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#1
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Hallo!
Ich lese schon seit einem Jahr öfter hier im Forum, wenn ich nicht mehr weiter weiß. Bei meiner Mutter wurde vor einem Jahr in der linken Brust ein Knoten gefunden, Diagnose Brustkrebs. Sie wurde brusterhaltend operiert. Ich habe mit ihr zusammen danach diese langwierige und nervenzehrende Therapie (Chemo und Bestrahlung) durchgemacht und war so ziemlich bei jedem Arztbesuch bei ihr. Nun ist eigentlich alles durchstanden. Morgen beginnt ihre AHB und ich hoffe sehr, dass ihr der Aufenthalt gut tut. Sie fühlt sich noch immer nicht "gesund". Die Angst vor dem Krebs, bzw. dass er wieder kommt, ist riesengroß. Auch bei mir. Ich liebe meine Mutter und ich will sie nicht verlieren. Eigentlich dachte ich, nachdem alles überstanden ist, schauen wir zuversichtlich in die Zukunft. Aber irgendwie ist dem nicht so. Im Gegenteil, dadurch dass man wieder mehr Zeit hat, beginnt man zu grübeln und macht sich weiterhin Sorgen. Es ist bei mir so schlimm, dass ich sogar überlege, einen Therapeuten aufzusuchen. Ich habe so unglaublich große Angst, dass der Krebs noch einmal bei ihr ausbricht. Sie sagt, sie würde diese ganze Prozedur nicht noch einmal durchmachen. Durch den Kontakt mit dem Thema Krebs wird man sehr hellhörig, wer welches Schicksal erleidet oder erlitten hat. Und mir kommt immer nur zu Ohren, dass die meisten Frauen zwischen 2 und 10 Jahre später wieder erkrankt sind. Das ist die Statistik, die ich im Kopf für mich führe. Gestern ist dann auch noch eine gute Freundin, die wir beide während der Chemo kennen gelernt haben, und deren Körper nach zweimaligem Bk voller Metastasen war, gestorben. Das alles macht mir das Herz so schwer und ich würde einfach gerne hören, dass nun alles vorbei ist und die Chancen gar nicht so schlecht stehen, dass bei all den Nachsorgeuntersuchungen nie wieder etwas gefunden wird und meine Mutter wenigstens einmal im Leben Glück im Unglück hatte. Ich kann mir kaum vorstellen, ohne sie zu sein. Noch ist es nicht so weit, aber ich würde ihr gern die Freude machen, ihre Enkel im Arm halten zu können. Ich kann mir die Zukunft einfach nicht ohne ihre Anwesenheit und ihren Rat vorstellen, sie ist so ein liebenswerter Mensch. Kann mir jemand von euch sagen, ob meine Sorgen und Gedanken zu weit gehen, oder doch eigentlich ganz vernünftig sind? Wieviele Frauen konnten geheilt werden nach der Brustkrebsbehandlung? Es tut mir leid, dass ich meine Gedanken hier einfach so ausbreite, aber ich weiß einfach nicht, wie ich sonst damit umgehen soll... Liebe Grüße B. |
#2
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Eure Gedanken und Gefuehle sind total normal. Nach so einem Trauma wie der Krebsdiagnose kann man nicht mal eben so wieder "ins normale Leben" zurueckgehen. Es gibt jetzt ein neues "Normal", und dazu gehoert leider auch die Angst vor dem naechsten Krebs, der ja bei vielen gar nicht kommen wird.
Mir ging's auch so nach der Behandlung. Ich kam mir vor als warte ich jetzt... Auf was? Auf den Krebs wieder???? Es hat viel Arbeit an mir selber und mit meiner Psychologin bedurft, bis ich mich einigermassen soweit hatte, dass ich wieder leben konnte, nach Krebs, eben ein neues, ein anderes Leben. Aber die Angst wird wohl immer praesent sein. Es stimmt nicht, dass bei den meisten Patientinnen die Krankheit nach 2-10 Jahren wiederkommt. Ja, sie kommt bei einigen wieder, aber bei ganz vielen eben nicht. Nur diese frueheren Patienten leben irgendwann wieder ihr Leben, ohne staendig an Krebs zu denken oder darueber zu reden. Ich bin zwar "erst" 3 Jahre nach Diagnose, aber bei mir faengt's auch schon an, so zu sein. Ich wuensche deiner Mutter, dass sie ihre AHB richtig geniessen kann und sich gut erholt. Alles Liebe Karina |
#3
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Liebe Bummelbiene
ich kann mich nur Sanne einschließen, sie hat es sehr gut beschrieben!!! Ich bin Mutter die Krebs hat, 1.9. fertig mit Chemo, 66 Jahre alt, meine Tochter 32. Sie liebt mich auch über alles, aber sie kann nicht darüber sprechen, weil sie hilffloss ist!!! Inzwischen bin ich weiter gekommen, dass meine Tochter recht hat, man muss vortwerts schauen, es ist hart, aber permanent nachdenken bekomme, ich bekomme ich nicht, hat keinen Sinn!!!!!!!!!!!!!! leider kann es uns niemand sagen!!!!!!!!!!!! Ich kann nur aus der Zeit das beste machen!!!!! Und dass müssen wir lernen!!!!! Ganz ehrlich gesagt, ich bin froh, dass ich mit diesen Gedanken nicht alleine bin, wir schaffen das schon!!!!!!!!!!!!!!!! Ich mache auch viel Sport, und viele andere angenehme Sachen!!! Und dann sagt man ohhhh wie schön ist das Leben!!!! Ich muss für mich sagen, es ist mir lieber, meine Tochter sagt mir, Mami du schafft es schon und zeigt sie mir die ihre Angst weniger, sonst würde sie es noch auf mich übertargen, es macht mir immer Mut, weil sie ist so davon überzeugt es wird alles gut!!!!!Liebe Grüsse Alie ![]() |
#4
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Hallo Bummelbiene,
ich kann deine Sorgen und Ängste sehr gut nachvollziehen. Auch ich bekomme manchmal die Angst meine Mutti nicht mehr bei mir haben zu dürfen. Dann sage ich mir aber immer, das die Medizin heute schon sehr weit ist und es weiter gehen wird!!! Ich begleite meine Mama auch zu den Arztgesprächen oder wenn wieder eine Untersuchtung ansteht. Wir meistern die Situation gemeinsam und zusammen ist man stark. So nimmt man ein Stück Sicherheit mit in das Gespräch. Diese Gespräche sind ja immer mit einem unguten Gefühl verbunden. Man hat immer Angst, was erfährt man jetzt. Ich war mit meiner Mama auch mal bei einer Psychoonkologin. Meiner Mutti helfen die Gespräche. Mir selber gibt es nicht so viel. Aber veilleicht probierst du es einfach mal aus oder eine Selbsthilfegruppe, daran habe ich mal gedacht. Hast du etwas was dich ablenkt? Ich verarbeite vieles in eigenen Liedern oder puzzle o. backe. Ich kann auch mit meinem Mann über meine Ängste reden oder mit meiner besten Freundin. Herzliche Grüße Kristin |
#5
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Allzu gut verständlich ist diese Angst. Dann muss ich auch noch Angst haben vor einem Herzinfarkt, davor in einem Verkehrsunfall zu Schaden zu kommen, einen Pickel auf der Nase zu haben, wenn ich in die Oper möchte ... Am Anfang lebt sicher jeder in absoluter Panik vor Rezidiv, bei vielen kommt nie was. Und wenn dann doch was kommt, zieht es den Boden unter den Füßen weg, hat man Angst vor den zum Teil sehr unangenehmen Behandlungen und vielleicht wird es doch wieder einigermaßen gut.
Ich lebe seit Jahren mit diesen Aufs und Abs, suche Genußecken mit schönen Filmen, guter Musik, Telefonaten mit lieben Menschen und stehe jeden Morgen auf, auch wenn es kräftemäßig fast nicht geht. Und ich bin gespannt, wie oft ich noch diese bunten Herbstblätter bewundern darf und Backrezepte für Weihnachten rauskrame. Mit einer guten Schmerztherapie kann alles ertragen werden - fast immer. Zuviel Angst lähmt, etwas Zuversicht ist notwendig. Mara |
#6
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Vielen Dank für eure lieben Antworten. Es tut wirklich gut, eure Gedanken zu meinen Sorgen zu lesen. Im Prinzip ist mir das alles ja nicht neu... Es gibt immer Momente, in denen man vernünftig und nüchtern mit dem Thema Krebs und seinen Verlustängsten umgeht. Und dann wieder diese panikartigen Schübe, in denen man das Gefühl hat, alles Unglück der Welt bricht über einem herein.
Es tat und tut mir gut, meine Mutter bei allen Schritten zu begleiten, an den Gesprächen teilzunehmen und viel Kontakt zu ihr zu haben. Aber gerade jetzt, kurz vor meinem B.A.-Abschluss und den anderen Herausforderungen, die sich jedem von uns immer wieder stellen, kommt alles in mir hoch wie ein Boomerang. Das hätte ich nicht erwartet. Bisher habe ich mich immer als belastbaren und starken Menschen empfunden. Sicher, im Vergleich zu der Zeit, als z.B. die Diagnose ausstand, ob die Veränderung in der Lunge meiner Mutter eine Metastase oder doch etwas anderes war (zum Glück nur eine Art Narbe!) sind meine jetzigen Sorgen ein Kinderspiel. In dieser Zeit hatte ich so viel Schmerz, Angst, Wut und Trauer in mir getragen, dass ich dachte, ich könnte das alles nicht mehr ertragen. Jetzt ist das alles aber nachhaltiger, ich erkenne mich selbst nicht wieder. Schlafe schlecht, bin müde und gestresst, nicht mehr unbeschwert und fröhlich, sondern in mich gekehrt und neige dazu, alles schwarz zu sehen. Daher habe ich beschlossen, die Reißleine zu ziehen und zum Psychologen zu gehen. Natürlich kann ich mit meinem Vater, meinem Freund oder Geschwistern reden, aber irgendwie macht es das nicht besser. Ich bin stur und nehme selten Ratschläge an, weil ich das Gefühl habe, sie können meine Last gar nicht tragen. Ich bin aus meiner Familie die einfühlsamste und harmoniebedürftigste und bin immer nur für die Probleme der anderen da. Das ist nicht gut, ich weiß. Ich tue vieles für mich, versuche zu entspannen, gesunden Abstand zu gewinnen. Aber ich denke, das wird noch ein hartes Stück Arbeit. Aber was mir aufgefallen ist: Menschen können so unglaublich viel aushalten, wenn so etwas wie Krebs eintritt. Und man lernt Menschen kennen, die die gleiche Sprache sprechen. Das alles gibt dem Leben so viel mehr Tiefe, die es vorher nicht hatte. |
#7
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@Bummelbiene
![]() Bezüglich Deines letzten Satzes ".....das gibt dem Leben so sehr viel mehr Tiefe...." sagte mal eine meiner MitKämpferinnen, dass sie darauf eigentlich gerne verzichtet hätte ![]() Gleichwohl ist es schon so: Betroffene können nach Krebserkrankungen oft eine Art Neuanfang machen und viele fühlen sich auf ihrem neuen Weg gut ![]() Dir und insbesondere Deiner Mutter wünsche ich alles erdenklich Gute mit herzlichem Gruß ![]()
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Ilse |
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