehr da. Ich fühl mich so allein. Alles was man sich in den letzten Jahren aufgebaut hat ist zusammengebrochen. Nun muss ich wieder ganz von vorne anfangen. Das schmerzt so sehr... Gleich darf ich noch mal zu ihm. Ich habe es mir doch noch mal überlegt. Ich werde ihn dann in seinen gemütlichen Klamotten sehen, die er so gerne nach der Arbeit an hatte. Ich habe mir gedacht, dass ich besser mit dem Gedanken umgehen kann "Mist - hätte ich es mal nicht getan", als wenn ich sage "Hätte ich's mal getan". Ab morgen gibt es dafür keine Gelegenheit mehr. Ich habe heute ein Hochzeitsbild aus unserem Haus geholt. Das werde ich ihm mitgeben. Außerdem habe ich ihm eine Kette mit einem Bild von mir geschenkt. Die gleiche Kette bekomme ich dann auch mit einem Bild von ihm. Ich würde ihn gleich wahrscheinlich gerne küssen, aber ich weiß nicht, ob ich das schaffe. Erlaubt wäre es auf jeden Fall. Ich wünsche mir, dass ich das schaffe. Wenigstens möchte ich seine Hand noch einmal halten und ihm über seine behaarten Arme streicheln. Das habe ich immer so gern gemacht, obwohl er es nicht so gern haben konnte.. Vielleicht werde ich gleich auch unsere Rituale anwenden, mal sehen. Bitte wünscht mir Kraft für gleich und vor allem für den schweren Tag morgen. Ich werde mich sicherlich die nächsten Tagen wieder melden. Unsere Geschichte sollte ich vielleicht auch noch aufschreiben. Ich schätze es wird mir gut tun. Ganz liebe Grüße von einer immer noch sehr traurigen Nadin |
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