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#1
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Hallo,
Deine Frage war um was man sich als "Todgeweihter" Gedanken macht. Wie Du in meiner Signatur lesen kannst habe ich zuletzt meine Freundin begleitet - bis dahin habe ich aber schon viele andere Menschen in ihrer letzten Lebensphase begleitet ... Ich kann Dir sagen, dass es tausend Sachen sind, um die sich die Menschen Gedanken machen. Von: - wie fühlt sich das Sterben an? - tut es weh? - was kommt danach, wenn etwas kommt? über: - meine Frau schafft den Garten ja gar nicht, ich muss einen Gärtner bestellen - ich muss das Auto noch verkaufen, weil sie meine Frau eh übers Ohr haun - welche Versicherung muss ich kündigen? - will ich eingeäschert werden? - usw usw usw bis hin zu: - wie verhalte ich mich meinen Angehörigen gegenüber, damit es für sie nicht so schlimm wird wenn ich gehe? - sollte ich lieber in der letzten Zeit ein "Ar***" sein, damit es ihnen nicht so weh tut? - bei wem muss ich mich noch entschuldigen? - wen möchte ich noch sehen? - wieviel Zeit hab ich noch? - darf ich meine Traurigkeit und Angst überhaupt zeigen? - welche Rechnungen müssen unbedingt bezahlt werden? - hab ich meiner Familie eigentlich genug gezeigt, wie sehr ich sie liebe? - bin ich überhaupt damit einverstanden, dass sich mein Partner nach meinem Tode einen neuen Partner sucht? Und wenn ja - wie sag ichs am Besten? - hab ich noch mit irgendwem was zu klären? usw usw usw Sterbende sind oft sehr rücksichtsvoll ihren Angehörigen gegenüber, aber auch entwaffnend ehrlich und aufrichtig. Ich hab mal eine Sterbebegleitung bzw die letzte Zeit eines Menschen, den ich begleitet habe aufgeschrieben - wenn Du magst stell ichs Dir gern ein oder schicks Dir per PN. Vielleicht hilft es Dir. Oft fragen Menschen mich: Wie kannst du sowas tun? Wie verkraftest du das alles? Ich kann das tun, weil ich mich als "Geburtshelfer in eine neue Daseinsform" sehe und ich verkrafte das, weil ich weiß, dass wir ALLE ausnahmslos irgendwann unser Lebensende vor uns haben - und es akzeptiert. Alles Liebe und viel Kraft - und wenn Du es schaffst, rede mit ihm darüber ... vielleicht öffnet es ein wichtiges Tor in Deinem Vater. Herzlichst, Angie
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![]() ![]() ![]() ![]() ... I`ll see you when the sun sets!!! |
#2
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Hallo und dank an Euch, deinen Text wuerde ich gerne lesen.
Den "A-Loch" Punkt hatten wir bereits, eigentlich habe ich in jedem Punkt meinen Dad gesehen... diese Gewoehung trifft es, mich verfolgt das Lied von Unheilig, ich hasse es weil es Immer läuft wenn ich losfahren muss und doch trifft es die Situation völlig..... |
#3
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@alleslüge: diese Gedanken kenne ich, egal was wir so machen, war es wohl seine letzte Cola etc etc etc
Angst bald hier als Hinterbliebener schreiben zu müssen.. euch viel Kraft und danke fuer Eure! Geändert von S.Weinrich (16.09.2010 um 22:32 Uhr) |
#4
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es tut schon gut zu wissen, dass man doch nicht so unnormal ist, wie man manchmal denkt, wenn man sich all diese zeilen durchliest.
auch ich habe alles schon durch: -schreien, weil man nicht weiter kommt -weinen, weil man nichts tun kann als zusehen -die brustgegend ist wie zugeschnürt weil man nicht weiß wie lange man noch hat -alpträume wie man den vater immer und immer wieder beerdigt, obwohl er noch da ist und kämpft aber man weiß, dass das ein verlorener kampf ist -verfluchen anderer leute weil es ihnen gut geht -über andere lachen, die ein wehwehchen haben und denken, dass sie davon sterben werden -verbittert sein weil man merkt dass diese beschissene krankheit das eigene wesen verändert -hass einfach nur hass soll ich noch weitermachen? |
#5
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Hallo Claudia,
frag ich mich auch, gegen diese Gedanken kann man sich nicht wehren. morgen habe ich 4 Tage Urlaußeit 2 Jahren, etwas Wellness mit meinem Mann, etwas in mir freut sich, das andere etwas fühlt sich deswegen schlecht, weil man sich was goennnt obwohl der Vater sterben wird. paradox, aber ich weiß dass er das anders sieht und ich weiß, dass ich bald durchdrehe ohne Tapetenwechsel... Es ist einfach seit der Diagnose, als wuerde eine Gewitterwolke ueber mir regen, regnen, regnen, regnen.... |
#6
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mein vater ist auch betroffen.....eineinhalb jahre haben wir eher wie in einem kokon gelebt, seit der letzten op waren die ergebnisse immer eher gleichbleibend.
jetzt, vor einer woche, haben wir mal wieder schlechtere nachrichten zu hören bekommen...und der kokon hat risse bekommen, obwohl ich so sehr versucht habe, ihn von innen zuzuhalten... diese fragen, diese verdammten, verfluchten fragen... geht es jetzt bergab?hatten wir eineinhalb jahre gleichbleibend, und jetzt gehts los, jetzt wirds schlimm? warum mein vater? warum wir? warum ich? wird er die einschulung meiner tocher in 2 jahren erleben? wie soll ich ihr irgendwann sagen, dass ihr lieber opi im himmel ist?wie soll das leben ohne ihn werden? wie wird das leben allein mit meiner(schwierigen,anstrengenden )mutter? wie wird das leben dann überhaupt werden? wie kann man diesen schmerz aushhalten? wir wird der moment, wenn mein vater stirbt? oh mann...und noch tausenden mehr....ich würde gerne nicht solche gedanken denken, aber sie kommen einfach angestürmt und nisten sich im kopf ein.... viele traurige grüße an ech alle |
#7
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Mein Vater hat sich am Heiligabend mittags mit letzter Kraft bei mir bedankt, für alles, was wir für Ihn getan haben. Am Abend mussten wir Ihn ins KH einliefern lassen - Er verstarb in der Nacht am 26.12.2007. Denken konnte ich damals nicht wirklich - ich hab nur noch funktioniert, war aber jede Minute dankbar, dass mein Vater nicht mehr Leiden musste. Wir haben Ihn bei Minusgraden am 29.12. beerdigt - als der Sarg hinunter gelassen wurde, ging auf einmal der Himmel auf und die Sonne strahlte. Ich stand am Grab meines Vaters und hatte ein Lächeln im Gesicht.
2 Wochen später, als ich dachte, das schlimmste wäre vorbei, konnte ich morgens nicht aufstehen und zur Arbeit gehen. Es ging nicht - ich war nicht mehr fähig, weil alle Wut und alle Trauer dann auf einmal raus wollten, die ich bis dorthin wohl auch unterdrückt habe. Ich war 1 Woche krank geschrieben und dann ging alles ganz langsam wieder bergauf. Ich gehe sehr ungern auf den Friedhof - ich gehe weil ich mich um die Blumen kümmern muss. Meinen Dad trage ich in meinem Herzen - ich suche Ihn nicht auf dem Friedhof. Im Juni 2009 erfuhr meine Mutter vom Brustkrebs - Sie ist 72 Jahre alt. Sei dem vergeht kein Tag ohne Wut, ohne Angst, ohne Sorgen. Mir steht dasselbe wieder bevor. Ich weiss nicht wie ES kommt, aber ich weiss, dass ES kommt. Ich weiss nicht wie lange meine Mama noch leiden muss, aber die Uhr tickt weiter - "Gott sei Dank"! Man geht durch die Hölle, aber es wird besser werden und irgendwann überwiegen die positiven Gedanken. So wird es auch diesmal sein! Ich stand schon am Grab meines Vaters und hab Ihn gefragt, warum Er mich mit der ganzen Schei... allein gelassen hat. Dann heule ich ne Runde und es ist wieder besser. Ein ander Mal steh ich vor seinem Bild und halte Ihm meine Faust ans Kinn. Klingt verrückt, ich weiss, aber es hilft mir manchmal über schlimme Stunden hinweg. Ich denke es ist einfach die Hilflosikeit .... LG GreenEye |
#8
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Gelli ich kenne deine Geschichte, und ich habe still geweint.
Versteht mich nicht falsch aber dieser Abschnitt Krebs sorgt dafuer, dass ich niemals Kinder haben will um ihnen dieses Sterben auf Raten der Eltern zu ersparen. Es ist nicht richtig, das Eltern ihr Kind beerdigen und es ist nicht richtig, das Kinder Ihre Eltern frueh verlieren! Ich habe Angst, dass meine Mum auch erkrankt, meine Schwester, mein Mann furchtbar...ich schlafe nie vor 3h ein, bin um 7h wach, ohne TV geht nicht nachts, weil ich Angst vor den Gedanken habe,die ihr alle gut kennt. Es macht muerbe, staendig muede zu sein. |
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